Regie: Hugo Fregonese
Neurotischer Denbow Clan...
Hugo Fregoneses Western "Der Tag der Vergeltung" aus dem Jahr 1952
heißt im Original "Untamed Stranger" und ist einer dieser Western, die
dem Zuschauer einen übermächtigen Rinderbaron - meistens mit
neurotischen Familienangehörigen - zeigt. In "Der Tag der Vergeltung"
ist es die Geschichte der Familie Denbow, Verwandte von ähnlichen
Westernfamilien gleichen Kalibers wie den Zacharys in John Hustons
"denen man nicht vergibt", den Waggomans in Anthony Manns "Mann aus
Laramie" oder den MacCanles in King Vidors opulentem "Duell in der
Sonne".
In Fregoneses Film lernt der Zuschauer den störrrischen und
unnachgiebigen Rancher und Witwer Matt Denbow (Minor Watson) kennen, der
einen Riesenbesitz beherrscht. Wichtigste Frau im Haus ist Denbows
Schwester Camilla (Katherine Emery), die aber bei den Geschäften nichts
zu sagen hat. Denbows leiblicher Sohn heißt Glenn (Scott Brady), ist sehr faul und
reichlich vergnügungssüchtig. Glenn gerät oft in Auseinandersetzungen,
doch er und sein Kumpel Dave Chittun (Lee van Cleef) wissen gut mit dem
Revolver zuzugehen. Und auch mit Frauen, doch die berechnende Lottie
(Suzan Ball), die in der Bar arbeitet, hat beide Männer fest im Griff,
manipuliert die Kerle und hat ihre eigenen Pläne. Der ruhende Pol der
Familie ist Denbows rechtschaffener Neffe Kirk Denbow (Joseph Cotten).
Aber auch er gibt sich vorerst unerbittlich im Konflikt mit den
neuangekommenen Siedler, die Denbows Land überqueren wollen und dem
lokalen Zeitungsreporter, der gegen die Denbows schreibt. Schließlich
hat der Alte sein Land auch mit viel Gewalt an sich gerissen und lässt
es heute nicht mehr los. Als Glenn bei einer Schießerei einen Mann
erschießt, der gar keine Waffe bei sich trug, lernt er dessen Schwarm
Jane Stevens (Shelley Winters) kennen. Die junge naive Frau ist
Augenzeugin des ungleichen Duells und könnte in dieser Funktion
gefährlich für Glenn werden. Denn auf Mord steht die Todesstrafe in
Texas. Doch ein Gesetz verbietet der Frau des Angeklagten gegen ihren
Mann auszusagen. Was liegt da näher als die Zeugin, die eh an dem
flatterhaften Glen Gefallen findet, zu ehelichen. Erst nach der
Vermählung erfährt die ahnungslose Jane von diesem Deal. Sie durchschaut
aber bald ihren Gatten, der zudem weiterhin ein Verhältnis mit der
berechnenden Lola pflegt und sagt ihrem Schwiegervater gehörig die
Meinung. Kirk, der Jane anfänglich misstrauisch begegnet, verliebt sich
auch bald in die Frau, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck...
Genauso ambitioniert wie der etwas früher (1950) entstandene
"Apache Drums" ist auch dieser Western des argentinischen Regisseurs
Hugo Fregonese, der in den 60er Jahren mit "Old Shatterhand" einen der
besseren Karl May Western made in Germany drehte. Vor allem der
Indianerüberfall in der Schlucht ist mir noch in bester Erinnerung, weil
gerade solche atmosphärischen Szenen in den Western von Fregonese gar
keine Seltenheit sind. In "Der Tag der Vergeltung" wurde auch eine
hochkarätige Schauspielerriege gewonnen. Die junge Shelley Winters stand
zwar noch nach grandiosen Rollen in "Winchester 73" und "Ein Platz an
der Sonne" am Anfang ihrer Karriere. Aber Joseph Cotten war damals ein
Big Star und er spielt sogar die fast gleiche Rolle wie in dem bereits
erwähnten Vorbildfilm "Duell in der Sonne". Suzan Ball macht als Femme
Fatale eine gute Figur. Leider verstarb die Schauspielerin drei Jahre
später im jungen Alter von 21 Jahren an Lungenkrebs. Ihre letzte Rolle
hatte sie in George Shermans Indianerfilm "Der Speer der Rache". Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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