Regie: Franco Rossi
Eine Geschichte über Freundschaft...
Der 1955 von Franco Rossi inszenierte Jugendfilm "Freunde fürs
Leben" (Amici per la pelle) ist ein ausgesprochen schöner Beitrag
dieses Genres. Dafür gabs dann sogar bei der Verleihung der BAFTA Awards
eine Nominierung als bester Film. Gewonnen hat er diesen Preis nicht,
der ging an Rene Clements "Gervaise" - aber dafür gabs bei den
internationalen Filmfestspielen in Venedig vom Office Catholique du
Cinema einen Preis und in Deutschland erhielt der schwarz-weiß Film das
Prädikat "Besonders wertvoll".
Franco Rossi kam vom
Theater, wandte sich aber aber bald dem Film zu und war Regieassistent
bei Mario Camerini, Luis Trenker und Renato Castellani. Zu seinen
bekanntesten Filmen zählen sicherlich "Zwei Missionare" mit Bud Spencer
und Terence Hill. Auch fürs Fernsehen arbeitete er ab den 60ern immer
wieder, so geht der sehr geglückte Weihnachts-Mehrteiler "Die Odyssee"
auf sein Konto. Seine ersten Filme in den 50ern sind noch vom
Neorealismus geprägt.
In "Freunde fürs Leben" wird der
14jährige Mario Comorati (Geronimo Meynier) damit konfrontiert, dass
sein Platz im Klassenzimmer an den neuen Mitschüler Franco Pedrochinetti
(Andrea Scire) vergeben wurde. Und genau der blamiert ihn noch mit
seinen perfekten Englischkentnissen im Unterricht. Da er sich gedemütigt
fühlt, spielt er dem Neuen einen Streich. Er verstellt heimlich im
Sportunterricht dessen schicke Uhr, so dass sie im Unterricht klingelt.
Dies führt für Franco zu einem Verweis und er muss vor die Tür...aber
auch sein schadenfrohes Lachen wirkt auf den Lehrer verdächtig, so dass
er ebenfalls nach draußen geschickt wird. Damit kommen die beiden ins
Gespräch. Mehr noch: Mario verteidigt Franco bei zwei älteren Schülern.
So versucht Franco sich anzufreunden, doch Mario zögert noch ein
bisschen. Dies ändert sich bald und bald sind die beiden Jungen
unzertrennlich. Francos Mutter starb vor einigen Jahren und der Sohn
eines Diplomaten wohnt seit langer Zeit immer im Hotel, da der Vater in
den letzten Jahren nie irgendwo lange sesshaft war. Franco gibt seinem
besten Freund sogar Einblick in seine inneren Gefühle und traut sich
seine Trauer über die verstorbene Mutter anzuvertrauen, die so schön war
wie der Hollywood-Star Ingrid Bergman. Als auf dem Sportfest ein
Geländelauf ausgetragen wird, kommt es zur großen Bewährungsprobe für
die Freundschaft der beiden Jungs...
Am Ende steht zwar eine
schöne Versöhnung, aber auch ein Abschied, was den sehr stimmungsvollen
Film einen ganz besonderen Platz innerhalb des Jugendfilm-Genres
einbrachte. Die schmerzliche Erfahrung, dass Menschen Freunde brauchen,
aber dass man sich im Lauf des Lebens auch immer wieder von manch einem
Freund verabschieden muss, weil die Lebenswege auseinandergehen. Dies
wird aber keineswegs zu sentimental inszeniert, sondern sehr
realistisch, wie das Leben so spielt. Die beiden Jungen sind sehr
sympathisch und spielen ihre Rollen perfekt, man sieht wie sie durch
ihre Erlebnisse unzertrennlich scheinen. Es gibt da auch ein Mädchen,
namens "Pinoccio", die ein Auge auf Mario geworfen hat. Dafür lernt
Franco seinem Freund wie man mit einer Vespa den Mädels imponiert. Ein
Film der kleinen Dinge und der kleinen Dramen...aber elementar für
unsere jugendlichen Helden. Dies alles hat Rossi mit einer Spur
Neorealismus in Szene gesetzt und unterhält uns auch heute noch mit
seinem 90 Minuten Film prächtig. Leider ist dieser feine Film irgendwo
stark in Vergessenheit geraten - Grund genug ihn wieder neu zu
entdecken.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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