Mittwoch, 26. März 2014

Der Fall Paradin





















Regie: Alfred Hitchcock

Geheimnisvolle Frau...

Natürlich ist Hitchcocks "Der Fall Paradin" kein Geniestreich wie "Zeugin der Anklage" und auch in Hitchcocks mit Meisterwerken reichhaltigster Filmographie spielt das Gerichtsdrama aus dem Jahr 1947 eher ein stiefmütterliches Dasein - aber für mich ist der Film dennoch ein großartiger 40er Jahre Filmklassiker und vor allem ein grandios gespielter Ensemblefilm. Vor allem Alida Valli, Ann Todd und der große Charles Laughton verdienen für ihre unvergesslichen Rollen eine besondere Erwähnung.  Man braucht allerdings für "Der Fall Paradin" ein bisschen Geduld, denn die Hitchcocksche Suspence fehlt und die Geschichte ist sehr dialoglastig. Dabei wird hier auch im normalen Leben genauso viel geredet wie im Gerichtssaal.
Angeklagt ist die geheimnisvolle Femme Fatale Maddalena Anna Paradin (Alida Valli), die beschuldigt wird ihren sehr vermögenden, wesentlich älteren und blinden Gatten Oberst Paradin vergiftet zu haben. Sie wird in London von Scotland Yard verhaftet, der Mord soll im Lake District auf Paradines ländlichem Anwesen geschehen sein. Der Familienanwlat Sir Simon (Charles Coburn) ist natürlich von der Unschuld der Frau überzeugt und er kann sogar den aufstrebenden und sehr erfolgreichen Strafverteidiger Anthony Keane (Gregory Peck) für die Verteidigung gewinnen. Eine Entscheidung, die sich maßgeblich auf den Verlauf der Gerichtsvehandlung niederschlagen wird. Auch Keanes berufliche wie private Zukunft ist bereits nach dem ersten Treffen mit seiner rätselhaften Klientin stark beeinflusst. Keane hat den besten Ruf und könnte noch hölher die Karriereleiter hinaufsteigen, selbst der Richter Lord Thomas Horfield (Charles Laughton) hält sehr viel von Keane und so trifft man sich auch privat in geselliger Runde. Während die Männer fachsimpeln, dürfen sich die Frauen Gay Keane (Ann Todd), Lady Sophie Horfield (Ethel Barrymore) und Sir Simons Begleitung Judy Flaquer (Joan Tetzel) zurückziehen. Und den gleichen Rückzug wählt Keans Frau, als sie bemerkt, dass ihr geliebter Mann die nötige Balance zwischen Nähe und Distanz zu Mrs. Paradine verliert. Er ist immer mehr von der Frau fasziniert und verliebt sich in sie. Und auch seine Recherchen im Fall kommen vorwärts, denn er verfolgt die zwei möglichen Varianten, wie sich alles zugetragen hat: Einmal Selbstmord des Oberst oder aber der Sekretär und Diener des Oberst, der Schönling Andre (Louis Jordan) weiß mehr, als er ausgesagt hat. Steckt er etwa hinter allem ? Dabei verliert Keane die dritte möglcihe Variante völlig aus dem Augen...

 Ich finde der Film hat sehr großartige Momente und eine perfekt besetzte Alida Valli in ihrem ersten Hollywoodfilm. Ihr gegenüber eine starke Ann Todd, die alles versucht um ihre Liebe zu retten und ihr am Ende durch Besonnenheit und Klugheit auch gelingt, dabei muß sie allerdings ihre Emotionen zurückhalten und ihrem Mann das Gefühl geben, dass ihm der starke Part der Beziehung gehört. Ganz fies darf Charles Laughton als Richter auftrumpfen - in einer der besten Szenen des Films am Ende hat er ein Gespräch mit seiner Frau, bei dem einmal mehr bewusst wird, dass Hitchcock auch eine Männerwelt zeichnet, die die Entscheidungen trifft, obwohl die Alternativen der Frauen viel versöhnlicher wären. Gregory Peck wurde etwas getadelt für seine Rolle, gelegentlich sprach man von Fehlbesetzung. Würde ich aber so nicht genauso sehen, denn er bringt den Charakter seiner Figur perfekt auf den Punkt. Es war auch gleichzeitig die letzte Zusammenarbeit zwischen Selznick und Hitchcock, die sich im Laufe der Dreharbeiten immer mehr voneinander entfernten.


 Bewertung: 9 von 10 Punkten. 


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