Regie: Ray Enright
Ein Lehrer und seine Schüler...
In der deutschen Fassung von "Kansas
Raiders" aus dem Jahr 1950 wurden aus Jesse (Audie Murphy) und Frank
James (Richard Long), Kit Dalton (Tony Curtis) und Cole (James Best) und
James Younger (Dewey Martin) die Filmfiguren Johnny Camps mit Bruder
Frank, Ken Norton und Sol und Jim Tucker, was besonders das Ende auch
verfälscht, denn die jungen Männer machen sich danach auf wieder in die
alte Heimat zurückzukehren und den Schauplätzen des Krieges den Rücken
zu kehren...dabei zeigte der unheilvolle Einfluß von Quantrill (Brian
Donlevy) in eine ganz andere Richtung. Statdessen trat die Gruppe dieser
jungen Männer am Ende sein Erbe der Gesetzlosigkeit an und sie werden
zukünftig eine Laufbahn als gesuchte Schwerverbrecher einschlagen. Jesse
James, damals 17 Jahr, wurde am 3. April 1882 im Alter von 34 Jahren
erschossen. William Clark Quantrill selbst lebte von 1837 bis 1865 und
war einer der berüchtigtsten Partisanenführer des Sezessionskriegs.
Unsere fünf jungen Männer haben im Krieg sowohl Heimat als auch die
Eltern verloren. So entsand ein unbändiger Hass auf alle
Yankee-Soldaten. Sie sind auf der Suche nach diesem legendären
Quantrill, der sich mit einer großen Truppe von Guerillas vor den
Unionstruppen versteckt hält. Auf ihrer Reise treeffen sie die hübsche
Kate Clark (Marquerita Chapman), die Qunatrill kennt, die Jungs aber
davor warnt sich seiner Bande anzuschließen. Wenig später treffen sie
auf Quantrills Männer, werden zuerst gefangen genommen und dann vom
selbsternannten Heeresführer in seinen Kreis aufgenommen - auch Kate
treffen sie bei der Bande wieder, sie ist die Geliebte von Quantrill.
Und Johnny, der Anführer der Jungs, gewinnt durch seine Intelligenz,
sein strategisches Verständnis und seine Führungsqualiäten schnell das
Vertrauen des Obersten. Aber er bemerkt auch, dass es der Bande nicht
alleine um den Kampf gegen die Yankee Soldaten geht. Brutale Überfälle
auf Patrouillen, Eisenbahnstrecken, Kuriere und Siedlungen der Union
verschafften dem Partisanenführer den Ruf "The bloodiest man in American
History" zu sein, Doch er und vor allem auch seine rechte Hand Bill
Anderson (Scott Brady) vergreifen sich oft auch an Zivilisten, brennen
Farmen nieder und töten Frauen und Kinder. Ausserdem lässt er gefangene
Soldaten als Spione exekutieren. Johnny wendet sich bald von seinem
Vorbild ab....
"Reiter ohne Gnade" wurde von Ray Enright inszeniert und basiert auf einem Drehbuch von Robert L. Richards, der auch das Script zu "Winchester 73" verfasste. Thematisiert wird nicht nur der amerikanische Bürgerkrieg, der Menschen entwurzelt und sie zu Kriminellen macht, sondern auch die Konfrontation von verfeindeten Rebellentruppen, die noch gefährlicher waren als die Männer der beiden sich bekämpfenden Armeen. Denn diese Banden mussten sich nicht an Spielregeln halten. So kam zum Krieg auch noch eine weitere, ganz furchterregende Brutalität noch oben drauf. Raub, Plünderung und Mord schien zur Tagesordnung zu werden.
Der Film gewährt m.E. eine
recht authentischen und stimmigen Blick in diese Zeit und zeigt auch
eindrücklich, dass der ehemalige Kämpfer Quantrill langsam die Kontrolle
über seine Truppe verliert und wie sich seine patriotischen Ideale
immer mehr ins reine Banditentum verwandeln. In den noch unverdorbenen
Johnnny Camps sieht er vielleicht sich selbst, doch diese Erkenntnis
kommt dann leider viel zu spät. Es gibt viel Action und viele Kugeln
finden ihr Ziel. Es gibt Überfälle und Kriegsverbrechen zu sehen und der
Zuschauer bekommt einen guten Eindruck was damals tatsächlich jenseits
der offiziellen Schlachtfelder geschah. Mit einer Laufzeit von knapp
unter 80 Minuten ist die Produktion auch nicht zu lang ausgefallen.
Einmal mehr darf Audie Murphy sich in den Sattel schwingen und die
Waffen sprechen lassen. "Reiter ohne Gnade" war einer seiner ersten
Western, er war damals gerade mal 25 Jahre alt. Er macht seine Sache
gut, wirkt glaubwürdig in dieser Geschichte über die unheilvollen
Verführungen zum Bösen.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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