Freitag, 25. November 2016

Die Hölle von Korea

























Regie: Samuel Fuller

Helm aus Stahl...

Regisseur Samuel Fuller (1912 - 1997) wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen. Er diente bei der 1. US-Infateriedivision und war an den Fronten von Nordafrika, er kämpfte in Sizilien, in der Normandie, in Belgien, Deutschland und der Tschechoslowakei. Fuller wurde ausgezeichnet mit dem Bronze Star, dem Silver Star und dem Purple Heart. Er war auch dabei als das Flossenbürger KZ-Aussenlager Falkenau in Sokolov im Mai 1945 befreit wurde. Diese Erlebnisse ließen ihn nie wieder los. Im Jahr 1980 drehte er anhand dieser Erlebnisse sein Meisterwerk "The Big Red One". Es war aber nicht sein erster Kriegsfilm. Nach den beiden Western "Ich erschoß Jesse James" und "Der Baron von Arizona" konnte er mit schmalem Budget den Antikriegsfilm "Die Hölle von Korea" inszenieren. Es folgten im laufe der nächsten Jahre mit "Der letzte Angriff" (1951) und "Inferno" (1953)  zwei weitere sehenswerte Filme, die den brutalen Krieg anhand des Kampfes der Soldaten zeigen.
"Die Hölle von Korea" heißt im Original "Steel Helmet" und nimmt Bezug auf eine wichtige Szene des Films. In dieser Szene schlägt der ranghöhere Lieutenant Driscoll dem ruppigen Sergeant Zack vor, dass sie die Helme tauschen sollen, weil dies Glück bringt. Dieser Wunsch wird von Zack abgelehnt, erst am Ende des Films entschließt sich Zack zu diesem Tausch.
In der ersten Szene befindet sich der Zuschauer mitten auf einem Schlachtfeld. Die amerikanischen Soldaten sind alle tot. Lediglich Zack (Gene Evans) hat überlebt. Seine beiden Hände sind aber auf den Rücken gefesselt und er liegt auf dem Boden. Er hat Mühe vorwärts Doch ein südkoreanischer Junge (William Chun) befreit ihn aus der misslichen Lage. Spontan nennt der Soldat seinen jungen Helfer Short Round und er nimmt den Jungen mit auf dem gefahrvollen Weg durchs koreanische Niemandsland. Wenig später trifft er auf den dunkelhäutigen Korporal Thompson (Edward James), der ebenfalls alleine umherwanderte. Zu dritt versuchen sie nun durch die feindlichen Linien zu kommen. Der Weg bietet an jeder Stelle den möglichen Tod. Bald stoßen sie auf eine amerikanische Patrouille. Die wird von Lieutenant Driscoll (Steve Brodie) angeführt. Spontan hat Zack eine Abneigung gegen Driscoll. Zwei feindliche Scharfschützen machen den Soldaten das Leben schwer, aber durch die Führung von Short Round gelangt die Truppe zu einem Buddhatempel, der momentan Schutz und Sicherheit für die Männer, darunter ein Japaner (Richard Loo), ein ehemaliger Kriegsdienstverweigerer (Robert Hutton), ein Mann, der nicht spricht (Sid Melton) oder ein naiver Funker mit Glatze (Richard Monahan) bietet. Doch der Schein trügt - im Tempel hat sich auch eiin nordkoreanischer Offizier (Harold Fong) versteckt. Bald wird einer der Männer tot aufgefunden...



Mit nur wenigen finanziellen Mitteln ausgestattet, gelang es Fuller trotzdem einen packenden kleinen Antikriegsfilm zu realisieren. Sein Low Budget Movie musste mit 103.000 Dollar auskommen. Das macht sich ein bisschen beim Szenenbild bemerkbar, die Studioaufnahmen aus dem Griffith Park in Los Angeles sieht man in manchen Szenen. Dennoch gelang Fuller eine packende Geschichte, die auch die Emotionen der harten Soldaten zeigt. Der ruppige Zack hegt dann doch irgendwann freundschaftliche Gefühle für den Korea-Jungen - doch der Krieg bedeutet auch Verlust und Schmerz. Zusammen mit der Bedrohung, die nie so richtig fassbar ist - erst am Ende kommt es zu einem Angriff einer Übermacht der nordkoreanischen Armee - erzeugt Fuller einen hohen Spannungslevel.
Mit zwei Szenen bekam Fuller sogar Ärger. Man warf ihm kommunistische Propaganda vor. Einmal tötet ein US-Soldat einen Feind, der nicht bewaffnet ist und in einer Szene sagt der japanische US-Soldat Tanaka, dass seine Eltern im 2. Weltkrieg in verschiedene Internierungslager kamen, nur weil sie Japaner waren. Sowas hörte man 6 Jahre nach Ende des Krieges nicht gerne. 




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Sonntag, 6. November 2016

Der Teufel mit der weißen Weste


Regie: Jean-Pierre Melville

Der Polizeispitzel...

Jean-Pierre Melville (20. Oktober 1917 - 2. August 1973) war der Meister der dunklen französsichen Gangsterkrimis. Er drehte Klassiker wie "Der eiskalte Engel", "Der Chef", "Armee im Schatten" oder "Vier im roten Kreis".
Zu seinen besten Werken gehört auch der 1962 in schwarz-weiß entstandene "Der Teufel mit der weißen Weste". Im Original heißt der Film "Le Doulos", was soviel bedeutet wie "der Hut", aber in der Geheimsprach der Polizisten und Gangster ist es der Name für einen Verräter, für einen Polizeispitzel. Quentin Tarantino ist ein bekennender Fan des Films und der meinte dass "Doulos" einer der wenigen Filme der Filmgeschichte ist, wo man 70 Minuten beim besten Willen nichts begreift. Und gerade dies zeichnet ja auch andere große Werke des Film Noir aus, ich denke da an Howard Hawks "Tote schlafen fest" oder auch an "Chinatown" von Roman Polanski. Gleich zu Beginn setzt der Film auf die bestmöglichste Krimi- und Unterweltatmsphäre. Ein Mann mit Hut und Trenchcoat läuft unter einer Brücke entlang. Immer wieder verschwindet er kurz in der Dunkelheit vieler Schatten. In dieser 3-minütigen Kamerafahrt ist sein Gesicht so gut wie nie zu sehen. Keine Frage: Es ist ein Film Noir, den wir hier serviert bekommen und was für einer. Es herrscht von Beginn an ein brüchiges Großstadtflair, wo Verrat, Verbrechen, Zwielichtigkeit und gar der Tod lauert. Der Mann mit Hut und Trenchcoat ist der Gangster Maurice Faugel (Serge Reggiani), der gerade aus dem Knast entlassen wurde, aber wieder ins alte Milieu zurückkehrt. Er ist auf dem Weg zu einem alten Freund, dem Hehler Gilbert Varnove (Rene Lefevre), einem seiner wenigen Freunde - doch er hat vor diesen Freund zu töten. Denn er soll für die Ermordung von Maurices Freundin gesorgt haben. Als er bei ihm ankommt, reden sie über einen neuen Coup, den Maurice mit seinem Kumpel Remy (Philippe Nahon) plant. Und Varnove warnt Maurice vor seinem neuen Freund Silien (Jean-Paul Belmondo), den man munkelt, dass dieser für die Polizei arbeitet. Als Varnove Maurice den Rücken dreht und die Juwelen betrachtet, die aus einem Raub stammen, setzt Maurice die Pistole an und tötet den Freund, der ihm in diesem Moment zu sehr vertraute. Doch Mißtrauen und Vertrauen begleiten die Geschichte weiter. Maurice packt die Mordwaffe und die Juwelen ein, auch das Bargeld aus Varnoves Tresor lässt er nicht dort - er vergräbt die Diebesbeute samt Pistole in der Nähe einer Straßenlaterne in diesem menschenleeren Industriegebiet und kehrt zu seiner neuen Freundin Therese (Monique Hennessey) zurück die für ihn bereits den Ort, wo der nächste Coup stattfinden soll, ausspioniert hat. Wenig später klingelt auch der zwielichtige Silien. Inzwischen suchen Kommissar Clain (Jean Desailly) und seine Männer nach dem Mörder und dann bekommen sie auch noch von einem Spitzel einen Tipp, dass in der Nacht ein Tresor geöffnet werden soll. Dies führt sie ins Haus, wo Maurice und Remy gerade ihren Diebesplan verwirklichen wollen...
 


Der Film enstand nach dem gleichnamigen Roman von Pierre Lesou. Erst sehr spät kann der Zuschauer die Zusammenhänge dieser vertrackten Story erkennen - zweifelsohne ist dies auch der Verdienst des genialen Drehbuchs, das Melville gemeinsam mit dem Schriftsteller verfasste. Dabei entwickelt sich der Coup auch noch in die Privatgeschichte des geheimnisvollen Gangsters Silien, toll gespielt vom jungen Belmondo. Er trifft seine ehemalige Geliebte (Fabienne Dali) wieder, die mit dem undurchsichtigen Nuttheccion (Michel Piccoli) verheiratet ist. Es werden Pläne geschmiedet, immer gibt es Menschen, die diese vereiteln könnten, denn es wird immer ein doppeltes Spiel gespielt. Brutal auch die Szene, in der Maurices Freundin Therese (Monique Hennnessy) völlig überraschend niedergeschlagen wird. Ein weiterer Beweis dafür, dass hier nicht nur der alte amerikanische Gangsterfilm der 30er und 40er Jahre Inspriationsquelle war, sondern auch die Werke von Shakespeare oder noch früher die griechischen Tragödien. All die transportiert in die Pariser Gangsterwelt der 60er Jahre, wo es wieder um Freundschaft und Verrat geht.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.