Regie: Leo McCarey
Anarchie in Freedonia...
Leo McCarey gewann 1937 für "Die schreckliche Wahrheit" und 1944
für "Der Weg zum Glück" den Regie-Oscar. Sein 1957 gedrehtes Liebesdrama
"Die große Liebe meines Lebens" wurde zu einem großen Kultfilm und er
war auch die treibende Kraft, dass ich die Komiker Stan Laurel und
Oliver Hardy in den 20er Jahren zu einem Duo formierten. Den Marx
Brothers verhalf er mit seiner Regiearbeit zu "Duck Soap" (Deutscher
Titel: Die Marx Brothers im Krieg) zur Krönung ihrer Karriere - zwar
wurde die irrwitzige Komödie kein rieisger Kinohit, aber er entwickelte
sich im Laufe der Zeit immer mehr zum Meisterwerk der anarchistischen
Brüder Groucho, Harpo, Chico und Zeppo. In jedem ihrer Filme nehmen die
Brüder hier eine stets gleichbleibende Rolle ein. So ist Groucho immer
der Chef mit seiner Brille ohne Gläser und seinem riesigen aufgemalten
Schnurrbart. Harpo ist ständig in Aktion, er ist zwar stumm, aber
sprengt jede Szene mit seinen irren Handlungen - er nimmt alles an sich
was ihm gefällt, schneidet mit seiner Schere hinein in die Kleidung
anderer Leute und kommuniziert mit seinen Brüdern durch eine
enervierende Autohupe, die er am Gürtel trägt. Chico spielt den Typus
des ausländischen Emmigranten, er ist derjenige, der niedrigere Arbeiten
verrichtet, darf aber durch böse Einfälle glänzen. Lediglich Zeppo, der
jüngste des Brüderquartetts blieb eher blass. Er verließ auch später
die Gruppe.
"Duck Soap" war zwar alles andere als Flop, aber er führte
letztendlich dazu, dass die Marx Brothers sich letztendlich vom
Paramount Studio trennten. Heute besitzt "Duk Soap" einen
herausragenden Klassikerstatus und landete in der Liste des AFI über die
100 besten US-Filme aller Zeiten auf dem 60. Rang.
Die Geschichte spielt im fiktiven Staat Freedonia, der vor dem
totalen Bankrott steht. Die Regierungsmitglieder sind auf das Geld der
reichen Amerikanerin Mrs. Teasdale (Margaret Dumont) angewiesen, nur sie
kann dem bankrotten Staat einen so großzügigen Kredit gewähren. Doch
die Lady knüpft eine einzige Bedingung: Ein Präsident muss her, der die
Fähigkeiten Können und Skrupellosigkeit miteinander verbindet und dieser
Mann - so bestimmt sie - kann nur Rufus T. Firely (Groucho Marx) sein.
Der nimmt den Posten auch an und bringt seinen Chauffeur Pinkie (Harpo
Marx) und einen Mann namens Chicolini (Chico Marx) mit. Lezterer wird
sogar Kriegsminister und beide Kumpane von Rufus sind auch als Spione im
Nachbarstaat Sylvania tätig. Tatsächlich spielt Sylvania mit falschen
Karten, obwohl deren Botschafter Trentino (Louis Calhern) den
Friedensengel spielt und seine attraktive Sekretärin Vera Marcal (Raquel
Torres) auf den chaotischen Rufus ansetzt. Der bringt eigentlich nur
Anarchie zustande, es kommt zum Krieg zwischen Freedonia und Sylvania,
am Ende hat Freedonia mit den absurden Brüdern den Krieg gewonnen, die
arme Mrs. Teasdale wird am Ende von Rufus, Pinkie und Chicolini mit
Äpfeln beworfen...
Am besten gelungen ist die Spiegelszene, die einen Grouche mit
Morgenmantel, Nachtmütze, Schnauzbart und Zigarre zeigt. Vor dem Spiegel
sieht er sich selbst - dabei ist es der als Rufus verkleidete Harpo und
beiden gelingt es mehrere Minuten die gleichen Bewegungen zu machen, so
dass das Spiegelbild nicht Harpo enttarnt wird. Erst als das
Spiegelbild einen schwarzen Zylinder statt dem hellen Hut zum Vorschein
bringt, ist die Enttarnung nicht mehr weit. Aber auch sonst jagen sich
in den nur 70 Minuten des Films Gags, akrobatische Sketche, Seitenhiebe
auf Patriotismus und Kriegshelden und höhnische Kommentare auf beliebte
Musicals. Man merkt den Brüdern an, dass die Marx Brothers ihre Karriere
Anfang des Jahrhunderts in den Vaudeville Shows von New York begannen.
Ihre Werke sind üppig angereichert mit herrlich chaotischem Slapstick,
aber immer mit sehr viel Provokation angereichert, so dass man auch
"Duck Soap" spielend leicht zur Kategorie der surrealistischen Satire
zählen kann. Benito Mussolini verbot den anarchistischen Klamauk in
Italien.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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