Samstag, 25. April 2015

Kleider machen Leute

























Regie: Helmut Käutner

Schein und Sein...

Nach der Novelle "Kleider machen Leute" des Schweizer Dichters Gottfiried Keller entstand im Jahre 1940 Helmut Käutners gleichnamiger Film. Die Geschichte, die in der Schweiz des Biedermeiers (zwischen 1815 bis 1848) spielt, wurde erstmals 1874 im zweiten Band der Novellensammlung "Die Leute von Seldwyla" veröffentlicht und gehört immer noch zu den bekanntesten Erzählungen der deutsprachigen Literatur. Käutners Film sprüht vor Detailfreude und gleich von Anfang an wid der Zuschauer in eine märchenhafte Stimmung versetzt. Es ist Winter und im Ort wird das Dreikönigsfest mit einem Umzug durch den Schnee gefeiert. Fasnacht naht und der bei einem Schneidermeister beschäftigte Geselle Wenzel (Heinz Rühmann) träumt wieder einmal von einem besseren Leben als vornehmer Herr. Im Traum sieht er sich als dieser begehrte und gut gekleidete Herr von großem Ansehen. In der Realiät bleibt ihm aber nur sein armseliges Dasein und sein Können eben diese edlen Anzüge und Fräcke für die vornehme Gesellschaft zu schneidern. Am anderen Morgen soll der Frack für den beleibten Bürgermeister fertig werden, daher arbeitet Wenzel die Nacht durch. Doch beinahe traumwandlerisch passt er den Frack auf seine eigene Kröpergröße an. Am anderen Morgen ist die Katastrophe perfekt. Nach dem Zerwürfnis mit dem verärgerten Bürgermeister wirft der Meister seinen Gesellen hinaus. Anstelle des noch anstehenden Lohns behält Wenzel den Frack und trägt ihn auf seiner nunmehr beginnenden Wanderung zu einer anderen Arbeitsstelle. Er trifft auf dieser Wanderung auf den Puppenspieler Christoffel (Erich Ponto) und sitzt dann alsbald in einer vorbeikommenden Kutsche aus Basel, die ins nahegelegene Städtchen Goldach gebracht werden soll. Der Kutscher meint, dass sein einziger Fahrgast ein inkognito reisender Graf aus dem "Russischen" ist. Obwohl Wenzel dies immer wieder verleugnet, nimmt die Geschichte seinen Lauf und auch in Goldach wird er mit seiner scheinbar neuen Identität als Graf weiter hofiert. Er lernt dort das hübsche Fräulein Nettchen (Hertha Feiler) kennen, Tochter des wohlhabenden Tuchhändlers und Amtsrats von Goldach. Sie ist auch die Verlobte des Goldacher Schneidermeisters Melcher Böhni (Rudolf Schündler), der als einziger dem "Grafen" misstrauisch gesinnt ist. Widerstrebend, zugleich aber mangels eigener Geldmittel fügt Wenzel sich in die neue Rolle, die ihm aufgrund seiner Kleidung auch erlaubt, ohne Bargeld auszukommen.
Das stattliche Gefährt erregt schon bei der Ankunft in Goldach Aufsehen. Kaum hat es vor dem Gasthof "zur Waage"angehalten, ist es schon von staunendem Volk und dienstfertigem Personal umringt. Alle sind interessiert an diesem schwermütigen Adligen, der in der Stadt angekommen ist.  Der Wirt lässt prestigemässig vom Besten auftragen, was Küche und Keller bieten. Wenzel, in größter Verlegenheit, isst und trinkt nur zimperlich, was ihm sogleich als besondere Vornehmheit ausgelegt wird. Tatsächlich erwartet auch das im Hotel abgestiegene Fräulien von Serafin (Hilde Sessak) einen solchen Grafen. Währenddessen gewinnt Wenzel im Spiel mit den entzückten Ortshonorationen eine Menge Geld und verliert sein Herz alsbald an Nettchen. Noch komplizierter wird das Spiel als der echte Adlige aus Russland im Ort eintrifft. Dieser Graf Alexej Stroganoff (Fritz Odemar) erkennt sehr schnell das Verwechslungspiel und entscheidet sich weiter zu spielen...er macht sich zum Komplizen und gibt sich als Diener des Grafen aus. Im Goldacher Karneval wird die Wahrheit aber aufgedeckt...




Und mit dieser ausufernden Sequenz um die Demaskierung Wenzels mit Hilfe des Maskentanzes der Deldwyler Narren, die einen eigenartigen Toten- und Gespenstertanz aufführen, wird aus dem märchenhaften Charakter der Erzählung eine bitterböse Parabel über die "gute" Gesellschaft und ihre Strukturen mit zunächste hochgejubelten und hofierten Schwindelexistenzen. Der Protagonist wird aber auch sehr schnell wie eine heiße Kartoffel fallen gelasen und auf die Entlarvung folgt die Strafe. Auch wenn Käutner ein HappyEnd für seinen Schneider vorgesehen hat, die Geschichte hat Potential, dass es einem stellenweise eiskalt den Rücken runterläuft.
Der Inszenierungstil Käutners ist eindeutig inspiriert von dem Poetischen Realismus des französischen Films der 30er Jahre. Leider hat "Kleider machen Leute" nie ganz die Wertschätzung wie "Große Freiheit Nr. 7", "Unter den Brücken", "Der Hauptmann von Köpenick", "Des Teufels General" oder "Romanze in Moll" erringen können. Dabei ist die tragische Geschichte sehr geschickt in einer Mischung aus Komik und Romantik verpackt und wer sich auf den Film einlässt wird durchaus die versteckten boshaften Subtexte entdecken können. Darüberhinaus sind die Bildkompositionen von "Kleider machen Leute" atmosphärisch brillant und für mich sogar ein filmsicher Verwandter von Cocteaus "La Belle et la bete" aus dem Jahr 1946. Wie in diesem weltberühmten Meisterwerk des poetischen Films gelingt auch Helmut Käutner eine großartige märchenhafte Aura.
 





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Montag, 20. April 2015

Menschen am Sonntag

























Regie: Edgar G. Ulmer / Robert Siodmak

Wochenende in Berlin...

Der Stummfilm "Menschen am Sonntag" wurde im Februar 1930 in Berlin aufgeführt. Die damals gezeigte Filmfassung war 2014 m lang, leider sind einige Teile des Films verschollen. Eine existierende Filmversion aus dem Nederlands Filmmuseum wurde mit erhaltenden Sequenzen aus ser Cinematheque Suisse, der Cinematheque Royale de Belgique und der Fondazione Cineteca Italiana ergänzt. So kann man heute auf eine Filmversion mit einer Länge von 1856 Metern zurückgreifen.
Der Film wirkt fast wie ein Dokumentarfilm, dessen einzelne Teile aber durch eine angedeutete Spielfilmhandlung zusammengehalten wird. Die Handlung selbst plätschert so vor sich hin wie ein schöner unbeschwerter Sommertag und eigentlicher Mittelpunkt des Films ist die Stadt Berlin, sind die Menschen, die dem Zwang des Alltags zu entfliehen suchen. So steht am Ende der Ausklang des Sonntags und die Hektik des Alltag, die am Montagmorgen beginnt, wird in den letzten Sekunden des Films gezeigt.
Es ist die Geschichte von fünf Leuten, die zu ersten Mal hinter der Kamera standen. Nach der Beendigung der Dreharbeiten gingen sie alle wieder ihren normalen Berufen nach.
Ein Autokennzeichen ist zu erkennen. Diesen Wagen mit der Nummer IA-10088 fährt der Taxifahrer Erwin Splettstößer (spielt sich wie alle anderen selbst). Seine Freundin Annie Schreyer ist Mannequin. Auch Brigitte Borchert ist ein Kind dieser Stadt. Die junge Frau arbeitet im Schallplattengeschäft Electrola und hat in diesem Monat schon 150 Mal die Platte "In einer kleinen Konditorei" verkauft.
Christl Ehlers ist Filmkomparsin und hat anscheinend ein Rendezvous, sie wird aber versetzt. Allerdings hat der Weinverkäufer Wolfgang von Waltershausen sie schon eine Zeitlang an der Straße beobachtet. Der junge Mann hat eine vielseitige Berufskarriere hinter sich: Offizier, Landwirt, Antiquar, Eintänzer und zur Zeit eben Reisender in Sachen edler Tropfen. Er spricht die junge Frau an und lädt sie in ein Cafe ein. Dort kommt es zu einer weiteren Verabredung für den nächsten Tag. Um 10 Uhr morgens will man sich am Nikolassee treffen, es ist perfektes Ausflugswetter. Wolfgang überredet am Samstag Abend bei einem Skatspiel seinen Freund Erwin zum Mitkommen. Auch Annie willigt ein. Am anderen Morgen ist Annie nicht wachzukriegen, deshalb bricht Erwin schon auf und hinterlässt seiner Freundin eine Nachricht, dass sie unbedingt nachkommen soll. Christl hat ihre Freundin Brigitte mitgebracht. Im Verlauf des fröhlichen Sonntags mit Spaziergängen im Wald, mit Schwimmen, Sonnennbad und kleiner Dampferfahrt im Wannsee verliebt sich Wolf in Brigitte. Dies führt zu Eifersüchteleien unter den Mädels, obwohl Christl Wolf vorher einen Korb gegeben hat. Als die vier am Abend in die Stadt zurückkehren, findet Erwin Annie immer noch im Bett vor. Sie hat den ganzen schönen Sonntag verschlafen. Wolf hat sich mit Brigitte für den nächsten Sonntag verabredet, doch "Am nächsten Sonntag wollten wir doch zusammen zum Fußball gehen" erinnert Erwin den Wolfgang, als sie schon alleine auf dem Heimweg sind. Sie lachen sich verständnisvoll an und teilen die letzte Zigarette miteinander...


 Trotz des Dokustils ist der Film von Edgar G. Ulmer und Robert Siodmak sehr poetisch angehaucht. Die Kamera-Arbeit machte Eugen Schüfftan und schuf grandiose Bilder mit atmosphärischem Kolorit. Die Bilder sind aus heutiger Sicht nicht nur nostalgisch interessant - immer noch haften an diesen landschaftlich reizvollen Bildkompositionen eine überraschende Lebendigkeit. So sehr sich die Protagonisten auch bemühen aus dem Alltagstrott hinauszukommen - sie finden ihre Freiheiten nur begrenzt.
Das Drehbuch des Films schrieb der junge Billly Wilder gemeinsam mit Curt Siodmak.
Die DVD von Zyx ist interessanterweise mit zwei Audiospuren versehen. Die eine ist die klassische Version, die zweite beinhaltet eine musikalische Untermalung von 2005 durch den Schlagwerker Steven Garling aus Berlin. Er ist nunmehr seit zwölf Jahren hauptsächlich mit Stummfilmen unterwegs und sein Repertoire zählt mehr als 500 Filme, die er bereits begleitet hat. Für viele scheint es unvorstellbar, dass ein Schlagzeug das gute alte Stummfilmklavier, dass man erwartet, ersetzen kann. Aber das Experiment ist auf ganzer Linie geglückt. Der virtuose Musiker ordnet sich sensibel, zurückhaltend und temperamtvoll dem Film unter.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Rosen für den Staatsanwalt

























Regie: Wolfgang Staudte

Ein zum Tode Verurteilter kommt zurück...

"Rosen für den Staatsanwalt" von Wolfgang Staudte gehört sicherlich zu den besten deutschen Spielfilmen der Wirtschaftswunderzeit. Auch wenn man die bissige Satire vielleicht dafür kritisieren kann, dass der Staatsanwalt Dr. Schramm von Martin Held gelegentlich sehr überzogen dargestellt wird und seine Figur karikaturistische und parodistische Züge annimmt. Dies mag die Brisanz des Stoffes etwas weniger markant ausfallen lassen - gelungen ist Vergangenheitsverdrängung aber allemal.
Erzählt wird am Anfang eine kleine Randnotiz aus dem letzten Tagen des 2. Weltkriegs. Dort wird gegen den Soldaten Rudi Kleinschmidt (Walter Giller) wegen des Diebstahls von zwei Tafeln Fliegerschokolade das Todesurteil ausgesprochen. Kriegsgerichtsrat Dr. Schramm (Martin Held) ist da unerbittlich, denn die Handlung war ja schließlich "Wehrkraftzersetzung". Ein Fliegerangriff der Alliierten verhindert die Ausführung dieses Urteils und so entkommt Kleinschmidt. Jahre später erzählt Rudi Kleinschmidt, inzwischen Straßenhändler von Trickspielkarten oder Krawatten, immer noch von seinem großen damaligen Glück, das unterschriebene Todesurteil durch Schramm hat er als Erinnerungsstück behalten. Jahre später kommt es aber zu einem erneuten Treffen der Männer, da Kleinschmidt in die Heimatstadt von Schramm reist. Er kennt dort die inzwischen zur Pensionsbesitzerin aufgestiegene Lissy Flemming (Ingrid van Bergen), mit der er damals eine Liason hatte und die ihn wieder bei sich aufnimmt. Als Rudi eines Tages seine Spielkarten auf der Straße anpreist, kommt es zum Wiedersehen der beiden Männer. Schramm ist in der jungen Bundesrepublik Oberstaatsanwalt geworden. Er hat sich erfolgreich in den Justizdienst katapultiert, nachdem er bei der Entnazifizierung seine Rolle als Militärjurist des NS-Regimes verschwiegen hat.
Zuhause bei seiner Frau Hildegard (Camilla Spira) und seinem Stiefsohn Werner (Roland Kaiser) herrscht er immer noch autoritär und schwärmt von der guten alten Zeit. Verstohlen kauft er am Zeitungstand auch seine geliebte "Deutsche Soldatenzeitung" - Schramm ist ein unbelehrbarer gefährlicher Schreibtischtäter. Dies wird auch bald klar als eines Morgens ein Strauß weißer Rosen zugestellt wird. Diese Blumen stammen von der Frau des Studienrates Zirngiebel, der wegen antisemitischer Äusserungen angeklagt werden sollte, aber Schramm der Meinung war, dass Deutsche zusammenhalten müssen, da wegen "sowas" gar keine Anklage erhoben werden dürfte. So hielt er den Haftbefehl eine Zeit zurück, die dem Zirngiebel die Flucht ermöglichte.
Zuerst studiert Schramm wer dieser Straßenkäufer ist, der ihm so bekannt vorkommt. Dann erinnert er sich an seine unrühmliche Schandtat, die er eifrig verdrängt hat. So versucht Schramm nun auf dem Dienstweg - ganz heimlich - den Mann aus seiner Vergangenheit durch Schikanen aus der Stadt zu vertreiben. Doch dieser schlägt irgendwann aus Verzweiflung zurück...


 Sehr gut gezeichnet ist das Verhalten des braven deutsches Bürgers - im Film wird dies am Beispiel von drei Menschen dieser Stadt gezeigt, die die Geschichte von Kleinschmidt hören und darüber zuerst richtig empört sind. Man könnte jetzt glauben, dass mit Hilfe dieser Männer es gelingen könnte den Staatsanwalt Dr. Schramm zu entlarven...doch so einfach ist es nicht. Am Tag danach suchen diese Männer ihren eigenen Vorteil aus der Sache zu schlagen, in einem anderen Fall entscheiden sie sich für das Schweigen.
Im Kleid der unterhaltsamen Komödie ist es Wolfgang Staudte vortrefflich geglückt bittere Wahrheiten zu platzieren. Auch das Spiel der Hauptdarsteller Martin Held und Walter Giller ist bemerkenswert. In Nebenrollen wirken bekannte Mimen wie Ralf Wolter, Werner Peters, Wolfgang Neuss, Wolfgang Müller und Inge Meysel.

Bewertung. 9 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 16. April 2015

Münchhausen


























Regie. Josef von Baky

Lügengeschichten...

Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen lebte von 1720 bis 1797. Diesem deutschen Adligen aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg werden auch die berühmten (Lügen)geschichten des Baron Münchhausen zugeschrieben.  Der Museumsdirektor Rudolf Erich Raspe, ein Bekannter des Adlgen, stahl 1774 einige Antiquitäten aus den landgräflichen Sammlungen in Kassel. Der Diebstahl wurde entdeckt und so musste Raspe nach England fliehen. Um Geld zu bekommen veröffentlichte er 1785 in London eine Reihe von Anekdoten und Reiseabenteuer unter Münchhausens Namen. Es war aber nicht die erste Publikation über den Freiherrn. Bereits 1761 konnte man durch Graf Lynar etwas zu die Abenteuer von Münchhausen lesen. Aber erst Raspes Buch wurde so erfolgreich, dass es 1786 von Gottfried August Bürger ins Deutsche übersetzt wurde. Ausserdem erweiterte und vermehrte dieser Autor die Abenteuergeschichten eigenmächtig. So schaffte es Bürger den Münchhausen zwar weltberühmt zu machen - aber erst seine Geschichten brachten dem Helden der Geschichte den zweifelhaften Ruf des Lügenbarons ein.
 Schon in den Kindertagen des Films wurden diese Geschichte verfilmt. Die wohl früheste Leinwandpräsenz bekam Baron Münchhausen in dem Stummfilm "Les aventures de Baron du Munchhausen" von Georges Melies aus dem Jahr 1911.
Sehr populär wurde auch die opulente und starbesetzte 1988er Verfimung des ehemaligen Monty Python Mitglieds Terry Gilliam. Die bekannteste ist aber dennoch der UFA-Film "Münchhausen" von 1943 mit Hans Albers in der Titelrolle. Drehbuchautor war Erich Kästner, der sogar trotz Berufverbots von Goebbels die Erlaubnis hatte unter dem Pseudonym Berthold Bürger das Drehbuch zu schreiben. Der Film war mit rund 6,5 Millionen Reichsmark Produktionskosten einer der teuersten Filme der damaligen Zeit und gleichzeitig der Jubliläumsfilm aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Ufa-Filmstudios. Der üppige Farbfilm wurde mit der noch neuen Agfacolor Technik produziert. Stilistisch orientiert sich der Klassiker von Josef von Baky an den britischen Fantasy Welterfolg "Der Dieb von Bagdad" von Produzent Alexander Korda, der 1940 ein farbenprächtigen Märchen in Technicolor auf Zelluloid bannte. In seinen besten Szenen ist "Münchhausen" durchaus ebenbürtig.
Basierend auf Bürgers literarischer Vorlage erzählt der Film die schillernden Lebensgeschichte des Lügenbarons Hieronymus von Münchhausen (Hans Albers) und die erste Szene führt uns hinters Licht und wir glauben uns in die Zeit des Freiherrns versetzt, der Gast eines Kostümfestes ist. Erst durch die Betätigung eines elektrischen Lichtschalters wird dem Zuschauer offenbart, dass wir uns in der Gegenwart befinden. Es ist ein Kostümfest und erzürnt fährt Sophie von Riedesel (Marina von Dittmar), die Verlobte vom Freiherr von Hartenfeld (Hans Brausewetter) mit dem Wagen davon, weil sie vom Nachfahren des Barons (Hans Albers) einen Korb einkassiert. Die junge Frau hat heimlich mit ihm geflirtet. Am anderen Tag lädt der Baron die beiden jungen Leute zu sich ein. Dort ist auch seine Frau (Käthe Haack) anwesend, die deutlich älter als er ist. Nun erzählt er in Rückblenden aus dem bewegten Leben seines berühmten Ahnen und zeigt dessen Abenteuer, die dieser gemeinsam mit seinem getreuen Diener Christian Kuchenreutter (Hermann Speelmanns) bestreitet. Die Geschichte nimmt ihren Anfang mit dem Auftrag des Prinzen von Braunschweig (Michael Bohnen), der ihn an den russischen Hof schickt. Dort beginnt er mit Katharina der Großen (Brigitte Horney) eine Affäre. Ausserdem lernt er den geheimnisvollen Zauberer Cagliostro (Ferdinand Merian) kennen. Er warnt diesen vor einer drohenden Verhaftung und erhält dafür von diesem einen unsichtbarmachenden Ring und die ewige Jugend. Er wird von der Zarin zum Regimentskommandeur ernannt, zieht in den Krieg gegen die Türkei und gerät in Gefangenschaft des Sultans (Leo Slezak), nachdem er auf einer Kanone in dessen Palast in Konstantinopel flog. Er nimmt einen Schnelläufer (Walter Lieck) in seine Dienste, der ihm binnen einer Stunde eine Flasche Tokaier vom Hofe Maria Theresias in Wien holen soll. Was auch gelingt. Trotzdem steht am Ende eine Flucht mit der schönen Isabelle d´Este (Ilse Werner) nach Venedig. Aber auch von dort muss der Baron erneut fliehen. Bei seiner Abenteuerodyssee gelangt er sogar auf den Mond und trifft Mondmann (Wilhelm Bendow) und Mondfrau (Marianne Simson)...



dominierend neben den vielen unglaublichen Abenteuergeschichten ist vor allem das Thema "Lebenszeit" und die Tatsache, dass der Held der Geschichte nicht altert. Das fällt sogar Casanova (Gustav Waldau) auf, der sich wundert, warum der Baron Münchhausen nach 20jährigem Wiedersehen nicht einen Tag gealtert zu sein scheint. "Münchhausen" ist immer noch nett anzusehen. Einerseits ein schwelgerisch ausgestatteter Abenteuerfilm, andererseits aber eine schmunzelhafte Schelmengeschichte, ganz in der Tradition der Lügengeschichten, die literarisch weit in das klassische Altertum hineinreichen.  Regisseur Josef von Baky setzte voll auf den Unterhaltungsfaktor. Eine Episode löst schwungvoll die nächste ab, es ist ein Fest der üppigen Küstüme, ausladenden Sets und für damalige Zeit auch modernster Spezialeffekte.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Westfront 1918

























Regie: Georg Wilhelm Pabst

Vier von der Infantrie....

Georg Wilhelm Pabst ist eine der großen Filmregisseure der Weimarer Republik. Der 1925 entstandene Stummfilmklassiker "Die freudlose Gasse" wurde wegen seiner Sozialkritik oft zensiert. Pabst wurde filmgeschichtlich immer wieder als einer der Hauptvertreter der "Neuen Sachlichkeit" gefeiert, obwohl sein Stil oft variierte. Großes Ansehen erwarb er sich mit seinen letzten Stummfilmen "Die Büchse der Pandora" und Tagebuch einer Verlorenen", die er beide mit der amerikanischen Schauspielerin Louise Brooks drehte. Dann kam der Tonfilm und Pabsts erster Versuch mit den neuen Möglichkeiten hieß "Westfront 1918", der im Jahr 1930 entstand und fast zeitgleich mit dem von Lewis Milestone inzsenierten amerikanischen Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" in die Kinos kam. Beide Filme lösten damals zahlreiche Diskussionen aus.  So wurde 1933 - nach der Machtergreifung durch die Nazis - ein Antrag auf Widerruf der Zulassung des Kinofilms gestellt. Das thüringische Ministerium des Innern argumentierte wie folgt: Der Film gibt eine ganz einseitige und deshalb unwahre Darstellung vom Krieg. Er zeigt nur dessen Schrecken und essen verheerende Folgen und stellt bis in widerliche Einzelheiten auch das Leben hinter der Front und der Heimat dar, so in einer Szene, wo der Urlauber bei seiner unvermuteten Rückkehr seine Frau im Schlafzimmer mit einem jungen Burschen findet. Durch diese einseitige Darstellung gefährdet dieser Bildstreifen das lebenswichtige Interesse des Staates den Wehrwillen des Volkes aufrecht zu erhalten und zu stärken. Tatsächlich wurde der Film von der Film-Oberprüfstelle in Berlin verboten.  Der Rest ist Filmgeschichte oder der tragische Werdegang eines der bedeutendsten deutschen Antikriegsfilme. Neben "Im Westen nichts Neues" der viellleicht wichtigste frühe Film über den ersten Weltkrieg - aber im Gegensatz zu der Remarque-Verfilmung, die einen Siegeszug um die Welt antrat und heute noch als großer Klassiker des 30er Jahre Filmjahrzehnts angesehen wird, hat man Pabsts Film im Laufe der Zeit sehr stark vergessen.
Das Drehbuch von "Westfront 1918" beruht auf dem Roman "Vier von der Infanterie" von Ernst Johannsen. Die Bauten entwarf Erno Metzner. Durch die ungeschönten Graben- und Kampfszenen erreicht Pabsts Film einen hohen Grad an Realismus. Er zeigt die Sinnlosigkeit und die Monotonie des Sterbens an der Front. Eingebettet in diese alltägliche Hölle sind die Protagonisten, die auch mit stillen Szenen zum Leben erweckt werden. Da beobachtet der Student wie ein einer Feldschreinerei am Fließband Grabkreuze angefertigt werden. In einer weiteren Szene ist Karls Mutter (Else Heller) zu sehen, die in einer Lebensmittelschlange steht und ihren Sohn sieht, wie er vom Fronturlaub nach Hause kommt. Sie kann den Platz aber nicht verlassen, um den Sohn zu begrüßen - aufgrund der Lebensmittelknappheit hat das Wiedersehen mit dem Sohn zu warten. In 97 trostlosen Minuten lernen wir das Soldatenleben der vier Infanteristen kennen. Da ist der Bayer (Fritz Kampers), ein Gemütsmensch, der verheiratete Karl (Gustav Diessl), der junge Student (Hans-Joachim Moebis), der sich in die Bauerntochter Yvette (Jackie Monnier) verliebt, wo die Einheit untergekommen ist und der Leutnant (Claus Clausen). Es ist das letzte Jahr des Ersten Weltkrieges an der Westfront. Am Anfang des Films herrscht zunächst noch eine Kampfpause für die Männer. Bald jedoch müssen sie wieder in den Schützengraben und die Kampfhandlungen steigern sich auch wieder. Es ist kurz vor der finalen Enschlacht, der Großoffensive der Alliierten. Nur eine Momentaufnahme gabs eine Liebe zwischen den Feinden, der Student muss aber seine französische Freundin, mit der er eine Nacht verbrachte, wieder verlassen. Und Karl bekommt immerhin einen Fronturlaub, doch in Berlin ist das Leid der Zivilbevölkerung auch zu spüren. Zu allem Unglück findet er seine junge Frau (Hanna Hoessich) mit einem jungen Mann (Carl Ballhaus) im Bett. Verzeihen kann er nicht. So reist er wieder an die Front zurück. In der Endeinstellung des Films zeigt uns Pabst die schwer verletzten und sterbenden Männer im Lazarett...


 Während die Welt unter den Fomgen der Wirtschaftskrise litt und die NSDAP ihren Aufstieg begann packte der linksorientierte Regisseur (Die Dreigroschenoper, Kameradschaft) entgegen des aufkeimenden Zeitgeistes ein pazifistisches Thema an, nüchtern und ungeschönt. Erschreckend und überaus realistisch. Nicht umsonst wurde der Pabst Film von der rechtslastigen Filmzensur dann auch gleich wieder verboten. G. W. Pabst beschränkt sich jedoch nicht auf die Darstellung des Leids unter den Soldaten, sondern zeigt auch die Strapazen, denen die Zivilbevölkerung ausgesetzt war, sowohl physischer als auch psychischer Natur, zum Beispiel die Entfremdung der Ehefrauen von ihren Ehemännern und deren seelische Verrohung durch die Kriegsgreuel. Der Filmstil ist extrem nüchternen und desillusionierend, von der Glorifizierung des Krieges - wie es damals in anderen Kriegsfilmen der Fall war. Die Kamera wirkt begleitend und so erhält der Film zusätzlich sogar einen beinahe schon dokumentarischen Charakter.
Auch die Kriegsschuldfrage wird sehr neutral vom sterbenden Karl beantwortet. 



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 8. April 2015

Die Brücke

























Regie: Bernhard Wicki

Es geschah am 27. April 1945...

All dies geschah am 27. April 1945 - es war so unbedeutend, dass es in keinem Heeresbericht erwähnt wurde. "Die Brücke" von Bernhard Wicki aus dem Jahr 1959 ist sicherlich einer der hervorragendsten Werke der deutschen Filmgeschichte. Basierend auf dem gleichnamingen autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister, der ein Jahr zuvor erschien, gelang dem Filmemacher ein riesiger Welterfolg. Neben 5 Filmpreisen in Gold (u.a. für Wicki selbst sowie für die Nebendarstellerinnen Edith Schulze Westrum und Cordula Trantow) gelang es sowohl eine Golden Globe Nominierung als auch eine Oscar Nominierung als bester ausländischer Film des Jahres 1959 zu erringen. Bei der Preisverleihung am 4. April 1960 in Los Angeles musste sich der deutsche Beitrag allerdings durch "Orfeu Negro" geschlagen geben. Bei den Golden Globes schlug er sich aber erfolgreicher und konnte sich gegen die starke Konkurrenz (Orfeu Negro, Kagi, Wilde Erdbeeren, Wir Wunderkinder) erfolgreich durchsetzen.
Erzählt wird eine traurige und tragische Geschichte aus den letzten Tagen des 2. Weltkrieges. Nie zuvor hatte ein deutscher Regisseur eine so radikale Aussage zum Horror des Krieges gewagt. Wickis Film ist kompromisslos und bewies eindrücklich, dass deutsches Kino weit mehr sein kann als bloße Unterhaltung. Die Zeit war auch reif für eine filmische Aufarbeitung mit der jüngsten Vergangenheit.
Kurz vor Kriegsende, im April 1945, werden die noch minderjährigen Schüler eines Kleinstadtgymnasiums zum Kriegsdienst einberufen. Die sieben Jungs sind alle stolz nun endlich "Männer" zu sein. Die unebschwerten Tage sind damit vorbei. Klaus (Lechtenbrink) schenkt seiner Freundin Franziska (Cordula Trantow) eine wertvolle Uhr, die er aber am Tage der Einberufung von ihr zurückfordert, da er sie plötzlich als sehr nützlich für den Spähtrupp hält.
Siggi Bernhard (Günther Hoffmann) ist der kleinste, dementsprechend groß ist sein Motiv sich als besonders tapfer zu erweisen. Seine Mutter (Edith Schultze Westrum) kann nicht verstehen, warum die Schüler in den letzten Kriegstagen noch ins Kampfgeschehen eingreifen sollen. Am liebsten würde sie ihren Sohn zur Tante schicken. Der Offiziersohn Jürgen Borchert (Frank Glaubrecht) hat sich sogar freiwillig gemeldet. Die Mutter von Albert Mutz (Fritz Wepper) ist auch in Sorge und bittet Hans (Folker Bohnet) den schon etwas vernünftigeren Freund ihres Sohnes auf ihren Jungen aufzupassen. Karl Horber (Karl Michael Balzer) fällt es nicht schwer das Zuhause zu verlassen. Sein kriegsversehrter Vater, dem ein Friseugeschäft gehört, hat ein Verhöältnis mit seiner Angestellten (Edeltraut Elsner) hat, in die sich Walter verliebt hat. Der etwas aufmüpfige Walter Forst (Michael Forst) ist der Sohn des Ortsgruppenleiters, der in den letzten Tagen versucht zu flüchten.
Der Lehrer (Wolfgang Stumpf) der Jungs erreicht jedoch durch Intervention bei einem Offizier (Heinz Spitzner), dass seine Schüler nicht mehr in den Kampf geschickt werden sollen. Zusammen mit einem besonnenen Unteroffizier (Günther Pfitzmann) werden sie zur militärisch sinnlosen und wie es auf den ersten Blick erscheinenden ungefährlichen Bewachung der Brücke in ihrer Heimatstadt abgestellt. Doch der Unteroffizier, der für das Überleben der Jungens sorgen soll, wird bei einem Erkundungsgang in der Stadt als vermeintlicher Deserteur erschossen und kehrt von seinem Ausflug in die Stadt, wo er Kaffee bersorgen wollte,  nicht mehr zurück. Nun sind die Jungen auf sich selbst gestellt. Als Siggi bei einem Tieffliegerangriff getötet wird, erwacht zum Patriotismus fürs Vaterland zu kämpfen noch ein Rachedurst. Als die anrollenden Panzer der Amerikaner kommen, wird es weitere Tote geben....


am Ende steht der junge Fritz Wepper als einziger Überlebender taumelnd wie in Trance auf dieser Brücke. Die Uniform hat er verloren, sein Hemd ist blutveschmiert. Er begreift langsam, dass die Verteidigung einer strategisch völlig unwichtigen Brücke das Leben seiner sechs Freunde gekostet hat. Bernhard Wicki hat die Atmosphäre der letzten Kriegstage düster eingefangen, er zeigt die Menschen zwischen Angst und Hoffnung. Besonders einfühlsam gelangen ihm die psychologischen Profile der Jungen. Ihr Motiv schwankt zwischen echtem Vaterlands-Engagement und naivem Indianerspiel-Mentalität. Doch das romantische Abenteuer ist spätestens beim dreckigen Sterben vorbei.
Der großartige Film ebnete Wicki den Weg nach Hollywood. Produzent Darryl F. Zanuck verpflichtete ihn als Regisseur der deutschen Episoden für die Großproduktion "Der längste Tag", diesem berühmten Film über die Landung der Allierten in der Normandie. Es folge "Der Besuch der alten Dame" mit Ingrid Bergman und Anthony Quinn sowie der maßlos unterbewertete Kriegsfilm "Morituri" mit Marlon Brando, Yul Brynner und Trevor Howard. 

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Der Golem, wie er in die Welt kam


























Regie: Carl Boese/Paul Wegener

Die Gestalt aus Lehm...

Gemeinsam mit Carl Boese inszenierte Paul Wegener im Jahr 1920 den expressionistischen Klassiker "Der Golem, wie er in die Welt kam" und schuf damit einen der ersten Horrorfilme der Filmgeschichte. Es war allerdings schon Wegeners dritte Version dieser traditionellen jüdischen Sage. Die erste Fassung erschien 1915 - in "Der Golem" graben Arbeiter im alten Prager Judenviertel einen Schacht und finden eine riesige Statue aus Lehm, die sie zu einem Antiquitätenhändler bringen. Der findet in einem alten Buch eine Zauberformel, die der berühmte Rabbi Loew im 16. Jahrhundert benutzte, um diesen Lehmkoloss, genannt Golem, zum Leben zu erwecken. Es folgte 1917 "Der Golem und die Tänzerin". Mit "Der Golem, wie er in die Welt kam" hat Wegener, der auch die Rolle des Toten spielte, der zum Leben erweckt wird, die Vorgeschichte seines Erstlings nachgeliefert. Es herrscht eine romantische Atmosphäre vor, die allerdings immer wieder von der Angst des Unheimlichen und Unwirklichen in seiner märchenhaften Struktur gebrochen wird.
Das mittelalterliche Prag war dafür bestens geeignet - schon "Der Student von Prag" aus dem Jahr 1913 wurde so ein durchschlagender Kinoerfolg. Anders als dort verzichtete Wegener aber auf den Dreh an den Originalschauplätzen. Hans Poelzig baute eine mittelalterliche Märchenwelt im Studio auf. Es dominieren enge, verwinkelte Gassen mit windschiefen Häusern. Man nimmt kaum noch gerade Linien wahr, es herrschen Schrägen und Winkel vor, die die Perspektive verzerren und das Auge irritieren soll.
Der Einfluß von Robert Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari", der ein Jahr früher entstand, ist deutlich spürbar. Dieses große filmische Meisterwerk sowie der 2 Jahre danach entstandene Vampirfilm "Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau komplettiert gemeinsam mit Wegeners Film DIE "Trias" der frühen Horrormeisterwerke aus der Weimarer Republik. Die ein Jahrzehnt später inszenierten US-Horrorklassiker der Universal Studios wie "Dracula" oder "Frankenstein" orientieren sich merklich an den großartigen deutschen Vorbildern.
Als Rabbi Loew (Albert Steinbrück) erkennt, dass den Juden im Prager Ghetto Unheil droht, befragt er seine geheimnisvollen kabbalistischen Bücher. Mit Hilfe dieser alten Formeln beschwört er heimlich die Mächte der Unterwelt herauf. Es erscheint ihm der Geist Astaroth. Dieser befiehlt dem Gelehrten einen Golem (Paul Wegener) zu erschaffen. Das Ungetüm aus Lehm hat eine menschliche Gestalt und trägt einen Talisman an seiner Brust, auf dem das hebräische Wort für "Wahrheit" geschrieben steht.
Aufgabe dieses unberechenbaren Monsters ist aber zuerst der positive Schutz des Ghettos. Denn tatsächlich verkündet der Kaiser (Otto Gebühr) ein Dekret gegen die Juden. Diese sollen schnellstens die Stadt verlassen. Die Urkunde wird von Junker Florian (Lothar Müthel) der jüdischen Gemeinde und dem angesehenen Rabbi übergeben. Der junge Mann wirft sehr schnell ein Auge auf Miriam (Lydia Salmonova), Tochter des Rabbi Löw. Um den Kaiser umzustimmen, schreibt der Gottesmann seinem Herrn eine Nachricht, in der er auf seine Verdienste verweist und um eine Audienz bittet. Am Rosenfest wird ihm diese Bitte gewährt. Der Rabbi nimmt den Golem mit und kann mittels magischer Kraft und dem Lehmwesen die Rettung des Ghettos bewirken. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei. Durch die Eifersucht von Loews Gehilfen (Ernst Deutsch), der ebenfalls in Miriam verliebt ist, wird der Golem noch einmal zum Leben erweckt und der Knechtschaft müde gerät er aus der Kontrolle und läuft im Ghetto Amok...


 Begeisternd kann man in diesem wunderbaren Meisterwerk aus den Kindertagen des Kinos diese stark stilisierten Kulissen genießen. Paul Wegeners Darstellung nimmt Boris Karloffs schwerfälliges Monster (ebenfalls von Menschenhand erschaffen) vorweg. Den klaren Linien der Kaiserburg stehen die labyrinthischen Strukturen des Ghettos gegenüber. Die Innenräume bei Rabbi Loew und Rabbi Jehuda (Hans Sturm) wirken wie Höhlen, die durch geheime Gänge miteinander verbunden sind. Fasznierend auch die Entwicklung des Golems (hebräisch: Klumpen), der zuerst Holz hackt, Wasser holt und des Menschen hilfreicher Untertan wird. Je länger er aber existiert, desto mehr etnwickelt er ein emotionales Eigenleben. Bei Bedarf kann man ihn abstellen wie ein Roboter, man muss nur diesen glitzernden Stern auf seiner Brust entfernen. Bald aber wehrt sich der Golem dagegen, wieder "abgeschaltet" zu werden. Er wird zum bedrohlichen Monster. Am Ende steht ein Kind und ein glücklich wirkender Golem, der allerdings in diesem Moment, als der Kind hochhebt, auch sein Ende findet.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.