Regie: Budd Boetticher
Kriegsheimkehrer...
In den 80er Jahren
wurden die Western von Budd Boetticher von der Filmkritik
wiederentdeckt. 1991 wurde ihm von der Los Angeles Film Critics
Association der Preis fürs Lebenswerk verliehen. Der Regisseur starb
2001 im Alter von 85 Jahren. Dabei können sich nicht nur seine mit
Randolph Scott gedrehten Western sehen lassen. Auch seine Frühwerke sind
heute als gute B-Western anerkannt. Mit Rock Hudson drehte er 1952 den
Kriegsheimkehrer-Western "Fluch der Verlorenen" und einige Monate später
spielte Hudson die Hauptrolle in seinem Indianerfilm "Seminola". Hudson
stand damals noch am Anfang seiner Karriere - er war ein aufstrebender
Schauspieler, der noch nicht der große Filmstar war und wurde durch
diese guten Leistungen auch von Raoul Walsh in den beiden Western "Mit
der Waffe in der Hand" und "Gefährliches Blut" als Hauptdarsteller
eingesetzt. Auch Anthony Mann setzte ihn in seinen Western "Winchester
73" (als jungen Indianerhäuptling) und "Meuterei am Schlangenfluß" ein -
erst nach diesen Western gelang Hudson der große Durchbruch mit den
Melodramen von Douglas Sirk und mit Komödien an der Seite der genauso
beliebten Doris Day.
Star in "Fluch der Verlorenen" ist aber eher Robert Ryan, der wie
gewohnt einen ambivalenten Charakter verkörpert. Die Grundkonstellation
erinnert an William Wylers Meisterwerk "Die besten Jahre unseres Lebens"
- Frederic March, Dana Andrews und Harold Russell kehren nach Ende des
2. Weltkriegs heim und haben enorme Schwierigkeiten sich wieder in die
Gesellschaft einzugliedern. In Boettichers Film kehren Dan Hammond
(Robert Ryan), sein jüngerer Bruder Neil (Rock Hudson) und deren
gemeinsamer Freund Tiny (James Arness) nach dem Bürgerkrieg in ihre
Heimat Texas heim.
Während sich Neil bereits auf das Farmerleben freut und seine Sally
(Judith Braun) heiraten will, was Vater (John McIntire) und Mutter
Hammond (Francis Bavier) sehr glücklich macht, kommt der ältere Dan mit
der neuen "alten" Situation nicht mehr zurecht. Im Krieg war er ein Held
der Südstaaten und ein Idol für seine untergebenenen Männer, doch als
Farmer muss er nun wohl wieder kleinere Brötchen backen.
Kurz nach seiner Ankunft in der Stadt trifft er die schöne Lorna
Harding (Julia Adams), die wohl nicht besonders glücklich ist in ihrer
Ehe mit dem reichen skrupellosen Geschäftsmann Harding (Raymond Burr).
Durch den Bankier der Stadt bekommt Dan die Gelegenheit zu einem
Pokerspiel in den besten Kreisen eingeladen zu werden. Dies wird im Haus
von Harding abgehalten und leider schuldet Dan am Ende seinem Gastgeber
5.000 Dollar. Da er nicht sofort flüssig ist, wird er vor der ganzen
Gesellschaft von Harding aufs Übelste gedemütigt. Dieses Ereignis
markiert auch eine Wende im Verhalten von Dan, der nun bei den
Gesetzlosen, die vor der Stadt lagern, Männer sucht, die ihm folgen. Da
viele dieser gestrandeten Existenzen Dan kennen, kann er diese auch für
eine Art Privatarmee rekrutieren. Danach kommt es zu vielen Überfällen
in der Gegend und Rinder werden für gutes Geld nach Mexiko verkauft. Zum
Nachteil von Harding, der sehr oft durch diese Überfälle geschädigt
wird. Der verdächtigt auch Dan, denn der ist plötzlich ebenso reicher
Geschäftsmann. Die Situation wird somit bald eskalieren...
Natürlich - so wollte es die Hollywood Moral der 50er Jahre - muss
am Ende die umstrittene Hauptfigur sterben. Sein Tod ist auch für seine
Familie eine Erleichterung, wenn man das Schlußbild sieht - dort sind
Ma, Pa, Neil und seine etwas farblose Sally glücklich vereint. Denn im
Laufe der Geschichte wird Dan immer mehr zu dem Mann, der in der ersten
Phase des Films dieser ausgekochte Bösewicht war. Dan eifert diesem nach
und bekommt auch irgendwann dessen attraktive Frau. Nur diese Frau
erkennt noch die Unterschiede der beiden Männer. Ihr Ex war brutal und
es war der Horror seine Frau zu sein, mit Dan hat sie persönlich ihr
Glückslos gezogen. Julia Adams spielt hier genauso wie Robert Ryan eine
höchst interessante Figur. Menschen, die nicht so leicht zu durchschauen
sind und gegen die gängigen Erwartungen agieren. Mit Dan hat der
Zuschauer insofern noch ein gewisses Mitleid, diese Credits verspielt er
aber spätestens in dem Moment, in dem er seinen ehemals besten Freund
kaltblütig erschießt. Aus einem netten, sympathischen Mann wurde ein
Monster, ein Tyrann für seine gesamte Umgebung. Einmal mehr beweist hier
Robert Ryan was für ein guter Schauspieler er war. Er wurde in
"Crossfire" für den Oscar nominiert - neben seinen Auftritten in "Nackte
Gewalt", "Die Verdammten der Meere", "Lawman" und "The Wild Bunch"
sicherlich seine beste Rolle.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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