Montag, 31. Juli 2017

Eine total, total verrückte Welt





















Regie: Stanley Kramer

Die gierigste Jagd...

Bekannt wurde der Filmregisseur Stanley Kramer vor allem durch Erfolgsfilme mit kontroversen Themen wie beispielsweise "Flucht in Ketten" (Rassismus), "Das Urteil von Nürnberg" oder "Wer den Wind sät" (religiöser Fundamentalismus der USA). Aus einen ganz anderen Holz ist aber sein 1963 entstandener Filmklamauk "Eine total, total verrückte Welt" geschnitzt. 1963 war er nach "Cleopatra" und "Das war der Wilde Westen" der dritterfolgreichste Kassenhit in den US-Kinos und auch heute noch gilt er dort als eine der besten Komödien aller Zeiten.
Was man dem Film einfach zugestehen muss ist sein wegweisender Stil, denn hier haben erstmalig Autojagden auf den Highways Hochkonjunktur und weisen auf zukünftige Erfolgsfilme wie "Ein ausgekochtes Schlitzohr" oder "Convoy" hin. Die deutsche Fassung hat mit 154 Minuten schon Überlänge, allerdings wurde diese schräge in Sachen Laufzeit schon als Monumentalfilm zu bezeichnende Autojagd  bei uns um ca. 1/2 Stunde gekürzt.
Es fängt auch furios mit diversen verrückten Überholmanövern an. Der rücksichtslose Autofahrer heißt Smiler Grogan (Jimmy Durante) und wurde vor kurzem aus der Strafanstalt entlassen. Nach 15 Jahren Haft will er nun mit dem Geld eines Raubüberfalls nach Mexiko, dass er irgendwo vergraben hat und nie gefunden wurde.
Doch sein gefährlicher Fahrstil wird ihm zum Verhängnis, sein Wagen stürzt die Klippe herunter und liegt im Sterben. Dr. Melville Crump (Sid Caesar), die beiden Freunde Ding Dingy Bell (Mickey Rooney) und Benji Benjamin (Buddy Hackett) sowie J. Russell Finch (Milton Berle) sind die vier Männer, die dem Stebenden noch zu Hilfe eilen wollen, doch es ist zu spät. Aber Smiler verrät den Vier von seinem Schatz, der im Park von Santa Rosita unter dem großen "W" vergraben sein soll. Zuerst halten die Vier dies für die Halluzination eines sterbenden Mannes, doch es lässt sie nicht mehr los. Denn es sollen 350.000 Dollar dort versteckt sein. Dr. Crump verrät dies seiner Frau Monica (Edie Adams) und auch Finch weiht seine Frau Emeline (Dorothy Provine) und seine fiese Schwiegermama Mrs. Marcus (Ethel Merman) ein. Nun macht sich immer mehr die Gier breit. Nachdem man kurz zuvor noch versuchte unter den Vier Männern mit ihren ingesamt 3 Autos und 3 Beifahrern eine gerechte Lösung für die Verteilung des Geldes zu finden, heißt es danach "Wer zuerst kommt" und die schlechten Eigenschaften der Menschen werden sichtbar. Im Laufe der Handlung schaltet sich auch noch Mrs. Marcus Sohn (Dick Shawn) ein, der dumm wie Brot ist und Benji, der von Finch und Co. reingelegt wurde, vertraut sich dem Geschäftsmann Otto Meyer (Phil Silvers) an. Hätte er besser nicht getan, denn der entpuppt sich als noch gieriger. Die Polizei war natürlich auch hinter Smiler her und Captain T. J. Culpepper (Spencer Tracy) war sich schon die ganze Zeit sicher, dass das gestohlene Geld irgendwo in seiner Heimatstadt Santa Rosita versteckt sein könnte...

 




.Natürlich sitzen hier nicht alle Gags, aber einige Einfälle sind einfach grandios wie beispielsweise die Stop Motion Szene auf der Feuerleiter, die dann nach und nach für die kuriosesten Abstürze der gierigen Meute sorgt. Auch die Autojagden sind klasse gefilmt. Wer genau aufpasst, der erkennt sogar einige Stars, die einen Cameoauftritt haben wie Peter Falk, Jack Benny, Jerry Lewis oder Buster Keaton. Die Farbkamera von Ernest Laszlo ist hervorragend, er schenkt dem Film einige grandiose Bilder. Dafür gabs eine verdiente Oscar-Nominierung. Ebenso für den Schnitt, den Ton, die beste Originalmusik und den Song. Der Film war aber nur in der Kategorie "Bester Tonschnitt" siegreich. Ein bisschen stört der erhobene moralische Zeigefinger an manchen Stellen das ungetrübte schräge Komödienfeeling. Aber dennoch bietet der Film genügend Aberwitz, dass es trotz der langen Laufzeit nicht langweilig wird. Natürlich kommt das ominöse Spektakel sicherlich noch besser als Vorführung für eine geschlossene Gesellschaft und ist ähnlich wie der Western "Vierzig wagen westwärts" einzigartig. Stanley Kramers Jagd inspirierte sicherlich auch die zwei Jahre später entstandenen Filme wie "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" oder "Das große Rennen rund um die Welt". 
 





Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Samstag, 29. Juli 2017

Der alte Mann und das Meer

























Regie: John Sturges

Ewiger Überlebenskampf...

"Der alte Mann und das Meer" ist eine Novelle aus dem Jahr 1951 von Ernest Hemingway, die er auf Kuba schrieb und den Kampf eines alten Fischers mit einem Schwertfisch beschreibt. Hemingway erhielt daraufhin auch den Literatur Nobelpreis im Jahr 1954. Die Verfilmung realisierte Westernregisseur John Sturges, der große Genrefilme wie "Verrat in Fort Bravo", "Der Schatz der Gehenkten" oder "Das Geheimnis der fünf Gräber" hervorbrachte und dem Hollywoodstar Spencer Tracy in den 50er Jahren zwei große Hauptrollen schenkte. Schon für "Stadt in Angst" gabs für Tracy eine Oscar-Nominierung und auch als Fischer Santiano wurde er für den begehrten Filmpreis 1959 vorgeschlagen. Darüberhinaus gewann Dimitri Tiomkin in der Kategorie "Beste Filmmusik" und auch die Farbkamera von James Wong Howe wurde mit einer Nominierung gewürdigt.
Der im Jahr 2013 erschiene Kinohit "All is lost" mit Robert Redford als einzigem Darsteller sowie der drei Jahre zuvor gedrehte Blockbuster "Castaway" mit Tom Hanks sind mit dem Hemingway Klassiker verwandt. Ein Kampf des Einzelnen gegen Wind und Wetter, gegen die Einsamkeit. Geschichten, die den Kampfeswillen und das Durchhaltevermögen aufzeichnen und auch die wiederkehrenden und immer schwerer wiegenden Rückschläge des Protagonisten.
Da Heminway den Roman im Jahr der 100. Jahrfeier zu Melvilles "Moby Dick" erscheinen ließ, deutet auch darauf, dass der Schriftsteller sich vom Kampf des Kapitäns Ahab mit dem weißen Wal merklich inspirieren ließ. Wie der Roman ist auch der Film eine Darstellung des unvermeidlichen Existenzkampfes. Es geht ums Überleben und handelt vom Fressen und Gefressenwerden und ist daher auch eine traurige, aber leider auch unvermeidliche Geschichte. 
Held der Geschichte ist der alte Fischer Santiano (Spencer Tracy), der seit 84 Tagen glücklos hinaus aufs Meer fährt und keinen einzigen Fisch fangen konnte. Scheinbar von Pech verfolgt, wird er von den anderen Fischern bemitleidet und man macht auch schon Witze darüber, dass er einfach zu alt ist und nicht mehr kann. Nur sein junger Gehilfe Manolin (Felipe Pazos) hält zu ihm. Aber die Eltern des Jungen haben ihm irgendwann in diesen vom Pech verfolgten Tagen verboten mit ihm zu fahren und fanden für den Jungen einen Platz auf einem erfolgreicheren Fischerboot. Doch noch immer ist Manolin seinem Lehrmeister verbunden, er schleppt am Abend die Netze des alten Fischers zum Haus und hört gerne dessen Baseballgesichte von seinem Idol JoeDiMaggio. Am 85. Tag soll nun endlich das gelingen, was all die Tage vorher misslang. Der alte Mann will einen guten Fang machen und tatsächlich beißt ein Fisch an. Immer mehr erkennt Santiano, dass er einen Riesenfisch an der Leine hat. Aber auch der große Fisch ist ein Kämpfer und so zieht der Fisch das Boot vor sich her, weiter aufs Meer hinaus. Zwei Tage und zwei Nächte kämpfen Fischer und Fisch, wer der Stärkere ist. Die Leine, die der Fischer halten muss, schneidet sich tief in die Hände. Schließlich wird der Fisch schwächer und so gelingt es Santiano mit der Harpune seinen Gegner, den er inzwischen als "Bruder" bezeichnet zu töten. Doch der weite Heimweg wird zum Desaster, denn die Haie haben mit dem am Boot angebundenen Fisch eine schmackhafte Malzeit entdeckt...



Und so erreicht der Fischer nur noch mit dem Riesenskelett das Festland. Dem erfahrenen Fischer ist mit dem gigantischen Marlin der größte Fang seines Lebens gelungen. Doch dieser Triumph ist sinnlos. Der Fisch wird niemanden satt machen, er wird kein Geld damit verdienen (lediglich wird man ihn für den Fang bewundern) und der Fisch selbst ist somit auch in einem sinnlosen Kampf gestorben. Dabei ist das Thema des Überlebenskampfes gut herausgearbeitet worden und es ist keine Geschichte von der Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier oder der Natur. Es ist ein Kampf von zwei ebenbürtigen Gegnern, die sich eigentlich eher verbunden sein müssten, als sich aufgrund des Überlebenskampfes töten zu müssen. Spencer Tracy trägt den Film mühelos im Alleingang, auch wenn Heminway selbst den Darsteller nicht in der Rolle sah. Für Hemingway sah Spencer Tracy zu reich und zu wenig wie ein hagerer, alter kubanischer Fischer aus. Im Film selbst wird wenig gesprochen, ein Erzähler liest die wichtigen Passagen aus dem berühmten Roman.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

HappyEnd im September

























Regie: Robert Mulligan

Partnerin für einen Monat im Jahr...

"Komm ein bisschen mit nach Italien" könnte man sagen, wenn man die 1961 gedrehte Liebescomedy "Happy End im September" anschaut. Der Film von Robert Mulligan gehört zur Gattung dieser farbenfrohen Technicolor-Schinken mit viel Humor und jeweils mit zwei beliebten Filmstars, die sich am Ende dann auch "kriegen". Am populärsten in dieser Filmgattung sind wohl "Bettgeflüster" von Michael Gordon mit Rock Hudson und Doris Day und "Hausboot" von Melville Shavelson mit Cary Grant und Sophia Loren, der 1 Jahr zuvor entstand. Diese beiden Filmen waren extrem erfolgreich an der Kinokasse und daher wurde dieses beliebte Schema immer wieder neu aufgelegt. Dabei erwies sich Rock Hudson als humorvoller Darsteller - auch in "Happy End im September" hat er den Mut sein damaliges Rollenbild als attraktiver Frauenschwarm ironisch zu gestalten. Sein vielleicht überzeugendster Auftritt im komischen Rollenfach ist aber dennoch der 1964 entstandene Howard Hawks Klassiker "Ein Goldfisch an der Leine".
In "Happy-End im September" ist Gina Lollobrigida Hudsons Filmpartnerin und die hat die Schnauze voll. Denn ihr Lover Robert L. Talbott (Rock Hudson) hat nur einen Monat im Jahr für sie Zeit. Im September reist der vielbeschäftigte und reiche Geschäftsmann nach Italien, bewohnt sein wunderschönes Anwesen und ist vier Wochen nur für seine Traumfrau Lisa Fellini da. Doch die will mehr. Aus lauter Frust hat sie dem Briten Spencer (Ronald Howard) die Hochzeit versprochen und steckt schon mitten in den Vorbereitungen, da kommt ein Telefonat von Robert aus den USA, der sich nun vor lauter Sehnsucht - erstmalig nach 6 gemeinsamen Jahren - schon im Juli mit ihr treffen will.
Diese überstürzte Reise nach Rom bringt auch Roberts Verwalter Maurice (Walter Slezak) und die drei weiblichen Hausangestellten in arge Bedrängnis, die haben seit einigen Jahren in der Abesenheit aus Roberts Anwesen das Hotel "la dolce vista" gemacht...geschlossen den ganzen September. Schnell wird so getan als hätte es nie ein Hotel gegeben, die derzeitigen Hotelgäste sind ein paar Studentinnen (u.a. Sandra Dee) und deren Anstandsdame Margaret (Brenda de Banzie). Doch die können anderweitig erklärt werden, so schöpft Robert bei seinem Eintreffen noch keinen Verdacht. Doch einen Tag später kommen auch vier amerikanische Jungs (u.a. Bobby Darin, der auch noch ein Song zum Film beisteuert) an, die ein Zimmer im beliebten La Dolce Vista gemietet haben. Mit denen hatte Robert schon auf der Fahrt durch Norditalien ein paar unliebsame Zusammentreffen. Zum Glück hat Lisa die Hochzeit mit Spencer vorübergehend ad acta gelegt und lässt sich von ihrem "Roberto" breitschlagen mit ihm wie immer das Anwesen als Liebesnest zu nutzen. Doch dann ändert sie plötzlich ihre Strategie und plötzlich wird der Kampf der Geschlechter präsent...



Insgesamt ist der Film natürlich sehr harmos, aber jederzeit heiter und sehr beschwingt mit einem hohen Gute Laune Faktor. Sämtliche positiven Italien-Klischees werden darin verbraten und schließlich muss sich auch der toughe Ami der starken Italienerin geschlagen geben. Die hat ihn mit ihrem Temperament schließlich gezähmt. Filmhistorisch lässt sich die prüde Zeit damals gut erkennen, aber diese zugeknöpfte, sexualfeindliche und moralische Haltung wird vom Ensemble auch schon durch den Kakao gezogen. Die tollen Locations in Italien sorgen für die ultimative Urlaubsstimmung und nicht umsonst ist "HappyEnd im September" ein ultimativer Nachmittagsfilm für die Sommerzeit, wenns mal draußen regnen sollte.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Du warst unser Kamerad

























Regie: Allan Dwan

Todeskommando...

Von den siegreichen US-Boys wird die amerikanische Flagge auf der Insel Iwo Jima gehisst. Joe Rosenthal hat mit seiner Fotographie vom 23. Februar 1945 diesen Moment verewigt und die Aufnahme mit den sechs US-Marines auf dem Mount Suribachi ist bis heute eines der bedeutendsten visuellen Dokumente des Krieges.
Clint Eastwood hat dieser Schlacht seine beiden Filme "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" gewidmet und erzählt dabei einmal eine typisch amerikanische Geschichte und einmal eine aus der Sicht der Japaner, den erbitterten Feinden von damals. So ausufernd ist der 1949 gedrehte Allan Dwan Klassiker "Du warst unser Kamerad" (im Original: Sends of Iwo Jima) natürlich nicht. Dwan, der ja im Laufe seiner Hollywood Karriere von 1911 bis 1961 mehr als 400 Filme drehte und lange mit D.W. Griffith zusammenarbeitete, war ein Freund des schnell heruntergedrehten effektiven B-Movies. Dennoch sind viele seiner Filme ausdrucksstark, aber ohne überflüssiges Drumherum. So auch "Du warst unser Kamerad", der wohl neben dem Kultwestern "Stadt der Verdammten" sein bedeutendster Film wurde.



Für die Oscar-Wahl 1950 wurde der schnörkellose Kriegsfilm in 4 Kategorien nominiert: Beste Originalgeschichte, bester Schnitt und bester Ton. Und John Wayne bekam als strenger und harter Sergeant John M. Stryker seine erste Nominierung als bester Schauspieler. Die zweite kam dann sehr spät, aber "Der Marshall" brachte ihm dann auch den Sieg ein. Natürlich war das nicht die beste Rolle seiner Karriere - er wurde ja mit "Ringo" zum Top Filmstar und bewies auch in Nachfolgefilmen wie "Der lange weg nach Cardiff" oder "Red River" großes schauspielerisches Können. Ganz zu schweigen von seiner überlebensgroßen Rolle als Onkel Ethan in "Der schwarze Falke", aber keine dieser Westernrollen wurde gebührend im Oscar-Rennen gewürdigt. Aber ein Held wie Sergeant Stryker traf den Nerv der Academy. Im Kinojahr 1949 dominierte sowieso die Aufarbeitung des zweiten Weltkriegs und so wurde "Sends of Iwo Jima" auch ein riesiger Kassenerfolg, genauso wie andere Kriegsmovies wie "Der Kommandeur" von Henry King oder "Battleground" von William Wellmann. Selbst die erfolgreichste Komödie des Jahres "Ich war eine männliche Kriegsbraut" von Howard Hawks erzählt eine Geschichte aus dem vergangenen Krieg



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 
 

Mittwoch, 19. Juli 2017

Infam

























Regie: Richard Brooks

Lügen und Geheimnisse...

William Wylers Nachfolgefilm für seinen Großerfolg wurde "Infam" und entstand nach dem Theaterstück "The Childrens Hour" von Lilian Hellmann aus dem Jahr 1934. Bereits 2 Jahre später feierte Wyler mit der Erstverfilmung des Stücks seinen ersten Film-Erfolg. Dabei wurde aber auf Druck der United Artists der homosexuelle Verdacht gegen die beiden Frauen weggelassen und stattdessen stand die Dreiecksbeziehung zwischen Miriam Hopkins, Merle Oberon und Joel McCrae im Mittelpunkt des Films.
27 Jahre später haben sich die gesellschaftlichen Normen etwas verbessert und auch die Zensurbestimmungen waren schon etwas gelockert - so entschied sich Wyler für ein Remake, diesmal mit der kontroversen und verbotenen Liebe.
"Infam" ist im übrigen auch ein Film mit drei Schauspielerinnen-Generationen. Miriam Hopkins spielt die ekaltierte Tante Lily und Fay Bainter bekam die Rolle der reichen Amelia Tilford. Die beiden Lehrerinnen wurden mit den Topstars Shirley McLaine und Audrey Hepburn besetzt - noch jünger sind aber die undurchsichtigen Schülerinnen Mary Tilford und Rosalie Wells - die beiden Jungstars Karen Balkin und Veronica Cartwright (später in "The Birds" und "Alien) ) spielen wichtige Nebenrollen in dem Drama.
Die beiden jungen Lehrerinnen Karen Wright (Audrey Hepburn) und Martha Dobie (Shirley McLaine) sind seit der Highschool beste Freundinnen und haben es nun endlich geschafft im konservativen Neuengland eine gehobene Privatschule für Mädchen aufzubauen. Zu dem Lehrerteam gehört auch Marthas schwierige Tante Lily (Miriam Hopkins), die ihrer Karriere als große Schauspielerin nachtrauert und den Unterricht sehr eigenwillig gestaltet. Karen ist auch liiert mit dem attraktiven Dr. Joe Cardin (James Garner) - doch mit der Hochzeit will sie noch warten, weil die Schule momentan noch die ganze Kraft kostet. Die Beziehung zwischen dem Mann und der besten Freundin Martha ist etwas gespannt, man hat das Gefühl, dass Martha etwas eifersüchtig auf ihn reagiert.
In der Schule ist vor allem Mary Tilford (Karen Balkin) das große Problemkind. Sie lügt, sie täuscht Krankheiten vor und versucht alles, dass ihre Großmutter, die angesehene Amelia Tilford (Fay Bainter) sie vom Internat erlöst. Auch die kleine Rosalie Wells (Veronica Cartwright) hat Probleme. Sie stiehlt wie ein Rabe, aber keiner hat es bisher bemerkt. Lediglich Mary wird Zeugin eines Diebstahls und kann ihre Mitschülerin erpressen. Als sie immer wieder von den Lehrerinnen zurechtgewiesen wird, erfindet Mary eine infame Lüge über das Verhältnis der beiden Frauen. Sie sollen sich nachts im Zimmer besuchen und man würde dann so komische Geräusche hören. Da homosexuelle Liasonen nicht sein dürfen und man nichts mit solchen Menschen zu tun haben will, nimmt die konservative Oma ihre Enkelin von der Schule, ohne Karen und Martha über den Grund zu informieren. Sie macht aber den Skandal überall publik - und binnen eines Tages hat die gute Gesellschaft ihre Kinder von der Schule geholt. Die beiden Frauen stehen im Nu vor dem Ruin - finanziell und seelisch. Und das nur aufgrund der bösen Lüge eines Kindes...



Doch der Film bietet dann weitaus mehr. Einerseits schildert er die Ächtung von gleichgeschlechtlicher Liebe zu einer Zeit, die noch gar nicht so lange her ist. Daher kann man die Diskriminierung, die in "Infam" gezeigt wird, sicherlich auch den Leuten nahe legen, die meinen die Gleichstellung von Hetero- und Homosexuellen Beziehungen wäre unnötig. Andererseits bietet "Infam" aber den Darstellern interessante Figuren an. Fay Bainter bekam eine der fünf Oscarnominierungen - die weiteren gabs für die schwarz-weiß Kamera von Frank Planer sowie für die Ausstattung, für den Ton und für die Kostüme. Shirley McLaine, die in "Infam" eine ihrer besten Rollen überhaupt spielt, wurde leider bei der Nominierung übergangen. Auch Audrey Hepburn hat einen riesigen Moment - die Frauen haben sich gerade ausgesprochen und dabei hatte Shirley McLaine ihrer Freundin ihr Coming Out und ihre Gefühle gestanden. Audrey läuft spazieren und man bemerkt dann die Verbundenheit der beiden Menschen, denn irgendwie spürt sie, dass nun was ganz schreckliches passiert ist. Die größte Angst ist in ihrem Gesicht zu erkennen, sie rennt ins Haus. Dort ist die Tür der Freundin abgeschlossen. Die Kamera von Franz Planer zeigt das schockierende Bild zweimal abgeschwächt, aber umso wirkungsvoller jeweils als Schattenbild mit Horroreffekt.
Sehr gut, dass William Wyler einerseits die boshaften Gerüchte thematisiert hat, andererseits aber auch die "verbotenen" Gefühle und Empfindungen nach und nach offenlegt und so einen wichtigen Film gegen Diskriminierung geschaffen hat.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.