Regie: James Neilson
Zugfahrt mit Akkordeon und 10.000 Dollar...
Nach den großen Erfolgen mit "Winchester 73" (1950), "Meuterei auf
dem Schlangenfluß" (1952), "Nackte Gewalt" (1953), "Über den Todespass"
(1954) und "Der Mann aus Laramie" (1955) sollte es 1957 zur 6.
Zusammenarbeit von James Stewart und Anthony Mann in Sachen Western
kommen. Doch es kam ganz anders. Da Anthony Mann vom Drehbuch von Borden
Chase überhaupt nicht angetan war, kam es zum Bruch zwischen ihm und
James Stewart, der sich in den Kopf gesetzt hatte, von dem ganz harten
Typen mit krimineller Vergangenheit abzuweichen und stattdessen einen
softeren Mann mit einem Faible für das Akkordeonspielen spielen zu
wollen. Als Sänger und Musiker gibt er dann auch einige Westernsongs im
Film zu Besten, einer davon ist dramaturgisch sehr wichtig, da das Lied
von der Eisenbahn handelt und es das Lieblingslied des verstorbenen,
gottgläubigen Vaters dieses Filmhelden Grant McLaine (James Stewart)
war. Anthony Mann fand diese musikalischen Einlagen "Follow the River"
und "You can´t get far without a Railroad" eher lächerlich und so ging
eine der kreativsten Kooperationen der 50er Jahre zwischen Darsteller
und Regisseur zu Ende. Anthony Mann wurde durch den unbekanntenJames
Neilson ersetzt. Der Zuschauer bekommt allerdings die Möglichkeit sich
von den geringen Gesangstalent von James Stewart zu überzeugen. So
gesehen hat der Film auch liebenswerte und kuriose Anteile.
Wie
schon die Mann/Stewart Western glänzt aber auch "Die Uhr ist
abgelaufen" mit tollen Aufnahmen. Der Film wurde in Durango. Colorado
gedreht und überzeugt in den sattesten Technicolor-Technirama Farben.
Eine
Vergangenheit hat Grant McLaine, der singende Waldläufer mit seinem
Akkordeon, natürlich auch. Aber viel weniger spektakulär. Er wurde
lediglich vor 5 Jahren von der Eisenbahngesellschaft fristlos gefeuert,
weil er sich dem Verdacht aussetzte, dass er an einem Überfall auf die
Eisenbahn beteiligt gewesen sei. Er sollte damals den Banditen Utica Kid
(Audie Murphy) verfolgen und gefangennehmen. Doch statt der Verhaftung,
verhalf er diesem sogar mit einem Pferd zur erfolgreichen Flucht. Was
man nicht für die Familie alles tut...im Laufe des Films wird sich
herausstellen, dass Grant McLaine und Utica Kid Brüder sind. Der Film
beginnt mit idyllischen Bildern vom Lager der streckenarbeiter. Grant
McLaine animiert die Menschen dort mit seiner Musik zum Tanzen. Doch die
Idylle ist trügerisch. Der Bandit Whitey Harbin (Dan Duryea) hat schon
zum dritten Mal den Zug mit den Lohngeldern für die Arbeiter ausgeraubt.
Deshalb bekommt McLaine auch eine Nachricht von der Baugesellschaft. Er
soll wieder für die Eisenbahn arbeiten. Ben Kimball (Jay C. Flippen)
und dessen jüngere Frau Verna (Elaine Stewart) vertrauen Grant McLaine
die Lohngelder in Höhe von 10.000 Dollar an. Der soll sie als Zuggast
sicher zu den Arbeitern bringen. Da er kurz zuvor Joey Adams (Brandon de
Wilde) das Leben gerettet hat, schließt sich dieser Junge McLaine an.
Dabei wird bald klar, dass der Junge schon einmal in der Gewalt von
Whiteys Gang war und auch einen Utica Kid kennt, der die rechte Hand des
Banditenbosses sein soll. Und dann kommt es auch schon zum Überfall auf
den fahrenden Zug...
Der Film floppte an der Kasse und auch
Anthony Mann ließ kein gutes Haar an dem Film. Er meinte, dass die
Geschichte so unzusammenhängend gewesen wäre, dass der Zuschauer rein
gar nicht davon verständen hätte. Dies ist natürlich schon etwas
übertrieben. Im Vergleich zu den Mann/Stewart Western fehlt zwar ein
bisschen die Dramatik, aber insgesamt bietet auch "Die Uhr ist
abgelaufen" gute Spannung und ein schönes Westernfeeling. Audie Murphy
als missratener Bruder mit einer soliden Leistung, dafür war Dan Duryea
als Bösewicht auch schon mal schillernder. Es gibt auch ein Wiedersehen
mit dem damals 15jährigen Brandon de Wilde, der 1953 mit der Rolle des
Joey Starrett in "Mein großer Freund Shane" berühmt wurde und leider mit
30 Jahren am 6. Juli 1972 im Alter von 30 Jahren bei einem
Verkehrsunfall tödlich verunglückte. Ein dramaturgischer Fehler am Ende
wäre natürlich Anthony Mann nicht passiert. Charlotte Drew (Dianne
Foster), die heimliche Freundin von Utica Kid wirkt relativ unbeteiligt
beim Showdown und dessen Folgen. Das wirkt sehr unlogisch und auch
unglaubwürdig.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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