Sonntag, 4. November 2018

Ninotschka

























Regie: Ernst Lubitsch

Den Augenblick genießen...

"Genossen ! Mitmenschen der Welt ! Die Revolution marschiert. Ich weiß, Kriege werden über uns niederbrechen, Bomben werden fallen, die Zivilisation wird zusammenbrechen...aber noch nicht gleich...bitte...wartet, wartet...wozu die Eile ? Laßt uns glücklich sein, schenkt uns diesen Moment" - ein berühmter Satz aus Ernst Lubitschs Komödie "Ninotschka", der am Vorabend des 2. Weltkriegs realisiert wurde. Als der Film am 9. November 1939 in die US-Kinos kam, nahm in Europa die Katastrophe schon ihren Lauf. So steht diese Greta Garbo Szene für ein letztes Atemholen vor den beginnenden kriegerischen Zeiten, die bis 1945 dauern sollten. In Deutschland wurde der Film erst 1950 uraufgeführt.
Es ist höchstwahrscheinlich auch Greta Garbos beste Leistung in Hollywood und bescherte ihr eine Oscarnominierung. Drei weitere Nominierungen gabs in den Kategorien "Bester Film", "Beste Originalstory" und "Bestes Drehbuch".
Das Drehbuch von Melchior Lengyel wurde später zu einem Broadway Musical umgearbeitet und erneut verfilmt. Das Musical hieß "Seidenstrümpfe" mit Cyd Charisse und Fred Astaire, die unter der Regie von Rouben Mamoulian agierten.
An der Kinokasse waren beide Versionen sehr erfolgreich.
Die Geschichte spielt in Paris in den 20er Jahren: Die drei sehr ungeschickten Genossen Iranov (Sig Ruman), Buljanov (Felix Bressart) und Kopalsky (Alexander Granach) sind im Auftrag von Kommissar Razinin (Bela Lugosi) in der Stadt der Liebe, um die konfiszierten Juwelen der Großherzogin Swana (Ina Claire) möglichst für viel Geld zu verkaufen. Die Partei braucht dringend Geld. Die Großherzogin Swana lebt ebenfalls in Paris im Exil. Da ein Vetrauter, der Graf Alexis Rakonin (Gregory Gaye) im Hotel arbeitet, bleibt die Aktion nicht lange geheim. Er erzählt der Großherzogin, dass sich deren Schmuck in der Stadt befindet. Mit Hilfe ihres listigen und jüngeren Geliebten Graf Leon d´Algout (Melvyn Douglas), der den drei Russen das westliche Lotterleben schmackhaft macht, gelingt es den Verkauf mit einem Juwelier in letzter Sekunde aufzuschieben. Die französischen Gerichte sollen nun klären, ob der Verkauf dieser Juwelen rechtens ist. Natürlich erfährt der Kommissar von der gescheiterten Mission der drei Genossen. Die sollen möglichst schnell von der Sondergesandten Nina Ivanovna Yakushova (Greta Garbo) der Sowjetunion zurück auf den rechten bolschewistischen Weg geführt werden. Die emsige Funktionärin reist ins sündige Paris und ist schockiert über den Lebensstil in der freien Welt. Wie schön dagegen ist doch die Moskauer Wohnungsnot, weil man mit anderen Genossen die Räume teilt oder die stalinistischen Maiparaden. Natürlich interessiert sich die Kommissarin für die sehenswürdigkeiten der Stadt, vor allem für die technischen Funktionen des Eiffelturms. Bei einer dieser Stadtbesichtigungen lernt sie zufälligerweise diesen nichtsnutzig schmarotzenden Geliebten der Großfürstin kennen. Und sie erliegt trotz ihrer Engstirnigkeit und Erstarrung immer mehr diesem Charmbolzen, der tatsächlich auch das Gleiche für diese russische Frau empfindet...



Wie auch Ernst Lubitsch bester Film "Sein oder Nichtsein" geht dieser geniale Screwball Klassiker auf das Drehbuch von Melchior Lengyel zurück, doch Lubitschs Berliner Freunde Walter Reisch und Billy Wilder halfen mit. Am Ende muss die verliebte Frau für ihr Vaterland ein hartes Opfer bringen - denn sie hat zu wählen zwischen dem Schmuck für Väterchen Russland und ihrem Geliebten. Obwohl sie einander lieben, verrät Ninotschka (so nennt Leon sie) weigert sich sich ihr Land zu verraten. Diese politischen Themen (Kommunismus, Vorabend des 2. Weltkriegs) dienen als Hintergrund für eine komische Einlage nach der anderen und Lubitsch hat alles perfekt und leichtfüßig mit seiem speziellen Touch inszeniert.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 
 

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