Regie: Akira Kurosawa
Das Leben vor dem drohenden Tod...
Japans bekanntester Regiesseur Akira Kurosawa wurde vor allem durch
seine Samurai-Klassiker "Rashomon", "Die 7 Samurai" oder "Yojimbo" dem
westlichen Kinopublikum ein Begriff. Aber er drehte auch Filme mit ganz
anderen Themen, die zu seinen Meisterwerken gehören. Im Genre "Film
Noir" hat vor allem sein 1963 entstandener "High and Low" einen hohen
Stellenwert. Auch das Drama "Ikiru - Einmal wirklich leben" wird von den
Filmkritikern besonders geschätzt. Ein Film voller Trauer und doch
letztlich mit viel spirtueller Kraft. Der Regisseur zeigt uns, dass man
leiden muss, um etwas wie Zufriedenheit oder Glück zu erreichen. Aber
Leiden ist Teil des Lebens und kann zum Guten genutzt werden. Sein
Können ist es diese Stimmungen zu bündeln und sie nicht als
gegensätzlich erscheinen zu lassen. Es sind für ihn zusammengehörende
Teile des Lebenskreislaufes. Das bekannteste Bild des Film ist der
schaukelnde alte Mann auf dem verschneiten Spielplatz - es strahlt viel
von der inneren Wärme dieses besonderen Filmes aus.
Im Film geht es um ein Leben vor dem drohenden Tod. Was ist Leben ?
Was ist Tod ? Mit diesen Fragne muss sich der Abteilungsleiter einer
städtischen Beschwerdestelle stellen. Sein Name ist Kanji Watanabe
(Takashi Shimura), der kuzr vor seiner Pensionierung steht und 30 Jahren
diesen Posten begleitet hat. Er ist stolz darauf, dass er in all diesen
Jahren nicht einen Fehltag hatte. Seine Frau starb früh und Herr
Watanaba musste seinen Sohn Mitsuo (Nobuo Kaneko) alleine groß ziehen.
Inzwischen ist der Sohn bereit verheiratet. Doch Sohn und
Schwiegertochter (Kyoko Seki) sind ihm irgendwie fremd geworden. Ein Tag
verläuft wie der nächste. Und immer mehr ist Herr Watanabe mit starken
Magenschmerzen geplagt. Er geht irgendwann zum Arzt, doch da ist es
schon längst zu spät. Denn das Röntgenbild zeigt den bösartigen Tumor
und setzt dem Leben des Mannes im gehobenen Bürodienst eine Frist. Er
hat nur noch wenige Monate. Die Nachricht rückt ihm ins Bewusstsein und
er merkt wie sehr er sein Leben vergeudet hat. Er will noch einmal sein
Leben genießen. Zusammen mit einem Schriftsteller (Yunosuke Ito) stürzt
er sich ins Nachtleben, er trinkt, spielt und tanzt, merkt jedoch, dass
ihn dieses leben ebenso wenig befriedigt. Er bleibt der Arbeit fern und
die Kollegen wundern sich warum der sonst so zuverlässige Vorgesetzte
nicht erscheint. Gerüchte bleiben nicht aus. Vor allem auch deshalb,
weil er mit einer jüngeren Arbeitskollegin Toyo Odagiri (Miki Odagiri)
gesehen wird. Die junge Frau strahlt eine Lebensfreude aus, die auf
Herrn Watanabe ansteckend wirkt. Er erinnert sich auch an einige Frauen,
aus einem armen Stadtviertel, die für ihre Kinder einen Spielplatz
beantraogt hatten. Diese Eingabe der Frauen, der den stinkenden
Abwasserteich in den dringend benötigten Spielplatz umwandeln sollte,
wurde ständig abgelehnt oder die Frauen wurden an andere Dienststellen
verwiesen, die auch nichts taten. Mit seiner Beharrlichkeit schafft es
Watanabe, dass das Projekt realisiert wird....
Takashi Shimura ist in der Rolle seines Lebens zu sehen. Man spürt direkt den großen Schmerz, mit dem seine Figur zu kämpfen hat.
Takashi Shimura ist in der Rolle seines Lebens zu sehen. Man spürt direkt den großen Schmerz, mit dem seine Figur zu kämpfen hat.
Kurosawa verzichtet gänzlich auf Sentimentalität in dieser
Geschichte über den Sinn des lebens, über etwas was den Tod überdauern
könnte, etwas von bleibendem Wert. Ausserdem übt Kurosawa Kritik an die
Bürokratie und macht Entfremdung am Arbeitsplatz deutlich. Dabei
verzichtet der Regisseur auf vordergründige Effekte, spart jedoch nicht
in Sachen Eindringlichkeit in seiner filmischen Meditation.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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