Freitag, 29. Juni 2018

Nur die Sonne war Zeuge

























Regie: Rene Clement

Eiskalter Tom Ripley....

Zwei Filme von Rene Clement wurden mit dem Oscar als bester fremsprachiger Film ausgezeichnet: 1951 mit "Die Mauern von Malapaga" und zwei Jahre später "Verbotene Spiele", sein wahrscheinlich bekanntester Film. Sein bester Film ist aber für mich der 1960 entstandene "Nur die Sonne war Zeuge" (Originaltitel: Plein Soleil), der nach dem Roman "Der talentierte Mr. Ripley" von Patricia Highsmith entstand. Die war zwar von der Darstellung des jungen Alain Delon extrem fasziniert, war aber dennoch enttäuscht, dass Regisseur Clement das Ende abänderte und Ripley im Film am Ende des Mordes überführt wird. Im Roman kommt der eiskalte Killer ungestraft davon. Aber auch das amerikanische Remake aus dem Jahr 1999 mit Matt Damon als Tom Ripley macht einige Abweichungen und hält sich nicht strikt an die Highsmith-Vorlage.
Jedenfalls ist die Darstellung von Alain Delon auch heute noch eine Wucht, perfekt spielt er seine Figur, die nach Identität sucht, weil er völlig leer ist . Leer aber unheimlich attraktiv und darüberhinaus eine fiese skrupellose Ratte. Ein bisschen ist in der Figurenkonstellation zwischen Tom Ripley und dem reichen Philippe Greenleaf (Maurice Ronet) noch die homoerotische Komponente zu spüren, die der Roman aufwarf. Jedenfalls ist es schwer nachzuvollziehen, warum der reiche Müßiggänger und Millionärssohn so sehr darauf erpicht ist Tom Ripley in seiner Nähe zu belassen. Dieser ist nach Italien gereist, weil er von Philippes Vater engagiert wurde den verlorenen Sohn wieder heim in die Vereinigten Staaten zu bringen. Als Belohnung für seine hoffentlich erfolgreichen Dienste soll Tom Ripley 5.000 Dollar bekommen. Doch Philippe denkt gar nicht daran, dass Dolce Vita im sonnigen Italien zu beenden. Stattdessen verbringt er die Zeit mit Tom und lässt den spüren, dass er das große Geld hat. Ripley findet sofort Gefallen an diesem Leben, denn so leben wie Philippe wäre ein echter Traum. Viel Geld und dazu noch die schöne Freundin Marge (Marie Laforet). Obwohl Marge lieber mit ihrem Philippe alleine eine Bootsfahrt machen würde, nimmt dieser Anhängsel Tom mit. Der wird von Philippe an Bord reichlich schikaniert und auch bloßgestellt. Doch auch Tom distanziert sich nicht aus diesem Umfeld. Im Gegenteil: Nach einem Streit will Marge an Land gebracht werden und dadurch sind die beiden "Freunde" alleine an Bord. Hier will Philippe Tom auf den Zahn fühlen, er hat bemerkt, dass dieser gerne in die Rolle des Millionärs schlüpft und auch gerne in dessen Klamotten. Tom Ripley erzählt Philippe, dass er schon lange einen Plan habe und in einem Überraschungsmoment sticht er Philippe ein Messer ins Herz. Er beschwert die Leiche mit einem Anker und wirft sie über Bord. Dann nimmt der die Identität des Toten an. Freddie Miles (Billy Kearns), ein etwas aufdringlicher Bekannter von Philippe, kommt Tom aber langsam auf die Spur und so bleibt diesem nichts anderes übrig als einen zweiten Mord zu begehen...





Dadurch schaltet sich die Kripo unter der Leitung von Inspektor Riccordi ein, der von Erno Crisa gespielt wird. Der verdächtigt zunächst den verschwundenen Philippe Greenleaf. Zumindest hätte er ihn gerne verhört, aber Tom Ripley weiß es zu verhindern, indem er mit der Identität des Toten immer wieder seinen letzten Aufenthalt verlässt und so selbst für Philippes Freundin Marge Philippe langsam zum Phantom wird.  Als "Substitute" für den nicht anwesenden Philippe bietet sich natürlich Tom als Seelentröster für die traurige Freundin an. Und auch dieser Plan scheint zu funktionieren. Doch Clement wollte nicht, dass am Ende der Verbrecher belohnt wird. Daher lässt er den durchtriebenen Tom Ripley auffliegen. Beim Verkauf von Philippes Boot siegt die Moral. Vielleicht wäre das Romanende besser gewesen, wer weiß es schon. Dennoch hat Clement mit dem charmanten Schurken Delon einen echten Klassiker des Kriminalfilms geschaffen. In der herrlichen Sommeratmosphäre Italiens und einer bestechenden Postkartenidylle hat Clement einen ganz dunklen Punkt hineingesetzt und täuscht mit der Sonne den Zuschauer. Dieser wird mit einem bösen Plan konfrontiert, mit dem der schöne Mörder sein mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren versucht. Die tollen Kameraeinstellungen sind von Henri Decae geschaffen worden. In einer Sequenz am Anfang ist die junge Romy Schneider zu sehen.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Oliver Twist

Regie: David Lean

Das Schicksal eines Findelkinds...

Lange vor Steven Spielberg galt David Lean als der erfolgreichste Regisseur des Kinos. Mit "Die Brücke am Kwai", "Lawrence von Arabien" und "Doktor Schiwago" schuf er Kinohits für die Ewigkeit. Filme, die immer noch zu den erfolgreichsten aller Zeiten gehören und auch viele Jahre danach im Kino wiederaufgeführt wurden. Lean wurde dadurch ein ausgemachter Experte für Monumentalfilme, wie auch seine Alterswerke "Ryans Tochter" und "Reise nach Indien" beweisen. Der David Lean der frühen Jahre darf dabei aber nie unterschlagen werden. Denn in den 40er Jahren schuf er drei Filme, die allesamt zu den besten britischen Filmen aller Zeiten zählen. 1945 drehte er nach einem Bühnenstück von Noel Coward die Liebesromanze "Begegnung". Danach wandte er sich dem großen britischen Schriftsteller Charles Dickens zu. Er drehte den faszinierenden "Geheimnisvolle Erbschaft" und dafür gabs auch gerechterweise 2 Oscars (Schwarz-Weiß Kamera Guy Green und fürs beste Szenenbild). Für mich die beste Dickens-Verfilmug überhaupt. Aber dennoch steht der zwei Jahre später reailsierte "Oliver Twist" auf gleicher qualitativer Höhe. Eigentlich auch ein klarer Oscar-Anwärter, wie sich spätestens 1969 in der Oscarnacht herausstellte, denn die Musicalversion des Romans, den Carol Reed gedreht hatte, erwies sich mit 6 Oscarsiegen bei 12 Nominierungen als großer Gewinner. Lean wurde dieser Triumph völlig verweigert - es gab keine einzige Oscarnominierung für seinen "Oliver Twist". Dabei ist er in seiner ursprünglichen Fassung, die endlich auf DVD erschienen ist, sogar noch ein bisschen besser als die eh schon hervorragende Version von Roman Polanski aus dem Jahr 2005 mit einem exzellenten Ben Kingsley als Fagin.
Der spielte genauso gut wie der brilliante Alec Guiness. Doch der war mit seiner Verkörperung des Juden Fagin stark in die Kritik geraten. Man warf auch dem Regisseur Antisemitismus vor. Dieser hielt dagegen, dass er eben sehr werktreu inszenierte und sich an die Illustrationen von Charles Dickens Zeichner Cruikshank hielt. In den USA konnte der Film nur deshalb die Freigabe erhalten, weil er um 12 Minuten gekürzt wurde. Alles Szenen, in den Fagin im Mittelpunkt stand. In Deutschland wurde der Film noch wesentlich stärker verstümmelt als in den USA. Dort fielen gleich 20 Minuten Film der Schere zum Opfer. Sicherlich ist dies einer der Gründe warum "Oliver Twist" in all den Jahren nie zum absoluten Meisterwerk erkoren wurde. Erst nach 52 Jahren konnte das deutsche Publikum sich ein richtiges Bild von Leans "Oliver Twist" machen.
Schon die ersten Szenen stimmen den Zuschauer auf die düstere Atmosphäre des gesamten Films ein, denn in einer Gewitternacht sucht eine hochschwangere junge Frau (Josephine Stewart) Zuflucht im Pfarrhaus. Dort stirbt sie nach der Geburt eines Jungen, die Hebamme (Deirdre Doyle) entwendet die Kette der Toten. Der Kirchenvorsteher Mr. Bumble (Francis L. Sullivan) sorgt dafür, dass der Junge den Namen "Oliver Twist" bekommt und ins Waisenhaus in die Obhut der sehr strengen Mrs. Corney (Mary Clare) kommt. Die Kinder im Waisenhaus hungern und als Oliver mit seinem Teller nach vorne geht und nach "mehr Essen" fragt, wird er kurzerhand in die Obhut des Leichenbestatters Mr. Sowerberry (Gibb McLaughlin9 gegeben. Dort bekommt der Junge zwar mehr zu Essen, aber er ist den fiesen Schikanen des älteren Lehrlings Noah Claypole (Michael Dear) ausgesetzt.
Als dieser auch noch seine Mutter beleidigt, verprügelt der kleine Oliver seinen großen Peiniger - er wird in den Kohlekeller eingesperrt. Doch es gelingt ihm die Flucht. Allein und mittellos läuft er 7 Tage - dann erreicht er London. Dort angekommen wird der Straßenjunge Artful Dodger (Anthony Newley) auf den Jungen aufmerksam. Er stellt ihn seinem Meister Mr. Fagin (Alec Guinness) vor, der viele elternlose Jungs als Taschendiebe für sich arbeiten lässt. So lernt der Junge die Kunst des Stehlens, doch er wird bei einem der Beutezüge erwischt. Statt eine Anzeige zu machen, nimmt der freundliche Mr. Bronlow (Henry Stephenson) den Jungen auf. Der erfährt dort durch den älteren Herrn und dessen Haushälterin Mrs. Bedwinn (Amy Veness) zum ersten Mal so etwas wie Zuneigung. Als der Junge für seinen Ersatzvater etwas in der Stadt erledigen soll, wird er von Nancy (Kay Walsh) und dem Ganoven Bill Sykes (Robert Newton) gesehen, die in dem Jungen mit den feinen Kleidern sofort den "Neuen" von Fagin erkennen und ihn wieder in das Versteck der Diebe bringen. Bald wird die gutmütige Nancy aber von Schuldgefühlen geplagt. Sie will Kontakt mit Bronlow aufnehmen, der nach Oliver sucht...





Am Ende fügt sich das Schicksal des Waisenjungen natürlich ein bisschen wie im Märchen zum Guten, aber das ist Charles Dickens - und der lieferte in seinen Büchern aber immer genügend von sozialer Sprengkraft. So auch hier in "Oliver Twist". Und David Lean erweckt auch durch ein klasse Schauspieler-Ensemble die Figuren des Romans zum Leben. Neben Alec Guinness ist es vor allem auch Robert Newton als der brutale Sykes, der hier eine große Darstellerleistung beweist. Er hat mit seinem Hund sogar mit die besten Szenen des Films. Etwa dann wenn er ausser sich vor Zorn und nicht mehr steuerbar seine Geliebte auf grauenhafte Weise tötet, so dass sein treuer Hund sogar das Weite suchen will und das Tier noch stundenlang am ganzen Körper zittert. Er will diesen dann auch ertränken, doch der läuft weg und bringt am Ende die Polizei und den ganzen aufgebrachten Mob zum Versteck der Diebe. Lean hat dieses wunderbare Buch filmisch grandios umgesetzt - vor allem die düstere, klaustrophobische Stimmung ist allgegenwärtig und macht den Film zum düsteren Meisterwerk in der Kategorie der Literaturverfilmungen. Die Schauplätze wie das Armenhaus, die Werkstatt des Leichenbestatters, der verdreckte Dachboden, wo Fagin mit seinen Jungen haust oder die Schenke um die Ecke - alles ist bis ins kleinste Detail den Beschreibungen von Charles Dickens nachempfunden. "Oliver Twist" wurde vom Britischen Filminstitut auf Platz 46 der besten britischen Filme aller Zeiten gewählt. Der kleine Oliver Twist wurde von John Howard Davies gespielt.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Der Pakt mit dem Teufel

























Regie: Rene Clair

Faust und Mephisto...

Der Fauststoff wurde schon sehr oft verfilmt. Bereits 1903 durch den Filmpionier Georges Melies. In der Weimarer Republik entstand mit "Faust - eine deutsche Volkssage" 1926 eine der bekanntesten Verfilmungen durch Friedrich Wilhelm Murnau. Legendär auch die Verfilmung der Inszenierung am Hamburger Schauspielhaus mit Gustav Gründgens und Will Quadflieg im Jahr 1960. In den letzten Jahren versuchte sich sowohl Terry Gilliam mit "Das Kabinett des Dr. Parnassus" und auch Alexander Sokurow mit "Faust" an dem Stoff.
Die Geschichte ist uralt und bezieht sich auf Johann George Faust, der um 1480 bis 1541 lebte und ein wandernder Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager war. Seit dem 16. Jahrhundert wurde die Geschichte des Faust immer wieder aufgegriffen. Eigenschaften des Stoffes, die in den sehr unterschiedlichen versionen wiederkehren sind nicht nur sein Teufelspakt mit Mephistopheles und erotische Ambitionen, sondern vor allem sein Streben nach Wissen und Macht. Lange hielten sich die Vorstellungen von Faust als Scharlatan, doch im 18. Jahrhundert erhielt der Stoff eine literarische Aufwertung, weil man den menschlichen Zwiespalt zwischen Glauben und Wissenschaft immer mehr in den Mittelpunkt des Geschehens setzte. In einer religiös geprägten Welt sucht Faust durch sein Handeln eine soziale Anerkennung zu erlangen, ebenso strebt er einer starken Selbstverwirklichung. 1587 erschien die "Historia von D. Johann Fausten" durch den Buchdrucker Johann Spies - dort hat das Bündnis mit dem Teufel die Folge, dass Faust in die Hölle kommt. Ein negatives Faustbild also und eine starke Ermahnung in Gottesfurcht zu leben. Christopher Marlowe zog zwei Jahre später nach mit "Die tragische Historie vom Doktor Faustus" - auch hier strebt Faust nach Macht und verachtet theologische Grundsätze. Stattdessen verschreibt er sich der Magie und dem Teufel - das Ende ist wieder die Hölle, doch der englische Dramatiker hatte eine gewisse Sympathie für seine Figur.
Es war Johann Wolfgang von Goethe, dem es 1808 mit "Faust, der Tragödie erster Teil" gelang dem Stoff viel Pessimismus zu nehmen, hier bekam Faust ein zaghaft hoffnungsvolles Ende. Bis heute ist dieses Werk das wichtigste der gesamten Faustdichtung geblieben.
1950 kam mit Rene Clairs märchenhaftem Film "Der Pakt mit dem Teufel" eine Adaption voller Witz und Hintersinn in die Kinos. Die Dreharbeiten fanden in den Cinecitta Studios in Rom statt. Clair galt ja vor allem in den 30er Jahren als der Meister beschwingter und extrem leichter Komödien, die nie seicht waren. Er schaffte es sehr schnell zu den bekanntesten und wichtigsten französischen Filmemacher dieser Zeit aufzusteigen, ging dann einige Jahre nach Amerika. Dort hatte er Erfolg mit märchenhaften Filmen wie "Es geschah morgen" und "Meine Frau, die Hexe" - das Comeback im Heimatland gelang ihm 1947 mit "Schweigen ist Gold", einer liebevollen Hommage an die Pioniertage des Films. Nachfolgefilm war "Der Pakt mit dem Teufel", der von zwei hervorragenden Darstellern getragen wird: Gerard Philippe als Mephisto und Michel Simon spielt den alten alten Professor Heinrich Faust, der von seiner Heimatstadt geehrt wird als der Mann, der sein ganzes Leben der Wissenschaft untergeordnet hat. Im Alter bemerkt Faust aber, dass er auch auf vieles verzichtet hat, was das Leben lebenswert macht. Vor allem auf die Liebe und die Jugend kann man nun nicht mehr nachholen. Oder doch ? Im Fauststoff geht das schon und so bietet ihm der junge Mephistopheles einen unheimlichen und überirdischen Pakt an. Es braucht nur einen Tropfen Blut abzugeben als Unterschrift für den Pakt, mit dem er die Seele dem Teufel verkauft und überlässt. Der Diener des Teufels bietet dem alten Mann, der vermutlich bald sterben wird, ein neues Leben voller Liebe, Erkenntnis, Erfolg und Zufriedenheit an. Mit viel List gelingt das teuflische Werk. Dabei wird der alte Professor tatsächlich die Gestalt des jungen Mephisto annehmen und der schlüpft in die Gestalt des gebrechlichen Professors. Dies bringt zuerst viele neue Möglichkeiten mit sich. Die Liebe klopft an die Tür in der Gestalt zweier schöner Frauen. Zum einen verliebt sich das Zigeunermädchen Margarethe (Nicole Besard) in den jungen Faust, doch der hat auch Augen für die attraktive Fürstin (Simone Valere)...



In der Geschichte von Clair spielt auch Gold eine große Rolle. Mit Hilfe des Teufels gelingt es Faust aus Sand Gold zu machen, was dem Fürstentum einen großen Reichtum beschert. Clairs Variante bleibt aber immer amüsant und ironisch. Die düsteren Varianten, wie im bekannten Murnau Stummfilmklassiker, sind hier kein Thema. Dies heißt aber noch lange nicht, dass Clair die philosophischen Gedanken der Geschichte vernachlässigt hat. Sehr originell ist auch seine Idee, dass Michel Simon und Gerard Philippe im Laufe der Geschichte die Rolle tauschen, was dann auch am Ende einen sehr intessanten Plot ermöglicht.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Atemlos nach Florida

























Regie: Preston Sturges

Palm Beach Story....

"Atemlos nach Florida" von Preston Sturges heißt im Original "The Palm Beach Story" und entstand 1942, also kurz nach dem amerikanischen Eintritt in den 2. Weltkrieg. Obwohl Screwball-Comedy im klassischen Sinn, injizierte der Macher Preston Sturges in sein Arbei ein starkes Level an sozialer Kritik und politischer Satire, die ansonsten in anderen Klassikern dieses Genres kaum zu finden sind. Auch seine Frauen-Figuren sind sehr selbstbewusst, besonders sichtbar in "Die Falschspielerin" mit Barbara Stanwyk, die in ihrer weiblichen Aggressivität kaum zu stoppen ist, aber auch in "Atemlos nach Florida".  Hier spielt Claudette Colbert eine verheiratete Frau, die sich als sehr nutzlos empfindet, da sie ihrem Mann Tom (Joel McCrae)  bislang nur Pech brachte. Und nicht mal mit hausfraulichen Tugenden kann Gerry Jeffers glänzen. Sie kocht nicht gut, sie putzt nicht gerne und hat in ihrer Unterstützung versagt ihm zu Reichtum zu verhelfen. Nur in einem Punkt klappt es aber immer noch hervorragend: Sie lieben sich. Aber sie will ihm nun nicht länger im Weg stehen und hält die Scheidung für den klügsten Schritt. Auch die teure Wohnung müssen sie verlassen, da sie mit der Miete im Rückstand sind. Doch in Sturges Komödien tauchen immer mal wieder skurrile Typen auf. So bekommt Gerry von einem kauzigen Millionär, dem Wieni King (Robert Dudley), der die Wohnung als potentieller Käufer besichtigt, im Schlafzimmer das Geld für den Mietrückstand und noch ein bisschen mehr...damit kauft sie tüchtig Kleidung an, bevor ihr Mann nach Hause kommt. Der ist gleich eifersüchtig, denn er weiß, dass seine Gemahlin die Herren der Schöpfung um den Finger wickeln kann. Trotz der gegenseitigen Liebe...Gerry fasst den Entschluß nach 5 Jahren Ehe die Scheidung einzuleiten und flieht vor ihrem Tom in einer Nacht- und Nebelaktion in den Zug Richtung Florida. Dort will sie einen zweiten Eheversuch mit einem vermögenden Mann versuchen, der auch noch ihrem baldigen Ex Tom bei seiner Erfindung, die keiner will, finanziell unter die Arme greifen soll. Und schon im Abteil des Zuges trifft die entschlossene Gerry auf eine Jagdgesellschaft, die sich "The Ale and the Quail Club" - Millionäre, die mit ihren Hunden irgendwann in dieser Nacht noch im Schlafwagenabteil des Zuges auf Jagd gehen werden. Genau dort macht Gerry auch noch die Bekanntschaft mit John D. Hackensacker III (Rudy Vallee), einem der reichsten Männer Amerikas. Der fängt sofort Feuer, hat eine genauso reiche Schwester (Mary Astor), die ihre Lover ständig wechselt und derzeit mit einem Toto (Sig Arno) liiert ist. Natürlich reist Tom seiner Gerry nach und beim Wiedersehen gibt Gerry ihren Noch-Ehemann als ihren ledigen Bruder aus...



Dies führt natürlich zu Missverständnissen und der Zuschauer erhält Einblicke in eine dekadente Oberschicht, die so in Geld schwimmt, das der Verstand teilweise aussetzt. Claudette Colbert ist perfekt als starke Frau, die zwar noch nicht genau weiß, was sie wirklich will - aber ihren Plan mit Eifer und Hingabe verfolgt. Die Männerfiguren sind eher schwach, was man auch in der Beziehung von Maude, Prinzessin Centimilia und Schwester des reichen hackensacker mit ihrem Toto erkennen kann. Der wird von ihr regelrecht beherrscht und hat das zu tun, was die Lady will. Im Vorspann nimmt Preston Sturges die Ehe, die für immer hält, aufs Korn und zeigt sie nach 5 Jahren schon am Ende...im Grunde wegen banalen Dingen, obwohl man sich alles schwört in guten wie in schlechten Tagen. Dieses Bild wird am Ende wieder aufgenommen und total satirisch überspitzt. Der Schlußplot von "The Palm Beach Story" ist so absurd wie genial.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Der geheimnisvolle Doktor X

























Regie: Michael Curtiz

Killer und Kannibale...

In den 30er Jahren hatte Universal im Genre des Horrorfilms mit Publikumsrennern wie "Dracula", "Der Unsichtbare", "Frankenstein" oder "Frankensteins Braut" eindeutig an den Kinokassen die Nase vorn. Doch auch Warner Brothers versuchte mit innovativen Ideen in diesem Genre Hits zu produzieren. So setzte das Studio auf das Zwei-Farben-Technicolor Verfahren, einem Vorläufer des frühen Farbfilms. Die beiden Michael Curtiz Filme "Doctor X" (1932) und "Mystery of the Wax Museum" (1933) entstanden in diesem Zweifarbigen Technicolor-Prozess, was den Erfolg noch erhöhen sollte. Beide Filme wurden Erfolge.
Michael Curtiz Inszenierung setzte aber nicht nur auf dieses neue Verfahren, denn sein "Doctor X" (Deutscher Titel: Der geheimnisvolle Doktor X) gefällt auch durch die dichte Inszenierung und unheimliche Locations in der Hafengegend von New York City. Immer wenn es Vollmond ist, dann schlägt ein brutaler Killer zu. Die Zeitungen sprechen von den "Mondmörder", der unschuldigen Frauen auflauert und sie dann tötet. Die Leichen sind entstellt, es wurden Organe und Körperteile entnommen, alles wirkt wie wenn auch Kannibalismus stattgefunden hätte und die wenigen Zeugen, die es gibt, beschreiben ein schrecklich entstelltes menschliches Wesen als den Mörder. Damit sucht die Polizei um Kommissar Stevens (Robert Warwick) und Detective O´Halloran(Willard Robertson) ein echtes Monster. Natürlich ist auch die Presse dem Mörder auf der Spur, besonders der etwas linkische Reporter Lee Taylor (Lee Tracy) lässt nicht locker - er will als erster die Exklusivstory über den fiesen Killer und daher ist er auch immer dort zu finden, wo der nächste Mord geschehen könnte. Da in den Ermittlugen immer mehr vom Kannibalismus die Rede ist, führt die Spur in das Institut von Dr. Jerry Xavier (Lionel Atwill), dessen Mitarbeiter - alles Wissenschaftler - sich mit Kannibalismus beschäftigen. So sind also diese Männer, Dr. Wells (Preston Foster), Dr. Duke (Harry Beresford), Dr. Rowitz (Arthur Edmund Careve) und Dr. Haines (John Wray) allesamt potentielle Verdächtige. Selbst Xavier, der Leiter des Insttituts. Immerhin kann Xavier bei der Polizei einen Aufschub von 48 Stunden erwirken, bis der Verdacht gegen einen Mitarbeiter des Instituts publik wird. In dieser Zeit wil Xavier den Mörder unter seinen Mitarbeitern selbst ermitteln. Damit bringt er aber nicht nur sein Dienstmädchen Mamie (Leila Bennett) in Gefahr, auch seine Tochter Joan (Fay Wray) könnte Opfer eines unbändigen Killers werden...





Dieser Film entstand noch vor Fay Wrays Durchbruch mit dem unverwüstlichen Klassiker "King Kong und die weiße Frau" - damit erlangte die Schauspielerin nicht nur Weltruhm, sondern sie wird als die erste Scream-Queen des Genres geführt. Natürlich ist die Farbe des Films etwas gewöhnungsbedürftig, denn dieses frühe Technicolor-Verfahren konnte kein Blau darstellen. So dominieren die Grün- und Brauntöne, aber interessanterweise ergibt dies im Gesamten ein faszinierendes Licht- und Schattenspiel, dass sehr gut zur Gruselatmosphäre der Geschichte passt.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.