Mittwoch, 30. März 2016

Das 1. Evangelium - Matthäus



Regie: Pier Paolo Pasolini

Christus, der Kämpfer gegen das Unrecht...

Er drehte mit einer Bibel anstelle eines Drehbuchs: der italienische Filmeacher Pier Paolo Pasolini, der in den 60er Jahren Aufmerksamkeit mit seinen ersten Filmen "Accatone" oder "Mama Roma" errege und großes Lob der internationalen Filmkritik ernten konnte. In den Filmen setzte er sich mit Mißständen der italienischen Gesellschaft, mit faschistoiden Strukturen und destruktiven Mechanismen in auforitären Systemen auseinander. Die Protagonisten waren meist ausgegrenzte Aussenseiter und Rebellen. Diese Arbeiten hatten eine gewisse Verwandtschaft zum Neorealismus. So wird beispielsweise Ettore Garofano, der Hauptdarsteller in "Mama Roma" am Ende durch eine wiederholende Montage und raffinierte Lichtführung zum Christus. Die Religion war auch ein Thema, dass seine Filme durchzog - so war es zwar etwas überraschend, dass er als nächstes Projekt einen Jesusfilm machen wollte, aber durch die sehr individuelle Handschrift ist Pasolinis Jesus nicht nur ein Heiliger und der Sohn Gottes, sondern auch ein leidenschaftlicher Bekämpfer des Unrechts, dass die Menschen sich zufügen. Somit kein herkömmlicher Jesus Film, denn Christus ist hier weder sehr milde noch extrem leidend dargestellt. Der mehrfach preisgekrönte und kontroverse Film über Wirken, Tod und Wiederauferstehung Jesu nach dem Evangelium des Matthäus begeistert durch erlesene Schwarz-weiß Bilder und enorm leistungsstarken Laienschauspielern. Die Filmaufnahmen entstanden an den selben Schaupläzten an denen Mel Gibson 40 Jahre später seinen ebenso gewagten wie brutalen Jesus Film drehte. Wenn man schon einige Pasolini Filme kennt, dann entdeckt man auch in "Das 1. Evangelium - Matthäus" sofort die individuelle Handschrift des Regisseurs. Er mischt seiner Geschichte immer wieder die Momentaufnahmen der Menschen bei. Sehr gelungene Portraits, die die Atmosphäre noch stärken - ebenso auch Massenszenen. In diesen Szenen sind die Menschen immer sehr dicht zusammen und nah beieinander - trotz aller Unterschiedlichkeit. Ein Stilmittel, dass später auch seine "Triologie des Lebens", bestehend aus "Decameron", "Pasonlinis tolldreiste Geschichten" und "Erotische Geschichten aus 1001 Nacht" auszeichnete. Rein optisch setzte Pasolini auf einen sehr schönen Jesus-Darsteller, gespielt von dem spanischen Studenten Enrique Irazoqui, der sich vom Filmgeschäft sehr schnell wieder zurückzog. Grundlage des Films ist das Matthäus Evangelium, das hier wortgetreu umgesetzt wird. Angesichts Pasolinis Homosexualität und seiner kommuniistischen und atheistischen Überzeugungen hat sein Film sowohl in katholischen als auch in linken Kreisen Verwunderung und auch Bewunderung hervorgerufen. Unterlegt ist die Handlung mit einem hypnotischen Soundtrack. Diese Filmmusik präsentiert unterschiedliche Stile und reicht von der Feierlichkeit der maurerischen Trauermusik Mozarts über russische Volkslieder. Odetta Holmes Spiritual "Sometimes I feel like a motherless child" ist öfters zu hören, ebenso kongolesische Rhythmen der Missa Luba. Komplettiert wird die erlesene und expressionistische Auswahl durch Bachs Matthäus Passion.



Viele Laiendarstellungen bleiben im Gedächtnis, so die Darstellung von Maria (jung: Margherita Caruso, alt: Susanna Pasolini, die Mutter des Regisseurs), des Engels (Rossana di Rocco) oder der charismatische Hohepriester Kaiphas (Rodolfo Wilcock). Der Film hat mich schon damals beeindruckt, als ich ihn als kleines Kind zum ersten Mal sah. Viele Bilder blieben mir im Gedächtnis, die 12 Apostel, der Leprakranke, der von Jesus geheilt wird oder der Tanz der Salome (Paola Tedesco). Für mich ist dies immer noch die beste Jesus Verfilmung.





Bewertung. 9 von 10 Punkten.

Die größte Geschichte aller Zeiten

























Regie: George Stevens

Die Geschichte von Jesus...

1965 verfilmte George Stevens "Die größte Geschichte aller Zeiten" und gemeint ist damit natürlich das Leben Jesu von der Geburt im Stall von Bethlehem bis hin zu seiner Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Dabei war die große Zeit der Monumentalfilme eigentlich schon fast am Ende. In den 50ern feierten diese Bibelschinken an der Kinokasse richtige Triumphe und wurden große Publikumslieblinge. Wer kennt sie nicht: "Quo Vadis" von Mervyn le Roy, "Das Gewand" von Henry Koster, "Die 10 Gebote" von Cecil B.De Mille und nicht zuletzt "Ben Hur" von William Wyler. In den 60ern setzte sich immer mehr progressives Kino durch, die altgedienten Genres wie Musicals oder Monumentalfilme befanden sich langsam auf dem absteigenden Ast. Aber dennoch konnte man noch gut Kasse mit ihnen machen. Die Geschichte von Jesus von Nazareth wurde schon oft verfilmt. 1960 versuchte es Nicholas Ray mit einem sehr sanften Jesus und Jeffrey Hunter in "König der Könige". Drei Jahre später entschied sich George Stevens und die United Artists für den schwedischen Schauspieler Max von Sydow, der etwas markanter rüberkommt. Gleichzeitig entstand aber in Italien mit "Das 1. Evangelium - Matthäus" von Pier Paolo Pasolini ein viel interessanterer Jesus-Film. Pasolini setzte da weniger auf den opulenten Pomp und ein monumentales Motiv. Sein Jesus Film war mit Laiendarstellern besetzt, er drehte in schwarz-weiß und schuf mit einem magischen Soundtrack unterlegt suggestive Bilder - also eine völlig andere Vorgehensweise als George Stevens mit einem der letzten Monumentalfilme vom alten Schlag. Natürlich darf bei solch einer Mammutproduktion die riesengroße Starbesetzung nicht fehlen. Jose Ferrrer, John Wayne, Sidney Poitier, Carroll Baker, Pat Boone, Richard Conte, Telly Savalas, Claude Rains, Sal Mineo, Donald Pleasance, Dorothy McGuire, Martin Landau, Roddy McDowall, Shelley Winters, Van Heflin, Angela Lansbury und natürlich darf auch der Held aller Bibelfilme Charlton Heston nicht fehlen.
In der ersten Szene sprechen die drei Könige dem König Herodes (Claude Rains) vor, weil sie einem Neugeborenen huldigen wollen, der der neue König sein soll. Natürlich wird Herodes versuchen, dass der Knabe am Leben bleibt und gibt den Befehl alle Neugeborenen in Bethlehem zu töten. Doch Josef und Maria können mit ihrem Kind nach Ägypten fliehen. Als erwachsener Mann (Max von Sydow) sammelt er zwölf Jünger um sich und predigt vom Reich seines Vaters im Himmel. Die jüdischen Priestern erkennen in ihm eine große Gefahr. Mit Hilfe der Römischen Besatzung wollen sie dem aufrührerischen Rebellentum ein Ende setzen. So wird Johannes der Täufer (Charlton Heston) geköpft, nachdem er die Menschen zur Buße aufruft und im Wasser tauft. Nach dem letzten Abendmahl wird Jesus verhaftet, weil Judas (David McCallum) ihn für 30 Silberlinge verraten hat. Doch er wird mit dem Blutgeld nicht glücklich und erhängt sich. Jesus selbst wird zum Tode verurteilt..





Herausragend ist der Film in seiner Bildsprache. Tatsächlich wurden die beiden Kameramänner Loyal Griggs und Willam C. Mellor mit einer Oscar-Nominierung belohnt. Die Bilder sind brillant. Ausserdem gabs bei der Oscarwahl 1966 fünf weitere Nominierungen: Kostüme, Ausstattung, Visuelle Effekte sowie die Originalmusik. Leider hat der Film auch eklatante Schwachstellen. So kommt selten Emotion auf, viele Szenen sind überzogen salbungsvoll inszeniert und können kaum vermitteln welche Faszination dieser Mann auf seine Umwelt damals ausübte. Max von Sydow sieht zwar gut aus als Messias, aber er ist schauspielerisch unterfordert - er muss nur sehr markant seine überlieferten Bibelsprüche an den Mann bringen. Und dies serviert der sehr geschätzte George Stevens (Tagebuch der Anne Frank, Shane, Ein Platz an der Sonne, Giganten) mit dem Holzhammer - was man auch bei der Szene mit Charlton Heston bemängeln muss. "Tut Buße" hört der Zuschauer und diese Botschaft wird ihm dramatisch, beinahe hysterisch vermittelt. Am Ende ist dann noch John Wayne ganz kurz als Zenturio bei der Kreuzigung zu sehen. Aber man muss gut aufpassen ihn nicht zu übersehen. Diese kurze Szene wurde berühmt, beinahe noch berühmter wie der Film selbst.





Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Der Stern des Gesetzes

























Regie: Anthony Mann

Der Sheriff und der Kopfgeldjäger

Auch nach der großartigen Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller James Stewart drehte Regisseur Anthony Mann hervorragende Western. "Draußen wartet der Tod" (1955) oder "Der Mann aus dem Westen" (1958) sind schnell zu Klassikern geworden, ebenso der 1957 inszenierte "Stern des Gesetzes" mit Henry Fonda in der Hauptrolle als berüchtigter Kopfgeldjäger. Damit nahm er Jahre vor dem Siegeszug des Italo Western dessen grimmigere und viel düstere Antihelden vorweg. Schon in seinem Meisterwerk "Nackte Gewalt" sah man James Stewart wie er seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er nach berüchtigten Banditen nachjagte, weil ein lukratives Kopfgeld auf den Mann ausgesetzt war - selbstverständlich Tod oder Lebendig.
Auch Morgan Hickman (Henry Fonda) ist so ein gefürchteter und nicht unbedingt gern gesehener Mann als er mit der Leiche eines Banditen in ein kleines Westernstädtchen kommt. Die Bürger sind zwar immer froh, wenn da einer ist, der die Drecksarbeit erledigt - aber in die Gemeinschaft wird ein Mann dieses Berufstandes nicht aufgenommen. Bis die Formalitäten erledigt sind und er abkassieren kann, muss er in der Stadt bleiben, wo der junge und besonnene Ben Owens (Anthony Perkins) Sheriff ist. Immer wieder hat er Probleme sich gegen rüpelhaften und agressiven Bart Bogardus (Neville Brand) durchzusetzen, der ebenfalls gerne Sheriff geworden wäre. Er ist auch ein Cousin des Mannes, den Hickman getötet hat. Hickman bekommt die Ablehnung der Bevölkerung auch schnell zu spüren, weil er kein Quartier im einzigen Hotel der Stadt bekommt. Auch ein Mietsstall für das Pferd gibt es nicht - denn der gehört Bogardus. Der Kopfgeldjäger freundet sich aber in der Stadt mit dem kleinen Halbblut Kip Mayfield (Michel Ray) an, der ihn seiner Mutter Nona (Betsy Palmer) vorstellt. Die Frau wird ebenso verachtet, da sie mit einem Indianer verheiratet war. Die Witwe bietet Hickman an, dass er ein paar Tage im Zimmer des Sohnes schlafen kann. Währenddessen kommt es zum beinahe Duell zwischen Owens und Bogardus, bei dem Hickman den jungen Sheriff unterstützt. Dieser bittet ihn dazubleiben und ihm das Handwerk beizubringen, als er erfährt, dass Hickman auch schon Gesetzeshüter war. Als der im ganzen Ort beliebte Dr. McCord (John McIntire) von den zwei vagabundierenden Brüdern MacGafffey (Peter Baldwin/Lee van Cleef) erschossen wird, spitzt sich die Lage im Westernörtchen dramatisch zu...


Irgendwann erfährt der Zuschauer im Lauf der Handlung Hickmans tragische Geschichte und wie aus einem braven Bürger ein kaltblütiger Killer wurde. Doch er lernt nicht nur dem jungen Sheriff einige Tricks, Schießkünste und Umgang mit Revolverhelden, er selbst macht in der kurzen Zeit in der Stadt einen Lernprozess und wird am Ende nicht mehr derselbe sein wie er war. Eine der besten Szenen ist die als die ganze Stadt frühmorgens auf den Straßen zusammengekommen ist, um den 75. Geburtstag des beliebten Dr. McCord zu feiern. Die Leute singen und von weitem sieht man schon seine Kutsche, das von seinem Pferd gezogen wird. Doch je näher das Gefährt kommt, desto schockierter müssen die Menschen sehen, dass der Doktor nicht mehr am Leben ist. Der Gesang verstummt und dann bricht die Hölle los über der Stadt, ein Lynchmob unter der Regie von Bogardus hat sich gebildet, aber Owens glaubt immer noch daran, dass er die Mörder lebendig fassen kann, damit ihnen ein fairer Prozess gemacht wird. Der junge Anthony Perkins ist Henry Fonda absolut ebenbürtig und gemeinsam agieren sie hervorragend in diesem klasse Westen. Einem der besten der 50er Jahre überhaupt - zum Lohn wurde auch das Originaldrehbuch von Dudly Nichols 1958 für den Oscar nominiert.


Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 23. März 2016

Der Fluch der Dämonen

























Regie: Jacques Tourneur

It´s in the Trees, it´s coming...

"Fluch der Dämonen" aus dem Jahr 1957 ist das dritte Horrormeisterwerk von Jacques Tourneur, der bereits 15 Jahre zuvor mit den RKO Produktionen von Val Lewton "Katzenmenschen" (1942)  und "Ich folgte einem Zombie" (1943) Filmgeschichte schrieb. Vorausgegangen war die Idee die finanziellen Schwierigkeiten der RKO zu verbessern und nach dem Vorbild der Universal Studios in den 30ern folgend, billige und effektive Horrorfiilme ins Kino zu bringen. Lewton war der Leiter dieser neuen Horrorabteilung und hatte nur wenig Vorgaben zu erfüllen: Jeder Film durfte nur maximal 150.000 Dollar ksoten, die maximale Laufzeit durfte 75 Minuten nicht überschreiten (Auswertung in den beliebten Double-Features) und die Filmtitel wurden vom Produzenten vorgegeben. Ansonsten hatten die Regisseure freie Hand und der französischstämmige Tourneur machte daraus optimale Ergebnisse. Danach gelang ihm mit "Goldenes Gift" einer der besten Film Noirs überhaupt und später wandte er sich Abenteuerfilmen (Der Rebell, Die Piratenkönigin) und Western (Feuer am Horizont, Wichita) zu. Erst 1957 sollte er wieder für das Genre tätig werden, dem er seine ersten Riesenerfolge verdankte.
Der Film entstand zu einer Zeit als Riesenmonster in den Kinos Hochkonjunktur hatten. Riesenspinnen, Riesenameisen, Harryhausens Zyklope, Japanische Urweltechsen und Pappsauriers waren extrem beliebt und sie zerstörten Metropolen wie Tokio, London oder New York. Auch die Hammerstudios standen am Anfang und schickten u.a. ausserirdischen Schleim und die Straßen englischer Kleinstädte oder den Häuserschluchten der Großstadt. Der britische Drehbuchautor Charles Bennett hatte bereits ab den 30ern mehrere Drehbücher für Alfred Hitchcock verfasst (Die 39 Stufen, Sabotage, Jung und unschuldig, Der Auslandskorrespondent) und war schon lange vernarrt in M.R. James Erzählung "Casting the Runes" - er erwarb die Rechte und schrieb mit Hal E. Chester das Drehbuch, der den Film dann auch produzierte. Chester entschied sich Jacques Tourneur unter Vertrag zu nehmen, was sich aus heutiger Sicht naturlich als Geniestreich erwies. Aber damals gestaltete sich das Verhältnis zwischen Produzent und Regisseur extrem schwierig. Schon vor den Dreharbeiten, denn Tourneur gelang es mit seinem Einfluß den Schauspieler Dana Andrews ins Boot zu holen, dessen Stern damals schon etwas verblasst war, ein Alkoholproblem hatte - aber einer von Tourneurs besten Freunden war. Diskrepanzen gabs dann auch wegen dem Monster selbst. Tourneur wollte den Dämon dem Publikum gar nicht zeigen, er wollte diesen unsichtbaren Horror, ähnlich wie bei seinen Lewton Filmen, starke Szenen und starke Atmosphäre. Der Produzent war aber der Meinung, dass die Kinobesucher ein Anrecht darauf hätten, das Monster auch zu sehen.
Und dies setzte sich dann auch durch. Vielleicht sogar ganz spontan beim ersten Anblick des fliegenden Teufels auch die einzige Schwäche, denn das Monster sieht schon etwas sonderbar und skurril aus - wie eben viele Kreaturen dieser Kinoära.
Die Handlung fängt an mit einer nervösen Autofahrt mitten in der Nacht - Professor Henry Harrington (Maurice Denham) scheint sich verfolgt zu fühlen. Er besucht das Anwesen Luffort Hall, das dem vermögenden Dr. Julian Karswell (Niall MacGinnis) gehört, der dort mit seiner schrulligen Mutter (Athene Seyler) wohnt. Harrington bittet verzweifelt darum, dass Karswell alles stoppen soll. Er würde dann auch die Recherchen über einen Teufelskult nicht publik machen. Karswell sichert dies vage zu, was Harrington einigermassen beruhigt. Dennoch wird er kurze Zeit später die Bekanntschaft mit einem fliegenden Dämon machen, der ihn tötet. Alles sieht aber aus wie ein Unfall - Starkstromschlag so die offizielle Todesursache.
Der amerikanische Wissenschaftler John Holden (Dana Andrews) reist etwa zur gleichen Zeit nach England, um an einer Konferenz über parapsychologischen Phänomene teilzunehmen und ausserdem bat ihn Harrington ihn bei seinen Nachforschungen über Julian Karswell behilflich zu sein. Als Holden eintrifft, erfährt er vom Ableben seines Kollegen. Harringtons Nichte Joana (Peggy Cummins) glaubt nicht an die Unfallversion und bittet den pragmatischen Wissenschaftler darum auch übernatürliche Phänomene in Erwägung zu ziehen. Doch Holden ist skeptisch. Zwar wird ihm ein Zettel mit Runenzeichen in einer Bibliothek heimlich zugesteckt und es geschehen einige seltsame Dinge, die sich auch Holden nicht so leicht erklären kann. Die Treffen mit Karswell sind faszinierend, aber Holden hält ihn für einen guten Zauberkünstler. Auch dann noch als Karswell ihm in drei Tagen den sicheren Tod prophezeit. Erst durch den Farmersohn Rand Hobart (Brian Wilde) erkennt Holden die tödliche Gefahr, auf die er zuläuft. Doch die Uhr läuft...


"It´s in the Trees - it´s coming" - in den 80er Jahren hat schon Kate Bush in ihren Song "Hounds of Love" den berühmten Satz aus "Curse of the Demons" (US-Titel) bzw. "Night of the Demon" (britischer Titel) in ihre Lyrics aufgenommen. Der Film wurde immer mehr zu einem Kultfilm und heute gilt es als unbestritten, dass Tourneur mit seinem dämonischen Werk einen der besten Horrorfilme der 50er Jahre geschaffen hat. Stilistisch ist "Der Fluch der Dämonen" beinahe eine Mischung aus den Filmen der Hammerstudios und Tourneurs RKO Filmen. Auch als Vorläuferfilm zu "Rosemarys Baby" könnte man den atmosphärisch dichten Horrorbeitrag ansehen, der ganz viele tolle Szenen beinhaltet. So veranstaltet Mutter Karswell beim Ehepaar Meek (Reginald Beckwith, Rosamund Greenwood) eine makabre Seance mit schrillster Gesangseinlage. In einer weiteren Szene wird Dana Andrews im Wald von dem Dämon verfolgt, man sieht das Monster nicht, aber Tourneur zeigt die Schritte und den Hufabdruck auf der Erde. Ein schauspielerisches Highlight bietet der irische Theaterschauspieler Niall Mac Ginnis, der tatsächlich Furcht und Schrecken suggeriert, aber auch die Ausweglosigkeit in der dieser Hexenmeister selbst steckt.
Mit "Fluch der Dämonen" hat Anolis nun ein echtes Klassiker-Highlight auf DVD veröffentlicht, die auch die Bluray beinhaltet. Ausserdem kann man zwischen der amerikanischen kürzeren Fassung und der englischen Langfassung wählen.
Eine großartige Veröffentlichung.



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Menschen im Hotel

























Regie: Edmund Goulding

Menschen kommen, Menschen gehen...

Berlin in den goldenen 20er Jahren: 1929 schrieb Vicki Baum über diese Zeit ihren berühmten Roman "Menschen im Hotel", der sehr bald im Theater am Nollendorfplatz in Berlin als Stück uraufgeführt wird. Der Erfolg stellte sich auch international ein und die Schriftstellerin nahm 1931 die Einladung aus Hollywood an, die den Stoff als "Grand Hotel" unter der Regie von Edmund Goulding (Auf Messers Schneide, Die alte Jungfer, Anna Karenina, Opfer einer großen Liebe) verfilmen wollte. Ein Staraufgebot sorgte auch für den Erfolg im Kino, denn Greta Garbo, Joan Crawford, Wallace Beery und John Barrymore standen auf der Besetzungsliste. Der Film wurde dann 1932 gedreht und kostete etwa 700.000 Dollar. An der Kinokasse wurde er zum großten Kassenhit des Jahres. Er spielte die damals extrem hohe Summe von 1.24 Millionen US-Dollar ein und konnte weltweit weitere 1.4 Millionen Dollar einspielen, auch die Kritik war begeistert, denn bei der Oscarverleihung 1932 wurde der Film mit dem Hauptpreis "Bester Film des Jahres" ausgezeichnet. In Deutschland kam es kurze Zeit später durch die Machtergreifung der NSDAP zu Bücherverbrennungen, auch Vicki Baums Bücher wurden verbrannt. An der Universität Rostock wurden ihre Werke am 5. Mai 1933 an einem "Schandpfahl" angebracht. Die Schriftstellerin blieb in Amerika.
"Menschen im Hotel" zeigt vereinsamte, seelisch deformierte und physisch kranke Menschen - aber auch Menschen mit Abgründen hinter ihrer bürgerlichen Fassade. Im schnellen Betrieb dieses Grand Hotels zeigt sich eindrücklich die anonyme Massengesellschaft des 20. Jahrunderts. Opfer ist das Individuum - der einsame Mensch inmitten dem Verfall bürgerlicher Werte. Dr. Otternschlag (Lewis Stone) ist einer dieser Gäste, er wohnt schon sehr lange in diesem Hotel und kommentiert das hektische Treiben im Foyer mit den Worten "Menschen kommen, Menschen gehen, nie passiert etwas". Das gilt aber eher für die Schnellebigkeit der Zeit und den steten Wechsel an Gästen. Alles was diese Menschen erleben, wird schnell vergessen und verblassen. Aber in der Momentaufnahme, die im Film gezeigt wird, werden sie für einen kurzen Moment lebendig...diese Menschen, die nach ihrer Abreise schon wieder vergessen sind, aber mit ihren Nöten, Sehnsüchten für einen Moment Mittelpunkt an diesem Ort waren. Es siind einfache Menschen im Hotel, aber auch Berühmtheiten wie die große, alternde Ballettänzerin Grusinskaya (Greta Garbo), die bereits in den ersten Szenen - obwohl sie gar nicht präsent ist und auf ihrem Zimmer ist - das gesamte Personal auf Trab zu halten scheint. "Der Wagen von Madame Grusinskaya soll jetzt vorfahren"...dann eine Minute später "Madame Grusinskaya wird nicht zur Vorstellung fahren, sie ist unpässlich". Die Frau bringt mit ihrer labilen und hysterischen Art nicht nur die Hotelmannschaft, sondern auch ihre ganze Crew in Aufruhr. Die Frau leidet unter Depressionen, sie wird mit ihrem verblassenden Ruhm und ihrer Einsamkeit nicht fertig.
Ebenfalls ein beliebter Hotelgast ist der Adlige Baron Gaigern (John Barrymore), der aber ein gefährliches Doppelleben führt. Er ist verarmt und muss sich seine Brötchen als Fassadenkletterer, Trickbetrüger und Dieb verdienen. Momentan heckt er einen Plan aus, wie er die Juwelen der Grusinskaya stehen kann. Auch Herr Kringelein (Lionel Barrymore) hat sich in das noble Hotel einquartiert. Er gehört zur unteren Schicht, hat aber vom  Arzt erfahren, dass er nicht mehr lange leben wird. Diese Nachricht brachte ihn dazu dieses Hotel zu wählen. In einem luxuriös ausgestatteten Zimmer will er seinem Arbeitgeber Herr Generaldirektor Preiysing (Wallace Beery) gleichtun, der ebenfalls Hotelgast ist. Doch er braucht einige Energien an der Rezeption, dass er ein solches Zimmer auch bekommt, denn mit seinem Auftreten und Aussehen enspricht er nicht den Gästen dieses Luxushotels. Er macht Bekanntschaft mit Dr. Otternschlag und mti dem Baron, die sich nett um den Todkranken kümmern, der es noch einmal richtig krachen lassen will. Preysing ist zu Verhandlungen nach Berlin gereist, die lebensnotwendig für die weitere Existenz seiner Firma sind. Er will eine Fusion mit einer anderen Firma erreichen, doch die gibts nur, wenn ein englisches Unternehmen mit ins Boot kommt. Er engagiert die Stenotypistin Flamm (Joan Crawford), die er sehr attraktiv findet und der er dann auch noch über den Schriftverkehr hinaus ein lukrativeres Angebot machen wird. Alle diese Schicksale treffen sich in dieser Nacht im Hotel. Es wird die große Liebe vorbeischauen, aber desweiteren auch  einen Toten geben...


Dies alles ist sehr filmisch sehr edel inszeniert und selbst wenn Greta Garbo den einen oder anderen Overacting-Anflug hat, der zwar zu ihrer Rolle passt, aber dennoch etwas künstlich aus heutiger Sicht gespielt ist. Sie hat auch die schönsten Momente in diesem Fall. Die beste szene des Films ist die wie sie versonnen und verspielt in ihrem Tüllrock auf dem Boden sitzt, total gedankenverloren. Ihr Gemütsverfassung pendelt hin und her zwischen Nachdenklichkeit, Rückzug, Begeisterung und Kindlichkeit. Darüberhinaus schwelgt sie in der Vergangenheit, ein Indiz dafür, dass sie mit ihrem Alter nicht mehr zurecht kommt. Mit Joan Crawford gibt es gleich noch eine zweite Leinwandgöttin als Bonus dazu. Es machte den Machern Sorgen zwei Diven für den gleichen Film zu verpflichten, aber das Ergebnis ist klasse. Die Crawford kann sich zurücknehmen und setzt dennoch markante Akzente mit ihrer Figur einer jungen Stenotypistin, auf die die Männer abfahren. Im Verlauf der Filmhandlung darf dann die Garbo den berühmten Filmsatz "Ich will allein sein" sagen. Sie ist einfach wunderschön in diesem Film eingefangen.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Freitag, 18. März 2016

Ritt in den Tod

























Regie: Jesse Hibbs

Agent für die Apachen..

Der Schauspieler Audie Murphy wurde am 20. Juni 1924 in der Nähe von Kingston/Texas geboren. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor meldete er sich freiwillig zur Armee, wurde aber abgelehnt, weil er zu jung war. Doch er gab nicht auf und versuchte es ein halbes Jahr erneut, machte sich da älter und wurde im Juni 1942 als gerade mal 18 Jähriger angenommen. Er kehrte nach dem 2. Weltkrieg als Held und höchstdekorierter US-Soldat mit insgesamt 24 verschiedenen Auszeichnungen zurück, unter anderen wurde ihm als Soldat auch der Medal of Honor verliehen. Sein Porträit zierte das Titelbild des Life Magazines, James Cagney lud ihn daraufhin nach Hollywood ein. Es war aber am Anfang nicht ganz leicht im Filmgeschäft Fuß zu fassen. Doch dann wurde er immer mehr zum Held von zahlreichen B-Western, 1950 spielte er in "Reiter ohne Gnade" den Outlaw Jesse James. Mit soliden bis guten Genrearbeiten wie "Fort der mutigen Frauen", "Adlerschwinge", "Die gnadenlosen Vier" oder "Der weiße Teufel von Arkansas" festigte er seinen Ruf als Publikumsliebling. Von der Kritik wurde er vor allem für seine Rollen in John Hustons "Denen man nicht vergibt" und in "Auf der Kugel stand kein Name" von Jack Arnold gelobt.
Der 1956 inszenierte Western "Ritt in den Tod" von Jesse Hibbs hatte es aber etwas schwerer als andere Audie Murpyhy Western. Er war nicht sehr erfolgreich an der Kasse, was wahrscheinlich damit zusammenhängt das seine Rolle als friedfertiger Indianer-Agent Philip Clum sehr untypisch ist. Da agiert der Actionheld aus anderen Filmen dann doch mit angezogener Handbremse, was vielleicht den Fans nicht ganz so gut gefiel.
Dennoch ist "Ritt in der Tod" ein solider Western, wann man mal vom etwas absurden Showdown absieht. Die Leichtigkeit mit dem der Indianerfreund den bösen Geronimo (Jay Silverheels) und seine Krieger überwältigen kann hat schon etwas unfreiwillig komisches. Dies wäre der einzige, aber dennoch gravierende Kritikpunkt an diesem indianerfreundlichen Western.
Tatsächlich basiert die Geschichte auf einer wahren Begebenheit, der Agent John Philip Clum schrieb über seine Erlebnisse mit den Apachen in der Biografie "Apache Agent" nieder. Der Film beginnt im Jahr 1874. Als Vertreter der US-Regierung erlangt Clum in der Befriedung der Indianer und deren Integration als "Bürger" weitreichende Befugnis vom Präsidenten. Zu diesem Zweck wird er nach San Carlos, Arizona geschickt, wo bisher die Soldaten das Sagen hatten und über die Apachen bestimmten. Nun soll ein anderer Wind wehen: Weg vom Feindesbild, mehr Achtung ihrer Autonomie und Schritt für Schritt Selbstbestimmung im Reservat erreichen. Kein einfacher Weg, da die Soldaten sich sperren und auch die Bevölkerung ist noch hasserfüllt. Noch wird mit Indianerskalps geprahlt. Anfänglich sind auch die Indianer misstrauisch, doch der alte Häuptling (Robert Warwick) versucht auch den Frieden herzustellen. Er stellt ihm mit der indianischen Witwe Tianay (Anne Bancroft) eine Art Haushälterin zur Verfügung. Er findet sehr schnell einen Draht bei der jungen Frau und auch bei deren kleinem Sohn Tono (Eugene Mazzola). Mit der Zeit gewinnt er immer mehr den Respekt der Indianer und bekommt Hilfe von dem Ex-Soldaten Tom Sweeney (Charles Drake) und dem Indianer Taglito (Tommy Rall). Tianay verliebt sich in Clum, doch der ist bereits vergeben. Als seine Verlobte Mary Dennison (Pat Crowley) gibts Eifersüchteleien. Dann bekommen die Indianer auch noch Besuch vom abtrünnigen Geronimo, der als Staatsfeind gesucht wird...

Insgesamt kann Audie Murphy m.E. auch als friedensstiftender Vermittler überzeugen, leider gestaltet sich - wie bereits erwähnt - der Schluß sehr chaotisch, abrupt und unglaubwürdig. Hier hätte man etwas mehr Zeit investieren können und dann wäre alles insgesamt glaubwürdiger gewesen. Tatsächlich gelang ihm diese Gefangennahme, aber sie hat sich dann schon etwas anders zugetragen wie in dieser schludrig inszenierten Sequenz. Die junge Anne Bancroft überzeugt als Indianerin.



Bewertung: 6 von 10 Punkten.