Regie: Stanley Kubrick
Kalte Großstadt...
Wie auch für sein Filmdebüt "Fear and Desire" ließ Regisseur
Stanley Kubrick auch für seinen zweiten Film "Killers Kiss" (Deutscher
Titel: Der Tiger von New York) kein gutes Haar. "Fear and Desire" zog er
sogar zeitlebens aus dem Verkehr, erst nach seinem Tod konnte sich der
Zuschauer selbst ein Bild machen. Und die Ablehnung des Machers an seine
beiden ersten Filme war wohl seinem Perfektionismus zuzuschreiben. Denn
beide Filme zeigen bereits das große Talent des Ausnahme-Regisseurs,
der später nur noch Meisterwerke ablieferte.
Kubricks Onkel Martin Perveler steckte 40.000 Dollar in den
Erstling, aber da der Film nicht mal das Produtionsbudget einspielte,
wollte der Onkel nicht mehr weiter in seinen filmverrückten Neffen
investieren. Für ihn und für die Realisierung von "Tiger von New York"
sprang mit Morris Bousel, ein Apothker aus der Bronx ein.
"Killers Kiss" ist ein Film Noir, der in den Straßen von New York
gedreht wurde, in billigen Pensionen, auf der Straße, in schummrigen
Clubs - er drehte in der alten Penn Station, die 1963 abgerissen wurde
sowie mitten auf dem Times Square und in den heruntergekommenen
Seitenstraßen der Brooklyn Waterfront und der Soho Loft Area. Dies gibt
dem Film eine hohe Authentizität. In seinen besten Momenten strahlt
"Killers Kiss" eine gewisse Melancholie aus, die von der Einsamkeit der
Menschen im Dschungel der Großstadt vermittelt - als Gegengewicht
fungiert die brodelnde, aufgeheitzte Atmosphäre der Stadt, die niemals
schläft und daher wirkt die manchmal abstoßende Oberflächlichkeit dieses
Treibens sogar sexy und erotisch. Dies braucht es auch, damit die
Lovestory zweier Menschen sich ereignet. Gloria Price (Irene Kane)
arbeitet als Taxigirl im schäbigen Tanzclub von Vinent Rapallo (Frank
Silvera), einem Geschäftsmann und Gangster. Der hat Angestellte, die
auch vor Verbrechen nicht zurückschrecken. Der alte Gangster hat sich in
sein Girl verliebt. Sie will zwar nichts von ihm, doch sie geht mit ihm
aus. Als er zu aufdringlich wird, gibt sie ihm einen brutalen Korb. Der
Boxer Davy Gordon (Jamie Smith) wohnt Tür an Tür mit Irene, er sieht in
ihr Zimmer von seinem Fenster aus. Davey war mal richtig gut im
Boxsport, doch er steht mit seinen 29 Jahren eher am Ende seiner
Karriere. Sein Kampf mit dem viel jüngeren Kid Rodriguez wird zum
Desaster. Irene und ihr aufdringlicher Arbeitgeber sehen sich diesen
Kampf noch im TV an. Nach dem k.o. im Ring kehrt der Boxer in seine
Wohnung zurück und sieht in der Wohnung nebenan wie Rapallo immer
zudringlicher wird. Er kann den Mann verjagen und so lernen sich die
Nachbarn kennen. Irgendwie funkt es zwischen den Beiden. Davy wurde kurz
vorher von seinem Onkel aufs Land eingeladen, dort will er nun Irene
mitnehmen. Er verabredet sich mit seinem Manager (Jerry Jarret) am
Eingang von Rapallos Nachtclub. Dort soll Davy die Gage bekommen, Irene
hat sich entschlossen bei Rapallo zu kündigen und den Restlohn
abzuholen. Während Irene in Rapallos Büro geht, wird Davys Schal von
zwei betrunkenen Artisten auf der Straße gestohlen. Er rennt ihnen nach
und verpasst so seinen Manager. Der wartet vor dem Club und wird von
Rapallo versehentlich für den Boxer gehalten und deren Chef hat ihnen
den Auftrag gegeben seinen Nebenbuhler zu erledigen...
Kubricks damalige Frau Ruth Sobotka war Ballerina und steuerte ein
langes Tanzsolo für den Film bei. Die blonde Irene hat ihrem neuen
Freund von ihrer Begeisterung fürs Ballet erzählt, so passt diese Szene
auch perfekt als Vision für Sehnsucht und Traum der einsamen Frau. Auch
das Ende zeigt schon viele Anteile der großen Könnerschaft von Kubrick -
der Showdown zwischen Boxer und Gangster findet ganz atmosphärisch in
einem Raum voller Modellpuppen statt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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