Dienstag, 12. März 2024

Sonntags...nie


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Jules Dassin

Ilya von Piräus...

Der Song "to Paidia To Piraia" (Kinder von Piräus, deutscher Titel: Ein Schiff wird kommen) in Jules Dassins Film "Pote tin Kyriaki" wurde ein weltweit ein Nr. 1 in den Charts und der Film selbst ist bis heute einer der erfolgreichsten griechischen Filme überhaupt. Jules Dassin drehte in den USA klassische Noir-Filme wie "Zelle R17", "Stadt ohne Maske" und "Gefahr in Frisco". Doch zum Beginn der unsäglichen McCarthy Ära verlagerte er seine Aktivitäten nach Europa. Bereits "Die Ratte von Soho" war eine britische Produktion, einige Jahre später gelang ihm in Frankreich mit "Rififfi" ein weiteres Meisterwerk. "Sonntags...nie" fällt da ein bisschen aus dem Rahmen, denn die Heldin dieses Filmes ist eine herzensgute und lebensfrohe Prosituierte, die die Männer liebt und es noch mehr liebt, wenn diese Männer ihr bis in den Hafen nachlaufen, wo sie schwimmen geht und alle animiert ins Wasser zu springen. 1960 war dieser Film natürlich äusserst gewagt, denn er zeigt die Arbeit der attraktiven Frau nie als Problem, dazu ist Ilya viel zu freigeistig und selbständig. Selbst die Jugendzeitschrift "Bravo" fand den Film "unmoralisch".
Im Grunde zeigt "Never on Sunday" - so der US-Titel - das unbeschwerte Leben der Griechen und untersucht ganz nebenbei den intellektuellen Imperialismus auf die Lebensfreude dieser Menschen, die am Meer wohnen. Es handelt sich dabei um eine Variation von "Pygmalion" -
Ilya ist nun nicht gerade der Prototyp einer unglücklichen Frau, die auf die schiefe Bahn geriet - sie ist gebildet, liebt das Leben und auch die griechische Tragödie. Eines Tages trifft sie auf den amerikanischen Touristen Homer Thrace (Jules Dassin), der von dem klassischen alten Griechenland begeistert ist und auch die griechischen Tragödien wie "Medea" liebt. Er ist ein glühender Anhänger der alten Philosophen Sokrates, Plato und Aristoteles. Als er Ilya zum ersten Mal sieht, ist er hin und weg von der impulsiven Lebensfreude, die einfach ansteckend wirkt. Als er jedoch erfährt mit was Ilya ihren Lebensunterhalt bestreitet, gewinnt die Moral Oberhand und er versucht die Frau aus ihrem lasterhaften Leben zu retten. Sie soll endlich ein ordentliches Leben führen und sich weiter bilden, denn für Homers Begriffe erzählt Ilya die alten Tragödien verfälscht, sie dichtet jedem düsteren Epos ein Happyend dazu. Tatsächlich geht Ilya auf den Wunsch von Homer ein - der will sie innert von 2 Wochen zur anständigen Bürgerin erziehen. Auch die Wohnung wird entrümpelt und Regale müssen her mit vielen Büchern. Die Männer, die Ilya immer noch anhimmeln, können nicht verstehen, dass sie sich nun wandeln will. Der junge Tonio (Giorgos Foundas) ist sogar richtig verliebt in sie. Als Ilya erfährt, dass Homer Geld von ihrem früheren Zuhälter bekommt, der ihre Kollegin mit horrenden Mieten ausbeutet, ist sie wütend und sauer und Homers Geschenke fliegen aus dem Fenster auf die Straße. Mit den anderen Prostituierten sorgt sie für einen Streik gegen deren Ausbeuter. Die Frauen tragen einen Sieg davon, denn die Mieten werden dadurch um die Hälfte günstiger. Homer erkennt im Stammlokal, dass seine eigenen verschrobenen Vorstellungen und alle philosophischen Lehrsätze keine Chance gegen die Lebensfreude haben. Und das diese Strategie auch nicht zur Rettung der Frau beigetragen hat. Wenn jemand das schafft, so der Barbesitzer, dann wäre das Tonio, weil nur die Liebe diese Änderung herbeiführen kann....





Am Ende des Films gehen alle ans Meer. Der Film wurde für fünf Oscars nominiert: bestes Drehbuch Jules Dassin, beste Darstellerin Melina Mercouri, beste Kostüme schwarz-weiß, beste Regie Jules Dassin und beste Filmmusik von Manos Hadjidakis, der die Trophäe auch gewann. Der Komponist war in Griechenland sehr bekannt, er gilt als derjenige der Rembetiko und Bouzouki in die zeitgenössische Kultur einführte. In den USA spielte der Film 4 Millionen Dollar ein.






Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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