Freitag, 24. November 2017

Drei Uhr Nachts

























Regie: Jean Pierre Melville

Der Spieler...

Jean-Pierre Melville wurde am 20. Oktober 1917 in Paris geboren, er verstarb am 2. Oktober 1973 im Alter von 55 Jahren an einer Herzattacke. Während des Kriegs, als Soldat in England, begann er sich für das Medium "Film" zu interessieren. Deshalb gründete er nach dem Krieg eine Filmgesellschaft und drehte 1947 seinen ersten abendfüllenden Film "Das Schweigen des Meeres". Seine Kriminalfilme sind heute legendär. Sie weisen eine starke Strenge und Kühle auf. "Filme sind bei mir kein Spiegelbild des Lebens, sonders das eines Traums" - so hat er es selbst beschrieben. Es ist eine eigene Welt schicksalshafter Zwänge und Besessenheit, die seine Filmfiguren treibt. Sein Stil hatte großen Einfluss auf die Regisseure der "Nouvelle VAgue" in Frankreich. Er selbst hat sich zweifelsohne an dem amerikanischen Film Noir orientiert, aber in seinem ersten Kriminalfilm "Drei Uhr Nachts" aus dem Jahre 1956, erinnert man sich an zwei kurz zuvor entstandenen französische Krimiklassiker: "Rififi" von Jules Dassin und "Wenn es Nacht wird in Paris" von Jacques Becker. Dabei greift Melville auf Dassins "Heist" Motiv zurück und seine Titelfigur "Bob le Flambeur" (Bob, der Spieler) ist eine ähnlich angesehene Unterweltgröße wie Beckers alternder Gauner Max, der von Jean Gabin gespielt wird.
In "Drei Uhr Nachts" entschied sich Melville aber für unverbrauchte Gesichter. Der Spieler Bob Montagne wird von Roger Duchesne gespielt. Der Mann ist Spieler durch und durch. Er sagt von sich selbst, dass er bereits mit einem As auf die Welt gekommen ist. Bob ist eine Größe in seinem Viertel, dem Place Pigalle. Dort lebt er und dort verlässt er erst im Morgengrauen die Spielhallen, während das normale Volk zur Arbeit geht. Bob genießt auch ein großes Ansehen bei Kommissar Ledru (Guy Decomble), der in zwar vor einigen Jahren wegen einem Raub verhaften musste und ins Gefängnis brachte. Aber es war Bob, der ihm bei einer Schießerei das Leben gerettet hat. Manchmal hat Bob die Taschen voller Geld, dann ist er wieder pleite - rien ne va plus. An einem Morgen lernt er die junge Herumtreiberin Anne (Isabelle Corey) kennen, die er in seiner Wohnung übernachten lässt. Natürlich ist Bob Gentleman genug, diese Gefälligkeit ohne Bedinungen zu machen. Er möchte das Mädchen eher schützen, dass sie nicht unter die Räder kommt. Denn sie könnte schnell an einen Zuhälter wie Marc (Gerard Buhr) geraten, der kurz zuvor seine für ihn anschaffende Freundin derb verprügelt hat. Bei dem früheren Raubüberfall, für den Bob im Knast war, wurde sein bester Freund getötet. Dessen Sohn Pablo (Daniel Cauchy) ist inzwischen ein junger Erwachsener und der Schützling von Bob. Als Bob pleite geht, hat er nach langem wieder den Drang ein Ding zu drehen. Vor allem deshalb weil ein Exkomplize inzwischen als Croupier im Casino in Deauville angestellt ist. Der erzählt, dass der Casino-Safe um 5 Uhr morgens in den Zeiten der Hochsaison sehr oft 800 Millionen Francs in bar beinhaltet. Grund genug einen raffinierten Plan zu konstruieren und ein zuverlässiges Team von Berufsverbrechern anzuwerben...




Das Finish von "Drei Uhr Nachts" ist ironisch, auch wenn der Coup verraten wird und am Ende ein tragisches Opfer fordert. "Drei Uhr Nachts" spielt auch genüsslich mit den liebgewonnenen Klischees des Genres, hier werden breitschultrige Gangster, Machosprüche und rasante Autos aufgeboten, die durch die Straßen von Paris fahren. Der Film fängt herrlich die Stimmungen dieser Zeit in den 50ern ein, man fühlt sich irgendwie versetzt in diese andere Zeit, alles wirkt sehr melancholisch und irgendwie leicht und schön. Die Schwere vieler Vorbilder ist nicht vorhanden, alles wirkt irgendwie schwebend.
Legendär auch die Entstehung des Films, denn Melville hatte nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung. Viele Einstellung wurden mit der Handkamera gedreht. Die Drehzeit dauerte insgesamt 2 Jahre, denn der Regisseur musste um weiterzumachen immer wieder von Neuem Geld auftreiben. Bereits hier ist in diesem Krimi-Erstling ist der Stil des Regisseurs schon sehr markant erkennbar, auch wenn die spätere härtere Gangart noch ausbleibt. Als Kameramann fungierte der große Henri Decae, einer der rennomiertesten Könner seiner Zunft.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Pickpocket

























Regie: Robert Bresson

Der Taschendieb...

Robert Bresson hat in seiner langen Karriere beim Film zwar nur 13 Spielfilme gedreht, dennoch gehört er zu den einflussreichsten Regisseuren Frankreichs und seine Filme werden auf der ganzen Welt sehr geschätzt und geliebt.
Hierzulande gibt es allerdings nur die wenigsten seiner Filme auf DVD, viele seine Meisterwerke wie "Zum Beispiel Bathasar", "Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen" oder "Tagebuch eines Landpfarrers" sucht man vergebens.
Einer seiner bekanntesten Filme ist sicherlich der 1959 gedrehte "Pickpocket" - die Geschichte eines Taschendiebs, wie immer holte er sich nichtprofessionelle Gesichter für die Verkörperung der Figuren. Ein echter Taschendieb-Profi war auch im Team: Kassagi, ein Pariser Meister des Diebstahls, der den Akteuren die Bewegungen und Tricks seiner Zunft beibrachte und den genialen Raubzug in der Gare de Lyon cheoreografierte. Bresson ist wie der Russe Tarkowski ein sehr religiöser und christlicher Filmemacher. Sein Stil ist minimalistisch und aksetisch. In allen seinen  Filmen geht es um die Selbstverwirklichung des Menschen aus dem Glauben und um die Bewahrung bzw. Gewinnung seiner Freiheit. Seine Filmbilder sind streng durchkalkuliert, aber nüchtern - so wirkt die Geschichte vor allem durch die Bezüge von Bildern. Er wählt diese Einfachheit, um jegliche Manipulation des Zuschauers zu vermeiden. Der muss sich selbst bemühen zu deuten.
"Pickpocket" erzählt die Geschichte des jungen Intellektuellen Michel (Martin Lasalle), der keiner geregelten Arbeit nachgeht, obwohl sich sein bester Freund Jacques (Pierre Leymarie) immer wieder bemüht, dass er einen Job bekommt. Doch das Nichtstun ist ihm lieber, da er die Freiheit schätzt und die These vertrtt, dass bestimmte Menschen das Recht haben sich über die Gesetze hinwegzusetzen. Dies bringt ihn auch auf die Idee sein Glück als Taschendieb zu versuchen. Seine bettlägerige Mutter (Dolly Scal) besucht er auch seit längerer Zeit nicht mehr. Bei einem Pferderennen stiehlt er einem Zuschauer etwas Geld. Als er die Rennstrecke verlässt, wird er von einem Kriminalkommissar (Jean Pelegri) verhaftet. Doch er wird wieder frei gelassen, da die Beweise gegen ihn nicht ausreichend sind.  Mit dem gestohlenen Geld will er zu seiner Mutter, um ihr einen Teil davon zu geben. Doch im Treppenhaus lernt er Jeanne (Marika Green),  die neue Nachbarin der Mutter kennen.  Diese bittet ihn darum, dass er doch öfters die Mutter besuchen soll - doch er scheut sich nun die Mutter sehen zu wollen und gibt Jeanne das Geld mit der Bitte den Betrag der Mutter zu übergeben.
Immerhin verabredet er sich in der Folgezeit mit Jeanne, auch sein Freund Jacques ist dabei. Dieser verliebt sich in Jeanne. Michel lernt auf seinen Beutezügen einen anderen Taschendieb (Kassagi) kennen, bald arbeitet er mit einem weiteren Komplizen (Pierre Etaix) im Trio. Dabei wird die Bande immer versierter und aus dem Zweck für den Lebensunterhalt zu sorgen wird eine echte Besessenheit. Doch der Kommissar taucht immer mal wieder auf....




Regisseur Paul Schrader bekannte "Bresson zeigte mir, dass man einen Film machen kann, wo die Hauptfiguren ein Mann und sein Zimmer sind" - tatsächlich lebt der hochmütige Michel trotz erfolgreicher Diebestouren in einem Loch von Zimmer. Seine Beute hat er im Zimmer versteckt, er benutzt nicht viel zum Ausgeben. Keine Statussymbole, noch will er das Mädchen Jeanne damit beeindrucken. Das Diebstahl-Handwerk inszenierte Bresson immer wieder als ein Ballet geschmeidiger Finger. Der Dieb hat für einen Moment das Gefühl einer Besitzergreifung des Anderen, ohne das dieser etwas von der Macht bemerkt. Dabei ist die Hauptfigur immer auf der Suche nach der Freiheit - aber interessanterweise findet er diese dann erst am Ende als Gefangener in einer Gefängniszelle. Von großer Suggestivkraft ist die Handlung des Taschendiebs, er wandelt durch die Straßen von Paris wie ein Somnambuler, der sich in einem tiefen Schlaf befindet. Am Ende steht die Liebe und der Satz aus dem Off "Was für einen merkwürdigen Weg musste ich gehen, um zu dir zu kommen".





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Sonntag, 19. November 2017

Wenn es Nacht wird in Paris

























Regie: Jacques Becker

Der letzte Coup der beiden Freunde...

Jacques Beckers 1954 gedrehter "Wenn es Nacht wird in Paris" gehört zweifelsohne zu den ganz großen französischen Gangsterfilmen aller Zeiten. Neben Melvilles "Drei Uhr Nachts" und "Rififi" von Jules Dassin verstanden es die französischen Filmemacher den Film Noir eindrucksvoll wiederzubeleben,  der im Jahrzehnt zuvor in den USA seine Hochblüte hatte. 
Dabei kopierten Regisseure wie Becker oder Melville nicht einfach ihre amerikanischen Verwandten, sie fügten den Themen und Versatzstücken auch einen typischen franzöischen Touch bei.
Und ideale Schauspieler gabs natürlich auch, um den desillusionierten oder gebrochenen Helden zu spielen.  Vor allem der unvergessene Jean Gabin, der 1937 mit "Pepe le Moko" seine Weltkarriere startete und mit wunderbaren Klassikern des poetischen Realismus wie "Hafen im Nebel", "Bestie Mensch" oder "Der Tag bricht an" bereits damals zur Schauspielerlegende avancierte. Der hatte nach dem Krieg Mühe ein Comeback zu starten, mit "Wenn es Nacht wird in Paris" gelang ihm dies aber in eindrücklicher Weise. Und fortan war er sehr oft in der Rolle des autoritären wie charismatischen Einzelgänger festgelegt.
Der franzöische Originaltitel heißt "Touchez pas au Grisbi" und heißt soviel wie "Hände weg von der Kohle". Gemeint ist das Geld, das die beiden alternden Gangster Max (Jean Gabin) und Riton (Rene Dary) durch einen Raub von Goldbarren im Wert von 50 Millionen Franc in Aussicht haben. Keiner weiß davon - und die beiden sind seit 20 Jahren beste Freunde. Die Beute muss aber noch von einem Hehler abgenommen werden, dafür kommt der Onkel von Max (Paul Cetty) in Frage. Mit dessen Tochter Huguette (Delia Scala) hat Max heimlich eine Affäre. Die beiden Freunde könnten aber im Umgang mit den Frauen nicht unterschiedlicher sein. Während Max die Frauen eher kurz hält und unabhängig bleiben will, ist Riton eher der Gefühlsdusel. Mit der Nachtclubtänzerin Josy (Jeanne Moreau) ist er zusammen, doch die will auch ihre Freiheiten, was Riton nicht so passt. Dagegen würde Lola (Dora Doll), die im selben Club wie Josy tanzt, viel mehr mit Max zusammensein, doch der behandelt sie eher wie Luft. Abends trifft sich das Quartett in den angesagten Clubs der Stadt, sehr oft wird Pierrots (Paul Frankeur) Nachtclub "La Boite" besucht. Dort verkehrt auch der Gangster Angelo (Lino Ventura). Der ist vor allem im lukrativen Drogengeschäft tätig und ist mit seinem Fahrer Fifi (Daniel Cauchy) unzufrieden. Max vermittelt ihm den zuverlässigen Marco (Michel Jourdan). Bevor Max nach Hause geht, erwischt er in der Garderobe der Mädchen Angelo. Der wird von Josy leidenschaftlich geküsst. Soviel zu dem Schicksal älterer, aber gut situierter Herren über 50. Die Frauen sind mit ihnen vor allem wegen dem Geld zusammen. Er bringt es aber vorerst nicht übers Herz seinem Freund Riton etwas davon zu sagen. Auf dem Weg nach Hause wird er verfolgt. Er kann die beiden Verfolger stellen, es sind Angelos Leute. Langsam wird ihm klar, dass Riton in seinem Leichtsinn etwas vom Riesencoup seiner Josy erzählt haben muss. Und die muss wohl Angelo davon berichtet haben. Dann verschwindet Riton...



Jacques Beckers Film vermittelt ein klasse Flair der Pariser Unterwelt in den frühen 50er Jahren. Dies war so authentisch, dass der Gangsterstreifen nicht bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. Zu unrühmlich wäre das Bild vom Gangsterleben in der Metropole gewesen. Kameramann Pierre Montazels Bilder vom Nachtleben sind hervorragend.
Jacques Beckers Film ist durchgehend spannend, legendär die Szene vom Austausch der Geisel gegen die Goldbarren auf einer einsamen Landstraße. Becker hat aber nicht nur ein gutes Gespür für einen guten Spannungsbogen, er macht seine Figuren - diese beiden älteren Freunde - auch menschlich und zeigt sie bei ganz alltäglichen Dingen, sie sind bedingt durch die Erfahrung und das Alter auch ein bisschen melancholisch geworden. Max muss aber früher ein echte Größe in der Unterwelt gewesen sein - dies macht sich immer wieder bemerkbar, dass er bei allen ein hohes Ansehen genießt und dass ihm die Frauen zu Füßen liegen. Er leistet sich in Beckers Film neben der Tochter des Onkels und der Tänzerin noch eine dritte Geliebte, gespielt von Marlyn Buferd. Lino Ventura gab mit diesem Klassiker sein Filmdebüt.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 
 

Die Farm der Besessenen

Regie: Anthony Mann
Das Schicksal der Jeffords...

Bevor Anthony Mann zu einem der besten Westernregisseure der 50er Jahre aufstiegt, drehte er B-Pictures und Filme der schwarzen Serie. Seine Beiträge in diesem Genre wie "Schritte in der Nacht", "Side Street", "Flucht ohne Ausweg" oder "Geheimagent T" sind sehr geschätzt. Diesen dunklen und düsteren Touch - sehr oft auch durch die Mitarbeit von Kameramann John Alton verstärkt - setzte er auch in historischen Abenteuerfilmen (Dämon von Paris) und in seinen ersten drei Western (Fluch des Blutes, Winchester 73, Die Farm der Besessenen) ein.
Alle drei Filme realsierte er 1950, dabei ist "Die Farm der Besessenen" bis heute einer seiner ungewöhnlichsten Arbeiten. In jener Zeit war King Vidors "Duell in der Sonne" einer der ganz großen Kassenhits. Die neurotische Westernsaga - wie "Vom Winde verweht" von David O. Selznick produziert - spielte im Jahr 1946 alleine in den USA fast 12 Millionen Dollar ein. Nur der Disney Film "Onkel Remus Wunderland" machte mehr Kasse. Somit bekam Vidors Film einige ähnliche Nachfolger. Einer davon ist "Die Farm der Besessenen" - ein Western, der sehr dominiert wird von den beiden Hauptdarstellern Barbara Stanwyk und Walter Huston, Vater des Regisseurs John Huston.
Huston spielt den dominanten Viehbaron T.C. Jeffords, der von seiner resoluten Tochter Vance (Barbara Stanwyk) regelrecht vergöttert wird. Sie wird auch eines Tages "The Furies", die Ranch des rücksichtslosen Patriarchen übernehmen. Bruder Clay (John Bromfields) hat sich schon abgeseilt und ist von zu Hause ausgezogen. T. C. Vormann ist der brutale El Tigre (Thomas Gomez). In den vielen Jahren seiner Herrschaft hat er Konkurrenten vertrieben und vor allem die mexikanischen Bauern sind ihm ein Dorn im Auge. Viele hat er vertrieben und deren Land annektiert. Aber die Herrera Familie blieb ein standhafter Gegner. Juan (Gilbert Roland), der älteste Sohn der Witwe Herrera (Blanche Yurka) ist sogar in Vance verliebt. Doch Vance weiß, dass sie den Mexikaner nie heiraten wird, da der Vater mit Enterbung droht, wenn der zukünftige Schwiegersohn nicht seinen Erwartungen entspricht. Ausserdem ist Juan nicht der Mann, mit sie die riesige Ranch in Zukunft regieren kann. Vance ist ebenso besessen von Macht und Reichtum wie ihr geliebter Vater. Eines Tages taucht bei einem Fest der notorische Spieler Rip Darrow (Wendell Corey) auf. Der junge Mann ist zudem der Erbfeind von T. C. , der einst den Besitz der Darrows aufgekauft und nach der Meinung von Darrow jr. den Tod des Vaters mitverschuldet hat. T. C. will den ungebetenen Gast sofort vor die Tür setzen, doch Vance rettet die Situation und tanzt mit Rip Darrow. Beide verlieben sich ineinander. Als T. C. Rip 50.000 Dollar anbietet, wenn er die Finger von Vance lässt, willigt dieser ein. Er macht mit dem Geld eine Bank in der Stadt auf. Dennoch ist die Leidenschaft zwischen Vance und Rip immer noch zu spüren, auch wenn Vance von Hass erfüllt ist. Noch schlimmer wird die Situation für Vance, als der Vater bei einer seiner Reisen eine Freundin (Judith Anderson) mit auf die Ranch bringt....



Dies und andere dramatische Ereignisse führen zum Bruch der einst so starken Vater und Tochter Bindung. Die komplizierte Familiengeschichte mit exzessiven bis selbstzerstörerischen LiebeHass Beziehungen wurde an der Kasse kein Erfolg. Vermutlich weil alle bekannten und beliebten Westernmotive hier fehlen. "Farm der Besessenen" ist eher ein neurotisches Drama um eine sehr stark Frau mit einer genauso starken Vaterfigur. Barbara Stanwyk war ja auf diesen Typus irgendwie schon festgelegt und unvergessen bleibt sie in der Rolle der manipulativen Gattenmörderin Phillis mit billiger blonder Perücke. Auch John Huston passt perfekt als selbstgerechter Halbgott des alten Westens. Die Figuren und die Handlungen sind aber manchmal etwas überzeichnet. Was man dem Film aber zugute halten muss ist die Tatsache, dass keiner der Hauptprotagonisten wirklich sympathisch dargestellt wird.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Nacht in der Prärie

























Regie: Robert Wise

Gun Man...

 "Nacht in der Prärie" von Hollywood-Regisseur Robert Wise entstand 1948 und gehört zu den Western im Noir-Stil,  zu denen auch Klassiker wie "Ritt zum Ox-Bow (William Wellmann, 1943), "Winchester 73" (Anthony Mann, 1950) oder "Colorado Territory" (Raoul Walsh, 1949) gehören. Auch der 1947 entstandene Raoul Walsh Western "Verfolgt" ist sehr von der schwarzen Serie geprägt, nicht nur weil sein Hauptdarsteller Robert Mitchum einer der unsterblichen Helden des Noir wurde. Ein Jahr später verpflichtete ihn die RKO  für "Nacht der Prärie" -  Mitchum war einfach perfekt für diesen Typ Westerner, der ein geheimnisvolle Vergangenheit hat und dessen Schicksal in einem psychologischen Licht erscheint. Doch "Nacht in der Prärie" ist leider in Vergessenheit geraten. In Deutschland war der Western auch als "Gun Man" bekannt und im Original heißt er "Blood on the Moon".
Schon die ersten Bilder sind düster angehaucht, wenn der Reiter (Robert Mitchum) irgendwo aus dem Nirgendwo erscheint und durch den Regen reitet. Er schlägt ein Nachtlager in der Prärie auf und will einfach nur noch schlafen. Doch die Erde fängt an zu beben und in der Ferne sind donnernde Hufe zu hören. Er kann sich in letzter Sekunde auf einem Baum retten, unter ihm eine Rinder-Stampede. Er hat nun sein Hab und Gut verloren und die Cowboys, die dafür verantwortlich waren, entschuldigen sich bei ihm und laden ihn auf eine Tasse heißem Kaffee in ihrem Lager ein. Dort stellt sich der Fremde als Jim Garry vor und lernt den Rancher John Lutton (Tom Tully), dem die Rinderherde gehört. Dieser erzählt von seinem Streit mit dem neuen Verwalter des Indianerreservats Jake Pindalist (Frank Faylen), der ihm nun die Weiderechte auf Indianergebiet untersagt.  Und man hätte auch Revolverhelden angeheuert, um den finsteren Plänen die Rancher zu verteiben Nachdruck zu verleihen. Lutton misstraut Jim und auch dessen Töchter Carol (Phillis Thaxter) und Amy (Barbara Bel Geddes) betrachten den Fremden argwöhnisch. Jim Carry reitet weiter, sein Ziel ist das kleine Nest Sundust, dort lebt sein Freund Tate Riling (Robert Preston). Der verspricht ihm einen lukrativen Job, wenn Jim ihn bei seinen Plänen unterstützt, doch schnell merkt Jim, dass sein Freund gemeinsame Sache mit Pindalist macht. Jims Gewissen meldet sich und bald muss er sich entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte...



Auffallend ist die anhaltende Schlecht-Wetter Atmosphäre und die düstere und schwere Machart, dies alles ist natürlich sehr Noir-nah und wenn man das auf das Seelenleben des Helden überträgt, dann erkennt der Zuschauer in Robert Mitchums Figur Jim Carry natürlich einen Entwurzelten Mann, der auf der Suche ist. Auch die Regie von Wise ist gekonnt und präzise. Wie in "Verfolgt" von Raoul Walsh ist auch hier eine ausgefeilte Licht- und Schatten-Technik mit markanten Kontrasten zu erkennen.  Die tragende Frauenrolle wird von der jungen Barbara BelGeddes gespielt, die erst 30 Jahre später durch die TV-Serie "Dallas" weltberühmt werden sollte.


 
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.