Dienstag, 20. Juni 2023

40 Wagen westwärts


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Sturges

Whiskey für Denver...

John Sturges gehört zu den großen Westernregisseuren der Filmgeschichte. Er drehte Klassiker des Genres wie "Schatz der Gehenkten", "Verrat im Fort Bravo", "Der letzte Zug nach Gun Hill", "Zwei rechnen ab", "Das Geheimnis der fünf Gräber" oder "Die glorreichen Sieben". Sein 1965 gedrehter Western "40 Wagen westwärts" ist allerdings etwas aus der Art geschlagen. Zwar gibt Kameramann Robert Surtees (Oscar für "Ben Hur" und "Stadt der Illusionen") erneut eine grandiose Vorstellung seines Könnens, denn der Film ist opulent bebildert, wie es für einen guten stimmungsvollen Western gehört. "Hallelujah Trail" - so der Originaltitel - ist allerdings eine ausufernde Westernkomödie, die mit ca. 150 Minuten Laufzeit für den Zuschauer zur Herausforderung werden kann. Denn die Story, die der Film anzubieten hat, könnte locker in 90 Minuten erzählt werden. Joe Hembus kritisierte in seinem "Western Lexikon" den Film und verglich das Szenrario mit einem überlangen Witz, über den nur Besucher von geschlossenen Veranstaltungen lachen können, sofern man sie ausreichend mit Getränken versorgt. Ich glaube besser kann man diesen sonderbaren Film im Ultra Panavsion 70 Format nicht beschreiben. Aus heutiger Sicht sind auch die deutschen OFF-Sprecher Ernst Wilhelm Borchert und Hans Clarin  nicht mehr besonders lustig. Im Jahr 1867 sorgen Anzeichen für einen harten Winter in der aufstrebenden Bergbaustadt Denver für Unruhe, da die trinkfreudigen Bürger einen Mangel an Whiskey befürchten. Auf Anraten von Orakel Jones (Donald Pleasence), einem örtlichen Führer und Seher (allerdings nur, wenn er unter Alkoholeinfluss steht), veranlassen die Einwohner eine Massenlieferung von vierzig Waggons voller Whiskey, die von der Wallingham Freighting Company geliefert werden soll. Der Whiskey-Wagenzug macht sich unter der Leitung des Firmeninhabers Frank Wallingham (Brian Keith) auf den Weg, der sich wiederholt als "Steuerzahler und guter Republikaner" bezeichnet.
Die Ladung wird zur Zielscheibe verschiedener Gruppen, die jeweils ihre eigenen Anführer und Pläne haben. Der junge Hauptmann Paul Slater (Jim Hutton) von der US-Kavallerie wird vom Kommandanten von Fort Russell, Oberst Thaddeus Gearhart (Burt Lancaster), beauftragt, den Wallingham-Waggonzug zu eskortieren, und möchte lediglich seine Befehle ausführen. Eine Gruppe irischer Fuhrleute, die als Wagenführer angeheuert wurden, will streiken, wenn keine Whiskey-Rationen verteilt werden. Die zweifach verwitwete Kreuzzugsführerin Cora Templeton Massingale (Lee Remick) und ihre Anhänger, die über die alkoholische Ladung informiert sind, wollen den Zug abfangen und seinen Inhalt zerstören; die Gruppe bricht daher in Begleitung einer zweiten Kavalleriedivision unter dem Kommando eines widerwilligen Oberst Gearhart auf.
Gearharts Tochter (Pamela Tiffin) ist mit Hauptmann Slater verlobt, aber von Mrs. Massingales Botschaft hingerissen. Trotz ihrer extrem unterschiedlichen Persönlichkeiten und ihrer Unfähigkeit, sich in die Augen zu sehen, verlieben sich der wettergegerbte Gearhart und die schöne Cora Massingale ineinander. Trotz ihrer Gelassenheit und Anmut und sogar ihrer gelegentlichen Sticheleien gegen ihn ist Cora von dem Moment an, in dem er ins Fort reitet, in Gearhart vernarrt und verbringt einen Großteil des Films damit, auf subtile Weise um seine Zuneigung zu werben....
Weitere interessierte Parteien sind die Sioux-Indianer, angeführt von den Häuptlingen Five Barrels Robert J. Wilke) und Walks-Stooped-Over (Martin Landau), und eine Bürgerwehr aus Denver, angeführt von Clayton Howell (Dub Taylor) und geleitet von Oracle Jones, die sich um ihren kostbaren Vorrat an Getränken sorgen...





Die verschiedenen Gruppen treffen unweigerlich aufeinander, und der daraus resultierende Kampf um die Besitztümer wird durch eine Reihe von komödiantischen Versatzstücken und mehrere diplomatische Vorstöße eines zunehmend müden Gearhart ausgetragen. Zu den Höhepunkten gehören eine gewaltige Schießerei zwischen den Beteiligten in einem blendenden Sandsturm, bei der kein einziger Verletzter zu beklagen ist, eine Geiselnahme, bei der die Indianer die Frauenbewegungs-Mitglieder gefangen nehmen, um ihrer Forderung nach alkoholischen Getränken Nachdruck zu verleihen, und der Trick von Massingale, der Wallingham dazu bringt, mit seinem gesamten Wagenzug in ein Treibsand-Sumpfgebiet zu fahren, wo die Wagen und ihre Ladung in den Gruben versinken. Für Oberst Gearhart und Kapitän Slater endet die Geschichte jedoch mit einer Doppelhochzeit, für Wallingham und Oracle mit einem lebenslangen Vorrat an Whiskey, als die Fässer durch den Auftrieb aus dem Treibsand ausbrechen, und der Winter 1867 wird tatsächlich zu einem der mildesten überhaupt. Soweit die Story des Westerns, der in gewisser Weise eine Ähnlichkeit zu "Die total verrückte Welt" aufweist, nur ist Sturges Film noch um einiges chaotischer.







Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Ruf der Wildgänse


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hans Heinrich

Der Despot....

 In den 50er Jahren dominierte die Welle von Heimatfilmen die deutsche Kinolandschaft. 250 Produktionen liefen in diesem Jahrzehnt an und die Zuschauer waren begeistert. Nach dem Krieg sehnten sich die Menschen in diese heile Welt der Berge. Doch jedes Erfolgsmodell läuft irgendwann mal aus, weil sich die Zuschauer daran satt sahen, So wechselten die klugen Produzenten die Location, nahmen Abschied von der Bergwelt Deutschlands, der Schweiz und Österreich und zogen mit ihren Filmstorys in die Welt hinaus. Sieben Millionen Zuschauer strömten in die Filme "Und ewig singen die Wälder" von Paul May und in die Fortsetzung "Das Erbe von Björndal" von Gustav Ucicky und bei soviel Erfolg blieb man gerne bei diesem Trend. Der deutsche Regisseur Hans Heinrich, der bei Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns" Regieassistent war und einige Jahre erfolgreich Unterhaltungsfilme für die DEFA machte, wurde 1961 für die Verfilmung des 1925 veröffentlichten Romans "Wild Goose" der Norwegerin Martha Ostenso verpflichtet. Der Film hießt "Der Ruf der Wildgänse", ist Heimatfilm, kann aber auch als Western, der in Kanada spielt, eingeordnet werden. Rein inhaltlich ist die Geschichte, die im Film erzählt wird, sehr verwandt mit dem beinahe gleichzeitig gedrehten Film "Via Mala" von Paul May mit Gert Fröbe als der gewalttätigen Familientyrann Jonas Lauretz. In "Der Ruf der Wildgänse" ist ebenfalls das Familienoberhaupt Caleb Gare der Despot, dem sich alles unterordnen muss. Ein bisschen fungiert dieser Film gar als Vorbote für die später so erfolgreichen Teutonenwestern mit dem berühmten Apachenhäuptling Winnetou und seinem Freund Old Shatterhand. Die Musik von Rolf A. Wilhelm jedenfalls hat bei ihrer besten Sequenz auch diese wehmütige Struktur der Winnetou Melodie von Martin Böttcher. Eine Geschichte, die im Sommer 1886 im kanadischen Manitoba ihren Schicksalhaften Lauf nimmt. Denn dort flieht das junge Liebespaar Mark Jordan und Amelia Jaspers mit ihrem kleinen Baby vor der Polizei. Der Mann wird erschossen, die Frau wird wegen Beihilfe zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt - das Kind wird ihr selbstverständlich weggenommen. Sie kann bei dem Bauern Caleb Gare (Ewald Balser) unterkommen, den sie später heiratet. Es vergehen mehr als 20 Jahre. Caleb ist ein Despot und Moralist. Er ist unbarmherzig zu seinen Mitmenschen, liest aber täglich in der heiligen Schrift. Seine beiden Töchter Judith (Marisa Mell) und Ellen (Gertraud Jesserer) werden streng erzogen und kurz gehalten. Kontakte zu jungen Männern verurteilt der Puritaner, obwohl Judith in den Viehtreiber Sven Sandbo (Horst Janson) und Ellen in Calebs Farmarbeiter Malcolm (Adolf Teiche) verliebt ist. Seine Frau (Annemarie Hatheyer) ist ihm gegenüber unterwürfig, denn er kann sie mit ihrer Vergangenheit gerne auch mal erpressen. Als der Landvermesser Mark Jordan (Hans H. Neubert) dort in der Gegend die Grenzen vermessen soll, wird die Geschichte von damals wieder präsent, denn der Landvermesser, der in einer Klosterschule aufwuchs und nicht weiß wer seine Eltern sind, trifft schicksalshaft auf seine leibliche Mutter....




Leider ist Hans Heinrichs Regie zu lasch und weich und er hat nicht das richtige Gespür die Höhepunkte der tragischen Geschichte effektiv zu gestalten. Brigitte Horney spielt erstaunlich lebendig die temperamentvolle Lehrerin des Ortes und Ewald Balsers Leistung ist richtig gut, denn obwohl sehr oft das heuchlerische Pharisäer Monster in ihm hervorkommt, vermittelt er auch menschliche, ja manchmal fast gutmütige Züge. Für seine Bosheit kommt aber am Ende die Strafe. Er verbrennt im eigenen Haus, weil er unbedingt sein Vermögen in der Schatztruhe retten will.




Bewertung: 6 von 10 Punkte. 

Ein Mann wird gejagt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Arthur Penn

Jagd auf Bubber Reeves...

Möglicherweise greift die Sam Spiegel Filmproduktion "The Chase" (deutscher Verleihtitel: Ein Mann wird gejagt) aus dem Jahr 1966 zuviele Themen auf. Auch Regisseur Arthur Penn zeigte sich im Hinterher eher enttäuscht vom Ergebnis. Er meinte, dass die Verfilmung des Theaterstücks von Horton Foote ein großartiger Film hätte sein können. Aber das Desaster fing schon an, weil Sam Spiegel den Film ohne Rücksprache mit den anderen Beteiligten schneiden ließ. Darüberhinaus befasst sich "The Chase" mit exzessiver Unmoral und Lasterhaftigkeit in einer Kleinstadt in Texas. Diese Kleinstadt ist geprägt vom alltäglichen Rassismus, einer ständigen Korruption, einem Sittenverfall (Untreue und Affären gehören zur Tagesordnung) bis hin zum Hang Selbstjustiz zu üben. Auf dem Höhepunkt von Penns Film wird die ganze Stadt zum aktiven oder passiven Lynchmob.
Der Film erscheint als Bindeglied zwischen dem klassischen Hollywoodkino der 50er Jahre und dem progressiven Autorenkino gegen Ende der 60er Jahre. Penn verzichtete auf die leisen Töne, bietet lediglich Sheriff Calder und seine Frau als Identifikationsfiguren an und das Szenario ist ständig über dem Strich.
Mitte der 60er Jahre wird in einer kleinen Stadt in Tarl County, Texas, in der der Bankier Val Rogers (E.G. Marshall) großen Einfluss hat, bekannt, dass der einheimische Bubber Reeves (Robert Redford) und ein weiterer Mann aus dem Gefängnis geflohen sind. Sein Kumpane tötet auf der Flucht brutal einen Mann, um an dessen Auto und Geld zu kommen. Den Mord kann Bubber nicht verhindern - und als man die Leiche findet, sind auch Bubbers Fingeraufdrücke auf dem Toten. 
Sheriff Calder (Marlon Brando), der an Bubbers Unschuld glaubt, erwartet, dass er in seine Heimatstadt zurückkehrt, wo Bubbers einsame Frau Anna (Jane Fonda) eine romantische Affäre mit Jake (James Fox), Bubbers bestem Freund und Val Rogers Sohn, hat.
Die Stadtbewohner sind immer mehr an dieser Story interessiert, weil hier jeder Bubber kennt und vergnügen sich und trinken viel, während sie auf die mögliche Action warten. Unter ihnen ist auch die aggressive Emily Stewart (Janice Rule), die vor ihrem Mann Edwin (Robert Duvall) offen ihre Lust auf Damon Fuller (Richard Bradford) bekundet. Dessen Frau (Martha Hyer) bemerkt das ständige Flirten auch und betrinkt sich.
Als der Alkoholkonsum und die Streitereien zunehmen, fordert eine Gruppe von Bürgerwehrlern Calder zum Handeln auf. Als er sich ihnen widersetzt, schlagen sie Calder brutal zusammen, bevor seine Frau Ruby (Angie Dickinson), ihm zu Hilfe kommen kann.
Bubber schleicht sich in die Stadt und versteckt sich auf einem Autoschrottplatz. Anna und Jake machen sich freiwillig auf den Weg, um ihm zu helfen, und die Stadtbewohner folgen ihm. Sie verwandeln das Ereignis in ein betrunkenes Gelage und setzen den Schrottplatz in Brand, was zu einer Explosion führt...






Auf dem Höhepunkt des schrillen Treibens werden die niedrigsten Instinkte geweckt. Miriam Hopkins ist als Bubbers hysterische und schuldbeladene Mom zu sehen.
Bereits 1958 wurde Arthur Penns Regiedebüt "Einer muss dran glauben" sehr gelobt. Vier Jahre später bekam er für "Licht im Dunkel" eine Oscarnominierung als bester Regisseur. "The Chase" entstand kurz vor seinen populärsten Filmen "Bonnie und Clyde" und "Little Big Man".
In der brutalsten Szene des Films wird Marlon Brando von drei Männern der selbsterannten Bürgerwehr im eigenen Büro zusammengeschlagen.







Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Die jungen Löwen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Edward Dmytryk

Kriegsschicksale....

1957 inszenierte Edward Dmytryk das Kriegsepos "Die jungen Löwen" - basierend auf einem Roman von Irwin Shaw. Es ist der einzige Film, in dem die beiden Hollywood Rebellen Marlon Brando und Montgomery Clift gemeinsam vor der Kamera standen. Da der Film allerdings in verschiedene Episoden bzw. Handlungsstränge eingeteilt ist, sind die beiden in keiner einzigen Szene zusammen zu sehen - einzig in der Schlußszene gibt es so etwas wie Zusammentreffen der verschiedenen Männer, die im Film skizziert werden.
Es sind die beiden Amerikaner Michael Whiteacre, gespielt von Dean Martin und Noah Ackerman, Clifts Filmfigur. Beide Männer werden eingezogen und könnten unterschiedlicher nicht sein.
In anderen Episoden wird die Geschichte des deutschen Skilehrers Christian Diestl (Marlon Brando) erzählt, der in der Silvester Nacht 1938/1939 eine Romanze mit der US-Amerikanerin Margaret Freemantle (Barbara Rush) hat. Sie wird wieder in ihre Heimat fliegen und ist auch angewidert, als in der Hütte, wo eine Party stattfindet, plötzlich das Horst Wessel Lied angestimmt wird. Sie verlässt den Saal und fragt Christian später, ob er ein Nazi ist. Der ist bis zu diesem Zeitpunkt unpolitisch, er verspricht sich allerdings vom Reichskanzler Hitler einen immensen Aufschwung für Deutschland. Wenig später ist er bereits im Krieg und ist an der Eroberung von Paris mit beteiligt. In dieser Zeit hofft Michael Whiteacre (Dean Martin), dass seine Einberufung rückgängig gemacht wird - er ist im Showgeschäft tätig und eine große Tournee steht bevor. Interessanterweise ist Margaret Freemantle seine Partnerin. Er lernt den Juden Noah Ackerman (Montgomery Clift), der ebenfalls seine Einberufung erhalten hat. Michael lädt Noah zu einer Party ein, dort lernt er die hübsche Hope Plowman (Hope Lange) kennen und lieben. Die beiden heiraten, bevor er in den Krieg zieht. Hopes Vater (Vaughn Taylor) hat zunächst antisemitische Vorbehalte, gibt aber schließlich seinen Segen. Christian und auch sein Vorgesetzter Hauptmann Hardenberg (Maximilian Schell) scheinen nationalistisch verblendet, aber bald wird Christian immer mehr an diesem "heiligen" Krieg der Nazis zweifeln. Er beginnt eine Affäre mit der Pariserin Francoise (Liliane Montevecci) und während eines Heimaturlaubes auch mit der schönen Frau (May Britt) seines Vorgesetzen.....





Lee von Cleef ist als First Sergeant Rickman in einer Nebenrolle zu sehen. Die Kameraarbeit wurde von Joseph McDonald (Faustrecht der Prärie, Kennwort 777, Niagara, Polizei greift ein, House of Bamboo) mit Bravour getätigt. Montgomery Clift ist in einer seiner besten Rolle zu sehen (was er auch selbst so sah), auch Marlon Brando ist als Christian Diestl perfekt besetzt, genauso wie Maximilian Schell als Hardenberg, der zwar äusserst brutale Befehle gibt, aber auch Christian davor schützt nicht vor dem Erschießungskommando zu enden. Eine seltsame Männerfreundschaft, beide sind am Ende aber Opfer des grausamen Krieges. Es ist ein echter Verdienst, dass Edward Dmytryk (Die Caine war ihr schicksal, Crossfire) die Männer nie glorifiziert, sondern sie mit Stärken und Schwächen ausstattet. Drei Oscarnominierungen (Kamera, Ton, Filmmusik) gabs für den Film.





Bewertung: 7,5  von 10 Punkten.