Regie: Alfred L. Werker
Ein Mann allein...
"At Gunpoint" aus dem Jahr 1955 ist ein Western von Alfred L.
Werker und ist eine Produkt der Allied Artists. In Deutschland ist der
Film unter dem Titel "In Acht und Bann" bekannt und kann als eine Art
Antagonist zu Fred Zinnemanns düsterem Weltklassewestern "High Noon"
angesehen werden. Dabei ähneln sich die Ausgangslagen für den Bürger
eines friedlichen Westernstädtchens, aber das Ende weicht stark ab.
Filmfans werden sich an das bittere Ende von Zinnemanns Film erinnern.
Dort kommen nach dem Sieg von Exmarshall Will Kane die Bürger von
Hadleyville auf die Straße, nachdem sie sich vorher versteckt hatten und
Kane alleine ließen. Verächtlich wirft der Mann dann seinen
Marshallstern zu Boden und verlässt mit seiner Amy die Stadt und die
feigen Bürger. Wird der Kaufmann Jack Wright, der vor einer ähnlichen
Aufgabe wie Marshall Kane stehen wird, auch im Stich gelassen ?
Diese Frage wird in Werkers interessantem Western am Ende
beantwortet und beschert dem großen Walter Brennan noch die beste Szene
des ganzen Films. Eine Szene mit "Wow" Effekt. Walter Brennan spielt den
Doc des Städtchens Plainview und mit Dorothy Malone als Martha, Frau
des Kaufmanns Jack Wright, ist neben Brennan noch ein weiterer
Oscargewinner in dem Film zu sehen. Ursprünglich sollte Joel McCrea die
Hauptrolle spielen, doch dies ließ sich nicht verwirklichen, so bekam
der Charakterdarsteller Fred MacMurray den Zuschlag. Westernfans werden
auch den kleinen Tommy Rettig wiedererkennen, er spielte neben Marilyn
Monroe und Robert Mitchum im "Fluß ohne Wiederkehr" mit. Auch Skip
Homeier macht wie immer eine gute Figur, diesmal als fieser Bandit Bob
Dennis, der seinen getöteten Bruder rächen will.
Der Film beginnt damit, dass die Brüder Alvin (John Pickard) und
Bob Dennis (Skip Homeier) mit ihrer Bande am hellichten Tag der
friedlichen Stadt Plainview einen Besuch abstatten. Sie wollen die Bank
ausrauben, weil sie glauben, dass dort keine besonders große Gegenwehr
zu erwarten ist. Ausserdem ist der Kleinstadtsheriff Pete MacKay (Harry
Shannon) bereits in einem etwas betagten Alter und spielt lieber Schach
mit dem ortsansässigen Doctor Lacy (Walter Brennan) im Gemischwarenladen
von Krämer Jack Wright (Fred MacMurry). Der lebt im Städtchen glücklich
mit seiner Frau Martha (Dorothy Malone), dem kleinen Sohn Billy (Tommy
Rettig) und Marthas Bruder Wally (James O´Hara). Der Bankraub wird aber
doch schwieriger als geplant, dabei wird der Kassierer erschossen und
auf der Straße findet auch Sheriff MacKay den Tod. Immerhin kann Joe
Wright, der noch nie eine Waffe in der Hand hatte, eine Pistole nehmen
und einen Schuß in Richtung der Banditen abgeben. Zufällig ist dies ein
Volltreffer. Aus weiter Ferne verletzt er dabei den fliehenden Alvin auf
seinem Pferd. Den zweiten Schuß gibt George Henderson (Frank Ferguson),
ein anderer Bürger ab - dieser verletzt den Schurken tödlich. Die
anderen Banditen entkommen. Im Stadt werden die beiden Schützen als
Helden gefeiert. Das geht sogar so weit, dass man Henderson zum neuen
Marshall der Stadt wählt. Doch dessen Ruhm dauert nicht lange an. Die
Banditen lauern ihm nach der Feier im Saloon auf und bringen den Mann
brutal um. Nun muss auch Jack um sein leben fürchten. Werden dem
ungeübten Schützen die anderen Bürger (u.a. Whit Bissell, John Qualen,
Irving Bacon) auch zur Seite stehen, wenn es darauf ankommt ?
Am Ende steht der friedfertige Kaufmann zuest mal der ganzen Bande
alleine gegenüber. Hat er aber vielleicht seine Mitbewohner überzeugen
können, dass sie die Angst überwinden müssen, um dann gemeinsam dem
Terror ein Ende zu setzen. Oder wird er auf offener Straße vom
rachsüchtigen Banditen ermordet ?. Wie in "High Noon" eine interessante
Konstellation und da es im Western einige Gegendarstellungen zu
Zinnemanns bitterer Analyse gibt - die bekannteste dürfte "Rio Bravo"
von Hawks sein - waren viele Amerikaner mit dem Ende von "High Noon"
alles andere als zufrieden. Sollen gute Bürger etwa feige Angsthasen
sein, die lieber einen ihrer Mitte opfern als ihm tatenreich zur Hilfe
zu kommen. Wenn "High Noon" zu hoffnungslos ist und "Rio Bravo"
vielleicht zu ausgelassen, dann könnte man Werkers guten Western "In
Acht und Bann" als eine Art Mittelding bezeichnen. Die Leute in der
Stadt Plainview sind auch ängstlich und wollen die Banditen nicht
verärgern, doch schließlich hat der Mensch auch eine Art Gewissen und
die Möglichkeit seine Haltung zu überdenken. Aus genau diesem Grund ist
Fred MacMurray noch nicht verloren.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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