Montag, 20. April 2015

Rosen für den Staatsanwalt

























Regie: Wolfgang Staudte

Ein zum Tode Verurteilter kommt zurück...

"Rosen für den Staatsanwalt" von Wolfgang Staudte gehört sicherlich zu den besten deutschen Spielfilmen der Wirtschaftswunderzeit. Auch wenn man die bissige Satire vielleicht dafür kritisieren kann, dass der Staatsanwalt Dr. Schramm von Martin Held gelegentlich sehr überzogen dargestellt wird und seine Figur karikaturistische und parodistische Züge annimmt. Dies mag die Brisanz des Stoffes etwas weniger markant ausfallen lassen - gelungen ist Vergangenheitsverdrängung aber allemal.
Erzählt wird am Anfang eine kleine Randnotiz aus dem letzten Tagen des 2. Weltkriegs. Dort wird gegen den Soldaten Rudi Kleinschmidt (Walter Giller) wegen des Diebstahls von zwei Tafeln Fliegerschokolade das Todesurteil ausgesprochen. Kriegsgerichtsrat Dr. Schramm (Martin Held) ist da unerbittlich, denn die Handlung war ja schließlich "Wehrkraftzersetzung". Ein Fliegerangriff der Alliierten verhindert die Ausführung dieses Urteils und so entkommt Kleinschmidt. Jahre später erzählt Rudi Kleinschmidt, inzwischen Straßenhändler von Trickspielkarten oder Krawatten, immer noch von seinem großen damaligen Glück, das unterschriebene Todesurteil durch Schramm hat er als Erinnerungsstück behalten. Jahre später kommt es aber zu einem erneuten Treffen der Männer, da Kleinschmidt in die Heimatstadt von Schramm reist. Er kennt dort die inzwischen zur Pensionsbesitzerin aufgestiegene Lissy Flemming (Ingrid van Bergen), mit der er damals eine Liason hatte und die ihn wieder bei sich aufnimmt. Als Rudi eines Tages seine Spielkarten auf der Straße anpreist, kommt es zum Wiedersehen der beiden Männer. Schramm ist in der jungen Bundesrepublik Oberstaatsanwalt geworden. Er hat sich erfolgreich in den Justizdienst katapultiert, nachdem er bei der Entnazifizierung seine Rolle als Militärjurist des NS-Regimes verschwiegen hat.
Zuhause bei seiner Frau Hildegard (Camilla Spira) und seinem Stiefsohn Werner (Roland Kaiser) herrscht er immer noch autoritär und schwärmt von der guten alten Zeit. Verstohlen kauft er am Zeitungstand auch seine geliebte "Deutsche Soldatenzeitung" - Schramm ist ein unbelehrbarer gefährlicher Schreibtischtäter. Dies wird auch bald klar als eines Morgens ein Strauß weißer Rosen zugestellt wird. Diese Blumen stammen von der Frau des Studienrates Zirngiebel, der wegen antisemitischer Äusserungen angeklagt werden sollte, aber Schramm der Meinung war, dass Deutsche zusammenhalten müssen, da wegen "sowas" gar keine Anklage erhoben werden dürfte. So hielt er den Haftbefehl eine Zeit zurück, die dem Zirngiebel die Flucht ermöglichte.
Zuerst studiert Schramm wer dieser Straßenkäufer ist, der ihm so bekannt vorkommt. Dann erinnert er sich an seine unrühmliche Schandtat, die er eifrig verdrängt hat. So versucht Schramm nun auf dem Dienstweg - ganz heimlich - den Mann aus seiner Vergangenheit durch Schikanen aus der Stadt zu vertreiben. Doch dieser schlägt irgendwann aus Verzweiflung zurück...


 Sehr gut gezeichnet ist das Verhalten des braven deutsches Bürgers - im Film wird dies am Beispiel von drei Menschen dieser Stadt gezeigt, die die Geschichte von Kleinschmidt hören und darüber zuerst richtig empört sind. Man könnte jetzt glauben, dass mit Hilfe dieser Männer es gelingen könnte den Staatsanwalt Dr. Schramm zu entlarven...doch so einfach ist es nicht. Am Tag danach suchen diese Männer ihren eigenen Vorteil aus der Sache zu schlagen, in einem anderen Fall entscheiden sie sich für das Schweigen.
Im Kleid der unterhaltsamen Komödie ist es Wolfgang Staudte vortrefflich geglückt bittere Wahrheiten zu platzieren. Auch das Spiel der Hauptdarsteller Martin Held und Walter Giller ist bemerkenswert. In Nebenrollen wirken bekannte Mimen wie Ralf Wolter, Werner Peters, Wolfgang Neuss, Wolfgang Müller und Inge Meysel.

Bewertung. 9 von 10 Punkten. 

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