Sonntag, 19. März 2023

Königin Christine


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Rouben Mamoulian

Garbo, die Königin von Hollywood...

Rouben Manoulians Historienfilm "Königin Christine" aus dem Jahr 1933 endet mit einer legendären Einstellung. Greta Garbo, die die schwedische Königin spielt, steht wie eine stumme Gallionsfigur am Bug des Schiffes, dass sie nach Spanien bringen soll. Der Wind weht durch ihr Haar und die Kamera zeigt ihr Gesicht in einer Großaufanhme. Mamoulian wies seine Hauptdarstellerin an, dass sie in dieser Szene an nichts denken solle, so als würde ihr Gesicht ein leeres Blatt Papier sein. Jeder Zuschauer sollte sich seine eigenen Gedanken zu dieser Schlußszene machen. Das Bild ging in die Filmgeschichte ein - "Königin Christine" wurde ein riesiger Kassenerfolg. Nur der Monsterfilm "King Kong und die weiße Frau" erzielte noch mehr Umsatz im Filmjahr 1933.
Greta Garbo setzte auch ihren Co-Star John Gilbert durch. Es war der vierte Film, den die beiden gemeinsam machten - und es wurde auch John Gilberts vorletzte Arbeit. Er war in der Stummfilmzeit ein großer Kassenstar, doch die Feindschaft mit Studioboss Louis B. Mayer setzte ihm sehr zu und er stark im Januar 1936 an einem Herzinfarkt, den er durch seine starke Alkoholsucht sicherlich noch beschleunigte.
In Europa wütet der 30jährige Krieg. König Karl Gustav (C. Montague Shaw) stirbt 1632 auf dem Schlachtfeld. Durch seinen Tod wird seine sechsjährige Tochter Christine (Cora Sue Collins) zum Staatsoberhaupt gekrönt. Der Vater hat seine Tochter wie einen Jungen großgezogen. Sie trägt auch gerne Männerkleidung. Christine (Greta Garbo) wird zur geliebten Herrscherin über ihr Volk, sie ist sehr darauf bedacht gut zu regieren. Für ernsthafte Romanzen oder gar für die Ehe hat sie keine Zeit, obwohl ihre Berater ständig zu einer Vermählung drängen. Der heldenfafte Cousin Karl Gustav (Reginald Owen) ist der Favorit des Hofes und auch des Volkes. Mit dem Count Magnus Gabriel de la Gardie (Ian Keith) hat sie eine heimliche Beziehung, die jedoch von ihm ernster genommen wird als von ihr selbst. Um den Einschränkungen ihres königlichen Lebens etwas zu entfliehen, schlecht sie sich eines Tages - gemeinsam mit ihrem getreuen Diener Aage (C. Aubrey Smith) in die Stadt und landet schließlich durch einen Schneesturm in einem Gasthaus, in dem auch der spanische Gesandte Don Antonio de la Prada (John Gilbert) eingekehrt ist. Da alle Zimmer besetzt sind und die Königin sich als junger Mann tarnt, schlägt der Wirt vor, dass beide Herren sich ein Zimmer für die Nacht teilen könnten. Im Zimmer entdeckt Antionio natürlich sofort, dass sie eine Frau ist. Sie verbringen eine unvergessliche Liebesnacht miteinander, ohne dass Antonio weiß, dass er mit der schwedischen Königin nächtigte. Beide verlieben sich ineinander und Christine weiß, dass sie sich wiedersehen werden - denn Antonio ist der Gesandte des spanischen Königs, der Christine einen Heiratsantrag überbringen soll. Da Christine kein Geheimnis über die Zuneigung zu Antonio macht, regt sich bald der Widerstand am Hof...




Rouben Mamoulians Film wirkt natürlich altmodisch, aber er ist gerade deshalb auch sehr interessant. Denn an vielen Stellen wirkt "Königin Christine" beinahe wie ein Stummfilm. Der Film hält sich natürlich kaum an die historischen Fakten. Mamoulian zeigt eine tragische Liebesgeschichte und Greta Garbo beweist ihre charismatische Präsenz. Interessanterweise lief "Königin Christine" im Ausland noch besser als in den USA.






Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Picknick


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Joshua Logan

Schicksalshafte Begegnung...

Joshua Logan war in den 50er Jahren ein sehr erfolgreicher Hollywood-Regisseur. Für sein 1955 inszeniertes Melodram "Picknick" erhielt er gleich eine Oscarnominierung und gewann immerhin den Golden Globe. Seine Nachfolgefilme "Bus Stop", "Sayonara", "South Pacific" und "Fanny" fanden ebenfalls ein großes Publikum. Aus heutiger Sicht ist die Handlung und auch die Denkweise dieser amerikanischen Kleinstadtbürger aus den 50ern zwar veraltet, sie bietet aber dennoch viel Wissenswertes über die damalige Lebensart und Lebensformen sowie Normen. Alles spielt sich während eines Labor Days im Jahr 1955 ab.
An genau diesem Tag hält im Ort ein Güterzug an - aus einem der Güterwaggons steigt der Rumtreiber und Landstreicher Hal Carter (Wiliam Holden). Er hat diesen Halt nicht zufällig gewählt, denn er stammt aus dieser Kleinstadt in Kansas. Er hat sich entschieden seinen ehemaligen Collegefreund Alan Benson (Cliff Robertson). Er hat Alan seit den Collegetagen nicht mehr gesehen. Danach wurde Hal ein hoffnungsvoller Footballstar, entschied sich aber dafür lieber die Welt kennenzulernen.
Die Einwohner sind alle damit beschäftigt sich für das Picknick vorzubereiten, dass am Nachmittag und Abend stattfinden soll. Er bietet im Ort seine Arbeit an und die alte Mrs. Potts (Verna Velton) ist von dem muskulösen Mann so sehr entzückt, dass sie ihm auch ein reichhaltiges Frühstück anbietet. Bei ihr in der Nachbarschaft wohnt Mrs. Owens (Betty Fields) mit ihren beiden sehr unterschiedlichen Töchtern - die ältere Madge (Kim Novak) wird von allen als das schönste Mädchen im Ort bezeichnet, die jüngere Millie (Susan Straßberg) ist eher der intellektuelle und egozentrische Teil der Familie. Madge ist die Freundin von Alan. Doch die Beziehung stockt etwas, weil Alan mehr will als Madge. Auch die "jungfräuliche" Lehrerin Rosemary (Rosalind Russell) wohnt dort und wartet schon Monate lang sehnsüchtig auf den Heiratsantrag ihres nicht mehr ganz jungen Verehrers Howard Bevans (Arthur O´Connell). Der Tag fängt für Hal ganz gut an denn Alan zeigt ihm den weitläufigen Betrieb seines Vaters, einen Getreidesilo. Alan verspricht seinem Jugendfreund einen Job und lädt ihn zum Picknick am Tag der Arbeit ein. An diesem Fest wird die spontane Zuneigung zwischen Lokalschönheit Madge und dem Herumtreiber bemerkt. Die kommende Nacht wird zur Schicksalsnacht...







Am Ende fährt der Zug mit Hal nach Tulsa. Und der Zuschauer fragt sich, ob sich Madge ihren Gefühlen nachgibt oder ob sie im Ort bleibt und eine Ehe mit dem reichen Alan eingeht. Der Film wurde für sechs Oscars nominiert und gewann die Trophäe in den Kategorien "Bestes Szenenbild" und "bester Schnitt". In den Kategorien bester Film, beste Regie, bester Nebendarsteller Arthur O´Connell und beste Filmmusik wurde kein Sieg erzielt.
 







Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Fanny


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Joshua Logan

Die große Liebe und das weite Meer...

Die 1961 entstandene Tragikomödie "Fanny" wurde von Joshua Logan inszeniert. Für den Regisseur, der weitaus mehr Theaterinszenierungen als Filme schuf, war es einer seiner größten Erfolge. In den USA spielte der Film nach einer Romantrilogie (Marius", "Fanny" und "Cesar") von Schriftsteller Marel Pagnol 4,5 Millionen Dollar ein. Der geographische Mittelpunkt der Geschichte ist die "Bar de la Marine" am Alten Hafen von Marseille. Der Film ist optisch aufgrund der exzellenten Kameraarbeit von Jack Cardiff immer noch ein echter Hingucker.
Im Mittelpunkt des Films stehen aber die Figuren, der Geschichte und die Darsteller wurden dazu perfekt ausgewählt. In der Vorlage sind die beiden Liebenden zwar 19 und 17 Jahre alt, werden aber durch Horst Buchholz (damals 28 Jahre) und Leslie Caron (zur Zeit des Drehs bereits 30 Jahre) verkörpert. Ein Manko vielleicht für die Verfechter der Romanvorlage, aber keineswegs für die sehr gelungene Verfilmung.
Cesar (Charles Boyer in einer köstlichen Rolle) ist ein Barkeeper im Marseille der frühen 20er Jahre. Sein 19jähriger Sohn Marius (Horst Buchholz) arbeitet für ihn in der Bar. Der junge Mann wünscht sich allerdings nichts sehnlicher als zur See zu fahren und sein langweiliges Leben hier im Ort hinter sich zu lassen. Einzig Fanny (Leslie Caron), die hübsche Tochter der Fischverkäuferin Honorine (Georgette Anys) hielt ihn bisher von diesem Vorhaben ab. Fanny ist schon seit ihrer Kindheit in Marius verliebt. Sie flirtet immer wieder mit ihm, doch Marius zeigt ihr die kalte Schulter. Denn er hat fest vor nach der Ermutigung seines Freundes, dem "Admrial" (Raymond Bussieres) als Matrose auf einem Schiff anzuheuern, die für 5 Jahre eine wissenschaftliche Expedition auf den Weltmeeren geplant hat.
Cesars bester Freund ist der wohlhabende Kaufmann Panisse (Maurice Chevalier). Der ältere Witwer möchte sich gerne noch einmal verheiraten, weil seine gesamte angesehene Familie immer noch keinen Nachwuchs vorweisen kann und ausserdem gefällt ihm die wesentlich jüngere Frau sehr gut. Er bittet bei deren Mutter um die Hand von Fanny. Sie gibt im Gespräch grünes Licht. In dieser Nacht treffen sich Fanny und Marius am Hafen, sie gestehen sich ihre Liebe ein und gehen zu Fanny, denn die Mutter ist über Nacht nicht zu Hause. Es kommt zur Liebesnacht. Am nächsten Tag wird das Liebespaar von Honorine entdeckt, die nun auf eine Hochzeit zwischen den beiden drängt. Aber Fanny drängt an diesem Morgen darauf, dass Marius sie verlassen und aufs Schiff gehen soll. Wohlwissend, dass er zuhause als Ehemann sehr wahrscheinlich unglücklich bleibt, da er die große Chance verpasst hat. Etwa zwei Monate, nachdem Marius fortging, erfährt Fanny vom Arzt, dass sie mit einem Kind schwanger ist. Sie gesteht ihrem gütigen "immer noch" Verehrer Patisse, dass sie ein Kind von Marius erwartet - anstatt seine Hochzeitsambitionen aufgeben, will er sie trotzdem heiraten, da er sich über einen männlichen Erben freut. Der kommt tatsächlich auf die Welt und ist der ganze Stolz seines jetzigen Vaters, doch der kleine Cesario (Joel Flateau) entwickelt bald ein riesiges Interesse für das Meer, genau wie sein Erzeuger....





Freunde von Marcel Pagnols Werk fanden die Verfilmung zu amerikanisch. Claude Chabrol zählte Joshua Logans Film zu den drei schlechtesten Filmen aller Zeiten. Was natürlich nicht zutrifft. Für mich ist "Fanny" der beste Film von Logan, vor allem deshalb weil die Darsteller ihre Rollen mit einer echten Begeisterung spielen. Nicht umsonst erhielt Charles Boyer für seine Rolle eine Oscarnominierung als bester Schauspieler. Er musste sich aber von Maximilian Schell in seinr Rolle als Anwalt Hans Rolfe im Gerichtsfilm "Das Urteil von Nürnberg" geschlagen geben. Auch die vier weiteren Nominierungen (Bester Film, Kameramann Jack Cardiff, bester Schnitt und beste Filmmusik führten nicht zum Sieg. Bei den Golden Globes wurden Leslie Caron und Maurice Chevalier als Darsteller nominiert. Doch auch bei dieser Verleihung ging der herzerwärmende Film leider leer aus.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Berg der Versuchung


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Edward Dmytryk

Gefährlicher Aufstieg...

Edward Dmytryks Abenteuerfilm "The Mountain" wurde 1956 nach dem Roman "La neige en deuil" von Henri Troyat gedreht. In Deutschland bekam der Film den Titel "Der Berg der Versuchung" - die Romanvorlage basiert auf dem Absturz einer Lockheed L -749 Constellation der Air India bei Flug 245. Die Maschine stürzte am 3. November 1950 am Mont Blanc Vorgipfel Rochers de la Tournette ab. Alle 48 Passagiere an Bord kamen dabei ums Leben. Der Absturz war zu seiner Zeit sehr medienwirksam und inspirierte auch den Autor Troyat zu seinem Werk.
Er gehört zu Dmytryks weniger bekannten Filmen, obwohl das Bergdrama mit Spencer Tracy und Robert Wagner als ungleiches Brüderpaar attraktiv und glaubwürdig besetzt wurde.
Während eines starken Sturmes stürzt ein Passagierflugzeug der Air India ab und bleibt auf dem Gipfel eines schwer zugänglichen Berges in den französischen Alpen lieen. Fotos werden von Flugzeugen von der Absturzstelle gemacht und legen den Schluß nahe, dass es keine Überlebenden gegeben hat. Eine Seilschaft von Bergsteigern will es trotzdem versuchen nach oben zum Unglücksort zu gelangen, um wenigstens die Post sicherzustellen. Zachary Teller (Spencer Tracy) ist der erfahrenste Bergsteiger im Ort und er warnt davor, denn beide Routen sind derzeit lebensgefährlich. Dennoch hört die Gruppe nicht auf seinen guten Rat und wagt den Aufstieg mit dem Ergebnis, dass der Bergführer kurze Zeit später tot zurück gebracht wird. Das Vorhaben wird aufgegeben. Zacharys jüngerer Bruder Chris (Robert Wagner) hegt aber den Gedanken den Aufstieg im Alleingang zu machen, da er dort oben im Flugzeugwrack eine Menge von wertvollen Sachen vermutet. So wertvoll, dass er viel Geld damit machen kann und ein neues Leben anfangen könnte. Auch ihm gibt Zachary zunächst eine Absage, doch als er merkt, dass er dieses unmoralischen Vorhaben seinem leichtsinnigen Bruder nicht ausreden kann, entschließt er sich mit ihm zu gehen. Er glaubt auch fest daran, dass er zur gegebenen Zeit seinen Bruder von seinem Vorhaben sich am Geld und Schmuck der Toten zu bereichern, abbringen kann. Nach einem gefährlichen Aufstieg kommen sie endlich zur Unfallstelle und finden eine Überlebende (Anna Kashfi)...





In der Rolle von Zacharys Freundin ist Oscargewinnerin Claire Trevor zu sehen. Einem Profi wie Edward Dmytryk gelingen natürlich spannende Bergszenen - teilweise sind diese im Studio gedreht worden, aber auch einige an den Originalschauplätzen in Chamonix. Spencer Tracy vertritt auch in diesem Film den moralisch gereiften Menschen, diesmal in der Rolle eines einfachen Dorfbewohners. Kameramann war der Österreicher Franz Planer. Edward Dmytryks beste Filme sind "Die Caine war ihr Schicksal", "Crossfire", "Die 27. Etage" und der Western "Warlock".






Bewertung. 7,5 von 10 Punkten.