Samstag, 3. November 2018

Der Tag der Vergeltung

























Regie: Hugo Fregonese

Neurotischer Denbow Clan...

Hugo Fregoneses Western "Der Tag der Vergeltung" aus dem Jahr 1952 heißt im Original "Untamed Stranger" und ist einer dieser Western, die dem Zuschauer einen übermächtigen Rinderbaron - meistens mit neurotischen Familienangehörigen - zeigt. In "Der Tag der Vergeltung" ist es die Geschichte der Familie Denbow, Verwandte von ähnlichen Westernfamilien gleichen Kalibers wie den Zacharys in John Hustons "denen man nicht vergibt", den Waggomans in Anthony Manns "Mann aus Laramie" oder den MacCanles in King Vidors opulentem "Duell in der Sonne".
In Fregoneses Film lernt der Zuschauer den störrrischen und unnachgiebigen Rancher und Witwer Matt Denbow (Minor Watson) kennen, der einen Riesenbesitz beherrscht. Wichtigste Frau im Haus ist Denbows Schwester Camilla (Katherine Emery), die aber bei den Geschäften nichts zu sagen hat. Denbows leiblicher Sohn heißt Glenn (Scott Brady), ist sehr faul und reichlich vergnügungssüchtig. Glenn gerät oft in Auseinandersetzungen, doch er und sein Kumpel Dave Chittun (Lee van Cleef) wissen gut mit dem Revolver zuzugehen. Und auch mit Frauen, doch die berechnende Lottie (Suzan Ball), die in der Bar arbeitet, hat beide Männer fest im Griff, manipuliert die Kerle und hat ihre eigenen Pläne. Der ruhende Pol der Familie ist Denbows rechtschaffener Neffe Kirk Denbow (Joseph Cotten). Aber auch er gibt sich vorerst unerbittlich im Konflikt mit den neuangekommenen Siedler, die Denbows Land überqueren wollen und dem lokalen Zeitungsreporter, der gegen die Denbows schreibt. Schließlich hat der Alte sein Land auch mit viel Gewalt an sich gerissen und lässt es heute nicht mehr los. Als Glenn bei einer Schießerei einen Mann erschießt, der gar keine Waffe bei sich trug, lernt er dessen Schwarm Jane Stevens (Shelley Winters) kennen. Die junge naive Frau ist Augenzeugin des ungleichen Duells und könnte in dieser Funktion gefährlich für Glenn werden. Denn auf Mord steht die Todesstrafe in Texas. Doch ein Gesetz verbietet der Frau des Angeklagten gegen ihren Mann auszusagen. Was liegt da näher als die Zeugin, die eh an dem flatterhaften Glen Gefallen findet, zu ehelichen. Erst nach der Vermählung erfährt die ahnungslose Jane von diesem Deal. Sie durchschaut aber bald ihren Gatten, der zudem weiterhin ein Verhältnis mit der berechnenden Lola pflegt und sagt ihrem Schwiegervater gehörig die Meinung. Kirk, der Jane anfänglich misstrauisch begegnet, verliebt sich auch bald in die Frau, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck...


Genauso ambitioniert wie der etwas früher (1950) entstandene "Apache Drums" ist auch dieser Western des argentinischen Regisseurs Hugo Fregonese, der in den 60er Jahren mit "Old Shatterhand" einen der besseren Karl May Western made in Germany drehte. Vor allem der Indianerüberfall in der Schlucht ist mir noch in bester Erinnerung, weil gerade solche atmosphärischen Szenen in den Western von Fregonese gar keine Seltenheit sind. In "Der Tag der Vergeltung" wurde auch eine hochkarätige Schauspielerriege gewonnen. Die junge Shelley Winters stand zwar noch nach grandiosen Rollen in "Winchester 73" und "Ein Platz an der Sonne" am Anfang ihrer Karriere. Aber Joseph Cotten war damals ein Big Star und er spielt sogar die fast gleiche Rolle wie in dem bereits erwähnten Vorbildfilm "Duell in der Sonne". Suzan Ball macht als Femme Fatale eine gute Figur. Leider verstarb die Schauspielerin drei Jahre später im jungen Alter von 21 Jahren an Lungenkrebs. Ihre letzte Rolle hatte sie in George Shermans Indianerfilm "Der Speer der Rache".



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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