Glücklich ohne Kohle...
Mit 5,2 Millionen Dollar Einspielergebnis wurde Frank Capras
Komödie "You can´t take it with you" (Deutscher Titel: Lebenskünstler)
zu einem der erfolgreichsten Kinoblockbuster des Filmjahres 1938.
Ausserdem gewann der Film noch zwei Oscars - er wurde von der Academy
zum besten Film des Jahres gewählt und auch Capra siegte in der
Regie-Kategorie. Der Film selbst basiert auf einem mit dem Pullizer
Preis ausgezeichneten Bühnenstück von George Simon Kaufman und Moss
Hart. Der Filmtitel wird von der Filmfigur Martin Vanderhof im Gespräch
mit Anthony Kirby zitiert, als sie gemeinsam in der Gefängniszelle
festgehalten werden. Vanderhof vermittelt dem reichen Kirby, dass man
den Reichtum nach dem Tod nicht "mitnehmen" könne und es für ein
glückliches Leben völlig unerheblich ist wieviel Geld man hat. James
Stewart war noch ganz am Anfang seiner großen Karriere und Capra setzte
ihn zum ersten Mal ein. Bekannt wurde Stewart vor allem durch seine
Rolle in "Dünner Mann 2" ´, aber er war noch weit davon entfernt ein Big
Star zu sein. Der Durchbruch kam dann ein Jahr später nach
"Lebenskünstler" - in "Mr. Smith geht nach Washington" bekam er von
Capra die Hauptrolle. Ein weiteres Jahr später hielt er für "Die Nacht
vor der Hochzeit" schon den Oscar als bester Schauspieler in den Händen.
In "Lebenskünstler" spielt James Stewart den den Sohn des
stinkreichen Geschäftsmann Anthony P. Kirby (Edward Arnold) und seiner
Frau (Mary Forbes). Beide sind ausgesprochene Snobs. Eine Eigenschaft,
die dem Sohnemann völlig fehlt. Dafür ist Tony Kirby von der Sekretärin
Alice Sycamore (Jean Arthur) total begeistert, flirtet mit ihr und sie
empfindet genauso. Er hat sogar vor sich mit dem Mädchen zu verloben,
aber was würden seine Eltern zu solch einer unstandesgemäßen Liason
sagen ? Vater Kirby hat indes ganz andere Sorgen, denn der Bankier ist
im Begriff ein Monopol auf bestimmte Munitionsarten zu bekommen. Dadurch
würde er noch reicher als reich und er hat auch keine Skrupel sämtliche
Wohnblöcke, die seinem größten Konkurrenten gehören, aufzukaufen, um
die Grundstücke neu zu bebauen. So hätte der Konkurrent keine
Möglichkeit mehr für den Transport seiner Produkte. Doch einer der
Hauseigentümer will patout nicht verkaufen...es ist ausgerechnet Martin
Vanderhof (Lionel Barrymore), der Großvater von Alice. Der fühlt sich in
seinem Haus mit seiner Familie Tochter Penny und Ehemann Paul (Spring
Byington, Samuel S. Hinds), den Enkelinnen Alice und Essie samt Ehemann
Ed (Ann Miller, Dub Taylor) richtig wohl und beherbergt darüberhinaus
noch einige skurrile Mitbewohner (Mischa Auer, Donald Meek, Halliwell
Hobbes), die keiner geregelten Arbeit nach gehen, sondern sich
erfinderisch betätigen und ihre Hobbys pflegen. Dies ist auch das Motto
der ganzen Familie, einschliesslich des weisen Großvaters, der schon
seit Jahrzehnten keine Einkommenssteuer mehr zahlt - eine Tatsache, die
ihn noch glücklicher macht, als er es eh schon ist. Somit ist die
Beziehung von Alice und Tony reiner Sprengstoff - stärker als die
Explosionen im Keller des Hauses vom Großvater. Die Einladung der
Familie Kirby ins Haus von Vanderhof wird somit zum riesigen Desaster,
das damit endet, dass alle in der Ausnüchterungszelle des Gefängnisses
landen und am Ende vor dem Richter (Harry Davenport) stehen...
Ein skurriler Film mit einer klaren Botschaft. Allerdings hat Capra
die verrückte Familie fast schon ein bisschen übertrieben dargestellt,
um sofort eine Identifitaktion zu erreichen. Denn die Famile ist
natürlich auch auf einem unerschütterlichen Verweigerungskurs
gesellschaftlicher Normen und vielleicht mit ihren Glücksgefühlen viel
zu schön gefärbt und vielleicht zu sehr Heile Welt Kommune. Lionel
Barrymore, der Jahre später in Capras "Ist das Leben nicht schön ?" den
habgierigen Mr. Potter spielen durfte und Edward Arnold sind aber
grandios und allmählich kommt auch der reiche Bankier dahinter, dass es
noch was anderes geben muss als materiellen Reichtum und Macht. Capra
wurde immer mehr zum Anwalt der einfachen und armen Leute in Amerika.
Seine Filme mögen zwar manchmal naiv anmuten, sie beinhalten aber doch
auch eine hohe Brisanz mit ihrer gesellschaftspolitischen Kritik.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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