Freitag, 24. August 2018

Der versteinerte Wald

























Regie: Archie Mayo

Menschen im Gastraum der Tankstelle....

Im Jahre 1935 war Humphrey Bogart noch kein Big Star - als aufstrebender Schauspieler bekam er aber die ungewohnte Filmrolle in "The Petrified Forest" (deutscher Titel: Der versteinerte Wald) angeboten. Diese Rolle des Gangsters Duke Mantee hatte er bereits im gleichnamigen Theaterstück von Robert E. Sherwood am Broadway gespielt. Ebenso war bereits Leslie Howard dort mit von der Partie - Warner Brothers erwarb die Filmrechte und der britische Schauspieler war auch für den Film vorgesehen. Als Gangster wollte Warner Brothers aber den damaligen Gangsterdarsteller Nr. 1 Edward G. Robinson. Howard bestand aber auf dem Engagement seines Bühnenpartners Bogart und schließlich gab auch das Studio für den Nachwuchsschauspieler grünes Licht. Es war sein Durchbruch - mit diesem Film gelang es Bogart über Nacht zum Star zu werden. Es folgten Klassiker wie "Kid Galahad", "Sackgasse" und "Die wilden Zwanziger".
Natürlich sieht man dem versteinerten Wald seine Theaterherkunft deutlich an: Ein zeitlich enger Rahmen (ein Tag) und die wenigen Handlungsorte. Die Geschichte spielt fast ausschließlich im Gastraum der Tankstelle und an der Tankstelle selbst), die in der Wüste Arizonas betrieben wird, nahe des Petrified-Forest-Nationalpark, bekannt auch als der steinerne Wald.
Hervorzuheben ist die spannende und drückende Atmosphäre dieses Kultfilms aus den 30er Jahren und natürlich die große Bette Davis, in einer für sie ungewöhnlich sanften und liebevollen Rolle. Regie führte Archie Mayo, der auch "Geheimbund schwarze Legion", "Nacht im Hafen" und "Eine Nacht in Casablanca" drehte.
Doch "Der versteinerte Wald" ist vielleicht sein bester Film.
Mitten in der großen Depression wandert der gescheiterte britische Schriftsteller Alan Squier (Leslie Howard) scheinbar ziellos durch die Wüste Arizonas und kommt an einer kleinen Tankstelle an. Diese Oase inmitten der Wüste wird von Jason Maple (Porter Hall), dessen Vater (Charley Grapewin) und der ehrgeizigen Tochter Gabrielle (Bette Davis) betrieben. Gehilfe ist der ehemalige Football Spieler Boze Herzlinger (Dick Foran), der der jungen Gabrielle schöne Augen macht und mit ihr flirtet. Die hat aber Fernweh und würde gerne dorthin reisen, wo ihre Mutter herkam, ins französische Bourges. Sie liebt auch alles französische - am meisten aber die Gedichte von Francois Villon. Der depressive und lebensmüde Schriftsteller und die junge Frau kommen sich gleich näher und empfinden sich sehr schnell als Seelenverwandte. Natürlich macht dies Boze sehr eifersüchtig. An diesem Tag ist auch viel los an dieser Tankstelle. Nicht zuletzt wird im Radio Gangster Duke Mantee (Humphrey Bogart) und seine Bande gesucht. Sie sollen sich in der Nähe aufhalten. Auch der reiche Mr. Chisholm (Paul Harvey), seine frustierte Frau (Genevieve Tobin) lassen sich zu dieser Zeit vom Chauffeur durch diese Gegend fahren und machen auch bald Rast in der gemütlichen Tankstelle. Als sie weiterfahren, nehmen sie auch Alan Squier mit, in den sich Gabrielle inzwischen irgendwie verliebt hat. Doch das Auto wird von den Gangstern in einen Hinterhalt gelockt, die Insassen in der Wüste ausgesetzt und die Gangster machen sich mit dem Auto davon in Richtung Tankstelle. Dort kommt es dann auch zum Showdown...



Leslie Howard hat vielleicht die prägendste Rolle der Geschichte - seine Figur will trotz Lebensmüdigkeit noch jemandem zum Glück verhelfen. Er geht mit dem Gangsterboss einen Deal ein, den dieser am Ende gar nicht mehr so recht erfüllen will. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und sind alles andere als eindimensional.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 
 

Donnerstag, 16. August 2018

Der Prozess

























Regie: Orson Welles

Opfer und Täter des Systems...

Als Prolog seines 1962 inszenierten Films "Der Prozess" stellte Orson Welles die ebenfalls von Franz Kafka entlehnte so genannten Türhüterlegende voran. Über eine Reihe von Zeichnungen, die der Trickfilmer Alexandre Alexeieff anfertigte, sieht man einen Verurteilten in verschiedenen Gefängnissituationen. Ein Mann wird gezeigt, der versucht Einlass in "das Gesetz" zu erlangen. Der Türhüter vertröstet den Mann jedoch immer wieder auf einen unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft. Jahre vergehen...kurz vor seinem Tod will der Mann wissen, warum nie ein anderen Mensch jemals kam und Einlass verlangt hatte. Der Türhüter anwortet ihm, dass dieser Eingang nur für bestimmt gewesen wäre und nun werde er ihn schließen. Was folgt ist der schreckliche Alptraum des aufstrebenden Prokuristen Josef K., gespielt von "Norman Bates" Anthony Perkins.
Kafkas Roman beginnt mit den Worten "Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hatte, wird er eines Morgens verhaftet" - so irritierend fängt auch die Leinwandadaption von Orson Welles an. Der Mann wacht auf, weil sich die Tür geöffnet hatte und plötzlich ein fremder Mann dort steht. Obwohl dieser seltsame Herr nicht zu erkennen gibt, wer er ist und wieso er hier plötzlich im Zimmer steht, wird schnell klar, dass es sich nur um die Polizei handelt kann. Oder eine Art Ermittlungsbehörde. Zuerst glaubt Josef K., dass der Mann zu seiner Zimmernachbarin Fräulein Bürstner (Jeanne Moreau) will, die immer noch nicht zuhause ist. Das Fräulein Bürstner ist Tänzerin, die Vermieterin Frau Grubach (Madeleine Robinson) ist mit deren Lebenswandel ganz und gar nicht einverstanden. Josef K. versucht bei dem undurchsichtigen Beamten Fräulein Bürstner zu verteidigen, doch bald erfährt er, dass gegen ihn ermittelt wird und er vom Gericht beschuldigt wird. Interessanterweise sind neben den drei Beamten, die sich im Haus aufhalten, auch drei Arbeitskollegen von Josef K. anwesend, was ganz nach einer ungerechtfertigten Verleumdung aussieht - doch man gibt K. keine Anwort auf die Frage, was überhaupt gegen ihn vorliegt. Stattdessen kann jedes Wort, dass er ausspricht, gegen ihn verwendet werden. Zumindest versuchen die gewieften Beamten ihrem Beschuldigten die Worte anders auszulegen. Ein schlechter Tag für Josef K...er erwacht um festzustellen, dass er verhaftet wurde - aber alle Einzelheiten der Anklage werden ihm vorenthalten. In dieser Ausgangslage versucht Josef K. seine Unschuld zu begründen. Was aber ganz schön schwierig ist, wenn man gar nicht weiß, wo die Schuld liegt. Immerhin darf er weiter im Büro arbeiten und sein Onkel Max (Max Haufler) hat für ihn den Advokaten Hastler (Orson Welles) engagiert. Dieser lebt in einem Büro voller Aktenberge und hat mit der hübschen Leni (Romy Schneider) eine Gehilfin, Haushälterin und Geliebte in einem. In seiner Wohnung hält sich auch seit Jahren ein Klient (Akim Tamiroff) auf, der dem Advokaten hündisch ergeben scheint. Irgendwann wird er von der Polizei in den Gerichtssaal geführt und er hält eine flammende Rede, die vom Publikum begeistert gefeiert wird. Hat er damit auch die Richter überzeugt ? Eher nicht, wie er später von Hilda (Elsa Martinelli), einer Gerichtsschreiberin, erfährt. Im Grunde sei er schon so gut wie verurteilt, weil man den Verurteilten am Gesichtsausdruck erkennen kann. Wieder und Wieder versucht Josef K. in dieser labyrinth ähnlichen Umgebung der Wahrheit näher zu kommen und sich von einer Anklage zu befreien, die niemand nennen wird. Doch am Ende steht die Hinrichtung...
Der Schriftsteller Franz Kafka schrieb "Der Prozess" im Jahr 1914/1915. Er hat den Roman nie fertiggestellt und wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht. In einem Interview mit Peter Bogdanovich gab Welles auch an, dass er immer wieder unter wiederkehrenden Albträumen gelitten hatte, vor Gericht gestellt zu werden, ohne zu wissen warum und dieser Film war "der autobiografischste Filme, den ich je gemacht habe" - so Welles. Der Ausnahmeregisseur fand sogar, dass "Der Prozess" der beste Film war, den er in seiner Laufbahn gemacht hatte. Die Machart dieses Alptraums ist jedenfalls brillant - gegen Ende des Films die Fabel vom Türwächter neu und projiziert die Zeichentrick-Dias diesmal direkt auf das Gesicht von Josef K. Die unpassierbare Wache mutiert fast zu einem Todesengel. 






Die Geschichte von Kafka ist bedrückend und Welles hat genau diese fiese Stimmung perfekt umgesetzt. Ist es die Angst vor der Modernisierung, die Angst vor einem Staat, dessen Bürokratie und Standards immer mehr über dem Menschen selbst stehen. Auch Josef K. s Arbeitsplatz, an dem er so hängt, ist nichts weiter als eine Verwaltung von Papierkram. Josef K. ist ein seltsamer Held - einerseits introvertiert, schüchtern und nervös. Andererseits aber ein großer Redner und wie andere sagen "einer, der diesem System Paroli bieten könnte". Dabei wirkt er aber beinahe genauso kryptisch wie sein Umfeld - die Geschichte ist deshalb so faszinierend, weil sie so instabil ist. Formal ist "Der Prozess" eine schwarze Parodie auf das bürokratische Rechtssystem -  die Organisation dieser beschriebenen Ordnung erinnert an totalitäre Systeme. Jeder ist nur für eine einzige Sache zuständig - die Polizei weigert sich die Grenzen zu überschreiten. Sie sind nur für die Ermittlung zuständig, für die Verurteilung gibt es die niedrigeren Richter und irgendwann die höheren Richter. Ein System, dass vom Einzelnen nicht durchschaut werden kann und soll. So ist die Paranoia Programm in Welles "Der Prozess". Ein Film, der sicherlich sehr spröde ist, aber sehr interessant gestaltet. So wirkt das Ende so, dass jeder Ort - vom Opernhaus, über den Hörsaal bis zur Kathedrale - alles vereint ist und nur eine weitere Facette derselben Unterdrückung darstellt. Stilistisch hat sich Welles an seinen eigenen Noirs der späten 40s und frühen 50s orientiert. Das Gespenst des Holocaust hebt dabei den Kopf und durchdringt den ganzen Film mit einer morbiden Atmosphäre. Mit der Rolle des Josef K. hat sich Anthony Perkins etwas vom Image des Serienkillers Norman Bates freigeschwommen. Er spielt seine Rolle sehr glaubwürdig und gestaltet seine Figur auch nicht sonderlich sympathisch, was aber positiv ist. Er wirkt weinerlich, oft arrogant und immer wieder verunsichert. Ein Mensch der Masse - die Gesellschaft interessiert sich nicht für ihn, weder für seine Schuld noch für seine Unschuld.






Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Den Hals in der Schlinge

























Regie: Raoul Walsh

Hängt den Mörder...

"Along the Great Divide" von Gordon Douglas wurde 1951 gedreht und war Krik Douglas erster Western überhaupt. In den deutschen Kinos lief er unter dem Titel "Den Hals in der Schlinge" und überzeugt vor allem durch die darin verwobene Liebesgeschichte zwischen dem regelorientierten Marshall und der resoluten Tochter des Farmes. Gespiel wird die Farmerstochter von Virginia Mayo. Gedreht wurde der Film nicht in den Studios von Hollywood, denn Regielegende Raoul Walsh war ein bekennender Fan von Aussenaufnahmen. Tatsächlich wurde "Den Hals in der Schlinge" in der Wüste gedreht - was man an vielen Einstellungen erkennen kann. Der Wind wirbelt in beinahe jeder Einstellung den Staub der Prärie auf und wenn die Pferde in der Distanz galloppieren, sind sie ständig in Wolken voller Staub eingehüllt. So entsteht ein großes Maß an Realismus bei diesem Ritt in die größere Stadt Santa Loma, wo es richtige Gerichtsverhandlungen gibt. Draußen im weiten Land herrscht aber immer noch das Gesetz der Stärkeren und Mächtigeren. Und auch die Lynchjustiz. Der alte Tim Keith (Walter Brennan) soll dem Viehzüchter Ned Roden (Morris Ankrum) Tiere gestohlen haben. Was aber noch viel schlimmer wiegt: Er wird beschuldigt den geliebten Sohn von Roden erschossen zu haben. Obwohl Tim Keith, den alle Pop nennen, seine Unschuld beteuert, steht er schon unterm Galgenbaum. Ned Roden und sein zweiter Sohn Dan (James Anderson) wollen den Mörder hängen. Bundesmarshall Len Merrcik (Kirk Douglas) und seine beiden Stellvertreter Lou Gray (Ray Teal) und Sam Weaver (Hugh Sanders) kommen aber gerade noch rechtzeitig und verhindern das Lynchen. Merrick ist fest entschlossen den Verdächtigen einem ordentlichen Gericht zuzuführen. Das wird nicht einfach werden, denn der Viehzüchter kündigt an, dass er diesen Ritt in die Stadt auf jeden Fall stören will. Der Mörder hat es nicht verdient, dass er einen fairen Prozess bekommt. Durch einen kurzen Zwischenstopp auf Pops Farm machen die Gesetzeshüter auch Bekanntschaft mit Pops Tochter Ann (Virginia Mayo), die unter allen Umständen ihrem Vater zur Flucht verhelfen möchte. Denn sie glaubt nicht, dass ein einfacher Farmer gegen einen mächtigen Viehbaron vor Gericht eine reele und faire Chance hat. Merrick aber schwört auf das Gesetz und alle Bitten der hübschen Frau den unschuldigen Vater freizulassen, damit er nach Mexiko flüchten kann, sind vergeblich. Nach vielen Strapazen und einigen Opfern erreicht Merrick mit seinem Gefangenen tatsächlich die Stadt. Doch im Prozess hat Pop tatsächlich keine Chance. Und inzwischen hat sich der sture Marshall auch noch in die temperamentvolle Anne verliebt...


Zum Glück findet der Marshall im letzten Moment noch den wahren Mörder von Rodens Sohn. Was dem Zuschauer aber schon lange vorher klar wurde. In stimmungsvollen Schwarz-weiß Bildern kann dieser kleine Western gut überzeugen und auch wenn er nicht zu den ganz großen Klassikern des Genres gerechnet wird. Für Westernfans ist der erste Western von Kirk Douglas ein gutes Vergnügen.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Sie kamen nach Cordura

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Robert Rossen
 
Helden und Feiglinge...
 
Bevor Robert Rossen den Oscar als Produzent für seinen Film "Der Mann, der herrschen wollte" bekam, schrieb er die Drehbücher für "Die seltsame Liebe der Martha Ivers" von Lewis Milestone oder "Desert Fury" von Lewis Allen. Er produzierte Joseph H. Lewis "Alarm in der Unterwelt" und schrieb am Drehbuch von Edgar G. Ulmers "Ohne Erbarmen" mit.
Leider fiel der Filmemacher Anfang der 50er Jahre aufgrund McCarthys Hexenjagd in Ungnade, man warf ihm unamerikanische Umtriebe vor, da Rossen Mitglied der kommunistischen Partei war. Columbia Pictures feuerte ihn und erst als Rossen 1953 erneut vor diesem ominösen Ausschuss erschien und weitere Namen nannte, durfte er wieder arbeiten.
Allerdings konnte er nur noch einmal einen Riesenerfolg verbuchen. Sein 1961 inszenierter "Haie der Großstadt" wurde ein Welterfolg und auch seine beste Arbeit.
Zwei Jahre vorher drehte er den Western "Sie kamen nach Cordura", basierend auf dem gleichnamigen Roman von Glendon Swarthout. Ein Buch, dass weit entfernt von gängigen Westernklischees die Themen "Mut" und "Feigheit" aufgreift und auch als Film ein besonderes Werk des Genres bleibt. Trotz zahlreicher Schnitte der deutschen Kinofassung, die erst durch die DVD-Ausgabe bemerkbar wurden und dem Reinreden der Produzenten. Die wollten eine Art HappyEnd, im Buch stirbt die Figur des Major Thomas Thorn, der von Gary Cooper gespielt wird.  Die Geschichte spielt im Jahr 1916, als die US-Armee gegen die mexikanischen Revolution und Pancho Villa kämpft. Der 63 Jahre alte Colonel Rogers (Robert Keith) hat es sich fest in den Kopf gesetzt durch einen altmodischen Blitzangriff die Villa Ojos Azules zu stürmen. Die Besitzerin Adelaide Geary (Rita Hayworth) beherbergt die feindlichen Mexikaner. Der Armee-Major Thomas Thorn (Gary Cooper) ist keiner dieser Frontsoldaten, die die Villa stürmen müssen. Er hält sich im eher sicheren Hintergrund auf, denn er ist Personaloffizier, also Beobachter des Schlachtengetümmels. Denn er soll Soldaten benennen, die sich im Kampf durch einen besonderen Mut ausgezeichnet haben. Soldaten, die mit ihren Einzelaktionen der Schlacht die wichtigen Impulse für einen Sieg gaben. Tatsächlich kann Thorn durch sein Ferngals fünf Männer ausmachen, die ihm besonders mutig erschienen. So will er Lt. Fowler (Tab Hunter), Sergeant Chawk (Van Heflin), Cpl. Milo Trubee (Richard Conte), und Private Renziehausen (Dick York) für die begehrte Tapferkeitsmedaille vorschlagen. Der junge Private Henry Hetherington (Michael Callan) soll die Auszeichnung für die vorangegangene schlacht erhalten. Enttäuscht reagiert Rogers, dass Thorn ihn nicht berücksichtigt - schließlich war er es, der Thorn vor einigen Jahren wegen Feigheit deckte. Das dunkle Geheimnis aus der Vergangenheit verfolgt Thorn seit dieser Zeit. Er beschäftigt sich sehr stark mit den Themen Mut und Feigheit und weiß, dass nur das hohe Ansehen seines Vaters verhindern konnte, dass er nicht wegen dieser Geschichte von damals bestraft wurde. Aus Wut gibt Rogers Thorn den Befehl die fünf Helden und Mrs. Geary nach Cordura zu bringen. Der Frau soll dort als Verräterin der Prozess gemacht werden und die Soldaten sollen dort geehrt werden. Doch die Reise durch das Wüstenland offenbart immer mehr, dass keiner der Helden scharf drauf ist, als solcher geehrt zu werden. Die Gründe sind verschieden und Trubee kennt auch die unrühmliche Vergangenheit von Thorn....



Damit zeigt "Sie kamen nach Cordura" die Widersprüchlichkeit von Helden und Feiglingen. Vielmehr variiert das Verhalten der Menschen. Die Helden erweisen sich dabei auch immer mehr als Schwächlinge, obwohl sie in der Schlacht selbstlos und heroisch agierten und der als feige bezeichnete Vorgesetzte und die schöne, aber etwas verlebte Gefangene wachsen über sich hinaus, um nach Cordura zu kommen.
Dabei wurde Rita Hayworth vom Maskenbildner etwas auf "älter" geschminkt und sie hat als Adelaide Geary eine gute und dankbare Rolle. Gary Cooper wurde vorgeworfen, dass er für die Figur viel zu alt ist - und tatsächlich ist dies vielleicht auch die größte Schwäche dieses interessanten Films, denn man nimmt ihn diesen sehr späten Bewusstwerdungsprozess nicht mehr so ganz ab. Dazu stellt er den Soldaten, die er nach Cordura bringen soll, viel zu differenzierte Fragen, um nicht schon viel vorher diese Reife zu erlangen, die am Ende des Films sichtbar ist. Ein viel jüngerer Darsteller wäre in der Rolle des Thomas Thorn sicherlich glaubwürdiger gewesen. Dennoch ist "Sie kamen nach Cordura" kein Reinfall - er ist von Burnett Guffey gut fotografiert und setzt auf Dialog statt auf große WesternAction.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 8. August 2018

Die Teufelsbrigade

























Regie: Raoul Walsh

Im Sumpfland der Seminolen...

1945 realisierte Altmeister Raoul Walsh mit "Der Held von Burma" einen äusserst dynamischen Kriegsfilm mit Kinolegende Errol Flynn, sechs Jahre später verlegte er die Handlung in den Wilden Westen und so machte der Zuschauer Bekanntschaft mit Gary Coopers "Teufelsbrigade". Das Drehbuch von Niven Busch und Martin Rackin nahm dessen Archetypen auf und verlagerte diesen Kriegsschauplatz zwischen Amis und Japanern in die Everglades nach Florida. Raoul Walsh sagte anschließend "Das ist ein Film, den ich in Florida gemacht habe, dort, wo noch nie jemand zum Drehen hingegangen ist, auf dem Territorium der Seminolen. Diese Sümpfe hatte noch nie jemand gefilmt. Und die Seminolen sind die einzigen Indianer, die nie ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten unterzeichnet haben. Das sind Leute mit denen nicht leicht auszukommen ist. Gehen sie mal hin und versuchen Sie mit denen zu diskutieren. Sie haben versucht, mich umzubringen". Vielleicht kommen die Seminolen in "Die Teufelsbrigade" deshalb so schlecht weg. Sie werden von Walsh als stereotype Wilde gezeigt, die auf Mord und Totschlag aus sind. Der berühmte Seminolen Anführer Osceola wird unbenannt in Oscala und wird als fieser Bösewicht dargestelt, der durch seine unstillbare Blutlust, seine Gefangenen an gefrässige Alligatoren verfütterte. Es war Budd Boetticher, der zwei Jahre später  in "Seminola", einem weiteren Florida-Western,  das Bild des Häuptlings durch Anthony Quinn differenzierter darstellte. In "Die Teufelsbrigade" wird er von Raymond Kentro verkörpert.
Der Film spielt um 1840. Captain Quincy Wyatt (Gary Cooper) ist ein Kenner dieses Gebietes mit den gefährlichen Sümpfen. Er hat seine indianische Frau durch den Krieg verloren und der fünfjährige Sohn ist sein Ein und Alles. Er wird von General Zachary Taylor (Robert Barrat) zur Führung eines Kommandos gegen die feindseligen Seminolen bestimmt. Ihm zur Seite wird der junge Marine-Offizier Tufts (Richard Webb) gestellt. Auch der Scout Monk (Arthur Hunnicut) begleitet die Brigade. Nach langem Marsch erreichen die Männer die Festung der Seminolen und zerstören diese. Dort befreien sie auch einige Weiße, darunter die hübsche Judy Beckett (Mari Aldon). Doch die Indianer verfolgen sie und es bleibt dem Kommando nichts anderes übrig als durch das Sumpfgebiet den Rückzug anzutreten. Dort erwarten sie Schlangen und eine Vielzahl von Krokodilen. Und die Indianer kommen immer näher um die Soldaten zu skalpieren...




Kameramann Sidney Hickox berichtete, es habe so viele Krokodile vor Ort gegeben, dass er das Stativ seiner Kamera mühelos auf dem Rücken eines dieser Echsen hätte aufbauen können. Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn "Distant Drums" - so der Originaltitel des Films - gehört sicherlich zu den Klassikern des Genres und ist von Anfang bis Ende ungeheuer dicht und spannend inszeniert. Die Autoren Bouineau-Charlot und Frimbois zählen diesen FloridaWestern auch zu den besten 100 Western aller Zeiten und für Raoul Walsh war es ein weiterer Kinoerfolg in seiner Karriere, der zwischen seinen farbenprächtigen Abenteuerfilmen "Des Königs Admiral" und "Sturmfahrt nach Alaska" entstand.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.