Freitag, 10. Januar 2020

Abrechnung in Shanghai

























Regie: Josef von Sternberg

Sündenpfuhl Casino...

Der 1941 gedrehte "Abrechung in Shanghai" (Originaltitel: Shanghai Gesture) war einer von Josef von Sternbergs letzten Hollywood-Filmen, denn seine Nachfolgerfilme "Macao" (1951) und "Jet Pilot" endeten damit, dass Howard Hughes sich mit ihm überwarf, ihn entließ und durch andere Regisseure ersetzte.
Der Film wirkt eher seltsam, aber er hat auch ein gewisses faszinierendes Potential. Die Geschichte spielt fast ausschließlich in einer Spielhölle in Shanghai und viele Statisten beherrschen dort die Szenerie im gut besuchten Casino, wo verschiedene Menschen das große Geld gewinnen wollen.
Das Casino strahlt Dekadenz und eine gewisse sexuelle Verderbheit aus - Glücksritter aus dem Abendland treffen auf Seelenverwandte aus dem Orient. Der Film basiert auf einem Stück von John Colton aus dem Jahr 1925. Fürs Kino wurde aber aus einem Bordell das Casino einer geheimnisvollen Herrscherin der Unterwelt. Ihr Name ist Mother Gin Sling (Ona Munson), die alle Zügel fest im Griff zu haben scheint. Ihr Angestellter Doctor Omar (Victor Mature) ist ein Gigolo und hat die Polizei in Shanghai bestochen, dass das amerikanische Showgirl Dixie Pomeroy (Phyllis Brooks) nicht in den Knast wandern muss. So ein Girl sollte doch eher im Casino einen Job bekommen. Im Casino selbst kann er aber seine Augen kaum von einer neuen Besucherin (Gene Tierney) lassen. Sie stellt sich als Poppy Smith vor und es knistert gewaltig zwischen ihr und Omar. Mutter Gin Sling hat etwa zeitgleich erfahren, dass sie ihre Niederlassung in den weniger wünschenswerten chinesischen Sektor verlagern muss, denn scheinbar hat ein reicher Unternehmer das Gebiet gekauft. Dabei handelt sich um den reichen Engländer Sir Guy Charteris (Walter Huston), der eine gemeinsame Vergangenheit mit Gin Sling hat. Poppy verliebt sich in Omar und wird in der Folge spiel- und alkoholsüchtig. Sie verspielt ein Vermögen beim Roulette und Gin Sling gewährt der jungen Frau eine Kredit, der ständig wächst...



Manchmal wirkt der Film Noir von Josef von Sternberg etwas prätentiös, aber die gigantische Spielhölle wirkt schon sehr gut. Hier ist alles in Bewegung wie in einem Ameisenhaufen. Schade, dass dieser recht unbekannte Film nicht besser restauriert wurde, das Bild ist nicht optimal und viele Effekte gehen verloren. Ona Munson ist etwas zu übertrieben als Drachenlady, aber der Schluß ist böse und zynisch. Gene Tierney spielt am Anfang ihrer Karriere eine eher labile Frau mit diversen Schwächen. Tatsächlich gabs für den Szenenbildner Boris Leven eine verdiente Oscar-Nominierung und auch Komponist Richard Hageman durfte sich über eine Nominierung freuen. In der Oscar-Nacht gingen aber beide leer aus.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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