Regie: Richard Wilson
Jules Gaspard D´Estaing in der Stadt...
Wenn Yul Brynner einen Westerner spielt, dann verkörpert er immer
eine sehr interessante Filmfigur . Im Kultfilm "Die glorreichen Sieben"
spielte er Chris, den geheimnisumwobenen Anführer der Gruppe. 1973 ging
er als Revolverheld Gunslinger in "Westworld" auf die Besucher des
Vergnügungsparks los und in "Inviation to a gunfighter" war er der
Revolverheld Jules Gaspard d´Estaing, der den Rassismus der Bürger
hervorlockt. Richard Wilson drehte diese interessante Westernfacette im
Jahr 1964 - an der Produktion war kein Geringerer als Stanley Kramer
beteiligt. Dies lässt auf einen sehr aussergewöhnlichen Western
schließen und der Film bestätigt dies auf ganzer Linie. Im Grunde ist es
eine gallige Abhandlung über den Rassismus und über menschliches
Verhalten. Der Originaltitel "Invitation to a gunfighter" deutet ja
bereits an, dass ein Revolverheld eingeladen wird eine Sache zu regeln.
Damit befindet sich "Treffpunkt für zwei Pistolen" - so der deutsche
Verleihtitel - in ganz naher Verwandtschaft zum Klassiker "Warlock" von
Edward Dmytryk. Dort wird Henry Fonda ebenfalls von den Bürgern
engagiert ihre Probleme mit dem Schießeisen zu lösen, er tut dies auch,
wird aber dann übermächtig und beherrscht die Stadt. Grund genug ihn
wieder loszuwerden.
Der gut fotografierte De Luxe Color Western (Kamera: Joseph
MacDonald) basiert auf einem Fernsehspiel von Larry Klein aus dem Jahr
1957. Die Geschichte selbst spielt im Jahr 1865 in New Mexico. Der
Bürgerkrieg ist aus und so kehrt Matt Weaver (George Segal), der für die
Konföderierten kämpfte und im Krieg seinen Vater suchte, nach Hause.
Seinen Vater hat er im Krieg gefunden - er war tot. Sein Zuhause, die
Farm, wurde von dem skrupellosen Bankier Brewster (Pat Hingle) zu einem
Schleuderpreis aufgekauft und wieder gewinnbringend an einen anderen
Bürger verkauft. Die ganze Bevölkerung ist aufgebracht wegen der
Rückkehr des Rebellen - ein Sudstaatler, der für die Sklavenhaltung in
den Krieg gezogen ist, ist hier nicht gerne gesehen. So halten alle
Bürger zum rhetorisch gewandten Bankier, obwohl der die ganze Stadt
beherrscht. Lediglich die Mexikaner stehen eher zum Heimkehrer. Er soll
der einzige der guten Bürger gewesen sein, der die Mexikaner
gleichwertig behandelt hat. Der zweite Schock für Matt Weaver folgt als
er erfährt, dass seine große Liebe Ruth (Janice Rule) den Krämer Crane
Adams (Clifford Davis) geheiratet hat. Es kommt kurz danach zu einer
Schießerei zwischen Matt und dem neuen Besitzer des Anwesens, der dabei
von Matt in Notwehr erschossen wird. Dadurch hat aber Brewster Oberhand
und die Bürger beschließen einen Killer zu engagieren, der mit dem
Störenfried kurzen Prozess machen soll. Der erste Bewerber namens Dancer
(Dale Jenkins) ist ein Reinfall, aber zufällig hält sich der kreolische
Revolverheld Jules Gaspard D´Estaing (Yul Brynner) im Hotel auf, er ist
auf der Durchreise. Dennoch findet er sofort Interesse an dem
gravierenden Konflikt der Bürger und sagt zu für 500 Dollar Matt Weaver
zu töten. Der Mann ist durch seine eigene Vergangenheit im Umgang mit
Rassismuss und Vorurteilen belastet und findet eine gewisse Sympathie
für sein potentielles Opfer. Auch die heuchlerische Gemeinschaft ist ihm
ein Greuel. Doch seine größte Motivation sich im Ort aufzuhalten ist
die unglückliche Ruth...
Somit eine sehr facettenreiche Handlung mit einigen
Nebenschauplätzen. Hauptpart ist aber der Killer, der die Probleme lösen
soll, ohne dass sich ein anderer schmutzig machen muss. Dieser Killer
präsentiert im Ort seine Moral bzw. seine Amoral. Mit seiner Dominanz
schickt er sich an der Beherrscher der Stadt zu werden. So wird aus dem
Übel noch ein größeres Übel. Die Inszenierung von Richard Wilson ist
ironisch und kalt, doch im richtigen Moment schimmert auch die sensible
Machart durch, die im Hintergrund ständig schlummert.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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