Regie: Orson Welles
Der Königsmörder...
Ich halte alle vier sehr bekannten "Macbeth" Verfilmungen für sehr
gelungen. Sowohl die japanische Version "Das Schloß im Spinnwebwald" von
Akira Kurosawa als auch die Verfilmung von Roman Polanski aus dem Jahr
1970. Zuletzt wagte sich Justin Kurzel im Jahr an "Macbeth" - die
Hauptrollen waren mit Michael Fassbender und Marion Cottilard äusserst
attraktiv besetzt.
Sicherlich bleibt aber die Orson Welles Verflmung aus dem Jahr 1948 die eigenwillgste aller vier.
"Macbeth" ist eine Figur der schottischen Sagengeschichte und vor
allem eine Tragödie von William Shakespeare. Das Werk handelt vom
Aufstieg des königlichen Heerführers zum König von Schottland, seinem
Wandel zum Königsmörder, seinen weiteren Mordtaten sowie seinem Fall.
Der Autor hat das Werk vermutlich um das Jahr 1606 fertiggestellt. Er
verknüpfte dabei geschichtliche Fakten über den historischen
Schottenkönig Macbeth mit dem zeitgenössischen englischen König Jakob I.
mit Mythologie, Aberglauben, Magie und Fiktion.
Welles selbst galt damals bereits als Genie, doch sein Meisterwerk
"Citizen Kane" war kein Kassenhit und von diesem kommerziellen
Misserfolg erholte sich Welles nie wieder. Zum entgültigen Bruch mit den
großen Studios kam es durch den Nachfolgefilm "Der Glanz des Hauses
Amberson", ebenso wie der Vorgänger ein echtes Meisterwerk, aber vom
Studio extrem gekürzt und verändert, so dass man von einer Verstümmelung
reden kann.
Es folgten mit "Lady von Shanghai" und "Die Spur des Fremden" zwei
Noirs, die heute zu den Klassikern des Genres zählen - dann wandte sich
der Filmemacher "Macbeth" zu, ihm schwebte eine Mischung aus "Wuthering
Heights" und "Frankensteins Braut" vor. Der Film wurde produziert von
den Republic Studios, die ja vornehmlich billige, aber sehr
unterhaltsame B-Western produzierten, aber immer mal wieder mit
einzelnen Projekten versuchten, das künstlerische Niveau des Studios
anzuheben, wie beispielsweise mit Nicholas Rays Kultwestern "Johnny
Guitar" in den 50er Jahren oder mit dem John Wayne Film "Schwarzes
Kommando". Auch Welles Adaption von "Macbeth" gehört zu diesen
ambitionierten Projekten, das Studio gewährte ein Budget von 700.000
Dollar - den Rest der Produktionskosten zahlte Welles aus der eigenen
Tasche.
Eine Shakespeare Aufführung war sogar kein Neuland für Welles, weil
er 1936 den sogenannten "Voodoo Macbeth" inszenierte - mit einer rein
dunkelhäutigen Besetzung.
Mit seinen eigenen Shakespeare Verfilmung hatte Hollywood bis dato
wenig Glück. Sie wurden zwar von der Kritik gelobt, waren aber keine
Kassenhits. Erst die Verfilmungen "Heinrich V" und "Hamlet" von Laurence
Olivier steigerte das Interesse des Publikums.
Aber während der Brite vom Publikum gefeiert wurde und Oscars gewann, wurde der Film von Orson Welles weitestgehend abgelehnt.
Die Story ist natürlich bekannt, die Geschichte spielt im
Mittelalter. Auf dem Weg zum König werden die Feldherren Macbeth (Orson
Welles) und Banquo (Edgar Barrier) von drei Hexen (Lurene Tuttle, Peggy
Webber und Brainerd Duttfield) angesprochen. Sie reden Macbeth mit dem
Titel "Than von Cawdor" an und gehen noch weiter, denn sie preisen ihn
als den zukünftigen König von Schottland. Auch für Banquo haben sie eine
Nachricht - er werde zwar nie könig, aber er würde Ahnvater vieler
Könige sein. Tatsächlich erfüllt sich die erste Prophezeiung sofort,
denn König Duncan (Erskine Sanford) verleiht ihm beim Treffen den Titel,
den die Hexen prophezeiten.
Nun lässt das Orakel Macbeth nicht mehr los - auch in Lady Macbeth
(Jeanette Nolan), die er von dem seltsamen Vorhersehungen erzählt,
erwachen böse Pläne. Sie fasst noch mehr als Macbeth selbst den Plan den
König zu ermorden, der sich auf ihrer Burg in Inverness angekündigt
hat. Während der König schläft und sich bei seinem Freund in bester
Sicherheit befindet, werden die beiden Wachen mit einem Schlafmittel
betäubt, sie sollen später als Mörder des Königs entlarvt werden.
Macbeth schreckt zwar vor der Greueltat zurück, gibt aber schließlich
nach, da er vor seiner Frau nicht als Feigling dastehen will. Er tötet
mit dem Dolch den schlafenden König. Am anderen Tag wird er selbst
gekrönt. Doch der Mord bringt ihm kein Glück, sondern führt ihn
geradewegs ins Verderben...
Eine Parabel über dier Gier anch Macht, aber auch über die Frage nach der Vorherbestimmung des Schicksals sind Themen von "Macbeth" - es geht um Sünde und Schuld.
Eine Parabel über dier Gier anch Macht, aber auch über die Frage nach der Vorherbestimmung des Schicksals sind Themen von "Macbeth" - es geht um Sünde und Schuld.
Für die Rolle von Lady Macbeth wollte Welles eigentlich Vivien
Leigh. Ausserdem wurde auch bei Tallulah Bankhead, bei Anne Baxter, bei
Agnes Moorehead und bei Mercedes McCambridge angefragt, aber alle Damen
hatten zu dieser Zeit bereits andere Verpflichtungen. Am Ende bekam die
britische Theaterschauspielerin Jeanette Nolan den Zuschlag - eine
Entscheidung, die Welles nicht bereuen musste. Die Britin ist für mich
die böseste Lady Macbeth überhaupt. Natürlich sieht man das nicht gerade
üppige Budget dem Film an - die Kulissen sind aus Pappmache. Aber
Welles hat bewusst die gesamte Szenerie so düster und dunkel gehalten,
dass diese Kunstkulisse beinahe schon zu einem Vorteil des Werkes wird -
denn sie wirkt stellenweise so dunkel und verkommen wie das Innenleben
der beiden tragischen Mörder. In der Rolle des Königssohns ist der
frühere Kinderstar Roddy McDowell (So grün war mein Tal) zu sehen und
Welles Tochter Christopher ist als Macduffs Sohn zu sehen. Macduff wird
von dem irischen Schauspieler Dan O´Herlihy gespielt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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