Ein Leben für Deutschland...
Das Schlußbild des Films "Canaris", dem Gewinner des deutschen
Filmbandes in Gold 1955 stimmt traurig und bleibt hängen. Wilhelm
Canaris wird von der Gestapo abgeholt, zurück bleiben seine beiden
Hunde, die dem fahrenden Wagen nachrennen. Ein Schicksal wie viele in
diesen Zeiten. Abgeholt und nie wieder kommen. Hier in Alfred
Weidenmanns Biopic handelt es sich aber um eine berühmte historische
Persönlichkeit.
Dieser Wilhelm Franz Canaris wurde am 1. Januar 1887 in Alperbeck
bei Dortmund geboren und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg
hingerichtet. Der Admiral war während des 3. Reiches Leiter der Abwehr,
des militärischen Geheimdienstes der Wehrmacht.
Er galt als sehr konservativ und während der Weimarer Republik
sympathisierte er mit der rechsradikalen und republikfeindlichen
Organisation Consul. Er unterstützte Franco im spanischen Bürgerkrieg
und als 1. Mann des militärischen Nachrichtendienstes war der Admiral an
allen großen Militäroperationen des Deutschen Reiches im Zweiten
Weltkrieg beteiligt. Er war aber kein Anhänger von Hitler und so
unterstützte Canaris heimlich zahlreiche konservative
Widerstandsbewegungen, die schon vor dem Ausbruch des Krieges Hitler
stürzen wollte. Indirekt war er auch in das Attentat vom 20. Juli 1944
auf Hitler selbst verwickelt. Sein Verhängnis war, dass man die Gestapo
sein Tagebuch fand - damit war der Kontakt zum Widerstand gegen den
Nationalsozialismus bewiesen.
O. E. Hasse spielt diese umstrittene historische Figur aus der
dunklen Stunde deutscher Geschichte und der Schauspieler strahlt in
dieser Rolle eine unheimliche Präsenz aus. Bei der Vergabe der deutschen
Filmpreise ging O. E. Hasse allerdings leer aus. Bester Schauspieler
wurde O. W. Fischer in Helmut Käutners "Ludwig II". Damit war
Nebendarsteller Martin Held erfolgreicher - er siegte in der Kategorie
"Bester Nebendarsteller" in der Rolle des Reinhard Heydrich. Tatsächlich
werten diese beiden Darstellungen Alfred Weidenmanns Film merklich auf.
Weitere Bundesfilmpreise gabs für Regisseur Alfred Weidenmann und für
den Drehbuchautor Herbert Reinecker. Dramaturgisch bewegt sich der Film
zwischen Spionagegeschichte und Charakterstudie. Als Letzteres lässt er
allerdings vieles an Canaris in der Schwebe. O. E. Hasse verleiht seiner
Figur melancholische Züge, ein abwartender Charakter. Einer, der seine
Chance auf Veränderung verstreichen lässt, vielleicht weil er zu sehr
ein korrekter Beamter ist.
Weidenmann hat in seine Biografie auch geschickt eine Romanze
zwischen Oberleutnant Althoff (Adrian Hoven) mit Canaris Sekretärin
Irene von Harbeck (Barbara Rütting) eingebaut. Die wird von Heydrich
erpresst und soll bei Canaris spionieren. Druckmittel ist der
inhaftierte Vater. Doch Canaris hat Heydrichs Spitzel schon schnell
entlarvt und lässt die Spionage gewähren. Im Laufe des Films schlägt
sich Irene dann doch auf die Seite von Canaris. Die Männerfeindschaft
von Canaris und Heydrich, die nie offen ausgesprochen wird, ist jedoch
der markante Pfeiler dieser Vergangenheitsbewältigung aus den 50er
Jahren. Ein Film über einen Deutschen, der im Streit zwischen Pflicht
und Gewissen stand und der aber nicht fähig war den Mord an dem Tyrannen
zu befehligen. Bei seiner Enstehung war der Film ein riesiger Erfolg
und neben "Ludwig II" der Kassenerfolg des Jahres. Aus heutiger Sicht
kann er jedoch mit den großen Dritte Reich Filmen der 50er wie "Des
Teufels General" oder "Nachts, wenn der Teufel kam" nicht mithalten.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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