Montag, 2. März 2020

Das Schweigen des Meeres


























Regie: Jean Pierre Melville

Ein Eindringling im Haus...

Nach der Lektüre der Novelle "Das Schweigen des Meeres" von Jean Marcel Bruller stand für den jungen Filmemacher Jean Pierre Melville fest, dass dies sein erster Spielfilm werden sollte. Der Autor ließ das Buch in Genf unter dem Pseudonym Vercors drucken und heimlich wurde das Werk im von den Deutschen besetzten Paris veröffentlichen. 1942 erschienen galt er auch nach dem Kreig als Kulturroman der Resistance, war somit etwas "Heiliges" und man konnte sich kaum vorstellen, dass man die Geschichte verfilmen konnte. Schon dem damals bekannten Schauspieler und Regisseur Louis Javet wurden die Filmrechte vom Autor verweigert und Melville bekam nur mit der Bedingung den Zuschalag, dass er den fertigen Film einer Jury bestehend aus ehemaligen Widerstandskämpfern zeigen musste. Sollte sich nur eine Stimme erheben, die meint, dass der Film nicht ins Kino gehört, dann müsste der Regisseur das Filmnegativ zerstören.
Für Melville war es wichtig die Geschichte an Originalschauplätzen zu drehen. Nur so glaubte er, dass er die Stimmung und die Wirklichkeit des Buches einfangen konnte. Der Erfolg gab ihm Recht. Melvilles erster Film war alles andere als kommerziell und war eher eine Art Avantgardefilm, der dem Zuschauer auch einiges an Aufmerksamkeit abverlangt.
Im Jahr 1940 haben die Deutschen Frankreich besetzt und wohl oder übel muss der betagte Hausherr (Jean-Marie Robain), der hier mit seiner Nichte (Nicole Stephane) lebt, tun was die Besatzer von ihm verlangen. Die haben sich entschlossen, dass der deutsche Offizier Werner von Ebrennac (Howard Vernon) dort im oberen Stockwerk sein Quartier bekommt. Zur Überraschung der beiden Bewohner ist der deutsche Eindringling höflich und hat gute Manieren. Er begrüsst die beiden und sagt "Gute Nacht" - die beiden Herberggeber bleiben aber stets stumm und wechseln mit dem deutschen kein Wort. Der gibt sein taktvolles Werben um Verständigung nie auf. Jeden Abend erzählt er von sich, von der deutsch-französischen Verbindung. Auch von seiner Braut (Ami Aroe), die er verließ als er merkte, dass sie nicht zueinander passten. Der Offizier erweist sich als Schöngeist. Dann reist er für einige Wochen nach Paris. Er will diese wunderbare Stadt sehen und trifft sich auch noch mit Leuten der SS (u.a. Denis Sadir). Resignierend kommt er zurück und erzählt seinen Gastgebern, dass die Politik seines Landes den Kurs geändert hat. Nicht mehr Verständigung wird angestrebt, sondern Zerstörung. Der verzweifelte Soldat meldet sich an die Ostfront. Er sagt "Adieu" zum Abschied und zum ersten Mal wird die Nichte ihm mit einem "Adieu" antworten...



Roman und Film sind etwas in Vergessenheit geraten. Doch in den Zeiten der Resistance und auch in den frühen Nachkriegsjahren war die literarische Vorlage von großer Bedeutung für die Frnazosen. Melville verfilmte äusserst werkgetreu. Die Bilder von Kameramann Henri Decae sind streng gehalten. Oft wohnt der Zuschauer lediglich den oft quälend langen Einstellungen im Wohnzimmer bei, die Atmosphäre ist stets makaber. Melville zeigt die auf Distanz bedachte Haltung eines "stummen Frankreichs" - auch richtet sich der Film gegen eine von den Nazis, den momentanen Herrschern, aufdiktierte Verbrüderung. Alles hier gezeigte beruht auf Tatsachen und zeigen einen Deutschen, der lange Zeit die wahren Absichten der deutschen Machthaber ignorierte.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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