Donnerstag, 26. März 2020

Mann im Sattel


























Regie: Andre de Toth

Männer im Kampf...

Der ursprünglich aus Ungarn stammende Hollywood Regisseur Andre de Toth hatte 1944 sein Debüt als Regisseur. Er bevorzugte Kriminalfilme und Western. Mit dem Westernhelden Randolph Scott realisierte der Regisseur insgesamt 6 gemeinsame Western. "Mann im Sattel" war einer der ersten dieser Gemeinschaftsproduktionen. Diese Filme erreichen aber weder die großartige Qualität der Western, die Scott mit Regisseur Budd Boetticher machte, noch gehören sie zu den Meisterwerken von de Toth wie "Zwischen zwei Feuern" oder "Tag der Gesetzlosen".
Dennoch bieten diese Filme gute Westernunterhaltung und sie sind trotz einer konventionellen Geschichte recht originell und individuell gestaltet. So ist der Technicolor Western "Mann im Sattel", der auf dem gleichnamigen Roman von Ernest Haycox basiert, eine recht bekannte Story über den Kampf von zwei Männern, bei dem der Eine gut ist und der Andere ziemlich böse. Natürlich spielt Randolph Scott als Rancher Owen Merritt den good guy. Am Anfang vielleicht zu hilfreich, edel und gut. Denn er nimmt es wie in ein Gentleman, dass sein Mädel die ehrgeizige Laurie Bidwll (Joan Leslie) den machtbesessenen Will Isham (Alexander Knox) heiraten will. Gut, Laurie ist an einer guten Partie mehr interessiert als an der großen Liebe, denn für ihren zukünftigen Mann empfindet sie keine Liebe. Sie will ihm aber keinen Anlass zur Reue geben, sie geheiratet zu haben und will ihm treu bleiben. Auch wenn sie nach wie vor viel für ihren Owen empfindet. Aber Geld und Wohlstand ist nun mal wichtiger. Ganz anders ist da Nan Melotte (Ellen Drew), die Nachbarin von Merritt, die ebenfalls in ihn verliebt ist, aber ihre Gefühle verborgen hält. Sie kann es nicht nachvollziehen, dass ihre Freundin Laurie sich zur Heirat mit Isham entschieden hat. Am Tag vor der Hochzeit kommt auch noch ein bekannter Revolverheld (John Russell) in die Stadt. Was keiner weiß, aber Owen jedoch ahnt: Der Gunman ist engagiert von Isham, damit er die anderen Rancher vertreibt. Machtmensch Isham kennt nur eine Devise: Alles muss mir alleine gehören. Beim Land könnte er durch seine Banditen vielleicht dieses Ziel erreichen, bei seiner Frau ist dies noch nicht ganz sicher...


Natürlich läuft auch in "Man in the Saddle" Randolph Scott immer mehr zur Hochform auf, nachdem er zuerst noch versucht hatte den Streit vernünftig zu regeln. Doch er muss bald erkennen, dass er seinen Besitz verteidigen muss und während des Showdowns wird er auch noch der bodenständigen Nan näher kommen.
"Man in the Saddle" lief damals ganz gut in den US-Kinos und spielte 1,15 Millionen Dollar ein. Ein gutes Ergebnis für einen B-Western. Daher war es nicht verwunderlich, dass Produzent Harry Joe Brown seinen Westernstar Scott wieder mit de Toth zusammenbrachte.


Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Donnerstag, 19. März 2020

Als Jim Dolan kam

























Regie: Arnold Laven

Duell auf Augenhöhe...

Regisseur Arnold Laven liebte die Filmgattung des Western und steuerte vier bekannte Arbeiten diesem Genre bei: 1962 drehte er "Das letzte Kommando" mit Chuck Conners, es folgte drei Jahre später "Die glorreichen Reiter". Im zwei Jahresabstand kamen dann "Als Jim Dolan kam" und die Komödie "Sam Whiskey" in die Kinos. Ab den 70er Jahren war er aber vermehrt im TV tätig, verlor aber nie seine Liebe zum Western und war Regisseur in vielen Folgen der Westernserien "Westlich von St. Fe" oder "Big Valley".
Als Jim Dolan kam" zeigt Dean Martin in einer eher ungewöhnlichen Rolle als Westernschurke und Machtmensch, der die Stadt Jericho mit seiner Bande beherrscht. Am Anfang der Films wird der Zuschauer auch gleich mit einem zu allem entschlossenen Lynchmob konfrontiert. Anführer dieser Horde ist Alex Flood (Dean Martin) - der Mann, der im Ort das Sagen hat. Und auch der junge Sheriff muss schließlich vor der drohenden Gewalt Kapitulieren, die der Mann entfachen will. Der Gefangene wird aus dem Gefängnis geholt und am nächsten Baum aufgehängt. Nur die coole Molly Lang (Jean Simmons), die mal mit Flood eine Liason hatte, stellte sich den Henkersknechten in den Weg. Doch gegen Flood und seine Kumpane ist eine Frau natürlich machtlos - noch dazu, wenn sie von Floods Handlanger Yarbrough (Slim Pickens) mit der Peitsche gestoppt wird. Doch es könnten bessere zeiten für die stadt anbrechen, denn mit einer Postkutsche kommen Anwalt Ben Hickman (John McIntire), der auch mal Sheriff in Santa Fe war, und sein Kompagnon Jim Dolan (George Peppard) in die Stadt. Die Kutsche wurde zwar kurz vor Eintreffen in Jericho von Banditen überfallen, aber dies schreckt das Duo nicht gleich ab. Beide sind Partner von Mollys Transportunternehmen und bald wollen die beiden auch dem skrupellosen Flood die Stirn bieten und Jericho damit von den Gangstern befreien. Doch Flood ist kein leichter Gegner...



Für die Kameraarbeit war Russell Metty zuständig, der bekanntlich für "Spartacus" einen Oscar erhielt und den Filmfans vor allem durch seine grandiose Leistung in Orson Welles Film Noir "Im Zeichen des Bösen" im Gedächtnis blieb. Der Mann weiß wie ein Western optisch aussehen muss, damit er auch wirken kann. Und Dean Martin und George Peppard macht es sichtlich eine Freude die zwei gleichwertigen Konkurrenten zu spielen. Peppard in seiner Rolle zögert und wird erst zum wilden Rächer, als der Böse seinen besten Freund von hinten erschießt. Nun kennt Jim Dolan keine Gnade mehr.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Samstag, 7. März 2020

Berliner Ballade

Regie: Robert A. Stemmle

Der Kriegsheimkehrer...

Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Kinos führte der Verband Deutscher Cinémathèques eine Umfrage unter Filmhistorikern, Filmjournalisten, Filmkritikern, Filmemachern und Filmemachern durch, um die 100 wichtigsten deutschen Filme von den Anfängen bis zur Gegenwart auszuwählen.
Darunter befindet sich auch der heute leider sehr in Vergessenheit geratene satirische Trümmerfilm "Berliner Ballade" des Regisseurs Robert A. Stemmle. Er erreichte den 98. Rang und zeigte dem Kinopublikum erstmalig den Nachwuchsschauspieler Gerd Fröbe - damals gertenschlank, ja fast dünn. Er spielt in dem Film die Hauptfigur Otto Normalverbraucher, ein Kriegsheimkehrer, der sich nur schwer in seiner Heimat Deutschland zurechtfindet. Der Begriff "Otto Normalverbraucher" fand durch diesen Film den Eingang in die deutsche Sprache und wird auch heute noch sehr häufig für den Typus des Durchschnittskonsumenten gebraucht.
"Berliner Ballade" basiert auf dem Kabarett-Programm "Schwarzer Jahrmarkt" von Günter Neumann. Man verband einzelne Sketche dieses Programms zu einem großen Ganzen und als roter Faden war es die Hauptfigur die als synthetisches Abbild des Durchschnittsdeutschen fungierte.
Die Geschichte beginnt aber in der Zukunft im Jahr 2048. Dort erinnert man sich zurück an die Ereignisse vor 100 Jahren, als die Stadt noch in Trümmern lag und wo das Wirtschaftswunder noch in weiter Ferne lag.
Ein Kriegsheimkehrer hat es schwer. So musste Otto Normalverbraucher (Gerd Fröbe) den weiten Weg vom Süden Deutschlands auf sich nehmen, um in die zerstörte Heimatstadt zu gelangen. Mit Mühe findet er auch seine alte Wohnung, muss aber feststellen, dass die Wohnung teils zerstört und teils von ungebetenen Untermietern in Beschlag genommen wurde. Schließlich sind die Wohnung mehr als knapp, bei soviel zerbombten Häusern. Doch Otto ist kulant und lässt den sympathischen Schieber Anton Zeithammer (Aribert Wäscher) und die resolute Ida Holle (Tatjana Sais) weiterhin bei sich wohnen. Immerhin betreibt Frau Holle eine florierende Partnervermittlung, denn in Berlin sind die Männer knapp. Auf 7 Frauen kommt derzeit nur ein einziger Mann. Der Hunger ist auch groß und so schläft Otto sehr viel. Dies kostet ihn seinen ersten Job als Nachtwächter, weil er den Raub der Kleiderkollektion einfach verpennt. Eine Druckerei stellt ihn ein, doch die muss wieder schließen und so sucht er sein Heil in den Besuchen von politischen Veranstaltungen, sowohl im West- als auch im Ostsektor der Stadt. Dann begegnet er aber im Bus seiner Traumfrau, die ihm schon im Traum erschienen ist und ihm an einem üppigen Kuchenbüffet zulächelte. Diese Traumfrau heißt Eva Wandel (Ute Sielisch) und nun wird geheiratet....




Am Ende steht der Held vor seinem eigenen Grab, denn man hat ihn voreilig für tot erklärt. Auf dem Friedhof animiert er aber die Trauergäste dazu symbolisch Angst, Hass und Neid zu beerdigen.
Ein seltenes Beispiel dafür, dass es frühe Nachkriegsfilme aus Deutschland gibt, die die ganze Misere mit viel Satire einfangen. Man lacht und das Lachen bleibt öfters im Halse stecken. Das Drehbuch war locker konzipiert und ließ den Akteuren viel Raum zu improvisieren und es gibt auch einige Gesangseinlagen von Rita Paul, Ingeborg Oberländer, Tatjana Sais und Bully Buhlan. Es gibt eine Menge treffender Pointen, die sich direkt auf die Problematik dieser Nachkriegswirklichkeit beziehen. Klasse auch die Szene, in der der Schauspieler O.E. Hasse in einer Doppelrolle als östlicher und westlicher Militarist in einer Kneipe zu sehen ist. Die beiden denken schon wieder in strategischer Manier über den nächsten Krieg zwischen West und Ost nach und wer ihn wohl gewinnt. Bei den Filmfestspielen in Venedig 1949 bekam der Film den Silbernen Löwen.




Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

Himmel ohne Sterne

























Regie: Helmut Käutner

Durch die Grenze getrennt...

Zu den großen Filmerfolgen von Helmut Käutner gehört das 1955 inszenierte Drama "Himmel ohne Sterne" - ein Film, der sich nicht nur mit der deutschen Teilung beschäftigt, sondern an Einzelschicksalen zum zentralen Thema macht. Dabei wird im Off (Käutner selbst ist der Sprecher) darauf hingewiesen, dass die Geschichte zwar fiktiv sei, aber dass sie genauso wie geschildert auch passieren könnte. Berlin war nach dem Krieg in vier Sektoren unter der Kontrolle der allierten Staaten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich unterteilt. Nach und nach wurde auch die Grenze zwischen der DDR und der BRD gezogen. Alleine nach dem Bau der Mauer gab es mindestens 140 Opfer, da die DDR-Grenztruppen einen Schießbefehl hatten. "Himmel ohne Sterne" spielt 1953, also noch lange vor dem Mauerbau, aber die Trennung durch die einzelnen Sektoren hatte zur Folge, dass Familien voneinander getrennt wurden.
So blieb die junge Witwe Anna Kaminski (Eva Kotthaus) in Ostdeutschland bei ihrem Großvater (Erich Ponto) und ihrer Großmutter (Lucie Höflich). Sie versorgt die beiden betagten Senioren, Annas Eltern sind im Krieg umgekommen. Besonders die Oma braucht Pflege, sie leidet inzwischen an einer Demenz. Annas Freund fiel im Krieg und der kleine Jochen (Rainer Stang) wächst im Westen bei ihren "Schwiegereltern" Elsbeth (Camilla Spira) und Otto Friese (Gustav Knuth) auf. Der Kleine hat es dort gut, Anna hat damals den Jungen den Frieses zur Adoption überlasssen, da sie ja noch nicht mit deren Sohn verheiratet war und selbst die Verpflichtung hatte für ihre Großeltern zu sorgen. Die Sehnsucht nach dem Kind ist aber nach wie vor sehr groß und so geht sie das Risiko ein die Grenze von Thüringen zum nahe gelegenen Bayern, trotz aller Gefahren, auf sich zu nehmen und ihren Kleinen zu sehen. Bei dieser Gelegenheit lernt sie den Grenzpolizisten Carl Altmann (Erik Schumann) kennen. Sie entführt aus Verzweiflung das Kind und wagt die Flucht zurück in den Osten mit Hilfe eines LKW Fahrers (Georg Thomalla). Doch der Plan misslingt, weil der Junge noch im Westen aus seinem Versteck im LKW herauslief, weil er von einem Karussell auf der anderen Straßenseite fasziniert war. Durch Zufall wird das Kind von einer Passantin (Edith Hancke) bei Polizist Altmann abgegeben, der das Kind in den Osten bringt - vor allem will er Anna wiedersehen, denn es hat bei ihm mächtig gefunkt. Nun entsteht eine Liason zwischen einer Frau vom Osten und einem Mann im Westen, die leider sehr tragisch ausgehen muss..



In einer tragenden Nebenrolle ist auch der junge Horst Buchholz als russischer Soldat Mischa Bjelkin zu sehen, der oft mit Annas Opa Schach spielt und wohl auch in Anna verschossen ist. Er bekam dafür den deutschen Filmpreis als bester Nachwuchsschauspieler. Auch Eva Kotthaus bekam diesen Preis zugesprochen. Erich Ponto wurde als bester Nebendarsteller ausgezeichnet und "Himmel ohne Sterne" wurde gemeinsam mit "Teufel in Seide" mit dem Filmband in Gold geehrt. Käutners Film ist natürlich besonders am Ende Dramatik pur und sieht am Ende den Tod vor. Dies wirkt vielleicht etwas zu konstruiert, aber gesamthaft zählt "Himmel ohne Sterne" zu den wichtigen und anspruchsvollen deutschen Kinofilmen der 50er Jahre




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Montag, 2. März 2020

Street of Love and Hope


























Regie: Nagisa Oshima

Der Junge, der seine Taube verkaufte...

Die bekanntesten Filme des japanischen Regisseurs Nagisa Oshima sind sicherlich der Skandalfilm "Im Reich der Sinne" aus dem Jahr 1976 sowie der britisch-japanische Kultfilm "Furyo - Merry Christmas Mr. Lawrence" aus dem Jahr 1983 mit David Bowie und Ryuichi Sakamoto.
Seine Regiekarriere begann aber bereits in den späten 50er Jahre und Oshima wurde bald einer der führenden Vertreter der japanischen neuen Welle (Nuberu bagu). Er gründete bald darauf eine eigene Filmproduktionsgesellschaft und seine Werke befassten sich sehr oft mit Tabuthemen wie Sex, Verbrechen und Gewalt.
Sein 1959 entstandener "Stadt der Liebe und Hoffnung" (Originaltitel: Ai to Kibo no Machi) ist sein erster Langfilm, obwohl er nicht mal 65 Minuten lang ist.
Es ist ein Werk, dass durch die unverblümte Darstellung der Armut in Japan sehr stark auch an die italienischen Meisterwerke des Neorealismus erinnert. Eine alleinerziehende Mutter mit der größten Opferbereitschaft für ihre beiden Kinder, die es einmal besser haben soll als sie.
Die Mutter (Yuko Mochizuki) ist gesundheitlich sehr angeschlagen, spielt den Zustand aber vor ihren Kindern herunter. Ihr Junge Masao (Hiroshi Fujikawa) ist ein guter Schüler und die Mutter will unbedingt, dass er weiter die Schulbank drückt um später studieren zu können. Der Junge sieht aber sehr wohl, dass die Mutter sich permanent überarbeitet und will viel lieber eine gute Ausbildung beginnen. Die kleine Schwester Yasue (Michio Ito) hängt an den Tauben, die ihr Bruder besitzt und mit denen er die spärliche Haushaltskasse aufbessert, indem er die Tiere verkauft. Der Trick dabei ist, dass die Tauben immer wieder zum Besitzer zurückkehren, so kann er diesen Betrug wiederholen und immer wieder ein bisschen dazu verdienen.
Er verkauft auch eine dieser Tauben an die etwas gleichaltrige Kyoko (Yuki Tominaga). Das Mädchen findet Gefallen an dem sympathischen und ruhigen Jungen, der in Armut aufwächst - sie selbst ist die Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten, die auch immer wieder neue Arbeitskräfte suchen. Doch die Jungs aus der Tokyo Vorstadt haben bei ihren Bewerbungen kein Glück, die Firma holt sich lieber Jungen vom Land, die einen weitaus besseren Ruf haben. Aber Masaos Lehrerin (Kakuko Chino) setzt sich für ihren Schüler ein und auch das Mädchen appelliert an ihren Vater (Fujio Suga) und an ihren Bruder (Fumio Watanabe) dem Jungen eine Chance zu geben. Dann aber kommt sein Betrug mit den Tauben ans Licht...




Ein echtes Melodram, wenn man so will - aber vom Regisseur mit nüchternen Bildern versehen und schafft es sofort, dass man am Schicksal des Jungen und seiner Familie, die in einer lausigen Baracke wohnen, interessiert ist und auch mit ihnen mitfühlen kann. Liebe Menschen, die füreinander da sind, die aber Null Chance für einen Aufstieg haben. Die Tauben werden auch zu einem gewissen Symbol der Geschichte und das Ende bietet dann auch wenig Hoffnung, aber ganz viel Realität. Eigentlich wollte Oshima seinen Film "Der Junge, der die Taube verkaufte" nennen, doch damit waren die Produzenten nicht einverstanden.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

High and Low

























Regie: Akira Kurosawa

Die Entführung...

Nach zwei Riesenerfolgen mit den Samurai-Filmen "Yojimbo - Der Leibwächter" und "Sanjuro" entschloß sich der japanische Regisseur Akira Kurosawa einen weiteren Film Noir zu drehen. In unserer westlichen Welt sind seine Arbeiten in diesem Genre wie "Engel der Verlorenen" 1948), "Ein streunender Hund" (1949) oder "Die Bösen schlafen gut" (1960) weit weniger bekannt als seine historischen Filme. Der vierte Film in dieser Sparte wurde also "High and Low" (Zwischen Himmel und Hölle), basierend auf dem Kriminalroman "Kings Ransom" von Ed McBain. Das düstere Meisterwerk setzt sich mit dem Thema "Kidnapping" auseinander. Eine Straftat, für die damals ein Täter in Japan kein hartes Urteil fürchten musste und vor der Kurosawa auch Angst hatte. "High and Low" wurde in Japan ein riesiger Kassenerfolg und sogar zum erfolgreichsten Film des Jahres. Der Regisseur entwirft neben dem Kriminalfall selbst auch ein vielschichtiges Psychogramm seiner Protagonisten.
Ausserdem wird nach einem etwa einstündigen Kammerspiel, das vornehmlich im exklusiven Haus des wohlhabenden Schuhfabrikanten Kingo Gondo (Toshiro Mifune) spielt, die Handlungsebene völlig explodieren und als Zuschauer wird man in den Sog der Metropole Yokohama hineingerissen. Die Polizei jagt den Kidnapper.
Dieser wohlhabende Manager Gondo lebt in einer exklusiven Villa hoch oben auf einer Anhöhe. Weiter unten lebt die sozial benachteiligte Schicht in billigen und schäbigen Behausungen. Von dort kommt auch der Mann, der Gondos kleinen jungen Jun (Toshio Egi) entführen will. Davon ahnt der Vater natürlich noch nichts, denn als Geschäftsmann hat er derzeit ganz andere Sorgen. Er kämpft darum die Kontrolle über das Unternehmen National Shoes zu behalten. Im Gegensatz zu seinen Geschäftskollegen (Jun Takazi, Nobuo Nakamura, Junosuke Ito), die qualitativ schlechte Schuhe auf den Markt bringen wollen, hält Gondo an der bisherigen sehr guten Qualität seiner Produkte fest. Dies führt dazu, dass er fürchten muss von den drei Kollegen aus dem Boot geworfen zu werfen. Er hat aber einen Plan, bei dem ihm sein Assistent Kawanishi (Tatsuya Mihashi) behilflich sein soll. Er beauftragt diesen nach Tokio zu fliegen, um dort von seinem eigenen Vermögen Firmenanteile zu kaufen. Dies würde seine Stellung sichern. Doch dann meldet sich der Entführer am Telefon "Ihr Sohn ist in meiner Hand, zahlen sie 30 Millionen Yen, sonst stirbt der Junge". Ein Schock für Vater und Mutter Reiko (Kyoto Kagawa), der aber schnell vorbei ist. Denn der Junge betritt plötzlich das Zimmer und sofort wird den Eltern bewusst, dass der Entführer Juns Freund Shinichi Aoki (Masahiko Shimizu), den Sohn von Gondos Chauffeur (Yutaka Sata) entführt hat. Dies ändert die Sachlage, die Polizei wird eingschlatet und Gondo steht vor der Entscheidung das Geld auch für den Jungen des Bediensteten zu opfern, obwohl er sich damit selbst ruiniert...





In der zweiten Hälfte des Films sieht der Zuschauer der Kriminalpolizei bei den Ermittlungen zu. Dies schließt die Geldübergabe in einem fahrenden Zug mit ein und die hinterher stattfindende mühsame Arbeit den Kidnapper zu schnappen. Dieser geht auf volles Risiko und wird im Laufe der hochspannenden Geschichte auch zum Mörder. Doch der junge Inspektor Tokura (Tatsuya Nakadai) und seine rechte hand Chef Detective Tagutchi (Kenjiro Ishiyama) arbeiten auf Hochdruck. Auch deshalb, weil der reiche Gondo inzwischen auch ihre Sympathie gewinnen konnte. Neben dem Briten Carol Reed und dem Franzosen Jean-Pierre Melville hat kein anderer Regisseur außerhalb der USA dem Genre des Film Noir ab den Nachkriegsjahren derart seinen Stempel aufgedrückt wie Akira Kurosawa mit seinen vier dazugehörigen Meisterwerken.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.