Regie: Edmund Goulding
Der Aussteiger...
William Somersets bekannter Roman "Auf Messers Schneide" aus dem
Jahr 1944 wurde bereits zwei Jahre später in Hollywood verfilmt. Der
Film wurde von Edmund Goulding inzeniert und erhielt bei der
Oscarverleihung 1947 vier Nominierungen. Er wurde für den besten Film
des Jahres vorgeschlagen, desweiteren gabs Nominierungen in den
Kategorien "Beste Art Direction Schwarz-Weiß, bester Nebendarsteller
(Clifton Webb) und beste Nebendarstellerin (Anne Baxter). Letztere
gewann am Ende auch den Oscar für ihre Rolle als alkoholkranke und vom
Schicksal schwer gebeutelte Sophie Nelson McDonald.
Für Edmund Goulding war diese Romanverfilmung einer seiner größten
Erfolge neben "Menschen im Hotel" aus dem Jahr 1932, der in die
Oscargeschichte als erster Film mit einer riesigen Starbesetzung
einging. Goulding überzeugte auch mit den Bette Davis Filmen "Opfer
einer großen Liebe" oder Vertauschtes Glück".
"Auf Messers Schneide" ar zur damaligen Zeit wohl seiner Zeit weit
voraus - denn er präsentierte dem Kinopublikum der 40er Jahre bereits
einen Aussteiger, der in seiner Heimat und in seiner Gesellschaft ein
Fremder bleibt, jedoch im fernen Indien den Sinn des Lebens sucht und
auch findet. Erst Jahrzehnte später wurden diese spirituellen Reisen in
der Fremde und ins eigene Ich populär, am stärksten in der Hippie Ära
Anfang der 70er Jahre Aus heutiger Sicht wird "Auf Messers Schneide"
aber vielleicht sogar ein bisschen veraltet - dennoch bietet Gouldings
Film erstlassiges Schauspielkino und ist mit einer Laufzeit von 145
Minuten sehr komplex angelegt.
Es geht um die Sinnsuche eines westlichen Menschen und der
Schriftsteller Maugham - gespielt von Herbert Marshall - fungiert dabei
auch als Erzähler einer Geschichte um den jungen US-Amerikaner Larry
Darrell (Tyrone Power), den er auf einer Party in einem Country Club in
Chicago kennenlernt. Die Wege der beiden Männer und auch die einiger
weiterer Partygäste kreuzen sich im Laufe der nächsten Jahre immer
wieder. Dieser Larry kommt mit einem Trauma aus dem 1. Weltkrieg zurück.
Er fragt sich nach dem Sinn des Lebens und kann sich nicht vorstellen
ein ganz normales Leben mit beruflicher Karriere zu führen. Daher will
er seine Freundin Isabel Bradley (Gene Tierney) auch noch nicht
heiraten. Sie kann ihren Freund nicht verstehen, denn andere Männer in
ihrem Freundeskreis haben bereits feste Pläne und deren Ziel ist es mit
Wohlstand Glück zu erreichen. Auf der Party ist auch Isabels Freundin
Sophie (Anne Baxter), die ihren Freund Bob (Frank Latimore) mitgebracht
hat. Isabels Onkel Elliot Templeton (Cliffton Webb) ist ein Snob wie er
im Buche steht und würde kann nicht verstehen, dass Isabel für den Loser
Larry schwärmt, er findet Gray Maturin (John Payne) die viel bessere
Partie. Doch die liebende Isabel kommt zum Schluß ihrem Freund ein Jahr
oder mehr Zeit für seine Suche zu geben. Der reist ab nach Paris und
nach etwa einem Jahr kommt Isabel zu Besuch. Sie ist enttäuscht darüber,
dass Larry mit körperlicher Arbeit nicht viel verdient und in einem
bescheidenen Zimmer ohne Komfort lebt. Sie löst die Verlobung und Larry
verschlägt es nach Indien. Ein heiliger Mann (Cecil Humphreys) weist dem
neuen Schüler den Weg...
Doch damit ist die Geschichte noch lange nicht zuEnde. Im Grunde
ist neben dem suchenden Larry und der manipulativen Isabel vor allem
auch Onkel Elliot eine Hauptfigur. Er wird von Clifton Webb großartig
gespielt. Anne Baxter sorgt für die ganz dramatischen Momente des Films
und da die Academy schon immer ein Faible für ganz dramatische Auftritte
hatte, durfte sie den Oscar entgegennehmen - trotz starker Konkurrenz
wie Ethel Barrymore, Lilian Gish, Gale Sondergaard und Flora Robson.
Trotz der langen Laufzeit ist die Inszenierung nie langweilig, denn die
Figuren sind allesamt interessant und man bleibt gerne als Zuschauer bis
zum Schluß dabei, um zu wissen, ob wohin die Reise dieses suchenden
Mannes wohl geht. Mit 5 Millonen Dollar Einspielergebnis schaffte es
Gouldings Film auf Platz 7 der erfolgreichsten Filme seines Jahrgangs.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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