Montag, 19. August 2019

In Acht und Bann

























Regie: Alfred L. Werker

Ein Mann allein...

"At Gunpoint" aus dem Jahr 1955 ist ein Western von Alfred L. Werker und ist eine Produkt der Allied Artists. In Deutschland ist der Film unter dem Titel "In Acht und Bann" bekannt und kann als eine Art Antagonist zu Fred Zinnemanns düsterem Weltklassewestern "High Noon" angesehen werden. Dabei ähneln sich die Ausgangslagen für den Bürger eines friedlichen Westernstädtchens, aber das Ende weicht stark ab. Filmfans werden sich an das bittere Ende von Zinnemanns Film erinnern. Dort kommen nach dem Sieg von Exmarshall Will Kane die Bürger von Hadleyville auf die Straße, nachdem sie sich vorher versteckt hatten und Kane alleine ließen. Verächtlich wirft der Mann dann seinen Marshallstern zu Boden und verlässt mit seiner Amy die Stadt und die feigen Bürger. Wird der Kaufmann Jack Wright, der vor einer ähnlichen Aufgabe wie Marshall Kane stehen wird, auch im Stich gelassen ?
Diese Frage wird in Werkers interessantem Western am Ende beantwortet und beschert dem großen Walter Brennan noch die beste Szene des ganzen Films. Eine Szene mit "Wow" Effekt. Walter Brennan spielt den Doc des Städtchens Plainview und mit Dorothy Malone als Martha, Frau des Kaufmanns Jack Wright, ist neben Brennan noch ein weiterer Oscargewinner in dem Film zu sehen. Ursprünglich sollte Joel McCrea die Hauptrolle spielen, doch dies ließ sich nicht verwirklichen, so bekam der Charakterdarsteller Fred MacMurray den Zuschlag. Westernfans werden auch den kleinen Tommy Rettig wiedererkennen, er spielte neben Marilyn Monroe und Robert Mitchum im "Fluß ohne Wiederkehr" mit. Auch Skip Homeier macht wie immer eine gute Figur, diesmal als fieser Bandit Bob Dennis, der seinen getöteten Bruder rächen will.
Der Film beginnt damit, dass die Brüder Alvin (John Pickard) und Bob Dennis (Skip Homeier) mit ihrer Bande am hellichten Tag der friedlichen Stadt Plainview einen Besuch abstatten. Sie wollen die Bank ausrauben, weil sie glauben, dass dort keine besonders große Gegenwehr zu erwarten ist. Ausserdem ist der Kleinstadtsheriff Pete MacKay (Harry Shannon) bereits in einem etwas betagten Alter und spielt lieber Schach mit dem ortsansässigen Doctor Lacy (Walter Brennan) im Gemischwarenladen von Krämer Jack Wright (Fred MacMurry). Der lebt im Städtchen glücklich mit seiner Frau Martha (Dorothy Malone), dem kleinen Sohn Billy (Tommy Rettig) und Marthas Bruder Wally (James O´Hara). Der Bankraub wird aber doch schwieriger als geplant, dabei wird der Kassierer erschossen und auf der Straße findet auch Sheriff MacKay den Tod. Immerhin kann Joe Wright, der noch nie eine Waffe in der Hand hatte, eine Pistole nehmen und einen Schuß in Richtung der Banditen abgeben. Zufällig ist dies ein Volltreffer. Aus weiter Ferne verletzt er dabei den fliehenden Alvin auf seinem Pferd. Den zweiten Schuß gibt George Henderson (Frank Ferguson), ein anderer Bürger ab - dieser verletzt den Schurken tödlich. Die anderen Banditen entkommen. Im Stadt werden die beiden Schützen als Helden gefeiert. Das geht sogar so weit, dass man Henderson zum neuen Marshall der Stadt wählt. Doch dessen Ruhm dauert nicht lange an. Die Banditen lauern ihm nach der Feier im Saloon auf und bringen den Mann brutal um. Nun muss auch Jack um sein leben fürchten. Werden dem ungeübten Schützen die anderen Bürger (u.a. Whit Bissell, John Qualen, Irving Bacon) auch zur Seite stehen, wenn es darauf ankommt ?




Am Ende steht der friedfertige Kaufmann zuest mal der ganzen Bande alleine gegenüber. Hat er aber vielleicht seine Mitbewohner überzeugen können, dass sie die Angst überwinden müssen, um dann gemeinsam dem Terror ein Ende zu setzen. Oder wird er auf offener Straße vom rachsüchtigen Banditen ermordet ?. Wie in "High Noon" eine interessante Konstellation und da es im Western einige Gegendarstellungen zu Zinnemanns bitterer Analyse gibt - die bekannteste dürfte "Rio Bravo" von Hawks sein - waren viele Amerikaner mit dem Ende von "High Noon" alles andere als zufrieden. Sollen gute Bürger etwa feige Angsthasen sein, die lieber einen ihrer Mitte opfern als ihm tatenreich zur Hilfe zu kommen. Wenn "High Noon" zu hoffnungslos ist und "Rio Bravo" vielleicht zu ausgelassen, dann könnte man Werkers guten Western "In Acht und Bann" als eine Art Mittelding bezeichnen. Die Leute in der Stadt Plainview sind auch ängstlich und wollen die Banditen nicht verärgern, doch schließlich hat der Mensch auch eine Art Gewissen und die Möglichkeit seine Haltung zu überdenken. Aus genau diesem Grund ist Fred MacMurray noch nicht verloren.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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