Mittwoch, 8. Februar 2023

Lockende Versuchung


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: William Wyler

Freundliche Überzeugungen...

"Lockende Versuchung" heißt im Original "Friendly Persuasion" und wurde 1956 von William Wyler inszeniert. Der Film spielte in den USA bei seinem Kinostart mehr als 4 Millionen Dollar ein und landete im Jahresranking der besten Filme unter die ersten 20. In Frankreich wollten über 3 Millionen Menschen den Film im Kino sehen. Für den Bürgerkriegsfilm gab es ausserdem 6 Oscarnominierungen (Bester Film, beste Regie, bester Nebendarsteller Anthony Quinn, bester Ton, Bester Filmsong und beste Drehbuchadaption. Doch es blieb bei den Nominierungen - in keiner Kategorie gelang dem Film ein Sieg. Immerhin durften sich die Macher über die Goldene Palme von Cannes freuen. Es ist auch schade, dass Gary Cooper und Dorothy McGuire keine Oscarnominierung erhalten haben - beide spielen das Quäkerehepaar perfekt und mit viel Wärme und Liebe. Die beiden Charaktere sind wunderbar temperamentvoll und mitfühlend und sie ergänzen sich prächtig. Neben der ganzen Dramatik und der Spannung lebt der Film aber vor allem von seiner Herzenswärme und seinem feinen Humor. Ein Kinohit mit einem starken amerikanischen Flair. In der deutschen Version wurde der Name der Familie von Birdwell in Blumer umbenannt und auch die Vornamen erhielten eine leichte Abänderung.
Der Film spielt in Jennings County, Indiana, im Jahr 1862. Jesse Blumer (Gary Cooper) ist ein Farmer und Patriarch der Familie, dessen Quäker-Religion im Widerspruch zu seiner Liebe zu weltlichen Vergnügungen wie Musik und Pferderennen steht. Jesses Frau Eliza (Dorothy McGuire) ist eine Quäkerpredigerin und tief religiös. Sie lehnt Gewalt standhaft ab. Jesses Tochter Mattie (Phyllis Love) möchte Quäkerin bleiben, hat sich aber gegen den Willen ihrer Mutter in den schneidigen Kavallerieoffizier Gard Jordan (Peter Mark Richman) verliebt, der allerdings kein Quäker ist, sondern die Methodistenkirche besucht. Jesses jüngstes Kind Daniel (Richard Eyer) ist ein streitlustiges Kind, dessen komische Fehde mit der Hausgans seiner Mutter überhaupt nicht recht ist. Erstens hasst man nicht und zweitens ist Samantha, so heißt die freche Gans, Frau Blumers großer Liebling. Jesses älterer Sohn Josh (Anthony Perkins) ist hin- und hergerissen zwischen seiner Abneigung gegen Gewalt und der Überzeugung, dass er sich zum Schutz seiner Familie der Bürgerwehr anschließen und die Rebellen aus dem Süden bekämpfen muss. Noah (Joel Fluellen), ein entlaufener Sklave, arbeitet auf der Farm als Knecht und gehört auch zur Familie; seine Kinder sind noch immer im Süden versklavt.
Die Geschichte dieser Familie beginnt als lockere und humorvolle Erzählung über Quäker, die versuchen, ihren Glauben zu bewahren, während sie am Sonntag zur Versammlung in den Gottesdienst gehen; im Gegensatz zum Nachbarn Sam Jordan (Robert Middleton)und anderen Mitgliedern der nahe gelegenen Methodistenkirche. Mit seinem Pferd Wirbelwind versucht Jesse jeden Sonntag aufs Neue - durch ein Pferderennen mit seinem Freund Sam - als Erster bei der Kirche zu sein. Doch Wirbelwind ist nicht am Sieg interessiert und jeden Sonntag wundert sich Jesses Frau, warum ihr Gatte es so eilig hat mit der Kutschfahrt. Die Stimmung kippt dramatisch, als die Versammlung von einem Unionsoffizier unterbrochen wird, der fragt, wie die Quäker ausharren können, wenn ihre Häuser geplündert und ihre Familien von den anrückenden konföderierten Truppen terrorisiert werden. Auf die Frage, ob er Angst vor dem Kampf habe, antwortet Josuah Blumer, dass dies der Fall sein könnte. Seine Ehrlichkeit zieht den Zorn von Purdy (Richard Hale) auf sich, einem Quäkerältesten, der Menschen verurteilt, die nicht so glauben wie er....





Bald wird die Lage aber immer brenzliger und die Rebellen stehen vor der Tür. Diese dramatischen Ereignisse werden von Profi William Wyler immer wieder durch Szenen aufgelockert, die ein sehr schönes und zufriedenes Schmunzeln hervorrufen. So kauft er bei der schrulligen Witwe Hudspeth, sie wird gespielt von Marjorie Main, ein Pferd, dass optisch einen trägen, langsamen Eindruck macht. Tatsächlich wird das Tier zum Biest, wenn man es überholen will. Also ganz nach dem Geschmack von Jesse Blumer, der das Pferd abkauft, während sein hübscher Sohn von den drei Hudspeth Töchter unverholen und distanzlos angebaggert wird. William Wyler setzt auf dichte Atmosphäre und auf sehr gute Darstellerleistungen. Manche Kritiker haben ihm eine gewisse Unverbindlichkeit bei sehr wichtigen Fragen unterstellt. Natürlich kann man das Thema viel ernsthafter und dramatischer aufarbeiten, aber sowohl  Jessamyn West, die Autorin des gleichnamigen Romans als auch Regisseur Wyler wählten eine andere Herangehensweise, indem sie zeigen wie eine Familie mit einem Krieg vor der Haustür umgeht und welche Strategien - neben dem großen Zusammehalt - in Frage kommen, um nicht daran zu zerbrechen und auch zu überleben.







Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen