Mittwoch, 8. Februar 2017

Der andalusische Hund

























Regie: Luis Bunuel

Surreales Bilderrätsel....

Das Regiedebüt von Luis Bunuel war eine Gemeinschaftsarbeit mit seinem Freund Salvador Dali und dauert nur 16 Minuten. Einer der ganz wenigen Kurzfilme, die enormen Einfluß auf das Kino hatten und sich vor allem mit einem Bild in das Unterbewusstsein gegraben hat. Im Prolog schärft ein Mann (Pierre Batcheff) sein Rasiermesser - dann ein kurzer Blick aus dem Fenster: Eine Wolke zieht vor dem Vollmond vorbei - eine Frau (Simone Mareuil) sitzt auf einem Stuhl. Der Mann schneidet ihr dann mit einem Rasiermesser durchs Auge. Dieser aufgeschlitze Augapfel. Das Auge aus der berüchtigten Rasiermesserszene stammt laut Luis Bunuel von einem toten Kalb. Wenn ich mich recht erinnere, hat Pier Paolo Pasolini in seinem Skandalfilm "Salo - die 120 Tage von Sodom" eine ähnliche Szene gezeigt.
Vor dem Film erscheint ein Text auf der Leinwand: "Jedes Bild, jeder Gedanke, der in den Mitarbeitern aufstieg, wurde sofort wieder verworfen, wenn er aus der Erinnerung oder aus ihrem Kulturmilieu stammte oder wenn er auch nur eine bewußte Assoziation mit einem früheren Gedanken hatte. Bunuel und Dali wollten nur Bilder, die auch bei gründlichsten Untersuchungen keine Erklärungsmöglichkeiten mehr anbieten konnten. Moral und Vernunft sollen dadurch aufgehoben werden. Es herrscht das irrationale und surreale Geheimnis. Ein Inhalt kann daher auch nicht richtig beschrieben werden. Die 16 Minuten sind in vier Zwischentitel unterteilt:
1. Acht Jahre später
2. Gegen drei Uhr morgens
3. Vor 16 Jahren
4. Im Frühling
...dort ist das Liebespaar am Ende dann bis zur Brust im Sand eingegraben.
"Ein andalusischer Hund" war er erste surrealistische Kinoerfolg. Bunuel wollte natürlich durch die Art der Erzählung den bürgerlichen Zuschauer irrietieren und erschrecken. Bis heute ist der Einfluss des Surrealismus im  Film präsent. Neben diesem 16 minütigem Bilderrätsel gilt vor allem die ein Jahr später enstandene weitere Zusammenarbeit "Das goldene Zeitalter" von Bunuel und Dali als bedeutendster Filmbeitrag des Surrealismus. Ähnliche Motive finden sich aber im Spätwerk von Bunuel (Die Milchstraße, Der diskrete Charme der Bourgeouisie) oder bei den Werken der Regisseure David Lynch, David Cronenberg, Gaspar Noe oder in einigen Werken der Japaner Sion Sono und Takashi Miike.


Bunuel und Dali kannten sich bereits seit ihrer Studienzeit in den 20ern. Bei einem Treffen erzählten sie sich gegenseitig zwei ihrer Träume. Bunuel träumte von einer langgezogenen Wolke und einem Vollmond und einer Rasierklinge, die ein Auge zerschnitt. Dali sah in seinem Traum eine Hand, die voll mit Ameisen war. Bekannt wurde auch die Szene, indem ein Mann ein Mädchen verfolgt und in einem Zimmer plötzlich zwei Seile ergreift. An diesen Seilen hängen Korkplatten, Melonen, zwei Geistliche und zwei Konzertflügel, auf dem zwei verwesende Eselskadaver liegen.
Aus Angst vor den wütenden Reaktionen des Publikums hatte Buñuel bei der Pariser Premiere des Films seine Taschen vorsorglich mit Steinen gefüllt. Das Premierenpublikum reagierte jedoch überraschend wohlwollend. Sehr entspannt also, was man dann von der Premiere von "Das goldene Zeitalter" nicht mehr sagen konnte.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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