Samstag, 13. Februar 2016

Die Uhr ist abgelaufen






















Regie: James Neilson

Zugfahrt mit Akkordeon und 10.000 Dollar...

Nach den großen Erfolgen mit "Winchester 73" (1950), "Meuterei auf dem Schlangenfluß" (1952), "Nackte Gewalt" (1953), "Über den Todespass" (1954) und "Der Mann aus Laramie" (1955) sollte es 1957 zur 6. Zusammenarbeit von James Stewart und Anthony Mann in Sachen Western kommen. Doch es kam ganz anders. Da Anthony Mann vom Drehbuch von Borden Chase überhaupt nicht angetan war, kam es zum Bruch zwischen ihm und James Stewart, der sich in den Kopf gesetzt hatte, von dem ganz harten Typen mit krimineller Vergangenheit abzuweichen und stattdessen einen softeren Mann mit einem Faible für das Akkordeonspielen spielen zu wollen. Als Sänger und Musiker gibt er dann auch einige Westernsongs im Film zu Besten, einer davon ist dramaturgisch sehr wichtig, da das Lied von der Eisenbahn handelt und es das Lieblingslied des verstorbenen, gottgläubigen Vaters dieses Filmhelden Grant McLaine (James Stewart) war. Anthony Mann fand diese musikalischen Einlagen  "Follow the River" und "You can´t get far without a Railroad" eher lächerlich und so ging eine der kreativsten Kooperationen der 50er Jahre zwischen Darsteller und Regisseur zu Ende. Anthony Mann wurde durch den unbekanntenJames Neilson ersetzt. Der Zuschauer bekommt allerdings die Möglichkeit sich von den geringen Gesangstalent von James Stewart zu überzeugen. So gesehen hat der Film auch liebenswerte und kuriose Anteile.
Wie schon die Mann/Stewart Western glänzt aber auch "Die Uhr ist abgelaufen" mit tollen Aufnahmen. Der Film wurde in Durango. Colorado gedreht und überzeugt in den sattesten Technicolor-Technirama Farben.
Eine Vergangenheit hat Grant McLaine, der singende Waldläufer mit seinem Akkordeon, natürlich auch. Aber viel weniger spektakulär. Er wurde lediglich vor 5 Jahren von der Eisenbahngesellschaft fristlos gefeuert, weil er sich dem Verdacht aussetzte, dass er an einem Überfall auf die Eisenbahn beteiligt gewesen sei. Er sollte damals den Banditen Utica Kid (Audie Murphy) verfolgen und gefangennehmen. Doch statt der Verhaftung, verhalf er diesem sogar mit einem Pferd zur erfolgreichen Flucht. Was man nicht für die Familie alles tut...im Laufe des Films wird sich herausstellen, dass Grant McLaine und Utica Kid Brüder sind. Der Film beginnt mit idyllischen Bildern vom Lager der streckenarbeiter. Grant McLaine animiert die Menschen dort mit seiner Musik zum Tanzen. Doch die Idylle ist trügerisch. Der Bandit Whitey Harbin (Dan Duryea) hat schon zum dritten Mal den Zug mit den Lohngeldern für die Arbeiter ausgeraubt. Deshalb bekommt McLaine auch eine Nachricht von der Baugesellschaft. Er soll wieder für die Eisenbahn arbeiten. Ben Kimball (Jay C. Flippen) und dessen jüngere Frau Verna (Elaine Stewart) vertrauen Grant McLaine die Lohngelder in Höhe von 10.000 Dollar an. Der soll sie als Zuggast sicher zu den Arbeitern bringen. Da er kurz zuvor Joey Adams (Brandon de Wilde) das Leben gerettet hat, schließt sich dieser Junge McLaine an. Dabei wird bald klar, dass der Junge schon einmal in der Gewalt von Whiteys Gang war und auch einen Utica Kid kennt, der die rechte Hand des Banditenbosses sein soll. Und dann kommt es auch schon zum Überfall auf den fahrenden Zug...



Der Film floppte an der Kasse und auch Anthony Mann ließ kein gutes Haar an dem Film. Er meinte, dass die Geschichte so unzusammenhängend gewesen wäre, dass der Zuschauer rein gar nicht davon verständen hätte. Dies ist natürlich schon etwas übertrieben. Im Vergleich zu den Mann/Stewart Western fehlt zwar ein bisschen die Dramatik, aber insgesamt bietet auch "Die Uhr ist abgelaufen" gute Spannung und ein schönes Westernfeeling. Audie Murphy als missratener Bruder mit einer soliden Leistung, dafür war Dan Duryea als Bösewicht auch schon mal schillernder. Es gibt auch ein Wiedersehen mit dem damals 15jährigen Brandon de Wilde, der 1953 mit der Rolle des Joey Starrett in "Mein großer Freund Shane" berühmt wurde und leider mit 30 Jahren am 6. Juli 1972 im Alter von 30 Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte. Ein dramaturgischer Fehler am Ende wäre natürlich Anthony Mann nicht passiert. Charlotte Drew (Dianne Foster), die heimliche Freundin von Utica Kid wirkt relativ unbeteiligt beim Showdown und dessen Folgen. Das wirkt sehr unlogisch und auch unglaubwürdig.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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