Regie: Henry King
Unglücklicher Jäger...
Ich bin mir sicher, dass der Schriftsteller Ernest Heminway kein
glücklicher Mensch war. Er schrieb nicht nur Romane, sondern war auch
Reporter und Kriegsberichtserstatter sowie Abenteurer, Hochseefischer
und Großwildjäger. Depressionen und übermäßiger Alkoholkonsum
begleiteten ihn die meisten Zeit seines Lebens. Am frühen Morgen des 2.
Juli 1961 beendete Hemingway sein Leben im Alter von 61 Jahren. Er
erschoß sich, wie es sein Vater 33 Jahre vor ihm tat. Die Flinte nannte
er seit längerem seine "glatte, braune Geliebte".
Im Roman "Schnee am Kilimandscharo" ist die Hauptfigur der
Schriftsteller Harry Street. Autobiographische Anteile sind kaum zu
übersehen. Auch Harry ist Schriftsteller, Kriegsreporter und
Großwildjäger. In der Verfilmung von 1952 spielt Gregory Peck diesen
Mann, der besessen von der Jagd ist und nun dem Tode nahe auf einer
Pritsche in der Wildnis von Afrika liegt. Verletzt durch einen Unfall,
bei dem sich ein Furunkel gebildet hat. Ohne ärztliche Hilfte schreitet
die Sepsis im Körper voran. Harry Street erinnert sich in seinen
Fieberträumen an die wichtigen Beziehungen in seinem Leben und er
rätselt über das Geheimnis nach, dass sein Onkel Bill (Leo G. Carroll),
ebenfalls passionierter Jäger, ihm als Vermächtnis gab. Ein Rätsel, dass
der Onkel nie lösen konnte - dieser sich aber sicher war, dass die
Lösung des Rätsels auch für Harry von enormer Wichtigkeit wäre. So
wichtig, dass es das Leben verändern könnte. Der Kilimandscharo ist 6010
Meter hoch und kurz vor dem Gipfel liegt das eingefrorene Gerippe eines
Leopaden, das man irgendwann fand. Und man rätselt darüber, was dieser
Leopard in dieser Höhe wohl gesucht haben mag. Ist er einer falschen
Fährte nachgegangen, was ihm dann das Leben gekostet hat ?
Harry (Gregory Peck) kam nach Afrika mit seiner Frau Helen (Susan
Hayward) zurück nach Afrika, weil ihn das Jagen weiterhin total
faszinierte und er schon einmal - Jahre zuvor - mit seiner großen Liebe
Cynthia (Ava Gardner) auch auf Großwildjagd war. Cynthia hat das ewige
Jagen und Töten gehasst. Sie ging nur Harry zuliebe mit. Mit dem
Jagdkumpanen (Torin Thatcher) unterhält sie sich über dieses
"Männerhobby". Kurz vorher hörte sie Harry sagen "Wunderbar, wenn so
eine Bestie auf dich zustürmt", denn die Männer haben ein Nashorn
geschossen und Harry empfand dies wie eine Explosiion, ein Glücksgefühl,
wie wenn alle Dämme brechen. Ihr Gesprächspartner sagt ihr, dass jeder
Mann bei der Jagd so fühlen würde. Dieses Gefühl wächst in ihm und macht
ihn irgendwann zum Mann. Es ist auch ein Vorteil, wenn man dieses
Gefühl in sich trägt und ein Mangel, wenn man es als Mann nicht so
empfindet. Frauen hätten es da viel leichter, denn sie können Mut auf
ganz andere Weie beweisen. Harry erinnert sich auch an das Ende der
Beziehung mit Cynthia, die ein ungeborenes Kind verlor - auch denkt er
in seinem Fiebertraum an die Liason mit der eifersüchtigen Gräfin Liz
(Hildegard Knef). Im Grunde ist Harry mit seinem Leben unzufrieden, er
sieht sich gescheitert und wartet auf den Tod, durch diese banale kleine
Verletzung, die sich nun entzündet hat...
Hemingway liebte auch den Stierkampf, den Stierlauf in Pamplona -
alle Dinge, die die Männlichkeit fördert, Gefühle und Empathie sind
Sachen der Frauen. Demensprechend ist der Inhalt des Films von Henry
King auch seiner Zeit geschuldet, in der die Rollenverteilung noch eine
ganz andere war als Heute. Dass "Schnee am Kilimandscharo" trotz seines
Hollywood-Happyends (im Roman stirbt der Protagonist) dennoch ein
interessanter Klassiker bleibt, ist der Geschichte selbst zuzuschreiben,
die diesen männlichen Helden mit all seinem falsch verstandenen
Männlichkeitsbild, seiner Unfähigkeit Verantwortung zu übernehmen,
seiner vergebenen Suche nach einem echten Ziel - mit großem inneren
Zweifel zeigt. So wird die Jagd schließlich nicht zu diesem
beschriebenen Vergngügen, sondern es zeigt vor allem die innere
Zerrissenheit der Gefühlswelt. Hemingway selber liefert zugleich im
Roman einen „Erklärungsversuch“, was der Leopard in dieser Höhe suchte.
Er suchte „das Haus Gottes“, d. h. die Unsterblichkeit. Es gelang ihm
jedoch nicht, den Gipfel ganz zu erreichen; bei dem Versuch
hinaufzukommen scheiterte er und kam um. Der Film wurde für zwei Oscars
nominiert (Beste Kamera Leon Shamroy) und beste Ausstattung (Lyle R.
Wheeler, John De Cuir, Thomas Little und Paul S. Fox). Dank der
Starbesetzung war der Film auch ein Kassenerfolg, er belegte im
Jahresranking der erfolgreichsten Filme den 3. Rang.
Zum Glück hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges geändert und
die Großwildjagd gilt nicht mehr als dieses großartige Männerhobby "sich
als starker Mann zu fühlen". Das Gegenteil ist zum Glück der Fall. Für
mich ist das Abschießen von Tieren aus diesem Grund verächtlich und
zeigt nur die Schwäche dieser Jäger auf, die sich mit solchen Tötungen
ihre Minderwertigkeitskomplexe kompensieren. Ein bisschen klingt dies in
Henry Kings Film sogar an.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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