Freitag, 5. Februar 2016

Freunde fürs Leben


Regie: Franco Rossi

Eine Geschichte über Freundschaft...

Der 1955 von Franco Rossi inszenierte Jugendfilm "Freunde fürs Leben" (Amici per la pelle) ist ein ausgesprochen schöner Beitrag dieses Genres. Dafür gabs dann sogar bei der Verleihung der BAFTA Awards eine Nominierung als bester Film. Gewonnen hat er diesen Preis nicht, der ging an Rene Clements "Gervaise" - aber dafür gabs bei den internationalen Filmfestspielen in Venedig vom Office Catholique du Cinema einen Preis und in Deutschland erhielt der schwarz-weiß Film das Prädikat "Besonders wertvoll".
Franco Rossi kam vom Theater, wandte sich aber aber bald dem Film zu und war Regieassistent bei Mario Camerini, Luis Trenker und Renato Castellani. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen sicherlich "Zwei Missionare" mit Bud Spencer und Terence Hill. Auch fürs Fernsehen arbeitete er ab den 60ern immer wieder, so geht der sehr geglückte Weihnachts-Mehrteiler "Die Odyssee" auf sein Konto. Seine ersten Filme in den 50ern sind noch vom Neorealismus geprägt.
In "Freunde fürs Leben" wird der 14jährige Mario Comorati (Geronimo Meynier) damit konfrontiert, dass sein Platz im Klassenzimmer an den neuen Mitschüler Franco Pedrochinetti (Andrea Scire) vergeben wurde. Und genau der blamiert ihn noch mit seinen perfekten Englischkentnissen im Unterricht. Da er sich gedemütigt fühlt, spielt er dem Neuen einen Streich. Er verstellt heimlich im Sportunterricht dessen schicke Uhr, so dass sie im Unterricht klingelt. Dies führt für Franco zu einem Verweis und er muss vor die Tür...aber auch sein schadenfrohes Lachen wirkt auf den Lehrer verdächtig, so dass er ebenfalls nach draußen geschickt wird. Damit kommen die beiden ins Gespräch. Mehr noch: Mario verteidigt Franco bei zwei älteren Schülern. So versucht Franco sich anzufreunden, doch Mario zögert noch ein bisschen. Dies ändert sich bald und bald sind die beiden Jungen unzertrennlich. Francos Mutter starb vor einigen Jahren und der Sohn eines Diplomaten wohnt seit langer Zeit immer im Hotel, da der Vater in den letzten Jahren nie irgendwo lange sesshaft war. Franco gibt seinem besten Freund sogar Einblick in seine inneren Gefühle und traut sich seine Trauer über die verstorbene Mutter anzuvertrauen, die so schön war wie der Hollywood-Star Ingrid Bergman. Als auf dem Sportfest ein Geländelauf ausgetragen wird, kommt es zur großen Bewährungsprobe für die Freundschaft der beiden Jungs...


 Am Ende steht zwar eine schöne Versöhnung, aber auch ein Abschied, was den sehr stimmungsvollen Film einen ganz besonderen Platz innerhalb des Jugendfilm-Genres einbrachte. Die schmerzliche Erfahrung, dass Menschen Freunde brauchen, aber dass man sich im Lauf des Lebens auch immer wieder von manch einem Freund verabschieden muss, weil die Lebenswege auseinandergehen. Dies wird aber keineswegs zu sentimental inszeniert, sondern sehr realistisch, wie das Leben so spielt. Die beiden Jungen sind sehr sympathisch und spielen ihre Rollen perfekt, man sieht wie sie durch ihre Erlebnisse unzertrennlich scheinen. Es gibt da auch ein Mädchen, namens "Pinoccio", die ein Auge auf Mario geworfen hat. Dafür lernt Franco seinem Freund wie man mit einer Vespa den Mädels imponiert. Ein Film der kleinen Dinge und der kleinen Dramen...aber elementar für unsere jugendlichen Helden. Dies alles hat Rossi mit einer Spur Neorealismus in Szene gesetzt und unterhält uns auch heute noch mit seinem 90 Minuten Film prächtig. Leider ist dieser feine Film irgendwo stark in Vergessenheit geraten - Grund genug ihn wieder neu zu entdecken.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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