Dienstag, 31. Mai 2016

Der Panther wird gehetzt

























Regie: Claude Sautet

Am Abgrund....

1958 erschien Jose Giovannis Kriminalroman "Classe tous risques", der einige Jahre auch in Deutschland unter dem Titel "Das Ende vor Augen" veröffentlicht wurde. Dieser Roman wurde 1960 von Claude Sautet verfilmt und erinnert stark an die unterkühlten Gangsterkrimis von Jean Pierre Melville. Ausgangspunkt ist der derzeitige Aufenthaltsort des Gangsters Abel Davon (Lino Ventura), der aus Paris stammt und ins Nachbarland Italien flüchten musste. Von seinem Kumpanen wird er "Der Panther" genannt und war mal eine große Nummer in der Unterwelt. Vor zwei Jahren wurde er von einem französischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er konnte aber noch rechtzeitig in Italien untertauchen und dort mit seiner Frau Therese (Simone France) und den beiden kleinen Söhnen Pierrot (Robert Desnoux) und Daniel (Thierry Lavoye) für einige Zeit ein unauffälliges Leben genießen. Doch nun wird die Luft auch hier in Turin zu heiß, nachdem das Geld aufgebraucht war und Abel mit seinem besten Freund Raymond (Stan Krol) zwei Geldboten auf offener Straßen überfallen haben. Es kommt dabei zum Schußwechsel und zu einer waghalsigen Flucht mit dem Auto und einem von Raymond geführten Motorrad, der voraus fährt - falls irgendwelche unliebsamen Straßensperren die Weiterfahrt behindern sollten. Was auch passiert. Doch mit viel Glück entkommen die beiden Gangster und treffen pünktlich beim vereinbarten Treffpunkt San Remo ein, wo die Ehefrau und die Kinder warten. Mit einem Motorboot geht es weiter, kurzerhand wird der Bootsbesitzer von den beiden Gangstern über Bord ins Meer geworfen (ein Schwimmring dazu) und so treiben die Fünf in die Bucht von Menton. Leider sind gerade franzsösiche Zollbeamte dort auf Patrouille und es kommt zum katastrophalen Schußwechsel mit vier Toten. Die beiden Zöllner werden getötet, aber auch Raymond und Therese gehören zu den Opfern. Alleine schlägt sich Abel mit den beiden traumatisierten Kindern durch - und er versucht Hilfe zu erhalten aus Paris. Er nimt Kontakt mit seinen ehemaligen Kumpanen Riton Vintran (Michel Ardan), Raoul Fargier (Claude Cerval) und Petit Jeannot (Philippe March) auf. Lezterer will helfen, dem sind aber die Hände gebunden, weil er auf Bewährung draussen ist und Paris nicht verlassen darf. Seine beiden anderen Freunde engagieren den loyalen Eric Stark (Jean Paul Belmondo), der Abel mit einem Krankenwagen nach Paris bringen soll. Sie hoffen eigentlich darauf, dass der Wagen unterwegs von der Polizei abgefangen wird. Auf dieser Fahrt lernt Erich die hübsche Anhalterin Liliane (Sandra Milo) kennen, die bis nach Paris mitfährt und auch bemerkt, dass die Geschichte, die ihr Eric erzählt gar nicht stimmen kann. Dennoch gibt sie keinen Tipp der Polizei und will Eric auf jeden Fall wieder sehen. In Paris bemerkt Abel schnell, dass die früheren Freunde ihn am liebsten fallenlassen würden. Er kann aber bei Eric untertauchen. Um die Kinder finanziell zu versorgen, die er bei einem ehemaligen Freund seines Vaters unterbringen konnte, braucht er aber Geld. Da der Hehler Arthur Gibelin (Marcel Dalio) ihm noch Geld schuldet besucht er diesen und zwingt ihm mit vorgehaltener Pistole alles Bargeld herauszugeben...


Nachdem Jacques Becker mit seinem 1954 gedrehten Film Noir "Wenn es Nacht wird in Paris" das Genre national wieder beleben konnte, entstanden in der Folgezeit einige französische Noir Werke, die in Thema und Stil sehr ähnlich waren. Es sind tragische Geschichten über in die Jahre gekommene Einzelgänger aus dem Gangstermilieu. Sie wollen unter die eigene Vergangenheit einen Schlußstrich ziehen, träumen für einen kurzen Moment den bürgerlichen Traum der familären Idylle - aber es bleibt ein Traum, da diese Männer immer zwischen die Fronten geraten. Atmosphärisch dichte Schwarzweißbilder im Zusammenspiel mit einer sehr sachlichen, nüchternen und stellenweise sehr kühlen Inszenierung. Dabei zeigt Sautet seine Hauptfigur auch ausgestattet mit allen menschlich sympathischen Zügen - ein guter Vater, ein guter Ehemann. Aber dies ist eben nur eine Seite dieses brutalen Gangsters Abel, der keine sekunde zögert, wenn er seine Waffe benutzen muss. Im Grunde eine hoffnungslose Geschichte ohne gutes Ende, das merkt man spätestens als der flüchtige Abel vorübergehend in einem billigen Hotel untertauchen kann. Während seine beiden Söhne im Bett schlafen, sitzt er auf dem Stuhl und denkt über diese Situation ohne Ausweg nach. Lino Ventura in einer sehr starken Rolle als Gangster, der alles auf eine Karte setzen muss. Hilfe bekommt er vom jungen Belmondo, aber dieser hat vielleicht noch die Möglichkeit, dass er das Metier wechseln kann. Denn das Mädchen, dass ihn liebt, will auf ihn warten.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Verdacht

























Regie: Alfred Hitchcock

Der unbekannte Partner...

Sehr produktiv waren Hitchocks Anfangsjahre in Hollywood. Wobei Produzent David 0. Selznick in Hitchcocks US-Debüt "Rebecca" eine starke Kontrolle auf den Film ausübte. Es gab Spannungen, weil Hitchcock eher freiheitsliebend agierte, Selznick aber unbedingt wollte, dass sich der Brite eng an literarische Vorlage von Daphne du Maurier hielt. Das Melodram wurde aber trotz der Differenzen ein voller Erfolg. Der Einstand des Master of Suspence konnte gleich den Oscar als bester Film des Jahre 1940 gewinnen und auch die Kamera von George Barnes ging siegreich aus dem Academy Award Rennen. Insgesamt wurde der Film elfmal nominiert, auch die junge Joan Fontaine für ihre Rolle als zweite Mrs. de Winter galt als große Favoritin, trotz großer Konkurrenz durch Bette Davis "Der Brief" oder "Katherine Hepburn "Philadelphia Story". Doch in der Oscarnacht kam es ganz anders - siegreich war Ginger Rogers für "Kttie Foyle". Hitchcock drehte einige Monate später erneut mit Joan Fontaine. Der Film hieß "Verdacht" und diesmal sollte es mit dem Oscar klappen. Kenner der Academy Award History sehen allerdings in dieser Auszeichnung als beste Schauspielerin des Jahres 1942 eine Wiedergutmachtung, weil man Joan Fontaine ein Jahr vorher den Preis versagt hatte. Dennoch ging "Verdacht" ebenfalls in die Filmgeschichte ein. Der Grund ist ein Glas Milch, mit dem Cary Grant die Treppe seines Hauses empor läuft. Das Getränk ist für seine Frau bestimmt. Und nicht nur die Ehefrau - sondern auch der Zuschauer hat das Gefühl, dass in diesem Glas Gift ist.
Alles fängt ganz harmlos an. Während einer Zugfahrt lernt die schüchterne Lina McLaidlaw (Joan Fontaine) den charmanten Schwarzfahrer Johnny Aysgarth (Cary Grant) kennen. Der wird erwischt, weil er keinen Fahrausweis hat. Der gutaussehende Mann nötigt Lina beinahe ihr etwas Geld auszuborgen, was sie dann auch in Form einer Briefmarke für ihn tut. In einer Zeitschrift über Geschichten der High Society entdeckt sie dann wieder sein Bild von ihm, er muss wohl reich sein. Das ist ein Trugschluß. Der Mann besitzt keinen Penny - aber sie fühlt sich irgendwie zu ihm hingezogen. Was wohl auf Gegenseitigkeit beruhen muss, denn es kommt zum Wiedersehen auf einem Jägerball. Linas Eltern (Cedrick Hardwicke/Dame May Whitty) sind nicht gerade entzückt von der Bekanntschaft, obwohl sie manchmal schon fürchteten, dass die Tochter als alte Jungfer enden würde - aber dieser Johnny scheint ein echter Taugenichts zu sein, zudem auch arbeitsscheu und ein Schürzenjäger. Aber da ist es auch schon um Lina geschehen. Sie heiratet den nach einer langen ausgedehnten Hochzeitsreise beziehen sie eine Villa in einem Dorf in Sussex. Hier werden dann auch schon Johnnys schlechte Eigenschaften sichtbar. Er entpuppt sich als Spieler und verwettet das Geld. Nicht nur das: Die Stelle bei seinem Vetter Captain Melbeck (Leo G. Carroll) missbraucht er sofort und begeht eine Unterschlagung. Lina erfährt erst Wochen später von dem Vergehen. Auch Johnnys bester Freund Beaky (Nigel Bruce) warnt Lina, dass sich der charmante Johnny niemals ändern wird. Bald keimt in Lina noch ein viel schlimmerer Verdacht auf...


"Verdacht" wurde von Hitchock sehr straff und spannend inszeniert, aber dem Film wurde damals ein Happy End aufgedrängt. Schade, denn das ist die Schwachstelle des sonst so gelungenen Thrillers. Aber zu dieser Zeit hätte wohl das Publikum niemals den Filmliebling Cary Grant als kaltblütigen Frauenmörder azeptiert. So sind zwar im Film die schwerwiegenden Verachtsmomente alle enthalten, aber sie lösen sich in einem abrupten Ende völlig überraschend alle auf, was verhinderte, dass Hitchcock ein weiteres Meisterwerk abliefern konnte. Auch der Meister selbst war nicht ganz zufrieden. Er hatte ein fieseres Ende vorgesehen. Unheimlich gelungen ist allerdings die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Fontaine und Crant, aus deren Leistung der Film auch eine seiner Stärken bezieht.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Heiße Grenze

























Regie: Robert Parrish

Lacrimas...

Der 1916 geborene Regisseur Robert Parrish begann seine Karriere als Kinderstar und war unter anderem in Murnaus Liebesdrama "Sonnenaufgang - Lied von zwei Menschen", dem Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" und dem Western "Der große Treck" zu sehen. In Charlie Chaplins "Lichter der Großstadt" war er der freche Zeitungsjunge, der den Tramp belästigte. Als Filmeditor arbeitete er für John Ford und war an "Die Früchte des Zorns" beteiligt. Für den besten Schnitt wurde er für den Film "Jagd nach Millionen" sogar mit dem Oscar ausgezeichnet. Es folgte eine Karriere als Filmregisseur, in diesen 30 aktiven Jahren drehte er insgesamt 20 Filme. Am bekanntesten sind sicherlich "Die Spur führt zum Hafen", "Flammen über Fernost", "Spiel mit dem Feuer" und der Western "Heiße Grenze" , der seinen Hauptdarsteller Robert Mitchum in einer Paraderolle als entwurzelter Pistolero ohne Heimat zeigt. Dieser Outlaw Martin Brady lebt in Mexico, obwohl er Amerikaner ist. Das hat einen Grund. Vor vielen Jahren musste er die Heimat verlassen, weil er den Mörder seines Vaters aus Rache tötete. Doch seine Arbeit für die berüchtigten Castro Brüder (Victor Manuel Mendoza und Pedro Armendariz) zwingt ihn immer wieder heimlich über den Rio Grande auf amerikanisches Gebiet zu geheh, um dort Waffen für die Mexikaner zu kaufen. Es herrscht Revolution. Immer an seiner Seite ist der treue und edle Hengst Lacrimas, der ihm von den Castros geschenkt wurde. In der Grenzstadt Puerto, New Mexico kommt es zu einem Unfall, er fällt vom Pferd und bricht sich ein Bein. Dies hat zur Folge, dass er auf den dort diensthabenden Major Colton (Gary Merrill) trifft und sich in dessen zuerst reichlich zugeknöpfte Frau Ellen (Julie London) verliebt. Die hat zwar einen schlechten Ruf und man sagt ihr zahlreiche Affären mit Männern nach, doch sie zeigt dem Outlaw, der wie ein Mexikaner aussieht, die kalte Schulter. Vorerst...während seiner Genesung wohnt Brady bei dem deutschen Einwanderer Ben Sterner (John Banner) und dessen Neffen Ludwig (Max Slaten), mit dem er sich anfreundet. Colton versucht während dieser Zeit Brady zu überreden, dass dieser die Castros für den gemeinsamen Kampf gegen die dort herumstreunenden und mordenden Apachen gewinnen kann. Auch der Captain der Texas Rangers ist an Bradys Diensten interessiert, obwohl er weiß, dass Brady ein gesuchter Mann ist. Während eines Festes sucht ein Cowboy (Chuck Robertson) Streit und Brady muss zur Waffe greifen. Er tötet den Mann und schon wieder ist er auf der Flucht...


Mitchum ist wunderbar als romantischer Held und gibt dem leider sehr unterschätzten und unbekannten Western eine poetische und mythologische Note. Dieser Outlaw ist auf der Suche nach einer Heimat und einer moralischen Integrität - so wandert er zwischen den Kulturen. Immer wieder zwingt ihn das Schicksal die Pistole zu gebrauchen und weiterzuziehen. Erst die Liebe zu einer Frau gibt ihm Halt, er kann dadurch die Freundschaft von einer mexikanischen Bauernfamilie gewinnen, die sogar nichts dagegen hätte, wenn der Fremde bei ihnen bleiben würde. Die Kameraarbeit von Floyd Crosby und Alex Phillips ist sehr gut gelungen. Tatsächlich war schon bei den Dreharbeiten klar, dass der echte Robert Mitchum mit seiner Figur viele gemeinsame Züge hat. Mitchum selbst hat diesen Western mitproduziert. Ein bisschen erkennt man in dieserm 1959 gedrehten Film schon die kommenden Italo Western. Ein Vorbote sozusagen. Der Held der Geschichte ist ein verschlossener Einzelgänger, der wenig Worte macht. Die Revolution in Mexico ist spürbar. Eine neue Zeit kündigt sich an


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Gestehen Sie, Dr. Corda

























Regie: Josef von Baky

Unter Mordverdacht....

Der gebürtige Ungar Josef von Baky wurde berühmt als Regisseur des 1943 entstandenen UFA-Jubiäumsfilms "Münchhausen" und produzierte nach dem Krieg die beiden Trümmerfilme "...und über uns der Himmel" und "Der Ruf". Als Regisseur hatte er vor allem Erfolge mit der 1954 entstandenen Neuverfilmung von Kästners "Emil und die Detektive", "Die seltsame Gräfin", "Das doppelte Lottchen" und dem Jugendfilm "Die Frühreifen". Etwas weniger bekannt ist sein 1958 inszenierter Kriminalfilm "Gestehen sie, Dr. Corda", der auf tatsächlichen Geschehnissen beruht, die sich 1955 im oberösterreichischen Steyr zugetragen haben. Dort wurde ein Narkosearzt unschuldig des Mordes an einer Krankenschwester bezichtigt, die man erschlagen und missbraucht fand. Da dieser Arzt sich beim Verhör in Widersprüche verstrickte und zudem ein heimliches Verhältnis mit dem Opfer unterhielt, hielt die Polizei ihn sofort für den logischen Täter. Erst nach 187 Tagen Haft stellte sich seine Unschuld heraus.
Im Vorspann des Films wird auch auf den Schwerpunkt des Krimis aufmerksam gemacht "Ein unschuldig Verurteilter ist die Angelegenheit aller unschuldigen Menschen" - daher geht es in von Bakys Film (Drehbuch: Robert Adolf Stemmle) vor allem darum, die Geschehnisse aus der Sicht des unschuldig Inhaftierten und seiner Umgebung zu schildern. Sehr schnell werden Erinnerungen an den zwei Jahre vorher entstandenen Hitchcock Klassiker "Der falsche Mann" wach, der ebenfalls eindrücklich schildert, wie sehr sich dieser falsche Verdacht auf den Beschuldigten und seine Familie auswirkt. Und dieser falsche Mann heißt Dr. Corda (Hardy Krüger), der scheinbar glücklich mit Beate (Elisabeth Müller) verheiratet ist und eine kleine Tochter hat. Dennoch hat der Anästhesie-Arzt heimlich ein Verhältnis mit der Krankenschwester Gabriele Montag (Eva Pflug). Diese moralisch verwerfliche Beziehung wird ihm im Wirtschaftswunderland auch schnell zum Verhängnis. Als der Arzt Gabriele nicht beim vereinbarten Rendezvous antrifft, aber ein Fahrrad auf dem Boden neben der Parkbank findet, fährt er vorbei und sucht sie in der Stadt, wo reges Fasnachtstreiben herrscht. Einige Zeit später fährt er noch einmal an dem vereinbarten Treffpunkt im Park vorbei und stellt er sein Auto ab. Er läuft durch das Gras hinunter zum Fluß. Dort findet er auch die Leiche von Gabriele. Diese wurde kurze Zeit vorher von einem kleinen Mann (Hans Binner) mit Fahrrad erschlagen. Corda verhält sich panisch und verlässt den Tatort, ohne die Polizei zu verständigen. Er will nicht, dass seine Liason ans Tageslicht kommt. Dies erweist sich als großer Fehler, denn im Krankenhaus wissen fast alle von der Affäre. Grund genug für die beiden Ermittler Inspektor Guggitz (Siegfried Lowitz) und Oberinspektor Dr. Pohlhammer (Fritz Tillmann) sich bei der Aufklärung auf Dr. Corda zu fixieren. Ein Mann, der seine Geliebte loswerden wollte. Warum einem Täter mit Fahrrad nachgehen, wenn man den Mörder bereits vor sich sitzen hat und ihn verhört. Immerhin bekommt der Arzt durch seinen Vater einen guten Verteidiger (Hans Nielsen). Bald glauben alle an die Schuld des Arztes. Nur seine Ehefrau hält nach einem Nervenzusammenbruch und nach einem Selbstmordversuch zu ihrem Mann...


Doch Unbekannte setzen der Familie zu. Es kommt zu Terror-Anrufen, auch Steine werden in die Fenster der Wohnung geschleudert. Obwohl ihr Mann eine Affäre hatte, wird Ehefrau Beate ein bisschen zu sehr als Idealfigur hochstilisiert, die irgendwann die Einzige ist, die noch an die Unschuld ihres Mannes glaubt. Somit schwächt von Baky die Liebesaffäre schon etwas ab, da später in einem Gespräch mit der Ehefrau und Cordas Vorgesetzen Professor Schliessmann (Rudolf Fernau) die Affäre den Charakter einer früheren längst vergangenen Verfehlung bekommt. Dies wird vermutlich den moralischen Erwartungen des damaligen Publikums geschuldet sein. So bleibt die Weste der Identifikationsfigur Corda irgendwie weiß, auch wenn er sich beim Tatort aus dem Staub gemacht hat und sich der Verantwortlich entziehen wollte. von Bakys Film ist aber sehr spannend inszeniert, auch wenn die Suche nach dem wahren Täter nur eine untergeordnete Rolle einnimmt. Durch die sehr guten Darstellerleistungen sind die Verhör-Sequenzen sehr intensiv geworden, unterstützt wird das Szenario durch die vorzügliche Kameraarbeit von Göran Strindberg (Sie tanzte nur einen Sommer, Die Ratten). Gedreht wurde in Goslar. Besonders die gespenstisch wirkende Fasnachtsszene unterstützt den gleichzeitig stattfindenden hinterhältigen Mord, der mit einem kleinen Hammer seinem Opfer von hinten auf den Kopf schlägt.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Cyrano de Bergerac - Der letzte Musketier




Regie: Michael Gordon

In Roxanne verliebt....

"Cyrano de Bergerac", das berühmte Versdrama von Edmond Rostand aus dem Jahr 1897 bezieht sich auf den Schriftsteller Hector Savinien de Cyrano (1619 - 1655), der zwei fantastische Romane über Mond- und Sonnenbewohner schrieb. Rostands Drama erzählt von seinem einzigartigen und auffälligen Aussehen, er hat eine extrem lange Nase, unter der er sehr leidet. Aber Cyrano ist auch ein mutiger und gefürchteter Mann und so mancher Spötter verliert im Duell mit der Langnase. Der Stoff wurde mehrfach verfilmt und die beste und berühmteste stammt von Jean Paul Rappenau aus dem Jahr 1990 mit einem grandiosen Gerard Depardieu - vielleicht sogar in der Rolle seines Lebens. Dafür bekam der französische Historienfilm sogar 5 Oscarnominierungen - darunter war auch Depardieu, der die Trophäe aber nicht gewinnen konnte und von Jeremy Irons mit "Die Affäre der Sunny B." geschlagen wurde. Weniger bekannt ist die Hollywood Verfilmung aus dem Jahr 1950. Hier gelang es Jose Ferrer, dem Darsteller des Cyrano, den Oscar zu gewinnen. Dennoch ist der Film heute in Vergessenheit geraten. Natürlich ist Rappenaus Film viel opulenter und besser, aber dennoch war "Der letzte Musketier" von Michael Gordon (Bettgeflüster, Eine zuviel im Bett) einer der Filmfavoriten meiner Kindheit. Mich hat die tragische Liebesgeschichte damals sehr fasziniert. Cyrano (Jose Ferrer) ist ein Freigeist und ist in seinem Garderegiment, das hauptsächlcih aus gascognischen Kadetten, besteht ein geschätzter Kamerad. Nur wenige haben seinen Heldenmut und seine Tapferkeit. Doch Cyrano ist nicht nur Haudegen und Duellist, er liebt auch die Poesie und schreibt Gedichte. Er interessiert sich für Alchemie und für religionskritische Autoren seiner Zeit. Ausserdem ein Meister der Fechtkunst und heimlich verliebt in seine schöne Cousine Roxanne (Mala Powers). Er kann ihr seine Liebe aber nicht gestehen, da er wegen seiner riesigen Nase eine Absage befürchtet. So schwärmt er heimlich für sie. Der Film fängt im Theater an. Dort jagt Cyrano einen Schauspieler von der Bühne, weil der viel zu pathetisch spielt und ausserdem Cyranos heimlicher Liebe unverschämte Blicke zuwirft. Natürlich macht er sich mit dieser Aktion wieder mal keine Freunde. Immerhin nahm Roxanne Notiz von ihrem berühmten Cousin, denn sie bittet ihn um eine Unterredung. Was kann das sein ? Könnte sie auch Gefühle für ihn hegen ? Die Hoffnung ist groß, doch sie wird jäh zerstört als Roxanne Cyrano von ihrer heimlichen Zuneingung zu Christian von Neuvilette (William Prince) erzählt, einem Neuling in seinem Regiment. Roxanne bittet darum, dass Cyrano eine schützende Hand für Christian wird. Doch Roxanne ist anspruchsvoll. Christian ist gutaussehend, sie liebt aber ein poetisches Werben. Dies ist ein Talent, dass Christian nicht besitzt. So bietet Cyrano Christian seine Hilfe bei der Liebeswerbung an: Er schreibt an Roxane kunstvolle Liebesbriefe in Christians Namen. Dadurch gewinnt Christian Roxanes Herz und Hand, beide heiraten heimlich. Antoine Graf Guiche (Ralph Clanton), ein weiterer Verehrer von Roxanne kommt zu spät. Er hat jedoch die Macht Christian in den Krieg gegen die Spanier zu schicken. Auf dem Feld schreibt Cyrano seiner angebeteten Roxanne täglich Briefe im Namen von Christian. Eines Tages bekommt das Regiment an der Front Besuch...


ein berühmter Stoff, der 1950 von Stanley Kramer produziert wurde. Jose Ferrer ist natürlich auch ein sehr guter Cyrano und wirkt bis zuletzt glaubwürdig. Die Szene im Kloster am Ende des Films ist natürlich weltbekannt und fast zu spät erkennt Roxanne welchen Mann sie wirklich liebte - den Mann mit der Schönheit der Seele. Ein Triumph für die Poesie und die Kraft der liebenden Worte. Allerdings wird de Bergerac kurz vor diesem obligatorischen Samstagsbesuch bei seiner Cousine durch einen Anschlag schwer verwundet, so dass er in ihren Armen durch Blutverlust stirbt.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Montag, 23. Mai 2016

Die Farm der Gehetzten



Regie: Andre de Toth

Connies gefährliches Spiel...

In Sam Peckinpahs "Sacramento" traten sie gemeinsam auf: Randolph Scott und Joel McCrae, zwei Helden früherer Westernfilme, die irgendwann Kultstatus erringen konnte. Randolph Scott vor allem durch Butt Boettichers 7 Filme umfassenden "Ranown Zyklus" und Joel McCrae durch 3 Western, die in den Jahren 1944 bis 1948 von Harry Sherman produziert wurden: Den Anfang des Trios bildete die Lebensgeschichte des berühmten Büffeljägers William "Buffalo Bill" Cody "Buffalo Bill, der weiße Indianer" (1944, Regie: William Wellman), das Ranch-Drama "Die Farm der Gehetzten" (1947, Andre de Toth) und als Abschluß "Flucht nach Nevada" (1948, Alfred E. Green). "Ramrod" , so der Originaltitel von "Die Farm der Gehetzten" war einer der ersten Regiearbeiten des aus Ungarn stammenden US-Regisseurs de Toth. Der äusserst interessante B-Western wird oft sogar auch dem "Film Noir" Genre zugeordnet - ausschlaggebend dafür ist, dass auch hier im Wilden Westen eine berechnende und hinterhältige Femme Fatale die Männer in ihrer Umgebung für ihre Zwecke manipulieren will. Ausserdem scheinen die harten Cowboys nicht in der Lage zu sein, dass Spiel nikcht kontrollieren zu können. Hauptthemen sind Leidenschaft und Gier. Was "Die Farm der Gehetzten" von  vielen anderen Genreverwandten unterscheidet, ist die düstere Gemütslage der Geschichte und wie Kameramann Russell Harlan mit seiner schattenhaften und atmosphärischen Fotografie zum individuellen Charakter des Films beiträgt. Andre de Toth war zu dieser Zeit mit der Hauptdarstellerin Veronica Lake verheiratet und arbeitete erstmalig mit seiner Frau zusammen, die schon durch die gemeinsamen Filme mit Alan Ladd beste Film Noir Erfahrung hatte. Sie spielt die Hauptfigur Connie Dickason aggressiv und sexuell aktiv. Als Gegenpart tritt mit Arlene Whelan als Rose Leland eine ganz total verschiedene Frauenfigur auf. Sie steht für das traditionelle Frauenbild - das Girl, dass auf ihren Cowboy wartet.
Der Film fängt mit einem drohenden Konflikt an. Der Schafzüchter Walt Shipley (Ian McDonald) hat sich viele Feinde unter den Ranchern gemacht, die das Weideland für ihre Rinder beanspruchen. Vor allem Frank Ivey (Preston Ruggles), der "Boss" des Tales will, dass Shipley aus der Stadt verschwindet. Doch so leicht ist das nicht, denn Connie Dickason (Veronica Lake), die willenstarke Tochter des Ranchbesitzers Ben Dickason (Charles Ruggles) hat vor den Schafzüchter zu heiraten. Sehr zum Ärger ihres Vaters, der für eine Heirat mit dem starken Mann Ivey plädiert. Nun steht das Duell bevor, unterstützt wird Shipley von seinem Freund Dave Nash (Joel McCrea), einem früheren Alkoholiker, der aber gut mit der Waffe umgehen kann. Im entscheidenden Moment kneift Shipley und verlässt die Stadt. Sein Land hat er aber Connie vermacht, die nicht im entferntesten daran denkt sich ihrem Vater und Ivey zu beugen. Sie heuert Dave als Vormann an und der kann seinen ehemaligen Kumpel Bill Schell (Don deFore) für den Kampf gegen die Kontrahenten gewinnen. Während Dave mt legalen Mitteln den Konflikt für sich und Connie entscheiden will, ist Bill eher der Hitzkopf, der auch ausserhalb des Gesetzes agiert. Der Sheriff (Donald Crisp) versucht Ruhe zu bewahren und schlimmes zu verhindern, die hübsche Rose Leland (Arleen Whelan) ist heimlich verliebt in Dave, der auch Gefühle für sie hegt. Doch Connie verdreht auch ihm den Kopf...


Die Dynamik wird von der rücksichtslosen Frau beherrscht - die Situationen, in die die Akteure schlittern sind paranoid, hoffnungslos und auch ziemlich klaustrophobisch. Nicht nur als Regisseur machte Andre de Toth in der Traumfabrik Karriere machte, von ihm stammt auch die Story zu Henry Kings Western "Der Scharfschütze" mit Gregory Peck. Von seinen Western wurde vor allem "Zwischen zwei Feuern" ein Kassenhit, aber auch "Gegenspionage", "Mann im Sattel" oder "Donnernde Hufe" udn "Tag der Gesetzlosen" sind empfehlenswerte Gernrearbeiten. Hier in "Die Farm der Gehetzten" präsentiert de Toth endrücklich die Philosophie des Faustrechts. Der Stärkere siegt, der Schwächere verliert vielleicht sein Leben.


Bewertung. 8 von 10 Punkten.

Sonntag, 22. Mai 2016

Tag ohne Ende
























Regie: Anthony Mann

Männer im Krieg...

1957 inszenierte Regisseur Anthony Mann mit "Tag ohne Ende" (Original: Men in War) einen atmosphärisch dichten udn glaubwürdigen Kriegsfilmklassiker, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Von Anthony Mann sind eher seine Western mit James Stewart (Meuterei am Schlangenfluß, Winchester 73, Nackte Gewalt, Der Mann aus Laramie, Über den Todespass)  im kollektiven Gedächtnis geblieben. Der Film wurde damals vom Pentagon abgelehnt und von der Zensur stark überwacht. Vielleicht wird dies am ehesten deutlich durch den etwas schwächelnden Schlußpart. Dennoch ist die Klasse des Film vor allem in der ersten Stunde jeden Moment sichtbar. Der Film basiert auf der Novelle "Day without End (Combat) von Van Van Praag und schildert ein nüchternes, aber umso wirkungsvolleres Bild über eines der Tausenden unrühmlichen kleinen Kapitel des Krieges. Die Handlung spielt sich innert von 24 Stunden ab. Dort in der sengenden Hitze befindet sich eine vom Bataillon abgeschnittene Einheit von 17 Soldaten unter dem Befehl des besonnenen und mutigen Lieutenant Benson (Robert Ryan), der bei seinen Männern großen Respekt und Vertraugen genießt. Doch die Lage scheint aussichtslos zu sein. Der Trupp befindet sich mitten im Feindesland. Dort in der ruhig wirkenden Natur befinden sich lautlos und unsichtbar überall feindliche Heckenschützen. Die tauchen wie aus dem Nichts plötzlich aus einem Gebüsch auf und töten die US-Boys lautlos mit dem Messer oder dem Bajonett. Die Kameraden merken nicht mal, dass der Feind für Sekunden in den eigenen Reihen war. Corporal James Zwickley (Vic Morrow) ist krank und hat Fieber, ihr Jeep ist liegen geblieben und nicht reparabel und das Funkgerät wurde vom Feind zerstört. Der Befehl an diesem 6. September 1950 lautet: Höhe 46 erreichen und einnehmen. Von ihrem Versteck aus sind das ca. 20 Kilometer Fußmarsch. Trotzdem haben die Männer keine Eile, weil sie den Tod vor den Augen ahben. Dann taucht  wie aus dem Nichts plötzlich ein Jeep auf. Sergeant Montana (Aldo Ray) will seinen Vorgesetzten Colonel (Robert Keith) auf dem schnellsten Weg ins ins nächste Lazarett bringen. Dieser steht unter Schock. Doch  Benson beschlagnahmt den Wagen, um damit die Munition für seine Einheit zu transportieren. Montana und der Colonel müssen sich Benson wohl oder übel anschließen. Eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Männern ist zu spüren, aber sie bemerken sehr schnell, dass sie auf sich angewiesen sind. Die körperlichen Strapazen sind gegenwärtig. Die Hitze, die unaufhörlich knallende Sonne, die zu Ende gehenden Wasservorräte, die schweißgetränkte Kleidung. Als der Vorposten Sergeant Killian (James Edwards) von zwei koreanischen Soldaten in einem Augenblick der Unachtsamkeit getötet wird (er sah Blumen auf dem Feld, pflückte davon und steckte sie auf seinen Helm), werden die Männer immer nervöser....


 Der Weg scheint unendlich und führt durch feindliches Sperrfeuer, ausserdem müssen sie ein gefährliches Minenfeld überqueren. Die meiste Zeit geht es einfach nur um die Angst der Soldaten. Anthony Mann wie ein kleiner Fußmarsch zu einer schier endlosen Tortur wird, der Tod sitzt im Nacken und ist ständiger Begleiter. Sowohl die Amerikaner als auch die Koreanischen Soldaten werden nicht als Helden, Opfer, starke Kämpfer dargestellt. Es sind Männer, die ihre Pflicht erfüllen und meist von Angst erfüllt sind. Hier gibt es keinen Patriotismus und falschen Heldentum. Kampfhandlungen gibt es nicht viele, aber die Psychologie dieser Mission sorgt dennoch für Hochspannung. Man kann sich voll in die Situation hineinfühlen, denn der Film zeigt eindrücklich wie ganz normale Menschen in solch harten Situationen klar kommen müssen, um am Leben zu bleiben.
Anspannung und Bedrohung sind in jeder Sekunde präsent. Robert Ryan und Aldo Ray spielen zwei Archetypen. Der eine will alles tun, um seine Männer lebend hinter die eigenen Linien bringen. Er agiert besonnen und human, auch weiß, dass auch die Feinde nur Menschen sind. Dagegen ist sein rangniederer Konkurrent Montana skrupellos, wenn es drauf ankommt, er hält sich nicht an Regeln und reagiert aus dem Bauch heraus. Beide Männer so verschieden sie sind, ergänzen sich auch im Überlebenskampf. "Tag ohne Ende" ist ein echter Antikriegsfilm, der im Jahr 1957 schon einige wegweisende Arbeiten über den Vietnamkrieg eindrucksvoll vorweg nahm. Optisch ist der Film so minimalistisch wie möglich gehalten.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Für König und Vaterland

























Regie: Joseph Losey

Einfach weglaufen...

Joseph Loseys "Für König und Vaterland" entstand 1964 und weist gewisse Ähnlichkeiten mit Stanley Kubricks Meisterwerk "Wege zum Ruhm" auf, der 7 Jahre vorher enstand. Beide Filme spielen im 1. Weltkrieg und in beiden Fällen geht es darum, wie das Militär mit den Schwächen der Soldaten umgeht. In Kubricks Film sollen 3 zufällig ausgesuchte Männer hingerichtet werden, weil es die Einheit der Feigheit bezichtigt wurde und man nur tapfere, todesmutige Helden erlaubte. In Loseys Film geht es um den jungen Soldaten Arthur Hamp, gespielt von Tom Courtenay, der vor ein Kriegsgericht gestellt wird, weil er sich von der Front absetzen und einfach nach Hause gehen wollte. Mit diesem Schwarz-Weiß Film schuf Losey einen beeindruckenden Antikriegsfilm, der teilweise sehr theaterhaft durchkomponiert wirkt. Der amerikanische Regisseur trat 1946 in die kommunistische Partei ein - ein Schritt, der ihn auf McCarthys schwarze Liste setzte und es in der Folge für ihn unmöglich machte in seiner Heimat Filme zu drehen. Im englischen Exil schuf er dann großartige Filme wie "Der Diener", "Sie sind verdammt", "Der Mittler", "Das Mädchen und der Mörder", "Die romantische Engländerin" und "Monsieur Klein". In "Für König und Vaterland" herrscht eine triste Stimmung in einer tristen Umgebung. Der 1. Weltkrieg tobt und in der dritten Flandernschlacht begeht der bisher sehr tapfere Soldat Arthur Hamp (Tom Courtenay) Fahnenflucht. Dabei läuft er einfach vor der Front davon, ohne großen Plan - er will einfach nur noch nach Hause, als einziger Überlebender seiner Kompanie.  Ein paar Tage vorher suchte er den Militärarzt Captain O´Sullivan (Leo Genn) auf, weil er Ängste verspürte und sich dafür etwas verschreiben lassen wollte. Doch statt dem beruhigenden Medikament bekam er vom Doc ein Abführmittel, was dieser immer bei solchen Beschreibungen der Soldaten für sinnvoll erachtet. Hamp kommt aus der Unterschicht und es droht im als Deserteur die Todesstrafe. Sein Pflichtverteidiger ist der arrogante, aus der Oberschicht stammende Captain Hargreaves (Dirk Bogarde), der eigentlich für Feiglinge kein Verständnis hat. Er besucht den Gefangenen zum ersten Mal in seinem notdürftig eingerichteten Gefängnis im Schützengraben. Der Kriegsschauplatz ist von Regen und Matsch durchtränkt, die Zelle wird nur durch ein Gitter geschlossen, das mal das Kopfteil eines Messingbettes gewesen sein muss. Auf dem Boden lauter Schmutzlachen. Je mehr der Soldat von seinem Schicksal berichtet, desto mehr gewinnt Hargreaves Zweifel an seiner Schuld. Er erkennt, dass der Mann zum Zeitpunkt seiner Desertation schuldunfähig handelte. Doch wird das Kriegsgericht unter der Leitung des Colonels (Peter Copley) diesen Fall ähnlich sehen ?


Dieses Kriegsgericht - ebenfalls im Schützengraben - tagt ebenfalls sehr provisorisch und besteht aus einigen Holztischen und -stühlen. Sehr schnell wird dem Zuschauer klar, dass diese "Feigheit" vor dem Feind nicht gut für den Angeklagten enden kann, denn was wäre das für ein Signal für die Truppenmoral. Hamps Mitsoldaten rechnen ihm auch Null Chancen aus, was sie in einem Spiel deutlich machen, dass sie draussen mit einer Ratte nachspielen. Das Tier wird von den Männern zum Tode verurteilt. In der Nacht vor der Hinrichtung schleichen sich die Soldaten in Hamps Gefängnis und trinken gemeinsam mit ihm, in diesem Moment scheinen sie die Sorgen und Ängste zu vergessen. Ein Bild der Weichheit inmitten dieses Krieges ist vorübergehend domiant. Am anderen Morgen soll er aber exekutiert werden. Tom Courtenay und Dirk Bogarde spielen ihre Rollen sehr glaubwürdig und gut. Courtenay erhielt für seine Darstellung sogar den Coppa Volci der Filmfestspiele in Venedig. Loseys Film wurde viermal für den britischen Filmpreis nominiert. Der recht unbekannte Film schildert nicht die Kämpfe auf dem Schlachtfeld, sondern die Tücken des Soldatenlebens. Vor der Front gibt es kein Entrinnen - entweder man geht freiwillig in den wahrscheinlichen Heldentot, wenn nicht, wenn man sich weigert schießt nicht der Feind, sondern die eigene Armee. Fast mehr noch als bei Kubrick ist Loseys Film ein Krieg ohne Feind:  Im Hintergrund sind den Film über beständig Explosionen zu hören, aber gekämpft wird hier nur innerhalb der eigenen Reihen: Die gesamte Geschichte spielt sich in dieser dreckigen Bunkeranlage ab, und die Befehlshaber entscheiden mit Beiläufigkeit über Leben und Tod ihrer eigenen Männer. Auch hier wird der Gedanke geäußert, daß eine Hinrichtung eines "feigen" Soldaten die Motivation der restlichen Männer steigern wird, die bald wieder in die Schlacht ziehen müssen. In so einer Welt braucht es eben keinen Feind, damit Menschen sterben.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.