Franz Kindler und der Nazijäger...
Orson
Welles ist unvergessen in seiner Rolle als Harry Lime in Carol Reeds "Der dritte
Mann" und aufgrund seiner großartigen Regiearbeiten "Citizen Kane", "Der Glanz
des Hauses Amberson" oder "Im Zeichen des Bösen" - alles Filme, die zum besten
gehören, was das Kino je präsentiert hat. Sein 1946 entstandener Nazijäger-Noir
steht aufgrund dieser grandiosen Meisterwerke etwas im Schatten, ein guter Film
ist "Die Spur des Fremden" aber trotzdem. Im Original heißt der Film "The
Stranger" und man ist sich nicht so schlüssig, wer nun mit diesem Etikett
versehen wird: Der mysteriöse, als Antiquitätenhändler getarnte Mr. Wilson
(E.G.Robinson), der dünne, ältere Herr (Konstantin Shayne), der seinen Koffer im
Laden vom Mr. Potter (Billy House) stehen liess und plötzlich verschwindet oder
aber der frisch vermählte Geschichtsprofessor der hiesigen Universität Charles
Ranking (Orson Welles), ein europäischer Emmigrant, der seit einem Jahr hier in
Harper im Bundesstaat Connecticut lebt und mit Mary (Loretta Young), die Tochter
von Richter Adam Longstreet ( Philip Marivale) geheiratet hat. Er ist bei der
Bevölkerung in Harper äusserst beliebt, denn er repariert in seiner begrenzten
Freizeit die Turmuhr der Kirche. Nun, der alte, dünne Mann ist der
Naziverbrecher Meinike, der eigentlich das Todesurteil erhalten hätte, aber
Wilson ihn extra laufen liess, damit der inzwischen zum christlichen Glauben
bekehrte Mann, die Jäger auf die Spur des großen Kriegsverbrecher Franz Kindler
führt. Dieser soll irgendwo in den USA untergetaucht sein, aber es fehlt jede
Spur. Dank Meinike führt die Spur aber ins beschauliche Harper. Dort
verschwindet der Mann und später auch Red, der treue Hund von Mary. Wilson
glaubt sich auf der richtigen Spur, doch er braucht einen Verbündeten auf der
Suche nach Kindler. Und diese Rolle fälllt auf Noah (Richard Long), der jüngere
Bruder von Mary...
Der
Film ist klasse fotografiert und hat einige sehr großartige Szenen. Am besten
gefällt mir die Szene, in der Kindler sich plötzlich bewusst wird, dass Meinike
seine Tarnung unbewusst verraten hat und den Mitwisser rücksichtslos im
Waldstück ermordet. Zur gleichen zeit machen die Jungs der Uni dort eine
Schnitzeljagd, der Mord könnte also gesehen werden und Kindler muss überlegt
vorgehen um seine Spur zu verwischen. Orson Welles spielt den Naziverbrecher
sehr gut, ihm zur Seite eine gute Darstellung von Loretta Young, die hin- und
hergerissen ist, denn schliesslich liebt sie den Mann, der möglicherweise einer
der geistigen Väter der Konzenrationslager und der Gaskammern ist. Effekiver
Showdown auf dem Turm der Kirche. Ein sehr guter Klassiker und ein etwas anderer
Film Noir, der gemessen an dem Einspielergebnis Welles erfogreichster Film war.
Er selbst bezeichnete "Die Spur des Fremden" als seinen schlechtesten Film.
Bewertung. 8 von 10 Punkten.
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