Sonntag, 28. August 2016

Rocco und seine Brüder

























Regie: Luchino Visconti

Neues Leben - fern der Heimat...

Bereits seiner erster Spielfilm "Ossessione" aus dem Jahr 1942 begründete den Neorealismus als neue Stilrichtung im italienschen Film. Mit "Die Erde bebt" aus dem Jahr 1948 und "Belissima" aus dem Jahr 1951 folgten weitere bekannte Vertreter dieser Kategorie. 1960 befand sich das Genre bereits in der Spätphase, als Visconti mit "Rocco und seine Brüder" ein Spätwerk des Neorealismus nachschob - ein komplexes Familiendrama mit einer Laufzeit von 177 Minuten, bei dem schon Viscontis Hang zur großen Oper spürbar ist. Gezeigt wird das Schicksal der Familie Parondi, die aus dem unterentwickelten Süden Italines nach Mailand flieht, der Großstadt im Norden des Landes. Dort erhofft man sich bessere Chancen als in der Herimat. Man spürt in jeder Sequenz die Detailversessenheit Viscontis. Kameramann Giuseppe Rotunno zeigt in seinen kraftvollen Schwarz-Weiß Bildern den brutalen und erbarmungslosen Großstadtdschungel, wo das Gesetz des Stärkeren gilt. Es beginnt alles mit einer verpatzten Ankunft in Mailand. Die Witwe Rosaria Parondi (Katina Paxinou) steht mit ihren vier Söhnen Rocco (Alain Delon), Simone (Renato Salvatori), Ciro (Max Cartier) und Luca (Rocco Vidolazi) am Hauptbahnhof von Mailand. Doch ihr ältester Sohn Vinzenzo (Spiros Focas) ist nicht da, um die Ankömmlinge zu empfangen. So stehen sie einige Zeit später vor der Wohnung der Eltern seiner Verlobten Ginetta (Claudia Cardinale). Alle sind ziemlich überrascht von den Verwandten im Süden, die in Mailand seßhaft werden wollen. Gleich beim ersten Treffen gibts Zoff, denn die Schwiegereltern von Vinzenzo können nicht beherbergen. So muss schnell eine Sozialwohnung gesucht werden und Arbeit findet sich auch nicht schnell. Erst beim ersten Schnee gibts einen Verdienst bei der Stadt, weil die Straßen frei gemacht werden müssen. Immerhin wird aber Simone von Boxmanager Cecci (Paolo Stoppa) gefördert und auch der einflussreiche Morini (Roger Hanin) nimmt ihn unter seine Fittiche. Die Brüder lernen das Mädchen Nadia (Annie Girardot) kennen, die im gleichen Haus wohnt und als Prostituierte ihr Geld verdient. Simone verliebt sich in sie und beginnt mit ihr eine Affäre. Dabei gerät Simone auf die schiefe Bahn und neigt immer mehr zu krimineller Energie. Als Nadia sich von ihm trennt, verändert sich Simone noch mehr zum Nachteil. Aufgrund seiner Unzuverlässigkeit profitiert Rocco, der im Boxring auch seine Chance bekommt. Er hat auch genug von seinem Job in einem Kleiderladen. Dann kommt aber das Militär und Rocco wird eingezogen. In dieser Zeit trifft er Nadia wieder und beide verlieben sich ineinander. Durch Rocco hat Nadia auch den Mut ein neues leben anzufangen. Als Simone von der Beziehung erfährt, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Simone überfällt mit einer Gang die Verliebten, schlägt seinen Bruder zusammen und vergewaltigt Nadia vor dessen Augen. Statt Hass auf seinen Bruder zu haben, will Rocco aber verzichten, weil er erkennt, dass der Bruder Nadia noch mehr braucht als er selbst. Mit dieser Entscheidung schwört er eine Katastrophe herauf...




 
In Viscontis Film ist viel Sozialkritik dabei, aber auch das große Drama der beiden ungleichen Brüder Rocco und Simone. Rocco, eine Art Engel ist auch durch die perfekte Besetzung von Alain Delon eine interessante Figur mit Neigung zur Askese und Verzicht. Ihm gegenüber steht der hemmungslose Simone, ein gewalttätiger Mensch - mit nur wenig Skrupel und irgendwo hemmungslos egoistisch. Das Mädchen Nadia wird gespielt von Annie Girardot, die ebenfalls eine Glanzleistung abliefert. Ihre Nadja ist ein neurotischer und schwierig zu fassender Charakter.
Als Prostituierte verkörpert sie eine Seite ihres Ichs, das andere wird erst durch die Beziehung mit Rocco sichtbar, denn sie verliebt sich zum ersten Mal und könnte nun die Chance haben ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Simone und dessen aggressive Art gehören zu diesen Altlasten, die sie leider wieder aufnehmen muss. Der Mord aus Eifersucht ist schon extremste Tragödie - die sizilianische Familie zerfällt unter dme destruktiven Einfluss von Geld, Entwurzelung und Sex. Francis Ford Coppola fand den Film so gut, dass er Nino Rota beim seinem Film "Der Pate" ins Team holte. Das traurige Heimatlied von Elio Mauro vom Anfang setzt auch den Schlußpunkt eines Meisterwerks.

 



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Außer Atem


























Regie: Jean-Luc Godard

Begegnung in Paris...

Als begeisterter Cineast hat Jean Luc Godard 1950 mit Eric Rohmer und Jacques Rivette eine eigene Filmzeitschrift geschaffen, die aber sehr bald eingestellt wurde. 1952 wurde er dann Filmkritiker für die rennomierte "Cahiers du cinema". Er hatte aber Ambitionen auch aktiv im Filmgeschäft zu werden. So begann er Kurzfilme zu drehen und für seinen ersten geplanten Spielfilm fehlten eigentlich die finanziellen Mittel. Dieses Manko führte aber dazu, dass der Einfallsreichtum gefragt war. Er umging direkte Tonaufnahmen und setzte statt dessen auf totale Postsynchronisation, was originelle Dialog ermöglichte und einen radikalen Sound hervorbrachte. Gedreht wurde auf den Straßen von Paris und in beengten Innenräumen, was später von den Kritikern als "visuelle Studie" gelobt wurde. Eine Sequenz von kaum wahrzunhehmenden unterschiedlichen Kameraperspektiven fängt diese feinste Stimmmungswechsel perfekt ein und bringt so alle Facetten der Ausstrahlung von Jean Seberg und Jean Paul Belmondo voll zur Geltung. Überhaupt war diese sehr aussergewöhnliche und originelle Hommage an den US-Noir der Durchbruch des jungen Schauspielers, der damals noch unbekannte Schauspieler mit dem unverwechselbaren Gesicht wurde auf einen Schlag berühmt. Jean Seberg war bekannt durch die Preminger Filme "Johanna von Orleans" und "Bonjour Tristesse" - ein Film, der damals von Publikum und Kritik als Skandal empfunden wurde und interessanterweise heute als Vorläufer der französischen Nouvelle Vague gilt. Daher ist das Erscheinen der leider viel zu früh verstorbenen Schauspielerin in "Außer Atem" als burschikose sexy Verkäuferin der New York Herald Tribune auf den Pariser Champs-Elysees nur bedingt eine Überraschung. Sie wurde mit dieser Rolle und ihrem modernen Stil zur Stilikone und zu einem der neuen Gesichter dieses neuen französischen Kinos. Der junge Michel Poiccard (Jean Paul Belmondo) ist ein Fan von Humphrey Bogart und versucht auch sein Idol in Aussehen und Stil zu kopieren. Er pfeift auf ein bürgerliches Leben und lebt so in den Tag hinein. Größtes Interesse: Mädchen und Autos. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, hat er sich auf Diebstähle schneller Autos spezialisiert. Es ist anzunehmen, dass der junge Mann sich immer ein bisschen auf der Flucht befindet und auch immer wieder die Orte wechselt, wenn es zu heiß wird. Auf der Fahrt mit einem gestohlenen Auto rast er von Südfrankreich in Richtung Paris und meint "Man soll nie bremsen. Autos sind zum Fahren da, nicht zum Stillstehen". Natürlich muss er so einer Straßenkontrolle auffallen und liefert mit den Polizisten ein Wettrennen auf der Straße. Er erschießt dann einen der Polizisten, als dieser ihn stellt. Eine panische Überreaktion mit fatalen Folgen, denn aus dem Kleinkriminellen wird nun ein Polizistenmörder, für dessen schnelle Ergreifung bereits eine Großfahndung läuft als er in Paris ankommt. Dort versucht er Geld aufzutreiben, wird aber immer wieder von anderen interessanten Eindrücken aufgehalten. Er trifft die Studentin Patricia Franchini (Jean Seberg) wieder mit der er vor kurzem ein paar Mal geschlafen hat. Mit seiner dunklen Sonnenbrille versteckt er sich hinter Zeitungen, die er nun hektisch nach neuen Meldungen über seine Tat durchstöbert. Immer wieder telefoniert er mit Bekannten und Kumpanen, um Kohle aufzutreiben. Doch Inspektor Vidal (Daniel Boulanger) ist ihm schon dicht auf den Fersen. Um mit Patricia essen zu können, wir dann kurzerhand ein Mann auf einer Toilette zusammengeprügelt und ausgeraubt. Braucht er mal wieder ein Auto, dann klaut er eines, in Paris gibts ja haufenweise davon. Eines flotter als das andere. Er verliebt sich in Patricia, bei der er unterkommt und die naiverweise überhaupt nichts ahnt von dem Mord. Noch nicht mal von Michels krimineller Energie. Als sie es erfährt findet sie es äusserst interessant die Puppe des Gangsters zu sein, dann aber wieder doch nicht, weil sie ja Journalistin werden möchte, um bekannte Künstler wie Parvulescu (Jean Pierre Melville) zu interviewen. Sie ist in ihren Gefühlen also mächtig ambivalent, was schließlich die Story in den Straßen von Paris enden lässt...



Und wo dann Belmondo den berühmten Schlußsatz "Du kotzt mich an" zu seiner Flamme sagen wird. Der Kultstreifen wurde von Raoul Coutard mittels einer Handkamera realisiert. Seine Leistung in diesem Film ist sicherlich eine der besten im Kosmos der Nouvelle Vague. Die überzogenen Kamerafahrten und Aufnahmen im fürhen Morgenlicht an Originalschauplätzen verstärken natürlich den Eindruck einer bewusst billigen Machart im Stile eines Hollywood B-Pictures. Also ein Update auf den amerikanischen Gangsterfilm. Das Herzstück des Films ist aber die Beziehung zwischen Michel und Patricia, die den gesamten Film dominiert und vor allem die äusseren Umstände, die dieser Beziehung neue Dynamiken gibt. Zuerst Patricias unschlüssige Art, die nichts weiße von Michel, ausser dass er ihr gefällt und sich durchs Flirten etwas treiben lässt. Der Zuschauer bemerkt, wie verschieden die beiden doch sind, wie sie aneinander vorbeireden, sich aber dennoch extrem gut verstehen und der Zuschauer bemerkt auch den Unterschied von Patricias Haltung, als sie plötzlich mit der Wahrheit über Michel konfrontiert wird. Ein Gangster, keine gute Voraussetzung für eine Zukunft. Für die Dauer einer Filmlänge könnte man sagen findet sie das extrem erotisch und spannend, doch das reale Leben steht im extremen Kontrast zu diesem Traum. Das Drehbuch wurde von Francois Truffaut geschrieben. In den 80er Jahren versuchte sich Jim McBride an einem Remake mit Richard Gere und Valerie Kaprisky in den Hauptrollen. Leider kommt diese Neuverfilmung nicht über das Mittelmaß hinaus, denn Richard Gere spielte stellenweise extrem überdreht, so dass nie der Eindruck von Echtheit rüberkommt. Schade eigentlich.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Schrei, wenn der Tingler kommt





















Regie: William Castle

Der Parasit im Rückgrat....

William Castle war Regisseur, Produzent und Schauspieler. Nach der Gründung seiner eigenen Produktionsfirma verlegte er sein Interesse zunehmend auf das Gruselgenre. Dabei ging er äusserst originell vor, indem er seine B-Pictures mit Werbegimmicks aufpeppen ließ. Diese Besonderheit wurde auch zu seinem Markenzeichen. Zum Beispiel bot er eine Lebensversicherung über 1.000 Dollar an, für den Fall, dass ein Zuschauer aus Todesangst versterben würde. In einem seiner Filme wurde den Zuschauern eine sogenannte Anaglypenbrille ausgehändigt, die man aufsetzte, wenn die Gestalten zu schrecklich wurden und man diese ausblenden wollte. Seine bekanntesten Filme sind "House on haunted hill", "Mörderisch", "Macabre" und vor allem "Schrei, wenn der Tingler kommt" aus dem Jahr 1959.
Hier tauchen besonders viele Gimmicks auf. Dem Kino als Handlungsort kommt auch eine besondere Bedeutung zu,  Natürlich tritt in der ersten Szene der Regisseur vors Publikum und erklärt dem Kinopublikum dieses Gimmick namens "Percepto" - denn irgendwann im Lauf der Handlung soll der Bildschirm ganz schwarz werden und eine Stimme warnt vor dem "Tingler" und gibt Überlebensanweisungen. Einige ausgewählte Sitze im Kinosaal wurden insgeheim verdrahtet, dass die Zuschauer, die auf diesen Sitzen saßen kleine Stromschläge abbekamen. Die Wirkung war grandios - es gab hysterische Schreier und ganz viele Lacher. Statisten wurden engagiert um einige wurmartige Puppen während der Verdunkelung ins Publikum zu werfen. Ein weiterer Einfall von Castle waren Skelette, die während der Vorstellung anfingen zu leuchten.
Im Film selbst geht es um zwei problematische Paare. Der Wissenschaftler und Pathologe Dr. Warren Chapin (Vincent Price) ist so sehr in seine Forschungen vertieft, dass er schon seit langem seine lebenshungrige Frau Isabel Stevens Chapin (Patricia Cutts) vernachlässigt. Die amüsiert sich mit anderen Männern und hat den Plan gefasst ihren Gatten zu vergiften, da dieser sie wegen ihrer Schwester Lucy (Pamela Lincoln) unter Druck setzt. Das jünge Mädchen will auf alle Fälle Chapins Kollege David Morris (Darryl Hickman) heiraten, was allerdings nur dann funktioniert, wenn Isabel ihr Einverständnis gibt. Bei der Obuktion eines Verbrechers, der auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde, lernt Chapin dessen Schwager Oliver Higgins (Philip Coolidge) kennen, der gemeinsam mit seiner taubstummen Frau Martha (Judith Evelyn) ein Kino besitzt, in dem nur Stummfilme laufen. Chapin entdeckt bei seinen Untersuchungen, dass im Rückgrat eines jeden Menschen eine Kreatur lebt, die sich von der Angst ihres Wirtes ernährt. Fängt der Mensch also  im Zustand der Angst nicht an zu schreien, wächst die Kreatur, der Chapin den Namen "Tingler" gibt, zu voller Lebensgröße heran, was zum Tod des Menschen führt. Die Schicksale dieser beiden Paare kreuzen sich und es kommt zu dramatischen Wendungen und zu einer Massenpanik als im Kino "Der Überfall auf die Virginiapost" läuft..



Eine der besten Szenen ist expressionistisch beeinflusst - die taubstumme Kinobesitzerin wird von bizarren Halluzinationen gequält (der Zuschauer glaubt, dass Chapin da großen Anteil daran hatte). So zeigt Castle dem Zuschauer in seinem schwarz weiß Film eine mit leuchtend rotem Blut gefüllte Badewanne. Ähnliche Effekte gabs in "Psycho" bei der Duschszene und viele Jahre später in Spielbergs "Schindlers Liste" mit dem rot bekleideten Mädchen im Ghetto. Vincent Price darf sich als Mad Scientist sogar den ersten LSD-Rausch der Filmgeschichte spritzen. "Schrei wenn der Tingler kommt" ist der Lieblingsfilm von John Waters.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dienstag, 23. August 2016

Onibaba - Die Töterinnen

Regie: Kaneto Shindo

Der Überlebenskampf in Zeiten des Kriegs....

Regisseur Kaneto Shindo, der 2012 im Alter von 100 Jahren verstarb, drehte in den 60er Jahren seine bekanntesten Filme. "Die nackte Insel" wurde 1960 mit dem großen Preis auf dem Internationalen Filmfestival Moskau ausgezeichnet. Danach folgten die Horrorfilme "Onibaba- Die Töterinnen" (1964) und "Yabu no naka no kuroneko" (1968). Diese Filme hatten vor allem starke Frauen als Hauptfiguren. "Onibaba" ist aber der bekannteste Film von ihm und heißt übersetzt "Dämonin". Visuell eindrucksvolle Bilder in schwarz weiß, dazu die hypnotische Musik des Komponisten Hikaru Hayashi zeichnen den Streifen mit Anteilen des japanischen Theaters (Nö) aus.
Die Geschichte, die der Regisseur dem Zuschauer zeigt, spielt während eines Bürgerkrieges im Japan des 14. Jahrhunderts. Zwei verfolgte Krieger finden Schutz im Schilf. Diese Gräserlandschaft wirkt wie ein riesiges Gitter, ein Gefängnis, aus der ein kein Entrinnen gibt. Aber anscheinend haben sie ihre Verfolger zu Pferd abschütteln können. Einer der Männer ist verletzt. Doch sie sitzen in einer Falle, aus der es kein Entrinnen gibt. Eine Waffe durchbohrt einen der Männer, der andere schreit auf. Die Töterinnen haben zugeschlagen. Eine junge Frau (Jitsuko Yoshimura) und ihre Schwiegermutter (Nobuko Otowa) töten flüchtende Samurai oder umherirrende Soldaten, rauben die Leichen aus und werfen sie dann anschließend in ein riesiges Loch, das sich irgendwo in dieser unendlich wirkenden Schilflandschaft befindet. In diesen Bürgerkriegszeiten müssen die Frauen alleine ums Überleben kämpfen. Nach getaner Arbeit wird erst mal gegessen, denn das Töten macht hungrig. Dann ausruhen und schlafen. Die Habseligkeiten der Toten, vor allem Rüstungen und Waffen, verkaufen sie an den gierigen Händler Ushi (Taiji Taonoyama). Eines Tages kehrt ihr Nachbar Hachi (Kei Sato) vom Krieg zurück. Doch der bringt auch eine traurige Nachricht mit nach Hause. Sein Freund (der Sohn der alten Frau und der Mann der Jüngeren) ist auf dem Weg nach Hause von einer Banditenbande ermordet worden. Vor allem die ältere Frau misstraut dem Nachbarn und fragt sich warum er alleine zurückkommt. Sie befürchtet auch eine beginnende Liebschaft zwischen Hachi und ihrer Schwiegertochter, weil er ein Auge auf die hübsche Frau geworfen hat. Die Einsamkeit und der Verzicht auf körperliche Liebe setzt der jüngeren Frau auch zu. Heimlich beginnen sie eine Affäre und leben nachts ihre zügellose Erotik aus, sie begehren einander immer mehr. Die alte Frau bekommt die nächtlichen Ausflüge ihrer Schwiegertochter mit, ist eifersüchtig und fürchtet um ihre Existenz, weil sie alleine ihre den Lebensunterhalt sichernden Raubmorde nicht durchführen kann. Eines Nachts taucht bei ihr ein Samurai (Jukichi Uno) auf, der sein Gesicht unter einer Teufelsmaske verbirgt. Der Mann hat sich in der Schilflandschaft verirrt und zwingt die alte Frau ihm den Weg zu zeigen, der wieder rausführt. Mit einer List gelingt es ihr, dass er in dieses bodenlose Loch fällt. Sie beraubt ihn, während er in dieser Höhle stirbt, vor allem die Teufelsmaske hat es ihr angetan...




Der Samurai hat ihr vorher noch erzählt, dass er die Maske deshalb nicht abnimmt, weil sich das schönste Gesicht darunter verbirgt. Als sie diese Maske dem Sterbenden abnimmt, bemerkt sie wie schwer dies ist. Die Maske lässt sich nur sehr schwer herunternehmen, als sei sie zu einer weiteren Stück Haut geworden. Als sie es schließlich geschafft hat, sieht sie einen Mann mit lepraartigem und blutigem Gesicht, man denkt irgendwie auch an die Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki bei diesem Anblick. Ist es eine Maske aus der Zukunft ? Die alte Frau wird nun die Trägerin dieser Maske in diesem aussergewöhnlichen und atmosphärisch dichten Werk über menschliche Begierden und Bedürfnisse in ihrer dunklen Ausprägung. Alles in einer Zeit des höchsten Überlebenskampfes und vor allem es war schon immer so und wird auch immer so sein. Der Mensch, der nur überlebt, wenn er bereit ist seine Existenz über die der anderen zu stellen und Herr einer ihm feindlichen Umgebung zu werden. Obwohl der Film vielfach als Horrormovie bezeichnet wird, ist er kein klassischer Genrefilm. Sondern eher ein Film mit einer Schilderung der Menschen in chaotischen Zeiten. Das Schilf ist zugleich auch Lebensraum, Gefängnis, Bedrohung und Versteck. Auch das poetische Bild, das das hohe Schilf rein oberflächlich vermittelt, ist mehr als trügerisch. Schrecken lauert unter dieser Oberfläche, aber auch eine archaische und animalische Kraft. "Onibaba" spielt in der zeit des zermürbenden Bürgerkriegs von 1336 und 1392, macht aber auch Betrachtungen anderer geschichtlichen Ereignissen und Zeiten. Besonders die beiden Hauptdarstellerinnen liefern hervorragende Leistungen ab. Beide sind aufeinander angewiesen und bilden eine erfolgreiche Zweckgemeinschaft. Als der Mann auftaucht, bröckelt diese lebenswichtige Allianz. Eine herausragende Perle des japanischen Films.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Formicula




















Regie: Gordon Douglas

Fiese Bugs...

Der beste Science Fiction Film der 50er Jahre ist sicherlich Don Siegels "Die Dämonischen". Aber gleich danach gibt es fünf gleichwertige Verfolger: "Die Zeitmaschine" (George Pal, 1959), Das Ding (Christian Nyby, 1951), Der Tag, an dem die Erde stillstand (Robert Wise, 1951), Die unglaubiche Geschichte des Mr. C. (Jack Arnold, 1954) und "Formicula" - der erste der Nuklear-Monster Filme und der erste Big Bug Kinohit. Der Film heißt im Original "Them" und wurde von Gordon Douglas im Jahr 1954 inszeniert. Ein Regisseur, der verlässliche Qualitätsarbeiten ablieferte und in beachtlicher Weise auch tolle Genrefilme ablieferte. Vor allem seine Western "Im Höllentempo nach Fort Dobbs", "Man nannte ihn Kelly", "Rio Conchos", "Chuka" oder "Barquero" sind Klassiker geworden. Darüberhinaus drehte er mit "Den Morgen wirst du nicht erleben" einen guten Noir mit James Cagney und mit "Auf hoher See" einen Evergreen mit dem grandiosen Komikerduo Stan Laurel und Oliver Hardy. In seiner späteren Schaffensphase drehte er oft mit Frank Sinatra (Sieben gegen Chicago, Der Schnüffler, Der Detektiv, Die Lady in Zement).
Dennoch halte ich "Formicula" für seinen besten Film überhaupt. 1955 wurde er sogar in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" für den Oscar vorgeschlagen. Im Vorspann erscheint "Them", der Titel des schwarz-weiß Films, im grellen Rot. Diese Farbe steht für die fiesen Bugs, aber man könnte auch an die Kommunisten denken, denn zu dieser Zeit musste das freie Amerika ja seine Bürger auf den kalten Krieg und dessen kommende Konflikte einstimmen. Die erste Szene ist sogar eine der besten des ganzen Films. Ein kleines Mädchen (Sandy Descher) irrt gedankenverloren, sichtlich unter Schock, durch die Wüste von New Mexiko. In der Hand hält sie noch ihre kleine Puppe fest. Als die beiden Polizisten Sergeant Ben Peterson (James Whitmore) und Ed Blackburn (Chris Drake) die Kleine in der Nähe von Alamogordo finden, müssen sie weiter rätseln. Denn das Mädchen kann nicht reden. In der Nähe finden die beiden den Wohnwagen der Eltern, die Familie ist verschwunden und alles sieht verwüstet aus. Ein großer Fußabdruck lässt einen Berglöwen vermuten, während im Wüstenwind ein seltsam pulsierendes, schrilles Geräusch zu hören ist, das dem Mädchen Angst macht. Kurze Zeit später finden die beiden Polizisten in dem Gemischtwarenladen in der Nähe  die Leiche des Besitzers. Die Zuckervorräte sind verschwunden und es riecht nach Ameisensäure. Petersen fährt in die Stadt um Verstärkung zu holen, während Blackburn am Tatort wartet. Man hört wieder diese surrenden Geräusche, als der Mann den Laden verlässt hört man die Schüsse, die er abfeuert und seinen Todesschrei. Das FBI wird eingeschaltet, aber auch Agent Robert Graham (James Arness) kann sich keinen Reim darauf machen. Nur gut, dass es Wissenschaftler wie die Biologen Dr. Harold Medford (Edmund Gwenn) und seine Tochter Dr. Patricia Medford (Joan Weldon) gibt, die wissen das in dieser Gegend vor einigen Jahren Atomtests durchgeführt wurden und möglicherweise monströse Mutationen von kleinen Insekten hervorgebracht haben. Und tatsächlich haben die beiden Wissenschaftler recht. Ein Nest mit hunderten von Ameisen wird in der Wüste gefunden. Die Bugs haben die stattliche Größe bis zu 3 1/2 Metern und werfen die Skelette ihrer menschlichen Nahrung vor den Bau. Da hilft nur ausräuchern. Doch zwei Ameisenköniginnen entkommen und fliegen davon. Der ulitmative Showdown findet dann auf dem Ozean und in der Kanalisation von Los Angeles statt...



"Die Fühler, Schieß auf die Fühler" und Dr. Medford als Experte weiß das genau. In Formicula tun sich Polizei, FBI und die Wissenschaft zusammen, um gemeinsam gegen die tödliche Gefahr zu kämpfen. Sehr schnell wird das Kriegsrecht ausgerufen und der Ausnahmezsutand verhängt. Gordon Douglas inszenierte sehr straff und äusserst spannend und spielt geschickt mit den Ängsten des Zuschauers. Dabei sind die Riesenameisen recht gut gelungen, auch wenn der Film seine Spannung auch aus den szenen bezieht, wo die Monsterviecher gar nicht zu sehen sind. Etwa dann wenn das Geräusch in der Wüste ihr Kommen ankündigt oder in der erwähnten ersten Szene, wenn man den Schrecken im Gesicht des Kindes sieht. Am Ende sind wieder zwei kleine Jungs in Gefahr. Nur gut, dass es todesmutige Männer gibt, die einen Rettungsversuch in der Kanalisation starten. Sehr gelungen auch die gefahrvolle Reise in den ausgeräuchteten Bau in der Wüste. Schauen, ob keines der Tiere überlebt hat. Und an der Seite der beiden Männer die starke Frau. Am Ende deutet sich auch an, dass sie und der FBI Agent starke Sympathien füreinander hegen. Jack Arnold fand den Film so toll, dass er ein Jahr später Spinnen in Monstergröße in die Kinos brachte, seine "Tarantula" wurde auch ein riesiger Hit.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.