Dienstag, 20. August 2019

Tabu

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau

Südsee-Romanze...

Friedrichs Wilhelm Murnaus Stummfilm "Tabu - A Story of the South Sea" entstand 1931. Der Tonfilm hatte sich zwar zu dieser Zeit schon weitestgehend durchgesetzt, doch Murnaus Gemeinschaftsproduktion mit dem Dokumentarfilmer Robert J. Flaherty kommt durch eine geniale Kameraarbeit von Floyd Crosby gut ohne Sprache aus. Murnau setzte auch hier auf ein eindrückliches Spiel mit dem Schatten und bestimmt durch diese Bilder auch die Atmosphäre entscheidend mit. Für seine Arbeit erhielt Crosby bei der 4. Oscarverleihung am 4. November 1931 den Kamera-Oscar. Zu diesem Zeitpunkt war der berühmte deutsche Filmregisseur bereits einige Monate toammet. Er starb am 11. März 1931 - eine Woche vor der Premiere von "Tabu" durch einen von seinem 14jährigen philippinischen Chauffeur verursachten Autounfall. Murnau wurde auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf, Nähe Berlin, beigesetzt. Nur 11 Personen nahmen an der Beerdigung teil, unter Ihnen Robert J. Flaherty, Emil Jannings, Fritz Lang und Greta Garbo. Die Garbo war es auch die eine Totenmaske von Murnau in Auftrag gab, die sie während ihrer Jahre in Hollywood auf dem Schreibtisch aufbewahrte.
Ende 1929 befand sich Murnau auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. "Sunrise" wurde ein Welterfolg und auch "Tabu" schien ein Erfolgsprodukt zu werden. Auf Motu Tapu, einer kleinen Riffinsel vor der Insel Bora Bora entstand das Filmdorf, das auch als Unterkunft für die Filmcrew während der Dreharbeiten diente.
"Tabu" wirkt für den zivilisierten Menschen wie ein Einblick in eine völlig andere Welt. Es ist dem Regisseur zu verdanken, dass Klischees vermieden wurden, dennoch spürt man die leidenschaftliche Liebe des Machers zu diesem verlorenen Paradies. Die Atmosphäre einer fernen, fremden Welt hat er perfekt eingefangen - doch Murnaus Geschichte zeigt auch das Dunkel dieser leuchtenden Schönheit.
Es ist die Geschichte von einem Mädchen und einem jungen Mann, die sich verliebt haben. Das Mädchen (Reri) und der Junge (Matahi) genießen diese Gefühle und sind glücklich. Sie leben im "Paradies" und so heißt auch das erste von zwei Kapiteln des Films. Während dieser Zeit trifft der alte Krieger Hitu (Hitu) mit einem Schiff auf der Insel ein, er ist ein Gesandter des Häuptlings Fanuma. Zum Glauben dieser Inselbewohner gehört es, dass eine junge Frau zur göttlichen Jungfrau ernannt wird. Es soll eine hohe Ehre sein, denn sie ist den Göttern geweiht. Diese Frau ist aber ab sofort "Tabu" - kein Mann darf sie jetzt mehr berühren. Und jeder Mann, der sie begehrt, ist ab nun dem Tode geweiht. Damit hat ihre Liebe keine Chance mehr. Aber Reri und Matahi fliehen übers Meer und sie erreichen schließlich völlig entkräftet eine franzsösiche Kolonialinsel. Dort arbeitet Matahi als Perlentaucher. Er hat aber keine Ahnung von Geld und verschuldet sich dadurch. Und Hitu folgt der Spur der beiden Liebenden. Denn er hat einen Auftrag von den Göttern...






Das zweite Tabu ist eine Stelle in einer haiverseuchten Lagune, wo die schönsten und wertvollsten Perlen zu finden sind. Zumindest sagt dies die Legende, aber diese Stelle hat schon manchem Taucher das Leben gekostet. "Tabu" ist ein sehr trauriger Film, der durch ein perfektes Zusammenspiel von Licht, Rhythmus und Kompositon unheimlich sinnlich wirkt. Der Krieger ist der Älteste des Stammes und ist eine unheimliche Figur, ein schauriger Unheilsbote, der mit dem Mädchen heimlich einen Deal ausmacht. Und er ist auch konsequent in der Ausführung seines überirdischen Auftrags, wie das Filmende eindrücklich beweist und zu einer ganz fiesen Szene im offenen Meer führt. Für mich ist diese Romanze von Liebe und Tod einer der besten und schönsten Filme der 30er Jahre. 






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