Samstag, 25. Januar 2020

Marokko

























Regie: Josef von Sternberg

Das Showgirl und der Legionär...

Nach dem legendären "Der blaue Engel" kam es gleich darauf zu einer erneuten Zusammenarbeit zwischen Regisseur Josef von Sternberg und der Schauspielerin Marlene Dietrich. Der große Unterschied lag darin, dass die Paramount gerufen hatte und so wurde "Marocco", der Nachfolger eines der bedeutendsten deutschen Filmwerke das grandiose Hollywood-Debüt von Marlene, die zu einem der ganz großen unsterblichen Kinostars wurde. Für ihre Rolle als Mademoiselle Amy Jolly bekam sie sogar eine Oscar-Nominierung, genau wie ihr Regisseur sowie Kameramann Lee Garmes und Ausstatter Hans Dreier. Es kam zwar bei der 4. Oscarverleihung am 10. November 1931 kein Sieg heraus, aber der Status als hervorragender Klassiker des 30er Jahre Kinos war damit gesichert. Man kann "Marocco" sogar als einen Vorläufer zu "Casablanca" ansehen, nicht nur wegen den Locations. In beiden Filmen entsteht so etwas wie eine Dreierbeziehung der Figuren, da zwei Männer in die gleiche Frau verliebt sind und in beiden Filmen treffen sich die Liebenden in einem angesagten Nachtclub.
Der Film und die neue Diva aus Deutschland wurde damals auch enorm vermarktet - eine Kabarettsängerin mit lasziven Blick, gekleidet mit wie ein Gentleman mit Frack und Zylinder gibt einer Frau im Publikum ganz überraschend einen Kuß und erhält dafür eine Rose von der Anderen. Zum Glück gab Marlene die Rose an den Fremdenlegionär ihres Herzens weiter, so wurde die damals so skandalöse Szene durchgewunken. Dass so eine Szene auch heute noch von sich reden machen kann, bewiesen die sich küssenden Popdiven Madonna und Britney Spears im Jahr 2003, als sie bei dem MTV Awards Speichelflüssigkeit austauschten. Zum Glück gab es erst ab 1934 den verschärften Hays Code, der Hollywood zur Zurückhaltung in Sachen Sexualität zwang. So war der Kuß möglich und auch die Leidenschaft ohne Grenzen, von der Marlenes Figur Amy getrieben wird. Willenlos und fast hörig - "Marocco" ist in Worten erzählt reiner Kitsch, aber die suggestiven Bilder von Josef von Sternberg präsentieren eine mitreissend große, archetypische Enthüllung von Gefühlen.
Natürlich wurde "Marocco" ein großer Kassenknüller. Das von Sternberg gezeigte malerische Marokko entstand natürlich in Südkalifornien, wirkt aber genauso wie in Michael Curtiz "Casablanca" sehr echt und authentisch.
Kameramann Lee Garmes entwickelte auf Geheiß des Regisseurs die charakteristischen Beleuchtungsmethoden, die dazu dienen sollten, Marlenes beste Gesichtszüge perfekt festzuhalten. In Marokko kehrt die französische Fremdenlegion Ende der 20er Jahre von einem Feldzug zurück. Unter ihnen ist der Legionär Tom Brown (Gary Cooper), ein Frauentyp, der von mehreren einheimischen Schönheiten angehimmelt wird. Zur gleichen Zeit ist die desillusionierte Nachtclubsängerin Amy Jolly (Marlene Dietrich) auf einem Schiff unterwegs, um in Marocco ihr Glück zu suchen. Sie ist eine dieser Passagiere, die mit einem One Way Ticket anreisen. Der wohlhabende Gentleman La Bessiere (Adolphe Menjou) versucht sie an Bord kennenzulernen, er würde sie in Marocco gerne etwas unterstützen und gibt ihr seine Visitenkarte, die sie kurze Zeit später zerreißt und ins Wasser wirft. Angekommen in Marocco wird sie zur neuen Headlinerin im Nachtclub, wo sie den Fremdenlegionär sieht. Zwischen den beiden funkt es irgendwie. Auch der reiche und einflussreiche La Bessiere ist vor Ort, er sitzt am Tisch von Tom Browns Vorgesetzten Adjudant Ceasar (Ulrich Haupt) und dessen Frau (Eve Sothern), die den Legionär ebenfalls kennt - sicherlich besser als es ihrem Mann recht wäre. Amy steckt Tom einen Schlüssel zu. So hat er die Möglichkeit sie nach der Vorstellung in ihrem Zimmer zu besuchen. Was er auch tut. Es wird geflirtet und beide verlieben sich. Sie zögern aber beide an diesem ersten Abend und auch bei den nächsten Begegnungen und so kommen sie nicht zusammen. Im Gegenteil: Er marschiert wieder mit seinen Kameraden und sie verlobt sich mit La Bessiere...



Neben der Kußszene ist auch der Schluß von "Marocco" überaus legendär. Was für ein Ende, ein Inbegriff aus großen Kinogefühlen, aus Melodramtik und Sentimentalität. Eine Gestrandete findet ihren Weg, dem sie alles andere unterordnet. Gary Cooper und Marlene Dietrich kamen nicht besonders gut beim Dreh miteinander aus, aber als Zuschauer merkt man überhaupt nichts von den Konflikten, die sie hinter der Kamera austrugen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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