Sonntag, 23. September 2018

Westlich St. Louis

























Regie: John Ford

Wagenführer...

"Westlich St. Louis" (Original: Wagonmaster) ist vielleicht John Fords persönlichster Film überhaupt. Ein Film ohne seine üblichen Hauptdarsteller wie die Kinohelden John Ford oder Henry Fonda. Dafür aber mit vielen Schauspielern, die Ford immer wieder gerne für seine Filme verpflichtete: Ward Bond, Harry Carey Jr. oder Ben Johnson, der nie zum großen Filmstar aufstieg, aber in Herbst seines Lebens für die großartige Darstellung in Bogdanovichs "Die letzte Vorstellung" als ehemaliger Cowboy und Kinobetreiber Sam the Lion einen sowas von verdienten Oscar als bester Nebendarsteller im Jahr 1972 gewann und in ein paar Monate später in Richard Brooks Spätwestern "700 Meilen westwärts" diese unvergessliche Sterbeszene als namenloser Cowboy hatte, bei der Gene Hackman den Satz sagt "Ich wusste nicht mal, wie er heißt".
Seine Figur Travis Blue, ein junger Cowboy, der mit seinem Freund, Pferde verkauft könnte so ein namenloser Cowboy sein, der als Emmigrant einer dieser vielen Menschen war, die den Westen eroberten, die aber sehr schnell in Vergessenheit gerieten, weil es eine Kollektivaufgabe war und viele bei der Zivilisierung des Wilden Westens ihr Leben ließen.
Ford zeigt seine Figuren zwar immer wieder in vielsagenden Close-ups, dennoch ist das Land der Hauptdarsteller und die Reise einer Planwagenkarawane in den Wilden Westen wirkt immer etwas untergeordnet angesichts dieser majestätischen Landschaft und Natur, die nur mit eisenharter Stärke bezwungen werden kann. Wie die meisten großen Western ist "Wagonmaster" natürlich im Monument Valley in Arizona gedreht worden. Seine Bilder sind bestimmt vom Dualismus Natur-Mensch und die Felsen am Himmel oder die Flüsse, die durchquert werden, hätten ein gewisses Eigenleben, es wirkt als könnten sie sehen und denken. Kameramann Ben Lawrence Glennon zeigt dem Zuschauer die Landschaft in der Totalen. Ein winzig wirkende Wagenkarawane zieht neben diesen hochgetürmten, erhabenen Felsen in Richtung Zielort. Seine Geschichte bringt so den Mythos hervor, der hinter der harten Reise steckt. Diese harte Realität, die Ford zeigt, macht den Westernmythos erst richtig glaubwürdig.
"Westlich von St. Louis" mag nicht so bekannt sein wie andere Ford-Klassiker, es ist aber definitiv einer sehr besten und schönsten Filme. Die Laufzeit mit 86 Minuten ist knackig kurz und trotzdem hat er hier ein feines Epos geschaffen.
Am Anfang des Films steht ein Banküberfall der Bande von Onkel Shilo Clegg (Charles Kemper), die aus ihm und seinen missratenen Söhnen (u.a. Hank Worden, James Arness) besteht. Mit der Schlußszene knöpft Ford wieder an die Brutalität dieser Banditen an, die irgendwann im Lauf der Handlung zu diesem Wagentreck stoßen.
Eine Gruppe von Mormonen, die von dem ruppigen Ältesten Elder Wiggs (Ward Bond) angeführt wird, hat vor den gefährlichen Weg durch den Westen zum Colorado River zu durchqueren. Ihr Ziel ist Utah, immerhin kann Wiggs die beiden jungen Pferdehändler Travis (Ben Johnson) und Sandy (Harry Carey jr,) als Wagenführer verpflichten. Unterwegs trifft der kleine Treck auf den Planwagen des Komödianten Dr. Hall (Allan Mowbray), der mit den Schauspielerinnen Miss Fleuretty (Ruth Glifford) und Miss Denver (Joane Dru) unterwegs war, als ihnen das Wasser ausging. Rettung in letzter Sekunde...die Komödianten sind ebenso wie die Mormonen in den aufstrebenden Städten des Wilden Westens nicht besonders willkommen. Daher schließen sich die Aussenseiter anderen Aussenseitern an und mit den Shilo Banidten kommt noch eine weitere Aussenseitergruppe hinzu. Zu guter Letzt treffen sie auch auf Navajo Indianer, die keine guten Erfahrungen mit dem weißen Mann gemacht haben, aber sich dann doch den Menschen des Trecks friedlich einigen, weil sie sich mit den Mormonen solidarisch zeigen wollen. Bei einer gemeinsamen Feier am Abend kommt es aber zu einer unschönen Begebenheit, denn einer von Shilos Söhnen wollte eine Indianerin (Movita Castaneta) vergewaltigen...





Ford beweist sich einmal mehr als großartiger Chronist amerikanischer Geschichte und setzt hier den einfachen Menschen sowie den Außenseitern dieser Zeit ein sehr schönes Denkmal. Ein bisschen erinnert die Romanze von Dallas und Denver an die Lovestory in "Ringo" - auch dort verliebt sich der Cowboy John Wayne in Dallas, gespielt von Claire Trevor,  eine Frau mit nicht gerade bestem Ruf. Dernnoch sind die beiden Meisterwerke grundverschieden. "Ringo" ist in seiner Dramaturgie stark an die Hauptfigur gebunden und daher ist die Handlung auch spannenden Höhepunkten unterworfen. "Westlich St. Louis" kommt ohne diese übliche Dramaturgie aus und die vielen Figuren werden ebenbürtig feinfühlig skizziert.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Das Narbengesicht

























Regie: Mark Stevens

Killer in Ketchikan...

Der Schauspieler Mark Stevens (1916 bis 1994) hat sich im Genre des Film Noir mit einigen guten Filmen wie "Dark Corner" (Henry Hathaway, 1946), "Straße ohne Namen" (William Keighley, 1948) und "Die Schlangengrube" (Anatole Litvak, 1948) eine Namen gemacht. In späteren Jahren drehte er aber hauptsächlich fürs US-Fernsehen, aber Mitte der 50er Jahre versuchte er durch eigene Regiearbeiten noch einmal im selben Genre an die frühen Erfolge anzuknöpfen. "Cry Vengeance" entstand 1954 und 2 Jahre später versuchte er es noch einmal mit "Time Table". Beiden Noirs blieb nur ein mittelmäßiger Erfolg beschieden.
Inzwischen ist Mark Stevens etwas in Vergessenheit geraten wie auch seine Regiearbeiten.
Diese sind zwar einfach konzipiert und auch nicht besonders vielschichtig angelegt - sie sind aber in allen Belangen waschechte Vertreter des Film Noir.
In "Das Narbengesicht" spielt Mark Stevens auch die Hauptrolle. Seine Figur des Vic Barrons ist ein Ex-Polizist, der für 3 Jahre ins Gefängnis musste. Über das Warum bleibt der Zuschauer irgendwie im Unklaren. Er weiß nur, dass Vic hinter Gangstern her war, vielleicht etwas zu besessen und die rächten sich mit einer Bombe im Auto. Die sollte den Polizisten ins Jenseits befördern, doch stattdessen traf es seine Frau und seine kleine Tochter. Er selbst zog sich schwere Gesichtsverletzungen zu, daher auch der Filmtitel. Der Film beginnt mit seiner Entlassung und nichts interessiert ihn mehr als die Rache am Mörder seiner Familie. Er ist sich sicher, dass der Gangster Tino Morelli (Douglas Kennedy) für den Mord verantwortlich ist. Dieser lebt inzwischen unter einem anderen Namen in Ketchikan, Alaska und er hat selbst eine kleine Tochter, die Marie (Cheryl Callaway) heißt. Das Gangsterleben hat er beendet. Vics Freunde sind besorgt, denn sie haben Angst, dass er durch seinen Rachedurst wieder im Knast landet, doch Vic kennt nur ein Ziel und dazu ist ihm jedes Mittel recht.
Er reist nach Alaska und lernt dort die Barbesitzerin Peggy Harding (Martha Hyer) kennen, die auch Tino Morelli kennt. Vic jagt dabei den Falschen, denn der Auftragskiller Roxey (Skip Homeier) hat seine Frau und seine Tochter ermordet. Er handelte damals im Auftrag seines Chefs, aber Morden macht dem blonden Psychopathen auch großen Spass. Ebenso das Quälen seiner alkoholkranken Freundin Lili Arnold (Joan Vohs)....



Immerhin kann "Das Narbengesicht" mit interessanten Typen punkten, so überzeugt Skip Homeier als echter Fiesling und ebenbürtiger Konkurrent für Mark Stevens, der mit seinem Narbengesicht und dunklen Gedanken ebenso Gefahr läuft ins Böse abzudriften. Am Ende ist es die kleine Tochter des Gangsters, die ihn zu einer gewissen Umkehr bringt. Auch die Frau an der Seite des Antihelden ist mit Martha Hyer (Oscar-Nominierung für "Verdammt sind sie alle") sehr gut besetzt. Die Schauplätze in Alaska sind gut gewählt, einerseits viel Natur - andererseits aber oft wenig einladend. Sicherlich ist "Das Narbengesicht" kein Meisterwerk geworden, aber ein Blick als Freund der schwarzen Serie lohnt sich auf alle Fälle.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Warum hab ich ja gesagt ?

Regie: Vincente Minelli

Blitzhochzeit und die Folgen...

Vincente Minelli begann als Bühnen- und Kostümbildner, bevor er Revuen in der New Yorker Radio City Hall inszenierte. Arthur Freed holte ihn dann zu MGM, wo Minelli einige der erfolgreichsten Musicals der Filmgeschichte wie "Meet me in St. Louis" (1944), "Ein Amerikaner in Paris" (1951), "Brigadoon" (1954) oder "Gigi" (1958) schuf.  Er war auch versiert im Dramenfach, denn Klassiker wie "Stadt der Illusionen", "Anders als die Anderen", "Der Fluch des Blutes", "Verdammt sind sie alle" oder "Vincent van Gogh" schmücken seine Filmographie. Mit dem unbekannnten und sträflich vernachlässigten Film Noir "Der unbekannte Geliebte" zeigte er auch seine Bereitschaft für düstere Filme. Legendär sind aber eher seine edel fotografierten Komödien wie "Vater der Braut", "Ein Geschenk des Himmels" oder der 1957 realisierte "Warum hab ich ja gesagt ?" - dort lässt Minelli die gute alte Screwball Comedy der 30er und 40er mit dem Starduo Gregory Peck und Laureen Bacall wieder auferstehen - diesmal nicht in SchwarzWeiß sondern in knalligen und erlesenen Cinemascope Bildern, kreiert von dem aus Österreich stammenden Kameramann John Alton.
Gregory Peck ist hier in einer seiner seltenen witzigen Rollen zu sehen und der berühmte Kinostar darf in "Warum hab ich ja gesagt ?" den Sportreporter Mike Hagen spielen. Eine ähnliche Rolle hatte auch Spencer Tracy in "Die Frau, von der man spricht", nur kam es dort zum Schlagabtausch und Geschlechterkampf mit seiner resoluten Sportreporterkollegin, die von Katharine Hepburn gespielt wird. Die Rolle von Lauren Bacall) ist anders angelegt. In den ersten Szenen ist sie zuerst "nur" die Zufallsbekanntschaft von Mike, der in Kalifornien von einem Golfturnier berichten muss, aber dann am Abend mehr trinkt als es ihm gut tut. Am anderen Morgen ist Katerstimmung angesagt und er befürchtet, dass er den wichtigen Bericht nicht an seine Zeitung schickte. Doch die attraktive Marilla Brown Hagen (Lauren Bacall), die ihm am Swimmingpool begegnet, kann Aufklärung bringen. Sie begleitete ihn in der vorigen Nacht und sie war es, die dafür sorgte dass der Bericht pünktlich an die Redaktion telegrafiert wurde. Sie verbringen den Rest des Tages gemeinsam und verlängern nochmals den Aufenthalt im Hotel - kurzum: Sie heiraten in Turbogeschwindigkeit und als Ehepaar fliegen sie gemeinsam nach New York, wo beide noch in getrennten Wohnung leben. Was Mike schockiert ist die Tatsache, dass seine Frau eine angesehene Modedesignerin ist und ein nobles Riesenappartement an der East Side hat - er dagegen sein geliebtes kleines Appartment dafür verlassen muss. Auch die Freunde des Paares könnten unterschiedlicher nicht sein. Mike trifft sich mit seinen Kollegen und dem Exboxer Maxie Stultz (Mike O´Shaugnessy) zum Pokern, während Marillas Freunde aus Künstler- und Designerkreisen stammen. Der ständig tanzende Randy Owens (Jack Cole) wirkt dabei sehr schwul auf die gestandenen und hartgesottenen Reporter. Und Marilla fragt ihen Mike "Wer ist das, der Mann mit keiner Nase". Wahrheitsgemäß antwortet Mike "Der hat eine Nase, aber sie ist nur innen" - erschwerend kommt hinzu, dass Mike vor seiner Blitzhochzeit mit Marilla eine Affäre mit dem Fotomodel Lori Shannon (Dolores Gray) hatte, er verschweigt dies aber seiner Frau. Marilla dagegen legt die Karten auf den Tisch und erzählt ihrem Ehemann von ihren früheren Verehrern, mit dem Bühnenregisseur Ned Hammerstein (Sam Levene) ist sie auch immer noch gut befreundet - Mike wird gleich recht eifersüchtig. Hat aber wenig Zeit, die Sache zu klären, denn er hat inzwischen den zwielichtigen Boxpromoter Martin J. Daylor (Edward Platt) zu seinem Todfeind gemacht, der seine Gorillas (Chuck Connors, Jesse White) den Auftrag gibt, Mike einzuschüchtern. Bis zum gewalttätigen wie lustigen Finale gibt es noch viele Verwicklungen...



Und natürlich eine Menge skurriler Nebenfiguren, bei denen vor allem der einfältige Boxer und der tanzende Choreograph hervorstechen. Unvergessen ist auch Pierro, der Pudel von Lori, der gerne Kunststückchen macht und vor allem gerne herzhaft in Herrenschuhe beißt. Peck und Bacall spielen ihre Rollen richtig klasse mit einer großen Portion Begeisterung und trotz des hohen Nostalgiegehalts ist "Warum hab ich ja gesagt!" auch heute noch ein schöner Klassiker in der Sparte der Beziehungskomödien ist und immer noch bestens unterhält.
 




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 19. September 2018

Der Besessene

Regie: Marlon Brando

Rios Rache...

Der 2004 verstorbene Marlon Brando gilt als einer der größten Charakterdarsteller und Filmstars des 20. Jahrhunderts. Unsterblich sind seine Rollen in Filmen wie "Endstation Sehnsucht", "Die Faust im Nacken", "Der Pate" und "Apocalypse Now" - weniger bekannt dagegen ist seine einzige Regiearbeit in "Der Besessene". Dieser packende Western entstand 1961, heißt im Original "One Eyes Jack" und darf dennoch zu den ganz großen klassischen Western gezählt werden und man merkt, dass Brando sehr stark daran interessiert war an einer guten Figurenzeichnung. Darüberhinaus dürfte "Der Besessene" einer der besten Genrebeiträge zum Thema Doppelmoral, Ambivalenz und Betrug sein.
Maßgeblich am Gelingen des Films war auch der Kameramann Charles Lang verantwortlich, der an vielen anderen Hollywoodklassikern wie "Peter Ibbetson", "Schiffbruch der Seelen", "Der unheimliche Gast", "Heißes Eisen", "Zwei rechnen ab", "Der letzte Zug von Gun Hill" oder "Charade" beteiligt war - er hat die Geschichte in wunderschöne Bilder verpackt. Marlon Brando war als Regisseur sehr ambitioniert und engagiert. Er ließ sich sehr lange Zeit zum Drehen und bald hatten seine ängstlichen Finanziers Sorge, dass das Budget gesprengt werden könnte. Insgesamt dauerten die Dreharbeiten 6 Monate und eine 4 1/2 Stunden-Version sollte ins Kino kommen, wenn es nach dem Willen des Machers gegangen wäre. Doch man entschied fast 2 Stunden zu kürzen, am Ende wäre es beinahe so weit gekommen, dass sich Brando vom eigenen Film distanziert hätte. Obwohl er passable 4,3 Millionen Dollar in den USA einspielen konnte, waren die Kosten am Ende doch höher und so wurde "Der Besessene" zum Mißerfolg abgestempelt. Das mag in finanzieller Hinsicht vielleicht so gewesen sein, auf den künstlerischen Aspekt trifft aber dies überhaupt nicht zu.
Interessanterweise sind die meisten Figuren in Brandos Film überhaupt keine Sympathieträger und die Hauptfigur, die von Brando selbst verkörpert wird, ist ein Schurke, ein Lügner und hat nur einen Gedanken im Kopf: Sich zu rächen. Er spielt den Rio, den man auch "The Kid" nennt.
Sein Hass gilt seinem früheren besten Freund und Mentor Dad Longworth (Karl Malden), der mit ihm gemeinsam und einem dritten Mann namens Doc eine Bank in Sonora, Mexiko ausraubten. Doch die berittene Polizei verfolgt die Männer und kann Doc in einer Cantina erschießen. Rio und Dad Longworth gelingt zuerst die Flucht - doch auf einem hohen Bergkamm werden sie in die Enge getrieben. Da sie nur noch ein Pferd haben, soll einer möglichst rasch mit zwei neuen Pferden kommt, damit die Flucht doch noch gelingt. Die Wahl fällt auf Longworth, der aber nach einem kurzen Ritt beschließt alleine zu flüchten und seinen Freund alleine auf dem Berg zu lassen. Der wird gefasst und sitzt 5 Jahre in einem menschenunwürdigen Gefängnis ab, bevor ihm die Flucht gelingt. Angetrieben vom Hass hat er nur ein Ziel: Dad Longworth ausfindig zu machen und sich zu rächen. Diese ist inzwischen in Monterey Sheriff geworden - hat also die Seiten gewechselt und ist verheiratet mit der Mexikanerin Maria (Katy Jurado), auch deren Tochter Louisa (Pina Pellicier) nennt Longworth inzwischen "Dad".
Er kommt mit seinen neuen Kumpanen Chico Modesto (Larry Duran) und Bob Emory (Ben Johnson) nach Monterey und besucht dort den alten Freund, ohne jedoch zu erzählen, dass er wegen seines damaligen Verrats 5 Jahre im Knast saß. Dad Longworth ist zwar auch etwas irritiert, dass Rio anscheinend keine Rachegedanken hegt und auch nicht nach dem Geld fragt, mit dem Dad damals fliehen konnte. Es sieht beinahe so aus als wäre zwischen den beiden Freunden nie etwas gewesen - Rio wird sogar eingeladen noch einen Tag länger zu bleiben, denn zufällig feiert die Stadt ein Fest und Rio und Dads Stieftochter Louise kommen sich näher. Die beiden übernachten am Strand - am Morgen danach gesteht Rio dem Mädchen seine Lügen der Nacht und sie kehrt erst sehr früh am Morgen heim. Von Deputy Lon (Slim Pickens) erfährt Longworth von dieser Liason. Nun bricht die verborgene Feindschaft zwischen beiden Männern auf und Longworth lässt Rio auspeitschen und zerschlägt auch dessen Hand mit dem Gewehrkolben. Danach wird er aus der Stadt gejagt. Doch dies ist noch lange nicht das Ende...




In dem Film beschäftigt sich Brando mit komplexen Familien- und Beziehungsangelegenheiten. Psychologisch orientiert sich die Geschichte an den Ödipus-Konflikten und auch verdrängte Homosexualität kommt als weiterer interessanter Aspekt hinzu. Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Darsteller der Hauptrolle macht Brando eine überzeugende Figur. Kein Wunder, wenn er seinen alten Kumpel Karl Malden als Kontrahent engagiert hat. Der liefert wie gewohnt eine hervorragende Performance ab. Auch Neuling Pina Pellicier, die im Grunde die einzig "gute" Haupt-Figur des Films ist, hat viele richtig gute Szenen. Die Szene am Strand, die ungefähr 10 Minuten dauert, ist vielleicht sogar die beste Szene dieses Westerns, den ich zu den ganz großen Meisterwerken dieser Sparte zählen und der immer noch irgendwie ein Schattendasein führt. Leider.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Macao

























Regie: Josef von Sternberg/ Nicholas Ray

American Love Story in Fernost...

"Macao" ist ein Film von Josef von Sternberg, den er gar nicht selbst zu Ende drehen konnte. Grund war der Rausschmiß von Produzent Howard Hughes. Der bat Nicholas Ray den Film zu ordnen und auch zu Ende zu drehen. "Macao" wurde 1952 gedreht und spielte immerhin noch 1,1 Millionen US-Dollar an der Kasse ein und wartet mit einer fernöstlichen Kulisse auf. "Macao", die ehemalige portugisische Kolonie, 45 Seemeilen von Hongkong entfernt,  schien wie geschaffen für die Laster der Unterwelt und für einen Tummelplatz der Gestrandeten und Glücksspieler aus Übersee, vor allem die Amerikaner sind hier oft vertreten - mal als finstere Gestalten, mal als Flüchtige, als Aussteiger oder als getarnte Polizisten. Es ist ein üblicher Tag in Macao, wieder legt ein Schiff an. Am Bord war der amerikanische Abenteurer Nick Cochran (Robert Mitchum), vom dem man nicht so genau weiß, ob er ein Gesetzeshüter oder ein Gesetzloser sein könnte. Zunächst stellt er sich aber mal als zynischer Ex-Soldat vor. Er wurde von der Barsängerin Julie Benson (Jane Russell) gelinkt - während er ihr half einen lästigen Verehrer abzuschütteln, stahl sie ihm sein Geld und seinen Pass. Ebenfalls dabei der Geschäftsmann Lawrence Trumble (William Bendix), der offiziell mit ganz vielen verschiedenen Produkten, auch mt Nylons, handelt - in Wirklichkeit aber auch ein Schmuggler sein könnte.
Ein große Nummer in Macao ist der skrupellose Nightclub-Beitreiber Vincent Halloran (Brad Dexter), der auch die hiesige Polizei mit Geld bestechen konnte. Selbst Polizeilieutenant Sebastian (Thomas Gomez) steht auf dessen Gehaltsliste. Das Glücksspiel hat Hochkonjunktur und durch Korruption und Schwarzhandel ist viel Geld zu machen. Während aber die Gangster ihre Taschen füllen, enden andere mit dem Messer im Rücken - wie kurz zuvor ein amerikanischer Polizist, der gegen diese Verbrecher ermittelte.
Immerhin kommen sich Glücksritter Nick und Sängerin Julie - trotz des Diebstahls - etwas näher und Julie bekommt sogar ein Engagement bei Halloran, sehr zum Leidwesen von dessen Freundin Margie (Gloria Grahame), die auch Grund zur Eifersucht hat.
Bald erfährt auch der Zuschauer wer in "Macao" als Undercover-Policeagent tätig ist...



Bei seinem Erscheinen waren die Kritiken eher mittelmässig. Man beklagte die Lustlosigkeit von Sternbergs Inszenierung und viele sahen Busenwunder Jane Russell als Fehlbesetzung. Erst im Laufe der Jahre hat sich "Macao" ein bissel zum "Fast"Kultfilm entwickelt. Aus heutiger Sicht ist schon sichtbar, dass die Chemie zwischen Mitchum und Russell nicht schlecht war und dies gut zum Unterhaltungswert des Noirs beiträgt.
Vielleicht gelingt es den Film heute mit mehr Augenzwinkern zu betrachten, denn ein bisschen Filmzauber ist schon gegeben, auch wenn die Handlung nicht allzu spannend inszeniert wurde. William Bendix hätte man etwas mehr Profil geben können, denn der Schauspieler passte schon immer sehr gut als Schlüsselfigur für Beiträge des Film Noir. Russell wirkt etwas derb, aber dennoch gefällt sie mir als gutes böses Mädchen, die erst spät ihre raue Schale ablegt und den weichen Kern erkennen lässt. Dies alles - und natürlich Robert Mitchum - hebt den Film doch deutlich über den Durchschnitt eines alten Hollywoodschinkens.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.