Dienstag, 28. Februar 2023

Das Mädchen Irma la Douce


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Billy Wilder

Im Viertel geht es hoch her...

Billy Wilders Komödie "Irma la Douce" entstand 1963. Es war die Zeit, als sich das nostalgische Kino mit Welterfolgen wie "Mary Poppins", "My Fair Lady" oder "Sound of Music" noch einmal richtig aufbäumte, bevor es immer mehr progressiven Filmstoffen mit Antihelden Platz machen musste. Auch "Irma la Douce" gehört wegen seiner Machart noch zu diesen Filmen nostalgischer Machart, auch wenn die Hauptfigur dem Rotlichtmilieu von Paris enstammt. Dieser inzwischen unkompliziertere Umgang mit Sexualität hätte Billy Wilder ein Jahrzehnt zuvor aufgrund des Hays Codes gar nicht machen können. In seiner Komödie "Das verflixte 7. Jahr" wurde aus einer realen Affäre eine, die der Phantasie des Protagonisten entsammt. Shirley McLaine erhielt nach "Verdammt sind sie alle" und "Das Appartment" bereits ihre dritte Oscarnominierung, doch sie hatte auch in der Nacht der 1964er Verleihung das Nachsehen - der Sieg ging an Patricia Neal für "Der Wildeste unter 1000". Es mussten noch zwanzig Jahre und zwei weitere Nominierungen vergehen, bis die Schauspielerin endlich beim 5. Anlauf für "Zeit der Zärtlichkeit" den begehrten Filmpreis gewann.
1963 war "Irma la Douce" ein großer Kassenhit und spielte insgesamt 25 Millionen Dollar ein. Dieses Ergebnis führte dazu, dass Wilders Film auf Platz 5 der Kinojahrescharts landete. Der Regisseur setzte natürlich auch auf die Zugkraft des Schauspielergespanns MacLaine und Jack Lemmon, die bereits in "Das Appartment" gemeinsam begeisterten.
Trotz der Nostalgie, die "Irma la Douce" den Charme verleiht, gepaart mit einer gewissen Freizügigkeit, ist der Film sehr naiv, an einigen Stellen fast schon märchenhaft. Und es passieren Dinge gegen Ende der Geschichte, jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, die durch die Figur des Kneipenwirtes Moustache, gespielt von Lou Jacobi; möglich werden. Denn diese Schlüsselfigur hat in seinem Leben schon allerhand erlebt...aber das ist eine andere Geschichte.
In Paris wird der naive Polizeibeamte Nestor Patou (Jack Lemmon) gerade in das brisante Viertel Les Halles eingesetzt. Dort herrscht schon am frühen Morgen wegen der Märkte reges Treiben und dieses bleibt bis tief in die Nacht bestehen. Denn Les Halles ist auch das Viertel von Mädels wie Kiki, der Kosak (Grace Lee Whitney), der durchgeknallten Lolita (Hope Holiday), der Amazonen Annie (Joan Shawlee) oder Suzette Wong (Tura Satana). Auch die attraktive Irma La Douce (Shirley MacLaine) empfängt dort ihre Freier. Dabei erzählt sie diesen Männern noch beiläufig tragische Geschichten ihres Schicksals, so dass die Liebesdienste noch etwas besser bezahlt werden. Ihr"Beschützer" heißt Hippolyte (Bruce Yarnell), der öfters auch brutal wird. Irmas Liebling ist die kleine Hündin Coquette. Schon am ersten Tag in Nestors neuem Wirkungskreis geht alles schief. Der rechtschaffene Polizist weiß nicht, dass die Polizei von den Zuhältern Bestechungsgelder bekommt, damit sie nur an zwei bestimmten Tagen zu einer bestimmten Uhrzeit Razzien vornehmen. Das Nichtwissen kostet Nestor Patou seinen Job, denn in dem Etablissement war auch der Polizeichef (Herschel Bernardi) gerade Gast. Nestor geht noch einmal ins Viertel zurück und spült seinen Kummer im Chez Moustache herunter. Dort lernt er Irma besser kennen und das Schicksal will es so, dass die beiden ein Paar werden. Eigentlich könnte alles so schön sein, wenn nur nicht Nestors Eifersucht wäre. Er hasst es, dass sein Mädchen mit anderen Männern für Geld ins Bett geht. Daher erfindet er gemeinsam mit Moustache eine Fantasiefigur: Er verkleidet sich in einen steinreichen betagten englischen Gentleman, der Irma auswählt und ihr soviel Geld bezahlt - lediglich für ein bisschen Zeit um gemeinsam Patience zu spielt, so dass Irma keine anderen Freier mehr empfangen muss. Doch die Idee hört sich theoretisch besser an als in der Praxis...






Wilders frivole Farce wurde zum Publikumsliebling, auch wenn sich in der Laufzeit von fast 150 Minuten ein paar Längen befinden. Die Kameraarbeit von Joseph LaShelle ist einwandfrei, das Szenenbild charmant, herrlich altmodisch - aber insgesamt unwerfend. Andre Previn, der die Filmmusik schrieb, durfte sich über den Oscargewinn freuen. In Deutschland wurde die Goldene Leinwand verliehen.







Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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