Freitag, 28. März 2014

Monsieur Verdoux

























Regie: Charlie Chaplin

Verzweifelter Kleinbürger als Massenmörder...

Charlie Chaplins 1947 entstandener Film "Monsieur Verdoux" wurde in seiner Entstehungszeit sehr kontrovers aufgenommen und schnitt bei der Kritik und beim amerikanischen Publikum miserabel ab. Eigentlich logisch, denn Chaplin präsentiert - Storymässig angelehnt an den berüchtigten Frauenmörder Landru - einen sehr sanften Serienmörder, der auf seine Mitmenschen charmant, semsibel, menschenfreundlich, naturverbunden, gütig und auf die Frauen romantisch veranlagt wirkt. Der etwas seltsame Zeitgenosse liebt Blumen, Tiere und Kinder und in einer Szene rettet der mehrfache Mörder eine Raupe, bevor sie von seiner eigenen Schuhsohle zerquetscht werden könnte.  Chaplin zeigt gekonnt seine typischen Gesten und Gesichtsausdrücke aus seinen Stummfilmen, allerdings in einem schwarzhumorigen Kontext und macht sein Publikum vom Anfang an zum Komplizen seiner abgründigen Figur. Chaplin war zu dieser Zeit einer ungewöhnlich feindseligen Behandlung der Presse ausgesetzt, während er für den Streifen warb, und während der kurzen Spielzeit kam es sogar zu einigen Boykotten. In Europa wurde der Film um ein Vielfaches besser aufgenommen. Meines Erachtens ist es sogar einer der besten Filme des kleinen Tramps, auch wenn in "Monsieur Verdox" die junge Marilyn Nash diese Rolle übernimmt. Sie ist ein gestraucheltes Mädchen, dass im Gefängnis war und vom Serienkiller auggelesen wird - er will an ihr eine neue, erfolgsversprechende Giftmethode ausprobieren. Doch das Mädchen überrascht ihn, denn es gibt Parallelen. Sie ist genauso tierlieb wie Verdoux, denn unter ihrem Mantel hat sie ein herrenloses Kätzchen versteckt und sie liebt. Und zwar ihren Mann, ein Invalide und würde für ihn selbst ihr Leben geben. Verdoux stellt den vergifteten Wein weg, denn auch auf ihn - im normalen Leben - warten die gehbehinderte Frau (Mady Corell) und Kind. Seit 3 Jahren - kurz nach seiner Entlassung bei der Bank - hat er sich auf das Metier des Blaubart und Frauenmörder spezialisiert, er ist mehrmals verheiratet und führt nicht nur ein Doppel- sondern gelegentlich ein Vierfach- und Fünffachleben. Wenn er eines seiner vermögenden, weiblichen Opfer geehelicht hat, dann wird es immer irgendwann Zeit finanziella abzusahnen und das passiert meistens dann, wenn die Ehegattin das Zeitliche segnet und hier hilft Verdoux natürlich mit. Nur bei der eleganten wie ordinären Anabelle Bonheur (Marta Raye) beißt er sich die Zähne aus, die Frau will und will nicht "verunglücken". Daher sucht er ambitoniert mit Mary Grosnary (Isobel Elsom) ein willigeres Opfer...

 Einer meiner Lieblingsfilme, der zwei Jahre später entstandene britische Klassiker "Adel verpflchtet" erinnert etwas an Charlie Chaplins sonderbaren und makabren Serienkillerfilm der anderen Art. Am Ende des Films darf der vor Gericht stehende Übeltäter sogar ein Plädoyer für seine Taten halten: "Ein einziger Mord stempelt den Menschen zum Mörder... aber Millionen von Morden machen ihn zum Helden. Die Maßstäbe rechtfertigen alles" so seine Schlußfolgerung. Neben der bereits beschriebenen Szene mit Marilyn Nash, gibt es weitere tolle Sequenzen. Zum Brüllen komisch ist Verdouxs Versuch seine kratzbürstige Anabelle während einer Bootsfahrt zu ertränken oder strangulieren. Chaplin hat hier sehr stark auf einen dunklen Humor gesetzt, der den Film zu einem besonderen Klassiker macht. Für mich ein Kultfilm. 

Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 27. März 2014

Es wird immer wieder Tag





















Regie: William A. Wellmann

Airport 1954...John Wayne an Bord...

Die erste Oscarverleihung fand noch zu Stummfilmzeiten im Jahr 1929 statt. Gesucht wurde der beste Film des Jahres 1928 und die Throphäe ging an "Wings" des Regisseurs William A. Wellmann. Für die Inszenierung der Luftkampfszenen gabs einen weiteren Oscar in der Kategorie "Beste technische Effekte". Diese Szenen setzten Maßstäbe für die Zukunft, es darf aber nicht verschwiegen werden, dass während der Dreharbeiten etliche Piloten ums Leben kamen. Unumstritten sind seine Verdienste im Westerngenre mit klasse Arbeiten wie "Ritt zum Ox-Bow", "Herrin der toten Stadt" oder "Karawane der Frauen". Einen seiner erfolgreichsten Filme in den 50er Jahren hatte er mit John Wayne und brachte ihn zurück zur Fliegerei. "Es wird immer wieder Tag" ist eine Art Vorläufer zu den "Airport" Katastrophenfilmen aus dem 70ern. Der Film war seinerzeit sehr beliebt und auch von der Kritik gelobt, so errang er 1955 gleich 6 Oscar-Nominerungen: Beste Regie, Jan Sterling und Clarie Trevor als beste Nebendarstellerin sowie Schnitt und bester Song . Am Ende gabs zwar nur eine Trophäe für Dimitri Tiomkin, der in der Kategorie Filmmusik siegte. Trotzdem gilt der Film als eine Mutter der Katastrophenfilme, auch wenn er im Laufe der vielen Jahre etwas in Vergessenheit geriet und auch aus heutiger Sicht etwas behäbig und angestaubt wirkt.
Ein Flugzeug vom Typ Douglas DC-4 der Fluggesellschaft Trans Orient Pacific startet zu ihrem Linienflug von Honolulu nach San Francisco. Die Besatzung besteht aus dem Flugkapitän Sullivan (Robert Stack) und dem älteren, erfährenen Dan Roman (John Wayne), der nur noch als 1. Offizier fliegt. Dan selbst hat seine Frau und sein einziges Kind bei einem Flugzeugcrash verloren, den nur er - als Pilot - überlebt hat. Dazu kommen Hobie Wheeler (William Campbell), der zweite Offizier und der Navigator Lanny Wilby (Wally Brown). Die gute Seele an Bord ist die Stewardess Miss Spalding (Doe Avedon). Die Gäste sind bunt gemischt, da ist alles dabei - von den verliebten Flitterwöchnern (Karen Sharpe/John Smith), die alternde Diva May (Claire Trevor), Donald Flaherty (Paul Kelly), ein Wissenschaftler mit Gewissensbissen. Dazu ein egozentrischer Theaterdramatiker (Robert Newton) nebst Gattin (Julie Bishop), der Wirtschaftsboss Ken Childs (David Brian), ein einfach gestricktes Ehepaar (Phil Harris, Ann Doran), die etwas depressive Sally McKee (Jan Sterling), die auf dem Weg zu ihrem Bräutigam ist. Ein Fischer namens Jose Lacota (John Qualen) und ein kleiner Junge, der den gesamten Flug verschläft und somit auch die drohende Katastrophe mitten auf dem pazifischen Ozean. Zuerst bewerken Crew und Passagiere nur zeitweise auftretende, aber recht heftige Vibrationen, bevor wieder Ruhe einkehrt. Ursache ist ein Triebwerk, doch kurz nachdem dies klar ist, explodiert es auch schon.  Dadurch wird auch ein Propeller abgerissen, der Löcher in die benachbarten Benzintanks in der Tragfläche schlägt. Keine guten Aussichten mit einen nunmehr einhergehenden erhöhten Treibstoffverlust. Gibt es eine Rettung ? Ist eine Notwasserung mit vielen Opfern unumgänglich ?


Diese Frage beantwortet der Film, der natürlich genauso wie die Airport Reihe Interesse vor allem an den Figuren hat, die sich in dieser Ausnahmesituation befinden und wo es um die existenzielle Frage "Leben oder Tod" geht. So verarbeiten alle Passagiere diese Problematik etwas anders. Allerdings - und das ist etwas anders als in den progressiven 70ern - erweisen sich die meisten der Protagonisten als Gutmenschen, die immer wieder einen neuen Morgen erleben wollen und die Reise selbst eine Katharsis darstellt und am Ende einige Knoten lösen kann. Aber natürlich nur, weil Hollywood auch über ein HappyEnd nachdenkt. Mit 141 Minuten ist der Film recht lange geraten, was ihn in manchen Szenen etwas langatmig macht. Egal, nett ist der dramatische Ausflug ins das 50er jahre Katastrophengenre schon. 


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Geheimnis hinter der Tür



Regie: Fritz Lang

Lass die Rebecca in Dir raus...

"Geheimnis hinter der Tür" aus dem Jahr 1948 war der Versuch von Fritz Lang einen "Hitchcock" Film zu drehen, trotzdem floppte der Film an der Kinokasse. Sehr stark geprägt ist der Film Noir mit Psychoanteilen von den Filmen "Rebecca", "Verdacht" und "Ich kämpfe um dich". Wenn man den ganzen Film gesehen hat, wirkt er sogar beinahe wie ein heimliches "Rebecca" Remake, denn...Miss Danvers lässt grüßen...im Finale wird dann noch das riesige Haus abgefackelt. Die wohlhabende New Yorkerin Celia Barrett (Joan Bennett) hat einen Trauerfall in der Familie. Ihr älterer Bruder Rick (Paul Cavanagh) starb aufgrund einer schweren Krankheit. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist sie in den Urlaub nach Mexico. Dort lernt sie den Zeitschriftenverleger Mark Lamphere (Michael Redgrave) kennen, es ist Liebe und Faszination auf den ersten Blick. Überstürzt heiratet sie ihn, obwohl sie mit Bob Dwight (James Seay) einen netten Verehrer hatte. Doch sehr schnell merkt Celia, dass mit ihrem Gatten etwas nicht stimmt. In der Flitterwochen reist er überstürzt ab, nur weil sie sich den Scherz erlaubte die Türe zum Schlafzimmer zuzuschließen. Doch ein versöhnliches Telegramm erreicht sie und dort teilt ihr Mark mit, dass er sie auf dem Familienanwesen in Lavender Falls, Neu England erwartet. Am Bahnhof wird sie von Marks Schwester Caroline (Anne Revere) abgeholt. Von ihr erfährt die ahnungslose Celia, dass Mark einen 15jährigen Sohn (Mrk Dennis) aus erster Ehe hat, die erste Frau ist verstorben. Ausserdem wohnt Marks Privatsekretärin Miss Robey (Barbara O´Neill) in einem der vielen Zimmern des Hauses. Mark selbst kommt erst ein paar Tage später an. Doch das Wiedersehen am Bahnhof läuft auch sehr komisch ab. Es wirkt so, als würde der verliebte Mark von einer Sekunde auf die andere etwas unterdrücken und in eine extrem morbide Stimmung zu verfallen. Ebenso morbide erscheint seine Todesfixierung, denn Marks Hobby ist es in seinem Haus historische Zimmer detailgetreu einzurichten, in denen nachweislich Morde begangen wurden. Ein Zimmer ist für alle Tabu: Das Zimmer Nr. 7. Verbirgt sich darin ein Geheimnis ? 


 Im Laufe des Films keimt in der liebenden Ehefrau immer mehr der Verdacht auf, dass Marks gespaltene Persönlichkeit zu schrecklichen Dingen fähig sein könnte. Aber sie schwor doch am Traualtar "In guten wie in schlechten Zeiten", so versucht sie ihrem Mann zu helfen und die angeschlagene Ehe zu retten. Diesen Vorsatz zelebriert die mutige Heldin bis zum Finale und darüberhinaus - was wenig logisch erscheint. Aber auch Hitchcock hat sich manchmal wenig um die Logik gekümmert bzw. so stark mit Suspence inszeniert, dass der Zuschauer schon gar keine Zeit und Lust hatte, sich um eine Logik zu scheren. Und in den besten Momenten von "Geheimnis hinter der Tür" gelingt dies Lang ebenso. Der Film wurde erst 1970 dem deutschen Publikum zugänglich, doch diese Fernsehfassung wurde um 24 Minuten gekürzt...warum auch immer. Dank der DVD von "Filmjuwelen" ist der Film nun ungekürzt zugänglich. Diese eingefügten Szenen sind nicht synchronisiert, aber mit deutschen Untertiteln versehen. In den 40ern waren ja diese psychoanalytischen Suspence-Thrillerdramen sehr beliebt, natürlich auch Sigmund Freunds Traumdeutung. Sehr gut gelungen ist auf alle Fälle der visuelle Stil und die Darstellung der inneren Seelenzustände sämtlicher Protagonisten. Ein edel fotografierter Klassiker, der zwar nicht zu Langs Meisterwerken gehört, aber dennoch den Fan von Filmklassikern begeistern kann.  

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 26. März 2014

Im Westen nichts Neues





















Regie: Lewis Milestone

Die Kriegserlebnisse des Paul Bäumer...

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque entstand 1930 mit "Im Westen nichts Neues" einer der ersten Antikriegsfilme der Filmgeschichte. Bei der 3. Oscarverleihung 1930 erhielt der Film auch mit dem Sieg als bester Film des Jahres und bester Regisseur (Lewis Milestone) die zwei Hauptpreise. Erzählt ewrden die Erlebnisse des jungen deutschen Schülers Paul Bäumer (Lew Ayres), der beim Ausbruch des 1. Weltkriegs durch die weit verbreitete Kriegseuphorie im Land und zusätzlich durch geschickte Manipulation des Lehrers Professor Kantorek (Arnold Lucy) gemeinsam mit seinem Mitschülern zur Rettung des Vaterlandes freiwillig in der Krieg zieht. Dabei hat sich die Herrlichkeit in der Armee rasch als Trugschluß erwiesen. Die Jungs werden vom ehemaligen Postboten der Stadt, dem jetzigen Unteroffizier Himmelstoß (John Wray) sadistisch gedrillt und sehr schnell an die Front geschickt. An der Front zeigt sich schnell ein anderes, dreckiges Bild des Krieges. Chaos, Elend, Hunger und Verluste. Mitschüler Behm (Walter Rogers), der eigentlich am längsten zögerte sich als Soldat zu melden, stirbt auch als erster der jungen Soldaten. Immerhin kümmern sich die älteren Soldaten, allen voran der geniale Organisator Stanislaus Katchinski (Louis Wolheim). Der Alltag ist hart und es gibt weitere Verluste. Pauls Freund Franz Kemmerich (Ben Alexander) wird beim panischen Verlassen aus dem Schützengraben schwer verletzt und stirbt später im Lazarett. Paul tötet einen französischen Soldaten (Raymond Griffith) mit dem Bajonett und verbringt mit dem Sterbenden die Nacht im Graben. Es sind schreckliche Erlebnisse, die Paul auch beim Heimaturlaub in sich trägt. Doch keiner in der Heimat will sie hören. Der Vater ist stolz auf seinen Sohn und auch der Lehrer will, dass Paul vor der neuen Abschlußklasse über die Heldentaten an der Front berichtet. Doch Pauls Ausführungen sind zu kritisch und ungeschönt - die Schüler sehen in seinen Aussagen Feigheit. Da er nicht mit dem nornalen Leben in der Heimat zurechtkommt, geht er wieder früher an die Front. An einem Tag, an dem der Heeresbericht meldet "Im Westen nichts Neues" stirbt der gutmütige Riese Katcizinsky und Paul entdeckt im Kampfgetümmel einen Schmetterling. Als er seine Hand nach ihm ausstreckt, kracht ein Schuß. Paul erzittert und erstarrt im Tod. 

Ein ergreifendes Schlußbild in einem sehr aufrüttelden Film aus den Kindertagen des Tonfilms mit einer sehr guten Leistung des damals 21jährigen Lew Ayres als junger Soldat. Interessanterweise fiel der Schauspieler in den USA in Ungnade als er im zweiten Weltkrieg den Dienst an der Waffe verweigerte. Auch sein heldenhafter Einsatz als Sanitäter liess die Gegner nicht verstummen. Viele Szenen - auch der in einer langen Fahraufnahme gefilmte Angriff der Franzosen - machen das Grauen des Krieges fast physisch spürbar. 


Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Ärger im Paradies

























Regie: Ernst Lubitsch

Ein unschlagbares Paar...

Der berühmte "Lubitsch-Touch" basierte auf dem Geschick mit großer Leichtigkeit und kultiviertem Feingefühl das Thema Sex sehr dezent anzudeuten und auf clevere Art und Weise in Story und Dialogen die damals relativ prüden Normen in den USA zu umgehen oder gar diskret gegen sie zu sticheln. Interessanterweise ist sein 1932 entstandener "Ärger im Paradies" kaum gealtert und wirkt heute noch frisch, dynamisch und temporeich.  Die Geschichte erzählt von dem Gauner Gaston Monescu (Herbert Marshall), ein als adliger Baron getarnter Meisterdieb, der zur Zeit in Venedig arbeitet und auf eine hübsche Taschendiebin namens Lily (Miriam Hopkins) trifft. Bei einem gemeinsamen Rendez-vous von Dieb und Diebin, die zuerst nichts von ihrem gleichen Hobby wissen, stibizen sich sie gegenseitig Wertgegenstände aus der Tasche. Dies führt zur sexuellen Aufheizung und vor lauter gegenseitiger Bewunderung zum gemeinsamen Lebensweg. Der Baron muss eh fliehen, da er als falscher Arzt einen reichen Dandy namens Francois Filiba (Edward Everett Horton) chloroformiert und schliesslich beraubt hat. Das Gaunerpärchen verlagert seine Wirkungsstätte nach Paris. Dort wartet ein nächstes Opfer. Die äusserst attraktive Parfum-Erbin Mariette Colet (Kay Francis) , die in der Oper zuerst einmal um ihr 120.000 Francs teures Handtäschchen erleichtert wird. So verschafft sich Monescu als späterer ehrlicher Finder Eintritt ins Leben der reichen Frau. Diese wird von einem britischen Major (Charles Ruggles) verehrt, ein weiterer Freier ist der in Venedig bestohlene Filiba. Was natürlich ein Grund sein könnte, dass der geplante Coup des Pärchens bei Mariettes Tresor reichlich abzusahnen, schief geht....

 Diese Geschichte wird von Lubitsch total chic und edel inszeniert, Charme und Eleganz der dreißiger Jahren scheinen irgendwie perfekt eingefangen. Die leichte Komödie mit total super aufspielenden Akteuren glänzt mit prickenden Dialogen und einer perfekten Erzählweise. Dominerend ist nicht der Coup, sondern die Beziehungen der Figuren untereiander. Dabei hat sich Herbert Marshall irgendwann zu entscheiden und am Ende steht ein unschlagbares Paar. Prima Film...


 Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Der Fall Paradin





















Regie: Alfred Hitchcock

Geheimnisvolle Frau...

Natürlich ist Hitchcocks "Der Fall Paradin" kein Geniestreich wie "Zeugin der Anklage" und auch in Hitchcocks mit Meisterwerken reichhaltigster Filmographie spielt das Gerichtsdrama aus dem Jahr 1947 eher ein stiefmütterliches Dasein - aber für mich ist der Film dennoch ein großartiger 40er Jahre Filmklassiker und vor allem ein grandios gespielter Ensemblefilm. Vor allem Alida Valli, Ann Todd und der große Charles Laughton verdienen für ihre unvergesslichen Rollen eine besondere Erwähnung.  Man braucht allerdings für "Der Fall Paradin" ein bisschen Geduld, denn die Hitchcocksche Suspence fehlt und die Geschichte ist sehr dialoglastig. Dabei wird hier auch im normalen Leben genauso viel geredet wie im Gerichtssaal.
Angeklagt ist die geheimnisvolle Femme Fatale Maddalena Anna Paradin (Alida Valli), die beschuldigt wird ihren sehr vermögenden, wesentlich älteren und blinden Gatten Oberst Paradin vergiftet zu haben. Sie wird in London von Scotland Yard verhaftet, der Mord soll im Lake District auf Paradines ländlichem Anwesen geschehen sein. Der Familienanwlat Sir Simon (Charles Coburn) ist natürlich von der Unschuld der Frau überzeugt und er kann sogar den aufstrebenden und sehr erfolgreichen Strafverteidiger Anthony Keane (Gregory Peck) für die Verteidigung gewinnen. Eine Entscheidung, die sich maßgeblich auf den Verlauf der Gerichtsvehandlung niederschlagen wird. Auch Keanes berufliche wie private Zukunft ist bereits nach dem ersten Treffen mit seiner rätselhaften Klientin stark beeinflusst. Keane hat den besten Ruf und könnte noch hölher die Karriereleiter hinaufsteigen, selbst der Richter Lord Thomas Horfield (Charles Laughton) hält sehr viel von Keane und so trifft man sich auch privat in geselliger Runde. Während die Männer fachsimpeln, dürfen sich die Frauen Gay Keane (Ann Todd), Lady Sophie Horfield (Ethel Barrymore) und Sir Simons Begleitung Judy Flaquer (Joan Tetzel) zurückziehen. Und den gleichen Rückzug wählt Keans Frau, als sie bemerkt, dass ihr geliebter Mann die nötige Balance zwischen Nähe und Distanz zu Mrs. Paradine verliert. Er ist immer mehr von der Frau fasziniert und verliebt sich in sie. Und auch seine Recherchen im Fall kommen vorwärts, denn er verfolgt die zwei möglichen Varianten, wie sich alles zugetragen hat: Einmal Selbstmord des Oberst oder aber der Sekretär und Diener des Oberst, der Schönling Andre (Louis Jordan) weiß mehr, als er ausgesagt hat. Steckt er etwa hinter allem ? Dabei verliert Keane die dritte möglcihe Variante völlig aus dem Augen...

 Ich finde der Film hat sehr großartige Momente und eine perfekt besetzte Alida Valli in ihrem ersten Hollywoodfilm. Ihr gegenüber eine starke Ann Todd, die alles versucht um ihre Liebe zu retten und ihr am Ende durch Besonnenheit und Klugheit auch gelingt, dabei muß sie allerdings ihre Emotionen zurückhalten und ihrem Mann das Gefühl geben, dass ihm der starke Part der Beziehung gehört. Ganz fies darf Charles Laughton als Richter auftrumpfen - in einer der besten Szenen des Films am Ende hat er ein Gespräch mit seiner Frau, bei dem einmal mehr bewusst wird, dass Hitchcock auch eine Männerwelt zeichnet, die die Entscheidungen trifft, obwohl die Alternativen der Frauen viel versöhnlicher wären. Gregory Peck wurde etwas getadelt für seine Rolle, gelegentlich sprach man von Fehlbesetzung. Würde ich aber so nicht genauso sehen, denn er bringt den Charakter seiner Figur perfekt auf den Punkt. Es war auch gleichzeitig die letzte Zusammenarbeit zwischen Selznick und Hitchcock, die sich im Laufe der Dreharbeiten immer mehr voneinander entfernten.


 Bewertung: 9 von 10 Punkten. 


Montag, 24. März 2014

Der Einzelgänger





















Regie: Richard Wilson

Clint Tollingers Kampf...

"Der Einzelgänger" ist eine Art Vorläuferfilm von Edward Dmydryks Klassiker "Warlock" aus dem Jahr 1959, dort  beschließen die Bürger, den berühmt-berüchtigten Revolverhelden Clay Blaisedell, gespielt von Henry Fonda, als Marshal zu engagieren. Doch leider müssen die Bürger bald feststellen, dass auch der engagierte Gunman nicht den gewünschten Frieden in der Stadt herstellen kann. In "Der Einzelgänger" (Original: Man with the Gun) aus dem Jahr 1955 präsentiert Regisseur Richard Wilson Weltstar Robert Mitchum als den berühmt-berüchtigten Clint Tollinger. Der kommt eigentlich wegen einem ganz anderen Grund in die Stadt Sheridan City, denn er will von seiner Exfrau Nelly Bain (Jan Sterling) endlich Antworten, wie es der gemeinsamen Tochter geht, die die Frau vor ihm zurückhält. Sie hat auch in de Stadt einen gut gehenden Tanzsaal mit hübschen Mädchen, der den Frauen im Ort ein Dorn im Auge ist, aber von deren Gatten gut besucht wird. Die Stadt wird schon lange vom fetten Dade Holman (Joe Barry) und dessen Pistoleros terrorisiert. Der Schurke lässt sich aber nie blicken, verlässt seine sichere Ranch nie und schickt stattdessen seine Angestellten, die vor allem eins tun sollen: Die Bürger der Stadt am Aufschwung hindern. So wird der Plan vom Hausbau des jungen, mutigen Jeff Castle (John Lupton) immer wieder sabotiert, nur mit Gewalt kann er die Revolverhelden daran hindern, das Bauholz abzufackeln. Als Tollinger n die Stadt kommt, macht dies natürlich schnell die Runde und die Bürger entscheiden sich sehr schnell den Revolverhelden als Hilfssheriff einzusetzen, der wie in anderen Städten bereits für Ruhe und Ordnung gesorgt hat. Doch sein Ruf ist zwiespältig, man sagt dort wo der in grau gekleidete Mann agiert, da ist auch bald der Tod an der Seite der Bürger. Der Preis, die Bösen loszuwerden, muss wohl mit viel Blut bezahlt werden. Jeffs Verlobte Stella (Karen Sharpe) ist von Tollingers Art einerseits abgestoßen, aber auch fasziniert. Tatsächlich gestaltet der engagierte Tollinger seinen Plan überaus dynamisch. Er hat vor den Boss der Gangster aus der Reserve zu locken. Vielleicht gelingt dies mit der Erschießung einiger von Holmans bezahlten Kiillern...

 Der Regisseur Richard Wilson (Al Capone, Zahl oder stirb) ist eher unbekannt, umso erfreulicher ist, dass sein Western sehr gut und düster gestaltet wurde und mit Robert Mitchum einen perfekten Hauptdarsteller anbietet, der selbst in einem inneren Zwiespalt steckt, aber nicht aus seiner Haut heraus kann. So ist sein Plan wie ein Todesballet durchkomponiert, er fackelt nicht lange bis er schießt...das gibt ihm den entscheidenden Vorteil gegenüber den Anderen, die sehr bald begreifen dass es im Spiel der Macht nur einen Sieger geben kann. Ein bisschen kann man sich vielleicht am versöhnlichen Schluß stören, denn zu jedem anderen Zeitpunkt war der Film sehr roh und dreckig.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Auch Henker sterben

























Regie: Fritz Lang

Heydrichs Attentäter...

Neben Ernst Lubitschs "Sein oder Nichtsein" und Charlie Chaplins "Der große Diktator" ist sicherlich Fritz Langs "Auch Henker sterben" einer der besten filmischen Kriegsbeiträge gegen das faschistische Deutschland. Der Film, der 1943 ín Hollywood entstand ist sogar das Werk eines Trios aus Deutschland, die allesamt nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 aus Deutschland auswanderten. Neben Regisseur Fritz Lang war dies sein Drehbuchautor Bertold Brecht und der Komponist Hanss Eisler. Während Lang bereits schon lange in Hollywood tätig war  und auch nach dem Krieg dort blieb, kehrten sowohl Brecht als auch Eisler nach dem Krieg in ihre Heimat zurück. Brecht kam mit seinem poetischen Werk und als Dramatiker zu Weltruhm, Eissler komponierte die Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik.
Der Film befasst sich mit dem Attentat auf Reinhard Heydrich, dem SS-Obergruppenführer und General der Polizei, der während der Nazizeit als Leiter des Reichssicherheitshauptamts und Stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich war. 1941 wurde er von Hermann Göring mit der sogenannten Endlösung der Judenfrage beauftragt und war ab diesem Zeitpunkt der große Organisator des Holocausts. Im Jahr 1942 wird Heydrich (Hans Heinrich von Twardowski) bei einem Attentat in Prag schwer verletzt und stirbt 8 Tage später an seinen Verletzungen. Dieses Attentat trifft das Regime ins Mark und es folgen zahlreiche Racheakte durch die Nazionalsozialisten.  Im Film wird Heydrichs Mörder als Mitglied des im Untergrund tätigen tschechisches Widerstands mit Verbindungen zur Kommunistischen Partei dargestellt. Der Film zeigt in seiner Anfangssequenz einen sadistisch wirkenden Heydrich, der gleich in der nächsten Szene schon Geschichte ist. Täter ist der Chirurg Dr. Franticek Svoboda (Brian Donlevy), ein tschechischer Patriot, der eigentlich in sein Fluchtauto einsteigen will, doch dieses wurde bereits zur Gestapo geschafft. So versteckt sich der Mann zwischen den Häusern und dank der jungen Mascha Novotny (Anna Lee), die zur selben zeit in einem Gemüseladen einkauft, kann er etwas Vorsprung gewinnen. Denn Mascha lockt die Deutschen in die andere Richtung. Eine Entscheidung mit Folgen, denn der Gesuchte taucht nur wenige Stunden später in der Wohnung der Svobodas auf. Professor Svoboda (Walter Brennan) und seine Frau (Nana Bryant) laden den Fremden zum Essen ein, obwohl auch Maschas Verlobter (Dennis O´Keefe) zu Besuch kommen könnte. Dem Professor ist aber schnell klar, dass er jetzt einen Gesuchten beherbergt. Inzwischen laufen die Ermittlungen der Nazis durch die Gestapomänner Kurt Haas (Tonio Selwart), Alois Gruber (Alexander Granach) und Inspektor Ritter (Reinhold Schünzel) auf Hochtouren. Zeugen werden gefoltert und Männer werden willkürlich verhaftet. Die Bevölkerung wird somit gezwungen den Mörder zu verraten, ansonsten sterben die Gefangenen. Unter ihnen befindet sich bald auch Maschas Vater. Und der Widerstand ist auch mit einem möglichen Verräter Emil Czaka (Gene Lockhart) konfrontiert...


 Lang und Brecht hatten in "Auch Henker sterben" nie den Anspruch eine realistische Beschreibung der Ereignisse zu machen, dominierend ist der Blick auf den NS-Terror, den die Protagonisten in der Gestalt von durchtriebenen, faschistischen Staatsterroristen ausüben, so sind die Darstellungen der Emmigranten Reinhold Schünzel oder Alexander Granach mit hoher Intensität gestaltet. Sein etwas reißerisch gestalteter Antinazifilm ist durchgehend spannend. Für die großartigen Bilder des Films war der aus China stammende James Wong Howe (Verfolgt, Picknick, Dein Schicksal in meiner Hand, Man nannte ihn Hombre, Hud) verantwortlich. 

 Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Zeuge gesucht

























Regie: Robert Siodmak

Auf der Suche nach der Frau, die es nicht gibt...

"Zeuge gesucht", der im Original "Phantom Lady" heißt, ist ein Film Noir aus dem Jahr 1944 von Robert Siodmak und gleichzeitig dessen Auftaktsfilm in diesem Gerne, dem später die noch erfolgreicheren Klassiker "Die Wendeltreppe", "Rächer der Unterwelt", "Schrei der Großstadt" oder "Gewagtes Alibi" folgen sollten. Auch die Story von der treuen Sekretärin zu ihrem Boss wurde in der Folgezeit oft kopiert, mir fallen in diesem Zusammenhang Henry Hathaways "Feind im Dunkel" ein, in dem eine beherzte Lucille Ball für ihren Chef durchs Feuer ging, auch Fanny Ardent in "Auf Liebe und Tod", einem Meisterwerk von Truffaut, rettet ihren geliebten Arbeitgeber durch ihr Eingreifen. In "Zeuge gesucht" ist es Ella Raines, die nicht möchte, dass ihr Boss auf dem elektrischen Stuhl landet. Dieser Boss, gespielt von Alan Curtis, ist dann tatsächlich auch die einzige Kritik am ansonsten lupenreinen Vertreter der schwarzen Serie, denn er wird zu unbeteiligt dargestellt. Einen Mann, der sehr bald seine Hinrichtung erwartet, hätte ich gerne so kämpferisch und emotional gesehen wie beispielsweise ein Tyrone Power aus "Zeugin der Anklage".
Zur Story: Scott Henderson (Alan Curtis) hatte mal wieder wie so oft in letzter Zeit Krach mit seiner Frau. Der 32jährige Ingenieur versucht seinen Frust in einer Bar zu vergessen, wo er eine ebenso unglückliche Frau (Fay Helm) trifft, die zwar ihren Namen nicht nennt, aber sich von Scott dazu überreden lässt mit ihm eine Show der Diva Estela Monteiro (Aurora Miranda) zu sehen. Sie nehmen ein Taxi und erleben wie der Star vor Wut kocht, weil die mysteriöse Begleitung von Sctott denselben Hut aufhat wie sie selbst. Die beiden verabschieden sich. Als Scott Zuhause auftaucht, ist die Polizei unter der Leitung von Inspektor 'Burgess (Thomas Gomez) schon bei der Spurensicherung. Scotts Frau wurde ermordet und er gilt aufgrund des Streits sehr schnell als Hauptverdächtiger. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die geheimnisvolle Phantom Lady nicht auffinden lässt. Sogar der Barkeeper und der Taxifahrer beschwören, dass Scott alleine - ohne Begleitung - war. Nur seine loyale Sekretärin Carol Richman, genannt Kansas (Ella Raines) ist von der Unschuld überzeugt. Sie beginnt eigene Recherchen anzustellen. Auch Hendersons bester Freund, der Künstler Jack Marlow (Francot Tone) hilft mit, als er von Südamerika zurückkehrt. Doch die fremde Frau bleibt verschwunden...


 Siodmak gelingt es eine mysteriöse Atmosphäre aufzubauen und zu halten, die Suspence-Anteile erinnern etwas an Alfred Hitchcock und die Form und Stil sind am alten deutschen Film orientiert, ein perfektes Spiel von Licht und Schatten sozusagen. Er bietet auch einen erschreckend makabren Schurken an, der schwer krank seinem Instinkt folgt, aber lange Zeit unentdeckt bleibt. Als aufmerksamer Zuschauer kommt man aber schnell dahinter, wer dieser Killer ist. Das Wissen tut aber dem spannenden Vergnüngen keinen Abbruch. Eine großartige Szene ist auch die finale Konfrontation zwischen dem rettenden Engel und dem enttarnten Teufel. Hier agiert der Schurke teuflisch gut. 


Bewertung: 8 von 10 Punkten.