Montag, 29. Juni 2015

Die endlose Nacht


















Regie: Will Tremper

Die längste Nacht...

Nebel über Tempelhof:  "Wegen schlechter Wetterlage müssen heute alle Flüge nach Westdeutschland ausfallen. Ebenso ist vor Morgen früh nich tmit Landungen in Berlin-Tempelhof zu rechnen. Die nächste Durchsage erfolgt morgen früh" Auf jedem anderen Flughafen der Welt würde eine solche Durchsage zwar Ärger verursachen, aber es gäbe immerhin Ausweichmöglichkeiten. Man könnte alternativ mit der Bahn fahren, man könnte den nächstgelegenen Flughafen benutzen. In Berlin des Jahres 1962 gab es diese Möglichkeiten nicht. Berlin, eine Metropole mit 2,2 Millionen Einwohnern, hat nicht mehr als 10 Bahnverbindungen am Tag und zwischen Berlin und Westdeutschland liegt das Gebiet der DDR, das nicht jeder gefahrlos durchqueren kann. Nebel über Tempelhof, das bringt für eine Reihe von Fluggästen schwere Probleme mit sich.
Da wäre der alternde Schauspieler Emil Stoltmann (Fritz Remond), der in Hannover ein Engagement als "King Lear" hat, aber nun in einer verzweifelten Situation steckt. Ohne Wissen seines Intedanten ist er mal schnell nach Berlin geflogen wegen einer kleinen, aber doch lukrativen Hörspielrolle. Und nun muss er erkennen, dass er zur nächsten ausverkauften Shakespeare-Vorstellung gar nicht in Hannover sein kann.
Auch der junge Geschäftsmann Wolfgang Spitz (Harald Leipnitz) hält sich im Flughafengebäude auf, mit dabei seine attraktive Geliebte Lisa (Karin Hübner), die sogar den teuren Pelzmantel von Frau Spitz trägt - sie soll dafür sorgen, dass der erwartete Geschäftspartner aus Frankfurt anbeißt und für Spitz Kohle locker macht. Die braucht er auch dringend, denn der Mann steht mit einem Bein im Knast. Er hat Wechsel, die morgen früh fällig sind und darüberhinaus mit falscher Unterschrift versehen. Die letzte Rettung scheint der gelandete Großspediteur Schreiber (Paul Esser) zu sein, denn der scheint auf Lisa ein Auge geworfen zu haben.
Chefmonteur Ernst Kramer (Walter Buschhoff) sollte eigentlich nach Karatschi fliegen, doch der auferlegte Aufenthalt erweckt in ihm die Idee nochmals in die Stadt zu fahren und seine Geliebte Mausi (Korinna Rahls) zu besuchen, Frau Kramer (Gerda Blisse) ist natürlich vom Doppelleben des Gatten völlig ahnungslos. Eine weitere Ehe auf dem Prüfstand:. Mascha (Louise Martini) will mit ihrem italienischen Geliebten Renzo (N. Sokatscheff) vom Ehealltag türmen, doch ihr Mann (Werner Peters) ist schon im Anmarsch mit den Kids. Die junge Filmschauspielerin Sylvia Stössl (Hannelore Elsner) zieht die Augen der Männerwelt auf sich. Der Mann am Schalter schwärmt für sie, ebenso stellen ihr einige Halbwüchsige im Flughafengebäude nach. John McLeod (Bruce Low) ein Geschäftsmann aus Kenia flirtet immer mehr mit der hübschen Juanita (Alexandra Stewart) ,die am Flughafenschalter arbeitet. Die beiden fangen an zu träumen. Zwischendurch tauchen Gaststars wie Mario Adorf oder Wolfgang Neuss auf. Ein musikalischer Break in der Mitte des Films wird von der polnischen Sängerin Wanda Warska und dem Andrzej Trzaskowksi Quintett mit einem atmosphärisch dichten jazzigen BlueNote Song bestritten...


 es sind stimmungsvolle Impressionen am Flughafen, die jeweils Momentaufnahmen zeigen und auch ganz schnell wieder der Vergangenheit angehören. Will Tremper hat dies großartig in Szene gesetzt und "Die endlose Nacht" wirkt wie ein Film der Nouvelle Vague. Alle Einzelheiten sind miteinander verflochten und überschneiden sich in ihrem zeitlichen Ablauf. Es ist aber kein Episodenfilm, wie man meinen könnte, sondern eine kühl inszenierte Geschichte über eine Gruppe von Menschen, die alle eine Nacht lang im selben Gebäude warten müssen, weil sie an der Weiterreise gehindert werden. Gemeinsamkeit auf so eine zufällige Weise ist dabei eher eine Illusion, die besonders deutlich beim Flirt von McLeod und Juanita gemacht wird. Man träumt sogar von der großen gemeinsamen Zukunft, doch man geht am Ende - da plötzlich eine in einer Maschine ein Platz nach Kenia frei wird - ohne Abschied auseinander.
Regisseur Will Tremper wurde durch seine Dreuhbücher für "Die Halbstarken" (Regie: Georg Tressler) und "Nasser Asphalt" (Frank Wisbar) bekannt. 1961 inszenierte er mit "Flucht nach Berlin" seinen ersten Film. Es folgte "Die endlose Nacht", der zwar heute etwas in Vergessenheit geraten ist, aber damals 4 deutsche Filmpreise abräumte. Hans Jura bekam das goldene Filmband für seine exzellente schwarz-weiß Kameraarbeit, Harald Leipnitz wurde als bester Darsteller ausgezeichnet. Peter Thomas gewann Gold für die Beste Filmmusik und der Film selbst wurde mit dem Filmband in Silber honoriert. Ein Jahr später errang Tremper beim deutschen Filmpreis Drehbuchgold für "Verspätung in Marienborn". 1964 machte er sogar eine Stippvisite bei Edgar Wallace. Das Script zu "Zimmer 13", einem sehr guten Exemplar der Filmreihe, geht auf sein Konto. Interessanterweise wurde es danach leider sehr still um ihn.
Aus heutiger Sicht muss man diesen Film sicherlich zu den ganz großen deutschen Filmen der 60er Jahre zählen.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 25. Juni 2015

Berlin Alexanderplatz


























Regie: Piel Jutzi

Frank Biberkopf....

"Berlin - Alexanderplatz" ist ein 1931 inszenierter Spielfilm von Piel Jutzi. Die Geschichte über den Verlierer Franz Biberkopf basiert auf dem zwei Jahre zuvor erschienenen gleichnamigen Roman von Alfred Döblin. Jutzis Film ist somit einer dieser faszinierenden frühen Berlin-Filme, zu denen auch Walter Ruttmanns "Berlin - Sinfonie einer Stadt", "Asphalt" von Joe May oder "Menschen am Sonntag" von Robert Siodmak zählen. Die Initiative für die Verfilmung ging vom späteren Hauptdarsteller Heinrich George aus.
Leider fiel auch die Produktion des Films in die Zeit vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Es fehlen daher - anders als im Roman - die konkreten Hinweise auf Politik, Homosexualität, jüdische Themen sowie Franzs Zeit als Zuhälter - mit dem diabolisch wirkenden Happy End am Schluß wollten die Macher Probleme mit der Filmzensur zuvorkommen.Der Film beginnt als Franz Biberkopf (Heinrich George) aus dem Gefängnis Berlin-Tegel entlassen wird. Dort hat er vier Jahre wegen dem Affektmord an seiner ehemaligen Freundin gesessen. Es war Trunkenheit mit dabei und auch seine aufbrausende Art begünstigten diesen Unglücksfall, der dann tragischerweise zum Totschlag führte. Nun will er aber - nur bepackt mit einem kleinen Koffer - seine zweite Chance ergreifen und ein neues Leben anfangen. Dazu braucht er Arbeit und Wohnung. Doch der naive Mann, der wie ein gutmütiger Bär wirkt, hat große Schwierigkeiten wieder ins Leben zurückzufinden. Der Koffer wird ihm von einem Penner gestohlen. Ziellos treibt er sich in den Lokalen rum. Dort trifft er auf den smart wirkenden Ganoven Reinhold (Bernhard Minetti), der sofort Verwendung für Franz hätte. Ihm gefällt Franzs körperliches starkes Erscheinungsbild. Doch zuerst ist Franz wenig an einer Zusammenarbeit mit Kriminellen interessiert. Er will auf ehrliche Weise Geld verdienen. Im Umfeld von Reinhold ist auch Franzs neue Freundin Cilly (Maria Bard). Die soll dafür sorgen, dass Franz in die Gang von Reinhold einsteigt. Doch die beiden verlieben sich ineinander und so ist auch Cilly eher daran interessiert, dass ihr Franz sauber bleibt. So steht er tagsüber als Straßenhändler am Alexanderplatz und versucht mit seinem großen Mundwerk seine Ware an den Mann zu bringen.Unter falschen Vorwand gelingt es Reinhold dennoch den unbedarften Franz bei einer verbrecherischen Aktion mitzuschleppen. Franz merkt erst sehr spät, was gespielt wird. Als er protestiert, wird er von der Gang aus dem Auto geworfen. Bei dem Unfall verliert Franz seinen Arm, schweigt aber über die Vorkomnisse. Nach dem Krankenhausaufenthalt macht er Bekanntschaft mit Sonja (Margarete Schlegel), die mit einem blinden Begleiter in den Hinterhöfen von Berlin melancholische Lieder singt. Da Cilly verschwunden scheint, bandelt er mit Sonja an und nennt sie liebevoll "Mieze". Nun will Franz auch gegenüber Reinhold kapitulieren und entscheidet sich für die Zusammenarbeit mit dem Schurken. In der Folgezeit kommt er durch die verbrecherischen Aktivitäten zu Wohlstand, zieht mit "Mieze" zusammen und wieder ist es Reinhold, der seine zerstörerische Mentalität das Leben von Franz aus der Bahn wirft...


 Piel Jutzi wurde für sein sozialkritisches Drama "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" sehr gelobt. Der Nachfolger "Berlin Alexanderplatz" kam bei der zeitgenössischen Kritik nicht ganz so gut weg. Man vermisste einige von Biberkopfs wichtigen Eskapaden, die im Film gar nicht erst vorkommen. Im Unterschied zu Döblins Vorlage entschied sich Jutzi auch für einen chronologischen Ablauf der Geschichte. Er setzte vor allem auf Hauptdarsteller Heinrich George, der eine phantastische Darstellerleistung des Verlierers abgibt. Der naive wie impulsive Protagonist wird von ihm in großartiger Weise zum Leben erweckt. Kraftvoll, authentisch und auf den Punkt gebrachten Sympathieträger, mit dem sich das Publikum irgendwie sehr stark identifizieren kann...es ist eine beeindruckende Charakterdarstellung, die bis zur letzten Einstellung - wieder als Marktschreier auf dem Alexanderplatz - immer faszinierend bleibt. Es ist die Geschichte des kleines, gestrauchelten Mannes, der aber die Fähigkeit hat immer wieder aufzustehen und sogar aufrecht zu gehen. Im Jahr 1980 wagte sich Rainer Werner Fassbinder an eine ausufernde Fernsehfassung des expressionistischen Stoffes.Für mich einer der besten deutschen Filme der 30er Jahre und ein echter Filmklassiker.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Das Totenschiff


























Regie: Georg Tressler

Totentanz auf dem Ozean...

Der amerikanische Seemann Philip Gale (Horst Buchholz) verbringt die Nacht an Land im Amüsierviertel von Antwerpen. Am nächsten Tag bemerkt er, dass ihm seine Eroberung alles Geld gestohlen hat und auch die Papiere sind weg. Am Hafen angekommen, setzt sich sein Pech fort: Sein Schiff, die S.S. Tuscaloosa ist bereits vor dem vereinbarten Zeitpunkt ausgelaufen.
Ohne die erforderliche Seemannskarte stehen die Chancen sehr schlecht für eine neue Heue. Gale wird von der belgische Polizei abgeschoben und illegal über die Grenze nach Holland gebracht. Dort schlägt er sich per Anhalter in Richtung Marseille durch. Sehr oft gestaltet sich die Reise als anstrengender Fußweg, ganz nach dem Motto "Immer den Schienen nach". Auf seiner Reise lernt er die hübsche Mylene (Elke Sommer) kennen, die bei ihrer Mutter ganz nah an den Gleisen wohnt und dort bleibt er - sehr verliebt - eine Nacht hängen. Doch am anderen Morgen gehts weiter auf Wanderschaft in Richtung Küste und kommt irgendwann in Marseille an. Dort - so heißt es - ist es auch für Seeleute ohne gültige Papiere möglich - Arbeit zu finden. Sein Ziel ist es, von dort zurück in seine Heimat nach Amerika zu gelangen. Und tatsächlich findet er eine Heuer als Heizer auf derm Schiff "Yorikke" - mit Zielhafen Boston. Doch die Freude über eine baldige Rückkehr in die Staaten dauert nicht lange an. Die Versprechungen des 1. Ingenieurs Dils (Werner Buttler) sind Schwindeleien. Bevor Boston angelaufen wird, steht eine Route nach Griechenland an. Das kann Monate dauern - auf einem heruntergekommenen Schiff, mit wenig Lohn, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und mangelhafter Verpflegung. Doch bald gewöhnt sich Philip an den rauen Umgangston seiner Kameraden Martin (Helmut Schmid) oder Paul (Günter Meisner) Mit dem grobschlächtigen Heizer Stanislaw  Lawski (Mario Adorf) freundet er sich sogar etwas an. Von ihm erfährt er schließlich die düsteren Zukunftsaussichten des Schiffes. Die Yorikke sei ein Totenschiff mit dem Zweck demnächst gezielt zu sinden, da die wertlose Ware an Bord hochversichert ist...


 Georg Tresslers 1959 inszenierter Film "Das Totenschiff" entstand nach dem Roman "Das Totenschiff - die Geschichte eines amerikanischen Seemanns" von B. Traven, der 1926 erschien.  Zwei Themenstränge ergänzen sich zum Totenschiff als Bild vom untergehenden Spätkapitalismus: die Verdinglichung des Menschen zum Schatten seiner Pässe und Berechtigungsnachweise. Der lebenslange Emigrant Traven schuf wenige Jahre vor der geistigen Ausblutung Deutschlands und dem großen bürokratischen Völkermord ein Sinnbild der Opfer des Faschismus. Der zweite Themenstrang sind die unverändert aktuellen Profit-Praktiken der kapitalistischen Seefahrt.
Dicht und beklemmend wirkt die Geschichte eines Staatenlosen, dessen einziges Identitätsdokument, seine Seemannskarte, verloren gegangen ist und so macht der junge Held die Erfahrung ohne Papiere durch alle Maschen anerkannter gesellschaftlicher Zugehörigkeit zu fallen. Nur für einen Moment lang - in einer wunderschön inszenierten Liebesromanze mit Elke Sommer - scheint etwas Hoffnung zu entstehen, doch Philip Gate weiß, dass er als Seemann die See und nicht den Hafen bevorzugt.
Als Philip Gale kann der junge Horst Buchholz sein großes Talent beweisen. Er gibt der Figur des jungen, unangepassten Abenteurers sehr viel Glaubwürdigkeit. Lobenswert auch die atmosphärisch dichten Kamerabilder von Heinz Pehlke, die den Film zu einem der besten deutschen Genrefilme der 50er Jahre machten.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Freitag, 19. Juni 2015

Am Tag, als der Regen kam


























Regie: Gerd Oswald

 Mitglied der Panther Gang...

"Am Tag, als der Regen kam" heißt das populäre Lied von Dalida, das bekanntlich im Jahr 1960 ein Nr. 1 Hit in Deutschland wurde und Gerd Oswalds Film als Titelsong diente. Oswald emigrierte als 19jähriger im Jahr 1938 in die USA und machte in Hollywood Karriere. Er wählte den Umweg vom Darsteller zum Regisseur. Bekannt wurden seine Filme wie "Die blonde Venus" mit Anita Ekberg, "Falsches Geld und echte Kurven" mit Bob Hope, aber auch Krimis wie "Das war Mord mr. Doyle" mit der großartigen Barbara Stanwyck. Sein bester US-Thriller ist vielleicht der Noir-Farbfilm "Kuß vor dem Tode" mit einem fiesen Robert Wagner als Mörder seiner Freundin. "Am Tag, als der Regen kam" war seine erste Arbeit im Nachkriegsdeustchland. Obwohl der Film - anders als sein Song - sehr stark im Vergessenheit geraten ist, lohnt sich das atmosphärische Schwarz-Weiß Jugenddrama, auch wenn Gert Fröbe als Alkoholiker und Filmvater von Mario Adorf "Overacting" betreibt und er somit nicht an seine vielen starken Vorstellungen in anderen deutschen Filmklassikern herankommt.
Erzählt wird die Geschichte einer Jugendgang in Berlin. Die Mitglieder lauern in der Nacht auf Opfer. Ein Herr mit Limousine (Arno Paulsen) ist der nächste, der beraubt werden soll. Zu diesem Zwecke locken ihn die an der Straße stehenden Anhalterinnen (u.a. Elke Sommer) zum Anhalten. Natürlich springt er darauf an und nimmt die beiden Mädels mit (von denen sich Elke Sommers Freundin als Kerl entpuppt) und wird bald erkennen, dass ihm zwei Motorräder folgen. Er wird ausgeraubt und auf der Straße stehen gelassen. Die Polizei, die sehr schnell am Tatort ist, verbucht einen weiteren Fall in Sachen Jugendkriminalität. Heimlicher Drahtzieher und Boss der Gang ist Werner Maurer (Mario Adorf), der seine Jungs (u.a. Claus Wilcke, Gert Günter Hoffmann, Claus Jacobi) mit harter Hand zu führen weiß. Einer davon - Robert (Christian Wolff) - will aber aussteigen und ein bürgerliches Leben aufbauen. Unterstützt wird er von seiner Freundin Inge (Corny Collins) und auch von dem jungen Kriminalassistenten Thiel (Horst Naumann), der ahnt, dass Robert etwas weiß über die vielen Überfälle und auch als Mittäter in Frage kommen könnte. Er unterstützt den Jungen darin alles offenzulegen und sich durch ein Geständnis zu befreien. Doch so einfach ist das nicht. Vor allem weil Robert von Werner ständig unter Druck gesetzt wird. Am Ende kommt es zur größten Katastrophe...


 und der Film entfaltet da auch seine größte Dramatik. Die aus heutiger Sicht geschichtsträchtigen Bilder des stark beschädigten Reichtagsgebäudes dienen der Jugendbande im Film als eine Art Rückzugsort. Nur wenige Meter entfernt der damals noch offene Grenzübergang am Brandenburger Tor, er symbolsiert auch eine gewisse Unsicherheit der noch jungen BRD. Genau wie in den US-Vorbildern "Saat der Gewalt" oder "denn sie wissen nicht, was sie tun" waren auch die Themen bei den heimischen Verwandten angelegt. Was mit "Die Halbstarken" oder "Berlin Ecke Schönhauser" begann, wurde erfolgreich mit "Die Frühreifen", "Verbrechen nach Schulschluß" und "Am Tag, als der Regen kam" fortgesetzt und in den Jahren 1956 bis 1959 war diese Thematik in den Kinos ein echter Boom. Möglicherweise deuten gerade diese Filme in eine neue Zeit. Das Kino der Väter stirbt, es lebe das Kino der nächsten Generation. Die Jugend ist sexuell viel aufgeschlossener, lungern als Mitglieder von Motorradbanden in Nachtbars herum und beginnen das bürgerliche Milieu zu hinterfragen. In den USA hatte dieser Part James Dean als unverstandener Rebell. In Deutschland hatte diese Rolle vor allem der junge hübsche Horst Buchholz inne, wenn er nicht dabei war, dann fiel seine Rolle oft dem jungen Christian Wolff zu, dem damals trotz gutem Talent nie der ganz große Durchbruch gelang. Dies sollte ihm erst später als TV-Star der Serien "Forsthaus Falkenau" oder "Der Bergdoktor" gelingen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Das Beil von Wandsbek




Regie: Falk Harnack

Der Scharfrichter....

Der deutsche Regisseur Falk Harnack war im Dritten Reich auch einer der Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialimsu. Gemeinsam mit Bruder Arvid hatte er auch Kontakte zu der Widerstandsgruppe Rote Kapelle. Er beteiligte sich im Mai 1934 an einer Flugblattaktion gegen den NS-Studentenbund an der Münchner Uni. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1942 nahmen Mitglieder der Weißen Rose, Hans Scholl und Alexander Schmorell, Kontakt mit Harnack auf. Über ihn sollte eine Verbindung zu den Berlinder Widerstandsbewegungen hergestellt werden. Die Gruppe wurde kurze Zeit später verhaftet und Harnacks Bruder Arvid und dessen Frau Mildred wurden im Zuge der Vergeltungsaktionen der Nazis hingerichtet. Harnack selbst wurde überraschenderweise vom Volksgerichtshof München am 19. April 1943 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Zurück im Krieg wurde er von seiner bisherigen Wehrmachtseinheit ins Strafbataillon 999 nach Griechenland versetzt. Dort wurde er verhaftet und sollte in ein KZ gebracht werden. Dank der Hilfe seines Vorgesetzten gelang ihm aber die Flucht und er schloß sich der griechischen Partisanenbewegung ELAS an. Als er nach Kriegsende nach Deutschland zurückkehrte, musste er erfahren, dass weitere Angehörige seiner Familie im Frühjahr 1945 von der SS ermordet wurde. Ab dem Jahre 1949 bis 1952 war er künstlerischer Direktor der DEFA. In dieser Zeit entstand auch mit "Das Beil von Wandsbek" sein bester Film. Der Film ging auch deshalb in die Geschichte ein, weil es die erste DEFA Prouduktion war, die ein Aufführungsverbot erhielt.  Die DEFA Kommission war schockiert, dass Harnack die Schuld des Henkers auch als sein persönliches Versagen zeigt. Statdessen hätte sich die Komission gewünscht, dass man die Schuld des faschistischen Systems dem Publikum mit dem Holzhammer serviert. Da dies nicht der Fall war und der Film viel subtiler seine Tragik offenbart, wurde er vom Zentralkomitee der KPdSU aus dem Programm genommen, da man kein Mitleid mit den Mördern haben sollte. So lief "Das Beil von Wandsbek" auch nur einen Monat im Kino, immerhin brachte es der Film aber auf eine stolze Zuschauerzahl von 800.000 Kinogängern. Aufgrund dieser Auseinandersetzungen verließ Harnack 1952 die DDR. Die Geschichte des Films selbst geht auf eine wahre Begebenheit zürück, die Arnold Zweig in seinem gleichnamigen Roman von 1943 aufgriff. Gemeint sind die Geschehnisse um den Altonaer Blutsonntag. Auslöser für Zweigs Roman war dann die Notiz vom Selbstmord eines Henkes, die am 18. April 1938 in der Deutschen Volkszeitung, einer von der KPD im westeuropäischen Exil herausgegebene Wochenzeitung, erschien. Laut diesem Bericht wurde die Hinrichtung von Johnny Dettmer und drei weiteren Antifaschisten nicht dem Hamburger Scharfrichter übertragen worden, sondern einem Schlachtermeister aus Altona.
 Im Film wird aus dem realen Schlachtermeister Fock der Wandbeker Schlachtermeister Albert Teetjen (Erwin Geschonneck), der durch die harte Konkurrenz der wirschaftlich immer stärker werdenen Warenhäuser in existenzielle Schwierigkeiten gerät. Der Laden läuft nicht gut, die Armut droht.
Auf Drängen seiner Frau Stine (Käthe Braun) wendet er sich schriftlich an seinen Kameraden aus dem Ersten Weltkrieg, der inzwischen im NS-Staat als hoher SS-Offizier politische Karriere gemacht hat. Dieser Hans Peter Footh (Willy A. Kleinau), ein Reeder, hat einen Sitz im Senat der Stadt Hamburg und hat großen Einfluß.
Tatsächlich macht dieser ihm auch ein lukratives Angebot. Da der Henker im Gefängnis Fuhlsbüttel schon lange krank ist, finden keine Hinrichtungen mehr statt. Glück für vier politische Häftlinge, die eigentlich zum Tode verurteilt sind und so der Hinrichtung mit dem Beil entgehen. Pech aber für die NSDAP, die Adolf Hitler als Besucher der Hansestadt erwarten und herbeisehnen, dieser aber nur dann kommen will, wenn die Antifaschisten ihre Strafe empfangen haben und unter der Erde sind. Mit einem  für damaligen Verhältnisse stolzen Honorar von 2000 Mark begeht der Fleischer die Tat und in der ersten Zeit gelingt es dem Ehepaar mit dem Blutgeld sich über Wasser zu halten und gut zu leben. Doch dann erfahren die Nachbarn, woher das Geld stammt, dessen Herkunft Albert Teetjen bislang erfolgreich verschleiern konnte. Die Kundschaft bleibt aus und langsam schlittern die Teetjes wieder in de wirtschaftlichen Ruin. Am Ende stehen Gewissenbisse und keine Auswege mehr. Stine erhängt sich und Albert begeht daraufhin mit seiner Pistole ebenfalls Selbstmord...


der düstere Film ist in eingen Szenen extrem beklemmend gemacht. So gelingt es Harnack den kleinbürgerlichen Geist des Täters zu zeigen, wie schnell und wie leicht er durch wirtschaftlichen Gewinn manipulierbar gemacht werden kann - aber auch das Umfeld kommt nicht gut weg. Während die Teetjens aus dem sozialen Gefüge fallen, lauern auch schon die Nachbarn wie Geier darauf, dass sie aus dem Untergang noch profitieren können. So bleibt der Film immer sehr vielschichtig in seinen Betrachtungen. Dramaturgisch interessant ist auch die Hinrichtungsszene, die Harnack nicht zeigt, sondern aus dem Blickwinkel heimlicher Beobachter schildert. Die Ärztin Dr. Käthe Neumeier (Gefion Helmke), die sich für die vier Verurteilten bis zuletzt einsetzt, erhält bedingt durch ihre Bemühungen das Leben der Männer doch noch in letzter Sekunde zu retten und ein Gnadengesuch zu erwirken,  die Möglichkeit die Vollstreckung von einem Nebengebäude aus zu sehen. Bei allen Beobachtern schleicht sich das Ensetzen ein, auch wenn sie gleichwohl alle Voyeure dieses grausamen Spektakels waren. Gerade diese Betrachtungen machen den Film zu einem sehr starken Film-Beitrag der Nachkriegszeit, denn er mutet dem Zuschauer auch Anspruch und Differenziertheit zu. Hier wird keine einfache Botschaft serviert, sondern der Betrachter blickt auf eine bittere und traurige Geschichte über den Menschen und sein erbärmliches Verhalten. Erwin Geschonnecks Darstellung ist sehr gelungen, sein psychologischen Portrait ist nuanciert und eindringlich gestaltet.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dr. Crippen an Bord

























Regie: Erich Engels

Täter oder unschuldiges Opfer ?

"Dr. Crippen an Bord" ist ein 1942 entstandener deutscher Kriminalfilm von Erich Engels, der sich am realen Kriminalfall des Dr. Harvey Crippen aus dem Jahr 1910 orientiert. Engels verlegte die Handlung allerdings ins Jahr 1928. Dort ist Cora Crippen (Anja Elkoff) eine gefeierte Trapezkünstlerin, doch ein Unfall beendet ihre schillernde Karriere. Cora ist mit dem 14 Jahre älteren Arzt Dr. Frank Crippen (Rudolf Fernau) verheiratet, der beobachten kann, dass sich andere Männer wie der Maler Arnoldi (Rolf Weih) oder der Verwandlungskünstler Prof. Morrison (O.E. Hasse) um seine Gattin buhlen. Trost findet Crippen bei seiner Sekretärin Lucie Talbott (Gertrud Meyen), die schon lange ein Auge auf ihren Chef geworfen hat. Nach den Auftritten seiner Frau gibt Crippen sehr oft am Abend noch eine Gesellschaft, bei der auch die Vereher der Gemahlin zugegen sind. An einem dieser Abende ist Cora verschwunden, nachdem ihr Mann ihr noch einen Cocktail reichte, nachdem der letzte Gast schon gegangen war.  Verwundert über ihr Verschwinden ist Crippen nicht, er berichtet seinen Bekannten, dass seine Frau ihn wohl wegen einem Geliebten verlassen hat und ein Schiff nach Braslien genommen haben muss. Tatsächlich wird wenige Monate später in Brasilien in einer Zeitung eine Todesanzeige mit Cora Crippens Name veröffentlicht. Arnoldi wird immer skeptischer und schaltet auch die Polizei ein. Betraut mit dem mysteriösen Fall wird Oberinspektor Düwell (Rene Deltgen) und Inspektor Michels (Walter Lieck). Die finden - nachdem sie den Garten von Crippen umgraben - Leichenteile, die zersägt wurden. Die Künstlerin wurde aber vorher vergiftet, so das Ergebnis der Gerichtsmedizin. Als Düwell Dr. Crippen wegen Mordverdacht verhaften lassen will, ist dieser aber verschwunden. Crippen hat sich - als Pastor verkleidet - mit seiner Geliebten Lucie in Richtung Südamerika abesetzt. Beide befinden sich auf dem Überseedampfer "Montrose" in Richtung Venezuela. Lucie gibt sich als Sohn des Pastors aus. Der Schiffssteward Pettersen (Heinz Schorlemmer) ist da aber sehr skeptisch und ausserdem will er im Pastor den gesuchten Crippen erkennen. Er informiert Kapitän Kendall (Max Gülstorff), der Schotland Yard verständigt, indem er den Funkspruch "Dr. Crippen an Bord" tätigt. Tatsächlich kann das Schiff noch in letzter Sekunde gestoppt werden, ehe es die Dreimeilen-Zone Venezuelas erreicht. Der Verdächtige wird verhaftet und in Europa beginnt der Prozess, bei dem der clevere Anwalt (Paul Dahlke) eine ganz neue, überraschende Variante präsentiert...

Der Film war zu seiner Entstehungszeit ein guter Erfolg, er spielte seine Produktionskosten von 1,1 Millionen Reichsmark sehr schnell ein und machte 2,2 Millionen Reichsmark an der Kasse. In den 50er Jahren kam es zum erfolgreichen Wiedereinsatz und daraus resultierte sogar mit "Dr. Crippen lebt" eine fiktive Fortsetzung. Rudolf Fernau spielt den Arzt sehr gut und kann den Dämon hinter der bürgerlichen Fassade in einigen Szenen sehr greifbar machen. Es ist aber schade, dass Engels nicht den Mut hatte den Kriminalfilm mit expressionisten Elementen zu veredeln. Stattdessen dominiert in manchen Szenen leider auch der übliche UFA-Operettenstil und auch die Verkleidung von Lucie zum attraktiven, aber etwas femininen Jüngling gestalten die Macher in einer nicht sonderlich geschickt gewählten frivolen Machart.
Trotz dieser Schwächen hat "Dr. Crippen an Bord" aber auch starke Momente, vor allem wegen der sehr gut gewählten Darsteller. Rudolf Fernau ist wie gesagt in seiner Rolle großarrtig und blieb in Erinnerung, aber auch Rene Deltgen als sein Gegenspieler zeigt Charisma. In einer interessanten Nebenrolle taucht O.E. Hasse auf, der ein paar gute Szenen bekommen hat. Ebenso gefällt Max Gülstorff als Kaptän, der ganz schlecht Witze erzählen kann, dafür aber die besten Lacher kassiert.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Haie und kleine Fische

























Regie: Frank Wisbar

Mitten im Seekrieg...

"Haie und kleine Fische" war 1957 der Auftakt zu einigen Filmen von Frank Wisbar, die die jüngste deutsche Vergangenheit behandelten. Während der ein Jahr später entstandene "Hunde, wollt ihr ewig leben" die Katastrophe von Stalingrad behandelte und "Nacht fiel über Gotenhafen" den Untergang des Flüchtlingsschiffes Wilhelm Gustloff, thematisierte Wisbar mit "Haie und kleine Fische" den grausamen Seekrieg auf einem deutschen U-Boot. Das Drehbuch schrieb Wolfgang Ott basierend auf seinem eigenen gleichnamigen Roman von 1954, der genauso wie der Film ein guter Erfolg wurde. Heute ist der Autor allerdings weitestgehend vergessen.
Sein Erfolg als Autor stand signifikant für die damalige Sehnsucht nach Stoffen, die das Erleben eines durchschnittlichen Soldaten im Krieg wiedergaben. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der angehende Marine Offizier Hans Teichmann (Hansjörg Felmy), der mit seinen drei Freunden Gerd Heyne (Horst Frank) , Emit Stoltenberg (Thomas Braut) und Vögele (Ernst Reinhold) im Kriegsjahr als junger Seekadette an Bord des Minensuchbootes "Albatross" versetzt wird. Der Dienst ist hart an Bord und sehr schnell werden die jungen Männer auch mit dem Feindeinsatz konfrontiert.
Während ihr Vorgesetzter Leutnant Pauli (Siegfried Lowitz) vornehmlich Wert auf korrekte Kleidung und respektvolles Grüßen legt, aber nichts vom soldatischen Handwerk versteht, vergnügt sich Teichmann noch ein letztes Mal beim Segeln. Dadurch macht er Bekanntschaft mit dem Flotillenchef Erich Wegener (Heinz Engelmann) und mus zur Strafe für freche Bemerkeungen dessen hübscher und junger Frau (Sabine Bethmann) beim Einkaufen helfen.
. Er verliebt sich in die Frau des Vorgesetzten und versucht mit ihr anzubändeln. Sie weißt ihn zwar zurück, aber man merkt doch, dass es ihr schwer fällt nicht schwach zu werden. Zurück aufs weite Meer, dort liegen die Boote dauernd im Angriff mit feindlichen Fliegern und englischen Schnellbooten. Nun wird den jungen Kadetten klar, dass es hier um Leben und Tod geht - bei einem schweren Angriff der Alliierten wird die Albatross versenkt und Teichmann überlebt als einer der wenigen Männer an Bord. Er rettet sogar Wegener, dieser wird aber durch die Verletzungen blind. Nach längerem Krankenhausaufenthalt wird er auf ein U-Boot versetzt,
Das Kommando auf diesem U-Boot führt Wegeners Jugendfreund Lüttke (Wolfgang Preiss). Wegener hatte sich dafür verwendet, dass Teichmann dort anheuern kann. Lüttke ahnt etwas von der Liebe Teichmanns zu Edith, weswegen der junge Offizier allerhand Schikanen bei Ihm erdulden muss. Auch schätzt Lüttke Teichmann charakterlich völlig falsch ein. Die U-Boot Flotte hat inzwischen auch mit herben Verlusten zu kämpfen. Aus den ehemaligen Jagenden sind Gejagte geworden...


 Wisbar bedient sich immer wieder an historischem Film-Material, das er in die Spielfilmhandlung mit integriert. Diese Verbindung von Originalaufnahmen mit den gespielten Szenen sind geschickt verbunden, sie sorgen auch für einen authentischen Eindruck. Trotzdem oder gerade deswegen ist manchmal die Studio Atmosphäre umso offensichtlicher. In seinem Enstehungsjahr galt "Haie und kleine Fische" als Antikriegsfilm, aus heutiger Sicht seine Aussage vielleicht zu harmlos. 
Für die damals noch eher unbekannten Jungdarsteller wie Hansjörg Felmy und Horst Frank war dieser Film das Karrieresprungbrett.
Durch den Selbstmord von Teichmanns Freund Gerd kommt auch Regimekritik zum Tragen, die ansonsten eher schwach ausfällt. Der Vater von Gerd war jüdisch-stämmig und Regimekritiker, kam im KZ Bergen Belsen um. Diese Nachricht kommentiert er im Gespräch mit Teichmann "Wir beide sind ganz kleine Fische und wir werden alle, der eine früher, der andere später, von den Haien gefressen werden, jeden Herren, die einem Riesenhai gehorchen, er nur vom Töten lebt". Somit ein Plädoyer für den einfachen Soldaten, für sein Leid im Krieg.
Gut gelungen sind auch die kaustrophobischen Szenen im U-Boot.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 


Dienstag, 2. Juni 2015

Die Zürcher Verlobung

























Regie: Helmut Käutner

Liselottes Büffel...

Nach dem gleichnamigen Roman von Barbara Noack (Der Bastian) inszenierte Helmüt Käutner gleich im Anschluß von "Der Hauptmann von Köpenick" einen weiteren Erfolgsfilm: "Die Zürcher Verlobung" ist eine Art filmischer Verwandter der etwa zeitgleich entstandenen und ebenso erfolgreichen US-Kinofilmen wie "Hausboot" von Melvin Shavelson oder "Bettgeflüster" von Michael Gordon. Und die deutsche Variante eines etwas wirklichkeitsfremden Technicolor-Spektakel braucht sich nicht zu verstecken. Wer auf diese nostalgischen wie farbenprächtigen Feel-Good Movies dieser Zeit steht, der wird an Helmut Käutners Films große Freude haben. Statt Sophia Loren oder Doris Day übernahm hier die damals extrem populäre Liselotte Pulver den Platz der Heldin ein. Dem deutschen Kinozuschauer wurde die sympathische Schweizerin vor allem bekannt durch die Rolle der Vreneli in den Verfilmungen der Romane von Jeremias Gotthelf in "Uli der Knecht" und "Uli der Pächter". Kurt Hoffmann machte sie daraufhin mit "Ich denke oft an Piroschka" zum deutschen Wirtschaftswunder-Kinostar. Es folgte "Die Zürcher Verlobung", "Das Wirtshaus im Spessart" und "Das Spukschloß im Spessart", die ihren Ruf als eine der populärsten Darstellerinnen des deutschsprachigen Kinos weiterhin festigten konnten. Helmut Käutner reizte sicherlich auch die "Film im Film" Variante, denn die unbekannte Schriftstellerin Juliane Thomas (Liselotte Pulver) schreibt auch Drehbücher. Bisher hatte sie allerdings wenig Erfolg damit. Nun sitzt sie alleine in ihrem Appartment in Hamburg und trauert, indem sie eine Polydor Schallplatte auflegt, um das Liebes Aus mit ihrem Verlobten Jürgen Kolbe (Wolfgang Luschky) zu beweinen. Sie verbrennt das Bild vom gemeinsamen Glück auf der Herdplatte und reist arbeitslos nach Berlin zu ihem Onkel und Zahnarzt Dr. Julius Meyer (Werner Finck). Der sucht im Moment eine Sprechstundenhilfe und kann seine Nichte daher gut gebrauchen. Doch die ist in diesem Metier nicht sonderlich talentiert, aber immerhin lernt sie in der Praxis den schweizer Arzt Dr. Jean Brenner (Paul Hubschmidt) kennen, der seinen von einem Weisheitszahn schmerzgeplagten Freund dorthin begleitet und den er vermutlich wegen der schlechten Manieren  Büffel (Bernhard Wicki) nennt. Juliane verliebt sich spontan in den gutasussehenden Jean, aber der reist leider wieder in die Schweiz. Inspiriert von dieser Begegnung schreibt sie eiin Manuskript über die Geschichte einer Zahnarzthelferin, die sich in einen schweizer Dirigenten verliebt und reicht es bei einer Filmgesellschaft ein. Es dauert nicht lange und der Filmverlang meldet sein Interesse an. Man will die Geschichte mit der berühmten Sonja Ziemann (Sonja Ziemann) verfilmen. Als Regisseur wird der bekannte Paul Frank verpflichtet, den Juliane sofort als den unfreundlichen "Büffel" aus der Zahnarztpraxis erkennt. Dieser ist Witwer hat einen etwas renitenten Sohnemann (Roland Kaiser) und einen treuen Hund, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet. Für Juliane bietet der Einstieg ins Filmgeschäft auch ein Weidersehen mit ihrem Schwarm Jean und schöne glückliche Tage in der Schweiz. Juliane erfindet dazu auch eine Lügengeschichte über ihre bevorstehende Verlobung mit einem Herrn Uri aus der Schweiz. Erschwerend hinzu kommt, dass auch Jürgen Kolbe Juliane zurückgewinnen möchte, das Wiedersehen mit Jean vielversprechend verläuft und auch Paul Frank inzwischen ein Auge auf die junge Dame geworfen hat


...und am Ende verabschiedet sich die Liebe in der Schweiz und das Schlußbild präsentiert die glückliche Familie....zu Viert. Ein schönes Schlußbild, wie ich finde und auch die vorherigen 106 Minuten haben viel Spass gemacht. Der Film hat sich interessanterweise - trotz viel 50er Flair und der damit verbundenen Heile Welt Mentalität - sehr gut gehalten. Das liegt daran, dass Helmut Käutner bewusst auf den üblichen Kitsch verzichtet hat und seine Figuren sehr menschlich und authentisch gezeichnet hat. Seine charmante Filmkomödie hat Herz, Witz und Melancholie. Darüberhinaus wird das Szenario auch immer von einer schönen Prise Ironie begleitet.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.