Regie: Norman Jewison
Der Fiedler auf dem Dach...
Das Musical "Anatevka" enstand 1971 - zu einer Zeit als die goldene
Ära des Genres schon überschritten war. Dennoch schaffte der Film von
Norman Jewison, der nach einem Drehbuch von Joseph Stein verfasst wurde,
die Spitze der Kinojahrescharts 1971 zu erobern. Er spielte 40
Millionen Dollar in den USA ein und schlug damit Kassenhits wie "French
Connection", "Dirty Harry", "Summer of 42", "Uhrwerk Orange" oder
"Diamonds are forever".
Das Musical erzählt die Geschichte des armen jüdischen Milchmanns
Tevje, der im frühen 20. Jahrhunderts im kaiserlichen Russland lebt -
mit seiner Frau und 5 Töchtern. Die Tradition will es so, dass diese
fünf Töchter durch eine Heiratsvermittlerin sozusagen an den Mann
gebracht werden sollen. Inmitten dieses traditionell geprägten
Dorflebens geht die Sorge wegen der möglichen zaristischen Progrome um.
Die Dreharbeiten fanden in den Shepperton Studios in England und an Schauplätzen im ehemaligen Jugoslawien statt.
Auch der Song "If I were a rich man" (deutsche Version: Wenn ich einmal reich wär) wurde ein weltweiter Erfolg.
Es ist das Jahr 1905. Tevje (Chaim Topol) lebt in dem ukrainischen
Dorf Anatevka, einem typischen Schtetl Russlands. Das Leben im Dorf
vergleicht der Milchmann mit einem Fiedler auf dem Dach, der die
Tradition nutzt, um eine angenehme, einfache Melodie zu spielen, ohne
dass ihm dabei das Genick bricht.
In der Stadt trifft Tevye auf den radikalen Kommunisten Perchik
(Paul Michael Glaser), der die Leute wegen einer sehr wahrscheinlichen
baldigen Vertreibung aus dem Dorf, warnt. Tevye findet den jungen
Marxisten zwar für verrückt, aber er lädt ihn zu sich nach Hause ein, wo
seine Frau Golde (Norma Crane) für die ganze Familie gekocht hat. Die
älteste Tochter Tzeitel (Rosalind Harris) soll mit dem Schlachter Lazar
Wolf (Paul Mann) vermählt werden - alles eingefädelt durch die versierte
Vermittlung der Kupplerin Jente (Molly Pichon). Doch Tzeitel liebt
nicht den gut situierten Heiratskandidaten, sondern den armen Schneider
Motel Kamzoll (Leonard Frey). Es kommt zum Eklat, weil sich Tzeitel
vehement gegen diese Zwangsheirat wehrt und schließlich findet Tevye
genügend Gründe die Abmachung mit dem Schlachter zu canceln - er gibt
seiner Tochter und dem Schneider seine Erlaubnis und sein Segen. Auch
die zweitjüngste Tochter Hodel (Michele Marsh) repräsentiert den Geist
einer neuen Zeit, denn sie hat sich in den Rebellen Perchik verliebt und
will diesen auch ehelichen. Es gibt noch eine dritte flügge Tochter im
Haus: Chava (Neva Small) lernt den Nichtjuden Fedja (Ray Lovelock)
kennen und lieben. Das ist dann erstmal zuviel für Tevye. Hier versagen
erstmalig seine Monologe über das Für und Wider von unmöglichen
Heiratswünschen...
Am Ende des Films kommt es tatsächlich zur Vertreibung, aber die
Menschen lassen sich nicht ihre Freude am Leben nehmen. Es gibt tolle
Songs und klasse Choreographien mit russischen Tänzen und sogar mit
einer Traumsequenz, die Tevye seiner Frau vorlügt. Er erzählt, dass ihm
die Witwe des Schlachters im Traum erschien und mit der baldigen
Hochzeit überhaupt nicht konform geht. Der israelische Schauspieler
Chaim Topol liefert eine grandiose Vorstellung, die mit einer
Oscarnominierung belohnt wurde. Ebenso wurde Leonard Frey als
Nebendarsteller von der Academy mit einer Nominierung bedacht. Ausserdem
gabs Nennungen in den Kategorien "Bester Film", "Bester Regisseur",
"Bestes Szenenbild", die nicht zum Sieg führten. In drei Kategorien
durfte aber gejubelt werden: John Williams wurde für die beste Musik
ausgezeichnet. Der britische Kameramann Oswald Morris (Oliver, Ein
Haufen toller Hunde, Der Spion, der aus der Kälte kam, Moulin Rouge,
Moby Dick) gewann ebenso einen Oscar. Desweiteren wurden die Herren
Gordon K. McCallum und David Hyldyard für ihre Leistung in der kategorie
"Ton" geehrt.
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