Montag, 2. März 2020

Die Millionen eines Gehetzten

























Regie: Jean-Pierre Melville

Der Bankier und sein Sekretär...

"Die Millionen eines Gehetzten" (Originaltitel: L'Aîné des Ferchaux) entstand 1963 und ist Jean-Pierre Melvilles erster Kinofilm in Farbe. In Frankreich lockte die elegische Desperado Story ca. 1,5 Millionen Zuschauer ins Kino und Hauptdarsteller Jean-Paul Belmondo durfte damit auch beweisen, dass er nicht nur ein guter Schauspieler ist, sondern auch als Boxer eine gute Figur macht. Er spielt diesen Michel Maudet, der als Boxprofi durchstarten will, aber den entscheidenden Kampf am Anfang des Films verpatzt. Sein Trainer Andreii (Andrex) gibt ihm nach dem Kampf wenig Hoffnung, dass er das Zeug zu einer Karriere hat. Mit seiner Freundin Lina (Malvina Silberberg) nimmt er zuerst mal ein Hotelzimmer, das er wahrscheinlich nicht bezahlen kann. Der Mann muss von ganz vorne anfangen. In den Stellenanzeigen fällt ihm eine Annonce auf "Privatsekretär" gesucht. Dort bewirbt er sich und lernt so den gewieften Bankier Dieudonne Ferchaux (Charles Vanel) kennen. Dessen kriminelle Geschäftsgebahren werden momentan von der Polizei ermittelt und es ist nur eine Frage der Zeit, dass er und sein jüngerer Bruder Emile (Andre Certes) verhaftet werden könnten und somit auch das gesamte Vermögen der Brüder beschlagnahmt würde. Emile ist verheiratet und hat daher viel mehr zu verlieren als sein älterer, unabhängiger Bruder Dieudonne. Der will auf alle Fälle sein Millionenvermögen in New York und Venezuela vor dem Zugriff der Behörden in Sicherheit bringen. Dazu braucht er eben einen starken jungen Mann, der für ihn arbeitet und er scheint in diesem Michel Maudet den Richtigen gefunden zu haben. Er muss aber sofort abreisefähig sein - Michel verlässt heimlich die Freundin und wenig später sitzt er im Flugzeug mit dem alten Bankier, der die Menschen in Schafe, Leoparden und Schakale einteilt. In New York gibts auch gleich Schwierigkeiten, da die Franzosen bemüht sind einen Auslieferungsantrag zu bekommen und die Bank rückt das Geld nicht sofort raus. Plan B muss daher greifen - Fercheaux hat natürlich bei einer anderen Bank einen Safe, den er sofort leerräumt. Die dritte Geldquelle soll in Venezuela sein, aber die will er nur im höchsten Notfall antasten. Mit dem Wagen fahren die beiden Männer in den Süden - das FBI ist ihnen auf den Fersen, eine Anhalterin (Stefania Sandrelli) wird mitgenommen, die sich als raffiniertes Biest entpuppt. Auf den Nebenstraßen von Louisiana machen sie halt und mieten ein abgelegenes Haus in der Nähe von New Orleans. Der Alte wird durch die extreme Hitze zunehmend krank, sein Frust tut das Übrige, während sich Michel mit der hübschen Tänzerin Lou (Michelle Mercier) vergnügt. Es spricht sich auch in Jeffs Bar herum, dass der Alte viel Geld bei sich haben muss. Während sich die beiden Männer immer mehr entzweien, ergreift der Barbesitzer Jeff (Todd Martin) und ein Komplize (E.F. Medard) die Gelegenheit den Bankier zu überfallen...



Der Film entstand nach einem Roman von Georges Simenon - allerdings ist die Geschichte weniger Thriller, eher einer seiner psychologischen Romane. Die Charaktere der beiden Figuren spiegeln sich labyrinthisch ineinander bis zum Schluß in den Sümpfen von Louisiana. Der Film wurde ruhig inszeniert und lebt auch von den Bilder von Kamerachef Henri Decae. Die Musik von Georges Delerue passt perfekt und unterstreicht die faszinierende Zweierbeziehung zweier ähnlicher Männer perfekt. Charles Vanel ist wie immer großartig und auch Jean Paul Belmondo beweist hier eindrücklich, dass er in seinen jungen Jahren sich als ernsthafter Schauspieler viel mehr beweisen durfte, als in seinen späteren Jahren als beliebter Action Kinoheld.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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