Montag, 5. August 2019

Treffpunkt für zwei Pistolen

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Richard Wilson
 
Jules Gaspard D´Estaing in der Stadt...
 
Wenn Yul Brynner einen Westerner spielt, dann verkörpert er immer eine sehr interessante Filmfigur . Im Kultfilm "Die glorreichen Sieben" spielte er Chris, den geheimnisumwobenen Anführer der Gruppe. 1973 ging er als Revolverheld Gunslinger in "Westworld" auf die Besucher des Vergnügungsparks los und in "Inviation to a gunfighter" war er der Revolverheld Jules Gaspard d´Estaing, der den Rassismus der Bürger hervorlockt. Richard Wilson drehte diese interessante Westernfacette im Jahr 1964 - an der Produktion war kein Geringerer als Stanley Kramer beteiligt. Dies lässt auf einen sehr aussergewöhnlichen Western schließen und der Film bestätigt dies auf ganzer Linie. Im Grunde ist es eine gallige Abhandlung über den Rassismus und über menschliches Verhalten. Der Originaltitel "Invitation to a gunfighter" deutet ja bereits an, dass ein Revolverheld eingeladen wird eine Sache zu regeln. Damit befindet sich "Treffpunkt für zwei Pistolen" - so der deutsche Verleihtitel - in ganz naher Verwandtschaft zum Klassiker "Warlock" von Edward Dmytryk. Dort wird Henry Fonda ebenfalls von den Bürgern engagiert ihre Probleme mit dem Schießeisen zu lösen, er tut dies auch, wird aber dann übermächtig und beherrscht die Stadt. Grund genug ihn wieder loszuwerden.
Der gut fotografierte De Luxe Color Western (Kamera: Joseph MacDonald) basiert auf einem Fernsehspiel von Larry Klein aus dem Jahr 1957. Die Geschichte selbst spielt im Jahr 1865 in New Mexico. Der Bürgerkrieg ist aus und so kehrt Matt Weaver (George Segal), der für die Konföderierten kämpfte und im Krieg seinen Vater suchte, nach Hause. Seinen Vater hat er im Krieg gefunden - er war tot. Sein Zuhause, die Farm, wurde von dem skrupellosen Bankier Brewster (Pat Hingle) zu einem Schleuderpreis aufgekauft und wieder gewinnbringend an einen anderen Bürger verkauft. Die ganze Bevölkerung ist aufgebracht wegen der Rückkehr des Rebellen - ein Sudstaatler, der für die Sklavenhaltung in den Krieg gezogen ist, ist hier nicht gerne gesehen. So halten alle Bürger zum rhetorisch gewandten Bankier, obwohl der die ganze Stadt beherrscht. Lediglich die Mexikaner stehen eher zum Heimkehrer. Er soll der einzige der guten Bürger gewesen sein, der die Mexikaner gleichwertig behandelt hat. Der zweite Schock für Matt Weaver folgt als er erfährt, dass seine große Liebe Ruth (Janice Rule) den Krämer Crane Adams (Clifford Davis) geheiratet hat. Es kommt kurz danach zu einer Schießerei zwischen Matt und dem neuen Besitzer des Anwesens, der dabei von Matt in Notwehr erschossen wird. Dadurch hat aber Brewster Oberhand und die Bürger beschließen einen Killer zu engagieren, der mit dem Störenfried kurzen Prozess machen soll. Der erste Bewerber namens Dancer (Dale Jenkins) ist ein Reinfall, aber zufällig hält sich der kreolische Revolverheld Jules Gaspard D´Estaing (Yul Brynner) im Hotel auf, er ist auf der Durchreise. Dennoch findet er sofort Interesse an dem gravierenden Konflikt der Bürger und sagt zu für 500 Dollar Matt Weaver zu töten. Der Mann ist durch seine eigene Vergangenheit im Umgang mit Rassismuss und Vorurteilen belastet und findet eine gewisse Sympathie für sein potentielles Opfer. Auch die heuchlerische Gemeinschaft ist ihm ein Greuel. Doch seine größte Motivation sich im Ort aufzuhalten ist die unglückliche Ruth...




Somit eine sehr facettenreiche Handlung mit einigen Nebenschauplätzen. Hauptpart ist aber der Killer, der die Probleme lösen soll, ohne dass sich ein anderer schmutzig machen muss. Dieser Killer präsentiert im Ort seine Moral bzw. seine Amoral. Mit seiner Dominanz schickt er sich an der Beherrscher der Stadt zu werden. So wird aus dem Übel noch ein größeres Übel. Die Inszenierung von Richard Wilson ist ironisch und kalt, doch im richtigen Moment schimmert auch die sensible Machart durch, die im Hintergrund ständig schlummert.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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