Montag, 22. Mai 2023

Die Wurzeln des Himmels


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Huston

Der Tierschützer...

Regisseur John Huston der selbst zur Zeit des Drehs zu "African Queen" als Großwildjäger in Afrika unterwegs war, thematisierte einige Jahre später den fatalen Umgang des Menschen mit der Natur, lange bevor es wirkliche Umweltdiskussionen und einen adäquaten Tierschutz gab. Drei Jahre später nahm er das gleiche Thema in seinem Meisterwerk "Misfits - Nicht gesellschaftsfähig" auf und auch in "Die Nacht des Leguan zeichnete er ein düsteres Bild vom menschlichen Allmachtsanspruch der Natur gegenüber.
"Wurzeln des Himmels" kostete ca. 3 Millionen Dollar und spielte in etwa die gleiche Summe an der US-Kinokasse ein. Durch die Mitwirkung der sehr bekannten Chansonsängerin Juliette Greco hatte der ambitionierte, jedoch leider etwas uneinheitliche Film in Frankreich mit fast 1.3 Millionen Zuschauern einen respektablen Erfolg.
Huston selbst war in dieses Thema stark involviert, er war fasziniert von der Geschichte eines Aussenseiters, der zum Schluß kommt, dass wir uns selbst zerstören, wenn wir nicht aufhören andere Lebewesen zu töten.
Die Sichtweise des Films sollte jedem zu denken geben. Selbst die Arbeit der zoologischen Gärten wird hier kritisch gesehen, was in einem anderen Klassiker dieser Zeit eher humorvoll und spannend herüberkam: Das Einfangen von wilden Tieren wie Nashörner, Elefanten und Raubkatzen in Hawks "Hatari". Darin wird verschwiegen (wahrscheinlich aus Unwissen), dass ein eingefangenes Elefantenweibchen für den zoologischen Garten ein Elefantenkind zurücklässt, dass ohne die Fürsorge der  Mutter jämmerlich stirbt.
Huston war damit seiner Zeit weit voraus - eine schöne Wandlung vom Täter zum Fürsprecher der Opfer, den Tieren. Leider war das Drehbuch von Romain Gary und Patrick Leigh Fermor zu wenig effektiv. Aber dennoch hoffte Huston, dass sein Publikum dieses Thema aufgreifen könnte und eine Änderung in der rücksichtslosen Sichtweise der Menschen entsteht. "Entgegen der vorherschenden Meinung habe ich nie einen Elefanten gefunden, der groß genug gewesen wäre, um die Sünde des Tötens zu rechtfertigen".
Französisch-Aquatorialafrika in den 50er Jahren: Dort lebt der Tierschützer Morel (Trevor Howard), der seine ganze Kraft dafür einbringt, damit die majestätischen Elefanten nicht mehr gejagt werden. Doch die Petition, die er gestartet hat, wird ein Flop. Er wird von den maßgeblichen Behörden wegen seinem "absurden" Engagement sogar belächelt. Er gibt nicht klein bei, sondern bekämpft sogar mit Waffengewalt die professionellen Jäger, die aufs Elfenbein scharf sind, genauso wie die passionierten Großwildjäger, beispielweise Madame Orsini (Jacqueline Fogt), die auf jeder Party mit dem Abschuß von 502 Elefanten prahlt. Natürlich ist auch ihr Mann (Herbert Lom) ein großer Fan der Großwildjagd. Immerhin kann Morel mit der Bardame Minna (Juliette Greco) und dem Trinker Johnny Forsythe (Errol Flynn) einige Befürworter finden. Auch der Naturwissenschaftler Peer Quist (Friedrich von Ledebur) und der US- Radioreporter Cy Sedgewick (Orson Welles) schlagen sich auf seine Seite. Letzterer hat sogar die Macht, dass Morel in den Medien zum Sympathieträger wird und ein "Robin Hood" Image bekommt. Was ihn aber für seine Gegner nur noch gefährlicher macht....




Am Ende des Films kommt es zur großen Konfrontation von Morels Gruppe mit einem Aufgebot von Großwildjägern. Der Film endet offen, aber durch eine Ehrenbezeigung der Soldaten ist vielleicht etwas in den Köpfen von einigen Menschen passiert - Morel kehrt in den Dschungel zurück, was soviel heißt, dass er weitermachen wird.
Die Dreharbeiten fanden an Originalschauplätzen im damaligen Französisch-Äquatorialafrika statt und zwar unter extremsten Wetterbedingungen. Die Temperaturen erreichten tagsüber Spitzenwerte von 57 Grad und Nachts bis 35 Grad. Man musste vier- bis fünfmal in der Nacht duschen, um den Tag bewältigen zu können. Produzent Zanuck meinte, dass er dort nie wieder einen Film drehen würde.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Anatevka


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Norman Jewison

Der Fiedler auf dem Dach...

Das Musical "Anatevka" enstand 1971 - zu einer Zeit als die goldene Ära des Genres schon überschritten war. Dennoch schaffte der Film von Norman Jewison, der nach einem Drehbuch von Joseph Stein verfasst wurde, die Spitze der Kinojahrescharts 1971 zu erobern. Er spielte 40 Millionen Dollar in den USA ein und schlug damit Kassenhits wie "French Connection", "Dirty Harry", "Summer of 42", "Uhrwerk Orange" oder "Diamonds are forever".
Das Musical erzählt die Geschichte des armen jüdischen Milchmanns Tevje, der im frühen 20. Jahrhunderts im kaiserlichen Russland lebt -  mit seiner Frau und 5 Töchtern. Die Tradition will es so, dass diese fünf Töchter durch eine Heiratsvermittlerin sozusagen an den Mann gebracht werden sollen. Inmitten dieses traditionell geprägten Dorflebens geht die Sorge wegen der möglichen zaristischen Progrome um.
Die Dreharbeiten fanden in den Shepperton Studios in England und an Schauplätzen im ehemaligen Jugoslawien statt.
Auch der Song "If I were a rich man" (deutsche Version: Wenn ich einmal reich wär) wurde ein weltweiter Erfolg.
Es ist das Jahr 1905. Tevje (Chaim Topol) lebt in dem ukrainischen Dorf Anatevka, einem typischen Schtetl Russlands. Das Leben im Dorf vergleicht der Milchmann mit einem Fiedler auf dem Dach, der die Tradition nutzt, um eine angenehme, einfache Melodie zu spielen, ohne dass ihm dabei das Genick bricht.
In der Stadt trifft Tevye auf den radikalen Kommunisten Perchik (Paul Michael Glaser), der die Leute wegen einer sehr wahrscheinlichen baldigen Vertreibung aus dem Dorf, warnt. Tevye findet den jungen Marxisten zwar für verrückt, aber er lädt ihn zu sich nach Hause ein, wo seine Frau Golde (Norma Crane) für die ganze Familie gekocht hat. Die älteste Tochter Tzeitel (Rosalind Harris) soll mit dem Schlachter Lazar Wolf (Paul Mann) vermählt werden - alles eingefädelt durch die versierte Vermittlung der Kupplerin Jente (Molly Pichon). Doch Tzeitel liebt nicht den gut situierten Heiratskandidaten, sondern den armen Schneider Motel Kamzoll (Leonard Frey). Es kommt zum Eklat, weil sich Tzeitel vehement gegen diese Zwangsheirat wehrt und schließlich findet Tevye genügend Gründe die Abmachung mit dem Schlachter zu canceln - er gibt seiner Tochter und dem Schneider seine Erlaubnis und sein Segen. Auch die zweitjüngste Tochter Hodel (Michele Marsh) repräsentiert den Geist einer neuen Zeit, denn sie hat sich in den Rebellen Perchik verliebt und will diesen auch ehelichen. Es gibt noch eine dritte flügge Tochter im Haus: Chava (Neva Small) lernt den Nichtjuden Fedja (Ray Lovelock) kennen und lieben. Das ist dann erstmal zuviel für Tevye. Hier versagen erstmalig seine Monologe über das Für und Wider von unmöglichen Heiratswünschen...








Am Ende des Films kommt es tatsächlich zur Vertreibung, aber die Menschen lassen sich nicht ihre Freude am Leben nehmen. Es gibt tolle Songs und klasse Choreographien mit russischen Tänzen und sogar mit einer Traumsequenz, die Tevye seiner Frau vorlügt. Er erzählt, dass ihm die Witwe des Schlachters im Traum erschien und mit der baldigen Hochzeit überhaupt nicht konform geht. Der israelische Schauspieler Chaim Topol liefert eine grandiose Vorstellung, die mit einer Oscarnominierung belohnt wurde. Ebenso wurde Leonard Frey als Nebendarsteller von der Academy mit einer Nominierung bedacht. Ausserdem gabs Nennungen in den Kategorien "Bester Film", "Bester Regisseur", "Bestes Szenenbild", die nicht zum Sieg führten. In drei Kategorien durfte aber gejubelt werden: John Williams wurde für die beste Musik ausgezeichnet. Der britische Kameramann Oswald Morris (Oliver, Ein Haufen toller Hunde, Der Spion, der aus der Kälte kam, Moulin Rouge, Moby Dick) gewann ebenso einen Oscar. Desweiteren wurden die Herren Gordon K. McCallum und David Hyldyard für ihre Leistung in der kategorie "Ton" geehrt.







Bewertung: 9 von 10 Punkten. 
 
 
 

Oliver


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Carol Reed

Fagin und seine Jungs...

Die Jahre 1968 bis 1970 markieren einen gewissen Wendepunkt in der Oscargeschichte. Während bei der Oscarwahl 1969 das opulente Musical "Oliver" von Carol Reed zum großen Sieger erklärt wurde, ging der innovative Konkurrent "2001 - Odyssee im Weltraum" mit nur einer Trophäe für die besten visuellen Effekte nach Hause. Er wurde damals auch nicht in der Kategorie "bester Film" berücksichtigt. Der Oscar brauchte eine Verjüngungskur, denn die Academy versuchte damals althergebrachte Erfolgsmuster weiter am Leben zu erhalten. Die 60er Jahre brachte alleine in der Kategorie "Bester Film" vier Musicals als Sieger hervor: West Side Story, My Fair Lady, The Sound of Music und Oliver. Die Oscarnacht 1970 brachte dann eine Überraschung zustande: "Hello Dolly" mit Topstar Barbra Streisand wurde in dieser wichtigsten Kategorie von einem sehr düsteren Film geschlagen, denn John Schlesingers "Asphalt Cowboy" gewann diesen Hauptpreis. Und "Easy Rider " ein Film der 68er Generation erhielt immerhin 2 Nominierungen.
"Oliver" brachte dem britischen Regisseur Carol Reed ein echtes Comeback, denn seine größten Erfolge wie "Ausgestoßen" und vor allem "Der dritte Mann" lagen schon lange Jahre zurück. "Oliver" basiert auf dem gleichnamigen Bühnenmusical von Lionel Bart, ein Adaption des berühmten Romans "Oliver Twist" von Charles Dickens. Dieser düstere Roman über ein Waisenkind, das im Armenhaus groß wird wurde mehrfach verfilmt. Die Versionen von  David Lean aus dem Jahr 1948 und von Roman Polanski aus 2007 sind nahezu perfekt. Bei Reeds Muscialversion muss man sich vielleicht daran gewöhnen, dass viele Szenen gesanglich und tänzerisch sind. Dennoch ist Carol Reed ein bezaubernder Film gelungen mit sehr vielen klasse Szenen und genauso guten Darstellerleistungen. Gute Kasse machte das Musical auch und landete mit 74 Millionen Dollar auf Platz 5 der Kino-Jahrescharts.
In einem Arbeitshaus in Dunstable wird den Waisenkindern der tägliche Haferbrei serviert. Eine Gruppe von Jungen ziehen Lose, wobei der kleine Oliver (Mark Lester) als einziger den verhedderten Strohhalm zieht. Dies zwingt ihn dazu aufzustehen und Mr. Bumble (Harry Secombe) und der Witwe Corney (Peggy Mount) um ein weiteres Tellerchen Brei zu bitten. "Ich will noch mehr, bitte Sir" wird aber als solche Frechheit angesehen, dass der Junge verkauft werden soll. Mr. Sowerberry (Leonard Rossiter) kauft den Jungen, weil er ihn besonders für Kinderbeerdigungen als Bestatter brauchen könnte. Sowerberrys etwas älterer Lehrling Noah Claypole (Kenneth Granham) schikaniert den Neuling wo er nur kann. Als er Olivers Mutter, die bei der Geburt starb, aufs übelste beledigt, kommt es zum Rinkampf der Beiden und anschließend wird Oliver in den Keller gesperrt. Er kann fliehen und versucht in London ein neues Leben zu beginnen. Dort trifft er auf den Artful Dodger (Jack Wild), der ihn sofort unter seine Fittiche nimmt und ihm auch ein Quartier zum Schlafen anbietet. Das befindet sich bei Fagin (Ron Moodey), Der jüdische Hehler verköstigt Oliver und Fagin hat eine ganze Meute von elternlosen Jungs bei sich beherbergt. Alle diese Jungs wurden von ihm zu versierten Taschendieben ausgebildet. Artful Dodger ist der Beste von Ihnen. Noch ehe Oliver die Kunst des Stehlens erlernen kann, wird er bei der Diebestour - ohne Dieb zu sein - fälschlicherweise dafür gehalten und verfolgt, er kommt ins Gefängnis. Doch als das Opfer Mr. Brownlow (Joseph O´Connor) sich sicher ist, dass der Junge nicht der Dieb war, nimmt er ihn bei sich auf. Eine Wendung, die sowohl Fagin noch dem äusserst brutalen Eigenbrötler Bill Sykes (Oliver Reed), mit dem Fagin Geschäfte macht und dessen Freundin Nancy (Shani Wallis) Sorgen bereitet. Denn der Junge könnte der Polizei zuviel von den kriminellen Machenschaften erzählen, das Versteck der Diebesbande ausplaudern, so dass Fagin und Sykes am Galgen enden. Bald schmiedet Sykes einen Plan, wie er den unliebsamen Mitwisser aus dem Wege räumen kann...





Am Ende ist es Sykes Hund Bully, der die aufgebrachte Menge zu seinem Versteck führt. Anders als im Roman kommt der Gauner Fagin in der Musical Version mit dem Leben davon und endet nicht am Galgen. Gemeinsam mit Artul Dodger tanzen sie durch eine Gasse im nächtlichen London, bereit für einen neuen Anfang und damit auch für weitere Schandtaten. Der Kinderdarsteller Jack Wild liefert eine überzeugende Darstellung, für die der damals 15jährige Junge eine Oscarnominierung bekam. Auch Ron Moodey als Fagin wurde in der Kategorie "bester Hauptdarsteller" berücksichtigt, unterlag jedoch Cliff Robertsons Leistung in "Charly".
Neben der Auszeichnung als bester Film gab es weitere Oscars für die grandiose Ausstattung, die Choreographieleistung von Onna White wurde mit einem weiteren Oscar bedacht. John Greens Musik gewann in seiner Kategorie, das Shepperton studio Sound Department durfte den Preis für den besten Ton entgegennehmen So auch der Regisseur selbst. Das British Film Institute, die Reeds Meisterwerk "Der dritte Mann" zum besten britischen Film aller Zeiten wählten, erkannten auch die Qualität seines Musicals und setzten "Oliver" in der gleichen Umfrage der All Time Top 100 auf Platz 77.








Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Südwest von Sonora


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sidney J. Furie

Der Appaloosa Hengst...

Der kanadische Regiseur Sidney J. Furie drehte seinen ersten Film Anfang der 60er Jahre. Seine bekanntesten Filme sind "Icpress - Streng geheim" (1965), "Lady sings the blues" (1972), "Die Boys von Kompanie C" (1977), "Der stählerne Adler" (1986) und "Superman 4 - Die Welt am Abgrund" (1987).
Im Jahr 1966 kam es durch den Western "Südwest nach Sonora" (Originaltitel: The Appaloosa" zu einer Zusammenarbeit mit Marlon Brando. Der Fim basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert McLeod. Auffallend ist die sehr gelungene Kameraarbeit von Russell Metty (Oscargewinner für "Spartacus"), die sehr an den beredten Gesichtern der Menschen interessiert ist.
Bei der Golden Globe Verleihung 1967 wurde John Saxon als Bester Nebendarsteller nominiert.
Wie der Originaltitel schon sagt, geht es um einen edlen Appaloosa Hengst, der dem mexikanisch-amerikanische Büffeljäger Matt Fletcher (Marlon Brando) gehört. Er möchte gemeinsam mit seinem Freund Paco (Rafael Campos) und dessen Frau (Mirian Colon) eine lukrative Pferdezucht aufbauen.
Doch dieser Plan wird von dem mächtigen Banditen Chuy Medina (John Saxon) vereitelt, den Matt beim Durchritt durch die Grenzstadt Ojo Prieto kennenlernt. Chuys Freundin Trini (Anjanette Comer) bezichtigt Matt, dass er ihr zu nahe kam. Der Verdacht lässt sich zwar aufklären. Aber Chuy hat das Pferd gesehen und will das edle Tier unbedingt kaufen. Matt ist natürlich an einem Verkauf überhaupt nicht interessiert.
Kurzerhand stielt der Bandit das Pferd - Matt Fletscher ist aber fest entschlossen sein Pferd wieder zurückzuholen...




Die Atmosphäre in Sidney J. Furies Western ist staubig und trocken, genauso wie die Location, in der die Geschichte spielt. Der Spannungsaufbau erfolgt zwar langsam, aber konsequent und gipfelt in einem Händeduell der besonders gefährlichen Art, denn zwei giftige Skorpione sind Inhalt dieses Wettkampfes.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.