Donnerstag, 29. Dezember 2016

Meuterei auf der Bounty

























Regie. Frank Lloyd

Der tyrannische Captain Bligh...

Bevor Regisseur Frank Lloyd im Jahr 1935 seinen größten Kassenhit "Meuterei auf der Bounty" drehte, wurde ihm bereits zweimal der Regie-Oscar zuerkannt: 1929 für den Historienfilm "Die ungekrönte Königin" und 1934 für "Kavalkade". Für "Meuterei auf der Bounty" gelang ihm zwar noch eine weitere Nominierung, er musste sich allerdings von John Ford und seiner Leistung in "Der Verräter" geschlagen geben.  Der Stoff wurde mehrmals verfilmt. 1961 drehte Lewis Milestone ein farbenprächtiges und opulentes Remake mit Marlon Brando und Trevor Howard. Das gleiche Thema kam dann 1983 erneut in die Kinos. "Die Bounty" mit Mel Gibson und Anthony Hopkins agierten unter der Regie des Briten Roger Donaldson. Während die 35er und 61er Verfilmung auf der Buchvorlage "Die Meuterei auf der Bounty: Schiff ohne Hafen" von Charles Bernard Nordhoff und James N. Hall basierte, orientierte sich die Verfillmung aus dem 80ern an den Roman "Captain Bligh und Mr. Christian" von Richard Hough. Den größten Klassikerstatus hat aber ohne Zweifel der alte Film von Frank Lloyd...der konnte drei damalige Topstars verpflichten. Kaptain Bligh wurde von Charles Laughton verkörpert. Clark Gable spielt den Fletcher Chrstian und die dritte Hauptrolle ging an Francot Tone, der den interessanten Part des Kadetten Mr. Byam übernahm.
Es ist das Jahr 1987. Das dreimastige Segelschiff "Bounty" der britischen Admiralität braucht für ihre ca. 2 Jahre dauernde Reise in die Südsee noch einige Matrosen. Das Schiff soll Strecklinge des Brotfruchbaums von Tahiti zu den Antillen bringen. Die Besatzung besteht auch zu einem großen Teil an Häftlingen, die auswählen konnten, ob sie auf einem Schiff arbeiten oder ihre Strafe im Gefängnis ableisten. Ausserdem war es damals Sitte Nachts durch die Kneipen zu gehen und die dortigen Gäste einfach für die Krone zwangszuverpflichten. Dieses Schicksal passiert dem jungen Thomas Ellison (Eddie Quillan), der seine junge schwangere Frau (Marion Anderson) zurücklassen muss. Der Marineoffizier Fletcher Christian (Clark Gable) fährt bereits zum dritten Mal unter der Flagge des tyrannischen Captains Bligh (Charles Laughton). Ausserdem sind die drei Seekadetten Byam (Francot Tone), Stewart (Douglas Walton) und Hayward (Vernon Downing) aus angesehen englischen Familien mit an Bord sowie der alkoholkranke Schiffsarzt Dr. Baccus (Dudley Digges). Schon bald nach dem Auslaufen des Schiffs kommt es zu Unruhen und die Besatzung beginnt den Captain immer mehr zu hassen. Bligh gilt zwar als hervorragender Seemann, aber er verstärkt seinen Ruf als gemeiner Leuteschinder immer mehr. Nach sehr glücklichen Tagen auf Tahiti, wo sich die Südseeschönheiten Tehani (Movita Castaneda) und Maimiti (Mamo Clark) um die körperlichen Freuden der inzwischen zu Freunden gewordenen Christian und Byam kümmern, wird die Rückfahrt zum wahren Desaster. Als Bligh einige gefangene Deserteure brutal bestrafen lässt, bricht die Meuterei aus. Fletcher Christian stellt sich dabei an den Spitze der Meuterer und Bligh wird mit seinen Getreuen auf hoher See mit einem Boot ausgesetzt. Der schwört Rache und wie durch ein Wunder überlebt er viele Tage auf dem Meer und erreicht Land. Dort nimmt er die Verfolgung der Meuterer auf. Christian und seine Männer fliehen auf die Insel Pitcairn und engehen so der drohenden Verhaftung. Byam bleibt auf Tahiti zurück und wird von Bligh als einer der Meuterer verhaftet, obwohl dieser sich gar nicht daran beteiligte. Ein Gericht soll den Fall klären. Im Falle einer Verurteilung droht die Hinrichtung...



Die Gründzüge der Handlung sind historisch. Der Film wurde zum immer wieder gern gesehenen Klassiker und Captain Bligh wurde so zu einem der gefürchtetsten Tyrannen der Schifffahrt. Alle drei Hauptdarsteller Laughton, Gable und Tone wurden für den Oscar vorgeschlagen. Insgesamt gabs für den Film 8 Nominiierungen - gewonnen hat er aber nur den begehrtesten Preis als bester Film des Jahres.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Dienstag, 27. Dezember 2016

Manche mögens heiß

























Regie: Billy Wilder

Nobody is perfect...

Das Ende in "Some like it hot" markiert irgendwie den Sprung in eine neue Zeit. Trotz der rigorosen Demaskierung seiner "Daphne" in den Musiker Jerry "Aber Osgood, ich bin ein Mann" lässt sich der froschmäulige Millionär nicht von seiner Heiratsabsicht abbringen.  Er wird "Nobody is perfect" als Kommentar dazu anbringen und diese Aussage wurde zu einem der berühmtesten Schlußsätze des Kinos - in der nach wie vor populärsten und beliebtesten Kinokomödie aller Zeiten. Ein liberales Zeitalter tut sich auf, dank der in Fummel agierenden Topschauspieler Jack Lemmon und Tony Curtis.
Die stecken als Männer in massiven Schwierigkeiten. Denn sie wurden unfreiwillig zu Zeugen des St. Valentins-Massakers durch den fiesen Gangsterboss Gamaschen-Colombo (George Raft), in dessen illegaler Bar sie spielten. Wir sind in Chicago, wir sind im Jahr 1929 und es ist Prohibition-Time. Während in diesen verschwiegenen Hinterzimmern der Alkohol in Strömen fließt, Girls für die Gäste tanzen und Jazzbands heiße Musik anbieten, tobt in den Straßen Chicagos ein echter Bandenkrieg. Dadurch, dass der Laden hochging sind Jerry (Jack Lemmon) und Joe (Tony Curtis) auf der Stelle arbeitslos. Es gäbe zwar eine Anstellung für Kontrabass und Saxophon - aber leider auch nur in einer Damenkapelle. Erst als die beiden Zeugen werden wie Zahnstocher-Charlie und seine Bande von Gamaschen-Colombo und Co. erschossen werden, hat die Option "Damenkapelle" eine reele Chance. Denn sie werden von den Gangstern gejagt - was also liegt näher als Damen verkleidet mit dem Zug nach Florida zu fahren und dort ein Engagement zu erfüllen. Als Daphne und Josephine schleusen sich die beiden Männer bei der Damenkapelle ein und schließen auch gleich Freundschaft mit der Ukulele-Spielerin Sugar Kane (Marilyn Monroe) Beide verlieben sich in Sugar. Allerdings hat "Josephine", die sich tagsüber in den etwas tolpatschigen und extrem verklemmten Milliardär verkleidet und mit dieser unverfrorenen Lüge Sugar Kane für sich gewinnen will, bald bessere Chancen als Daphne. Die ist aber auch begehrt - der Millionär Osgood E. Fielding III. (Joe E. Brown) hat ein Auge auf die Frau geworfen, die beim Tango immer führen möchte. Bevor nun Sugar und Joe ein Paar werden, tauchen natürlich auch noch die Gangster in Florida auf. Denn dort findet das Treffen der Freunde der italienischer Oper statt....



Ein brilliante Komödie, die jeder Filmfan wahrscheinlich schon mehr als fünf Mal begeistert angesehen hat und deren Wirkung vor allem auf das präzise Timing des Drehbuchs, der einfallsreichen Regie von Billy Wilder und der witzig aufgelegten Hauptdarsteller Monroe, Curtis und Lemmon zurückzuführen ist.
"Manche mögens heiß" wurde ein riesiger Publikumserfolg - Platz 3 der Kinojahrescharts 1959 hinter "Ben Hur" und "Dornröschen" und noch vor den beiden anderen sehr erfolgreichen Komödienhits "Unternehmen Petticoat" und "Bettgeflüster".
Kostümbildern Orry-Kelly bekam 1960 sogar den Oscar für die besten Kostüme in Schwarz-Weiß. Insgesamt erhielt der Billy Wilder Klassiker, den viele für seine beste Arbeit halten, insgesamt 6 Oscar-Nominierungen. Jack Lemmon war als bester Hauptdarsteller nominiert, ebenso beste Kamera, Beste Ausstattung, beste Regie und bestes adaptiertes Drehbuch.
Es ist schon eine Freude den Film immer mal wieder anzuschauen...was als knallharter Gangsterfilm beginnt, mündet in ein Fummel-Chaos und endet als Kultfilm für die Queer-Nation und alle anderen liberalen Geister.
Zwischendrin haucht Marilyn ihr "I wanna be loved by you" Das AFI wählte Wilders Film auch logischerweise zur besten Komödie aller Zeiten. Bei den besten amerikanischen Filmen aller Zeiten rangiert der Film auf Platz 22.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Samstag, 24. Dezember 2016

Der Glanz des Hauses Amberson

























Regie: Orson Welles

Als das Auto in die Stadt kam...

Am 17. März 1942 wurde Orson Welles "Der Glanz des Hauses Amberson" in einem ersten Preview vorgeführt. Das Publikum bestand eher aus Teenager und daher wird es keinen sonderlich überraschen, dass dieses düstere Filmepos über die Geburt des neuen Amerikas eher ablehnend aufgenommen wurden. Der Film wurde etwas verändert und gekürzt - bei dem zweiten Preview wurde schon besser beurteilt. Doch bei der RKO war bereits eine echte Panik ausgebrochen. Der Film verschlang Kosten von 1 Million Dollar und Studiochef George J. Schaefer befürchtete nun, dass die Familienchronik im Kino floppen würde. Robert Wise wurde beauftragt dem Film mehr Mainstream zu verpassen Es kam zu einer starken Kürzung von 131 Minuten auf 88 Minuten. Auch das Ende, das Welles für grandios hielt, wurde "verschönert" und das HappyEnd als neue Szene hinzugefügt. Welles meinte später sein Thema wäre die bittere Zeitenwende gewesen. Er wollte zeigen, wie das Auto als Symbol für die Industrialisierung die gesamte Familie und auch die ganze Stadt runiniert. Aber "die böse, schwarze Welt sollte den Leuten nicht zugemutet werden".
Bei den Nominierungen für die Oscars 1943 sahs aber dennoch nicht schlecht aus. Der umstrittene Torso, von dem sich Welles distanzierte, brachte es auf 4 Nominierungen: Kameramann Stanley Cortez für seine hervorragende Arbeit, Agnes Moorehead für die Rolle als Tante Fanny. Ausserdem das beste Szenenbild und gar in der Hauptkategorie "Bester Film" hatte "Der Glanz des Hauses Amberson" Chancen die Trophäe zu gewinnen. Er unterlag aber William Wylers "Mrs. Miniver".
Die Geschichte spielt um 1870 in Indianapolis. Die reichste und vor allem angesehendste Familie der Stadt sind die Ambersons. Major Amberson (Richard Bennett) ist der Patriarch. Seine hübsche Tochter Isabel (Dolores Costello) liebt den etwas verrückten und leichtfertigen Eugene Morgan (Joseph Cotten), der sich an neuen Erfindungen versucht. Er verscherzt es aber seiner Angebeteten als er eines Nachts vor ihrem Fenster ein Ständchen bringt - im betrunkenen Zustand. Sie distanziert sich von ihrer großen Liebe und heiratet den ehrbaren Kaufmann Wilbur Minafer (Don Dillaway). Aus der Ehe geht der Sohn George (Tim Holt) hervor, der bereits als kleiner Junge  (Bobby Cooper) als eigensinnigster und frechster Balg in der Stadt galt. Der Bengel hatte keinen Respekt vor erwachsenen Personen und viele hätten ihm gerne mal eine Abreibung gewünscht. Doch von der Mutter wird George verwöhnt. Zwanzig Jahre später kommt Eugene mit seiner hübschen Tochter Lucy (Anne Baxter) zurück in die Stadt. Inzwischen ist aus Eugene ein erfolgreicher Auto-Fabrikant geworden. Wobei diese neuzeitlichen Fortbewegungsmittel von einigen immer noch sehr belächelt werden, den Pferde sind da viel zuverlässiger. Der verwöhnte George verliebt sich in Lucy und auch Isabel und Eugene kommen sich nach dem plötzlichen Tod von Wilbur wieder näher....
 




Auch mit Kürzung ist "Der Glanz des Hauses Amberson" für mich ein großes Meisterwerk. Sogar ebenbürtig mit Welles Meisterwerk "Citizen Kane". Die beiden Filme sind für mich sogar ein bisschen mit einander verwandt. Beide Filme beschäftigen sich mit dem amerikanischen Kaptitalismus. In Citizen Kane steigt der Zeitungsmagnat Charles Foster Kane zum reichsten und einflussreichsten Mann seiner Zeit auf. In "Glanz des Hauses Amberson" geht eine goldene Welt zu Ende als der Siegeszug des Automobils beginnt. Der alte Geldadel verschwindet langsam - ohne, dass sie sich darauf vorbereitet hätten. Sieger in der neuen Welt sind die Industriellen.
"Der Glanz des Hauses Amberson" ist auch ein großartiger Schauspielerfilm, eine total geglückte Ensembleleistung. Leider wird man auch in Zukunft den Film nur in seiner zurechtgeschnittenen Fassung sehen können. Die fehlenden Teile gelten als verschollen. Und damit teilte "Der Glanz des Hauses Amberson" das gleiche Schicksal wie nach ihm Sam Peckinpahs "Sierra Charrieba" oder Samuel Fullers "The Big Red One". Meisterwerke, die von inkompetenten Studiobossen durch Kürzungen in ihrer Qualität beeinträchtigt wurden. Dennoch: Es spricht für "Der Glanz des Hauses Amberson", dass er trotz dieser massiven Schnitte immer noch als Meisterwerk überzeugen kann. Wie genial wäre der Film wohl erst in seiner ursprünglichen Version.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Mein Freund Harvey





















Regie: Henry Koster

Mein Phooka...

Ein "Phooka" ist eine Gestalt aus der keltischen Mythologie. ein relativ harmloser Geist. Den Menschen erscheint er oft in der Gestalt eines Tieres. Seine bevorzugte Erscheinungsform ist die eines schwarzen Ponys. Aber auch als Hund, Ziege oder gar riesiger Hase ist er schon den Menschen erschienen. Meistens ist der "Phooka" sehr groß - im Falle von Harvey, dem unsichtbaren Freund des eigenwilligen und recht schrulligen Elwood P. Dowd (James Stewart), sind es stattliche 2,10 Meter. Für einen Hasen mit einem schönen weißen Fell eine recht stattliche Größe.
1950 erlebte dieser liebenswerte Geist sein Kinodebüt durch den Film "Harvey" von Henry Koster, der damit eine Art Vorläufer des seltsames Begleiters von "Donnie Darko" aus dem Jahr 2001 von Richard Kelly dem staunenden Publikum vorstellte. Es wurde gleichzeitig auch einer der berühmtesten Filme des 1905 in Berlin geborenen Regisseurs, der wie so viele Filmschaffende nach der Machtübernahme der Nazis Deutschland verließ und in Hollywood mit Filmen wie "Jede Frau braucht einen Engel" (1947), "Die Reise  ins Ungewisse" (1951), "Meine Cousine Rachel"  (1952), "Das Gewand" (1953) und "Desiree" (1954), "Die jungfräuliche Königin" (1955), "Mein Mann Gottfried" (1957) oder "Mr. Hobbs macht Ferien" (1962) viele Erfolge feiern konnte.
Möglicherweise ist "Harvey" vielleicht sein bester Film überhaupt geworden - die wunderbare, zeitlose Komödie wurde auch mit dem Oscar-Sieg von Josephine Hull als beste Nebendarstellerin gewürdigt. Für James Stewart gab es immerhin eine Nominierung. Er verlor allerdings gegen Jose Ferrers Darstellung des Cyrano de Bergerac in "Der letzte Musketier".
Die Geschichte spielt in einer typisch amerikanischen Kleinstadt - Elwood P. Dowd ist ein liebenswerter Zeitgenosse, der allerdings in manchen Dingen etwas sonderbar wirkt. Denn sein bester Freund ist ein imaginärer Riesenhase, mit dem er seine Tage verbringt. Er trinkt sehr gerne mal ein Gläschen zuviel - und der Hase Harvey auch. Für seine ältere Schwester Veta Louise Simmons (Josephine Hull) und deren Tochter Myrtle Mae (Victoria Horne) wird er allerdings immer mehr zur Belastung. Das liegt vor allem daran, dass er es mit seinem "Dachschaden" für einen schlechten Ruf sorgt. Wie so für Myrtle ein standesgemäßer Ehemann gefunden werden, wenn das gesellschaftliche Leben mit Elwood nicht möglich erscheint. So muss alles heimlich gemacht werden. Während Elwood in "Charleys Bar" mit Harvey einen trinken geht, versucht Velma mit illustren und angesehenen Damen der Stadt eine Party zu geben. Sie ist ja auch auch Elwoods Wohlwollen angewiesen, denn das Vermögen gehört ihm. Doch Elwoood bekommt Wind davon und taucht mit Harvey auf. Die Frauen fliehen vor Entsetzen. Nun soll Elwood endlich in ein Sanatorium, wo er von "Harvey" durch eine Spritze befreit werden soll. Aber zuerst kommt es dort mit Schwester Kelly (Peggy Dow)und Dr. Sanderson (Charles Drake), die sich lieben, dem Anstaltsleiter Dr. Chumley (Cecil Kallaway) und dem robusten Pfleger Marvin (Jesse White) zu allerhand Verwechselungen...



Natürlich kann "Harvey" die Nähe zur Bühne, zum Theater nicht leugnen. Aber die Geschichte ist einfach sehr schön und erwärmt das Herz. Immer mehr wird klar, dass der Mensch durch den "Phooka" reicher wird, da er die Fantasie beflügelt und tatsächlich ist Elwood ja - trotz Harvey - bei vielen Menschen sehr angesehen und beliebt. Die Menschen in siener Lieblingskneipe akzeptieren die Existenz des weißen Riesenhasen. Lediglich Daheim hängt der Haussegen schief. Aber im Laufe der Geschichte wendet sich zum Glück alles zum Guten und "Harvey" läuft mit Elwood, Velma und Myrtle Mae zufrieden nach Hause und sorgt für ein wunderschönes Schlußbild. Ein runder Film und eine tolle Komödie. Gehört für mich neben "Ist das Leben nicht schön" und "Rendezvous nach Ladenschluß" zu James Stewarts schönsten Komödie.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Rashomon

























Regie: Akira Kurosawa

Wahrheit, verborgen im Dämonenwald....

Mit dem 1950 gedrehten "Rashomon- Das Lustwäldchen" gelang dem japanischen Regisseur Akira Kurosawa ein riesiger internationaler Erfolg. So wurde man seit dieser Zeit auf das japanische Filmschaffen aufmerksam. Auch heute noch gilt "Rashomon" als wahrer Meilenstein der Kinogeschichte. Die Geschichte, die gezeigt wird, setzt sich mit der Schuld, mit Ursachen und vor allem mit der Wahrheit in Verbindung eines Verbrechens auseinander. Die faszinierende Geschichte spielt im tiefsten Mittelalter Japans, in der Heian-Zeit (794 bis 1185).  Einer Zeit, die durch Kriege, Epidemien und Naturkatastrophen gekennzeichnet war.
Schon in den ersten Szenen darf man begeistert sein, von dem kunstvoll komponierten Film, der die gleiche Geschichte insgesamt viermal erzählen lässt. Und immer ist es eine völlig andere Geschichte, die da erzählt wird. Kurosawa macht die Natur zum Bestandteil der Handlung. Er erzeugt eine Unsicherheit in der Szenerie, weil sich flirrende Lichtreflexe auf den Blättern der Bäume wiederholen. Erzählt wird die Begebenheit von einem Holzfäller (Takashi Shimura) und einem Priester (Minoru Chiaki). Beide traten als Zeugen in einem Gerichtsprozess auf. Nun haben die beiden Männer wegen des starken Unwetters Schutz in der Tempelruine Rasho-Mon gesucht. Dort treffen sie auch auf einen Knecht (Kichkjiro Ueda), dem sie die Geschichte erzählen. Ein Samurai (Masayuki Mori) begleitet seine Frau (Machiko Kyo), die auf einem Pferd reitet, durch den unheimlichen Wald der Dämonen. Dort treffen sie auf den berühmten Räuber Tajomaru (Toshiro Mifune). Der ruht sich unter einem Baum aus. Durch einen Windhauch wird der Schleier der Frau aufgedeckt - für einen Moment sieht der Bandit die Frau und nun begehrt er sie. Er muss sie haben. Er lockt den Samurai in einen Hinterhalt, fesselt ihn und vergewaltigt vor den Augen ihres Mannes die wehrlose Frau. Doch aus dem anfänglichen Widerstand wird schnell Hingabe. Sie bittet den Banditen ihren Mann zu töten. In einem ehrlichen Zweikampf tötet der Bandit seinen Konkurrenten - so hört sich zumindest die Geschichte bei dem gefassten Räüber an, der als Angeklagter seine Hinrichtung zu fürchten hat. Die Aussage der Frau ist aber ganz anders. Als dritte Variante wird auch noch mit einem Medium, einer Geisterfrau (Norika Homna) Kontakt zum Samurai im Reich der Toten aufgenommen. Aus seine Geschichte hört sich völlig anders an....



Als vierte Variante kommt auch noch die Version des Holzfällers dazu, der vor Gericht ebenfalls die Wahrheit verschwieg. Er entpuppt sich plötzlich als Augenzeuge. Im Grunde haben alle alle Beteiligten aus eigensüchtigen Motiven die Unwahrheit erzählt. Durch eine Sühneleistung wird die Lüge am Ende wieder gutgemacht. Der Film zeigt aus verschiedenen Kamerawinkeln und fließenden Kamerabewegungen seine Rückblenden. Das Licht in diesem Wald der Dämonen wird durch die Bäume magisch gefiltert. Kameramann Kazuo Miyagawa (Erzählungen unter dem Regenmond, Kagemusha) hat genau wie der Regisseur Kurosawa eine perfekte Leistung erbracht. "Rashomon" ist für mich neben "7 Samurai" und "Ran" der beste Film von Kurosawa. Dieser Film mit seiner präzise gestalteten Ästhetik fasziniert auch durch seine archaische Wildheit




Bewertung: 10 von 10 Punkte.