Donnerstag, 22. Dezember 2022

Zum Beispiel Balthazar


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Bresson

Die traurige Geschichte eines Esels...

Einer der wichtigsten Filme des französischen Regisseurs Robert Bresson ist der 1966 gedrehte "Zum Beispiel Balthazar". Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde Bressons einzigartiger Film mit einem Preis bedacht. Er erhielt darüberhinaus den Prix Melies. Es gibt für mich nur wenige so derart berührende Filme wie "Zum Beispiel Balthazar" und diese Lebensgeschichte eines Esels ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
Dieses wunderbare Geschöpf, dass in dieser Geschichte die Hauptrolle spielt, steht stellvertretend für uns alle, für jede denkbare Existenz auf dieser Erde. Und trotz der Träume, Hoffnungen und besten Pläne wird diese Welt aber letztendlich mit uns tun, was sie tun, so zumindest hat es Kritikerpapst Roger Ebert in seinem Urteil über den Film beschrieben. Scheinbar ist es vorbestimmt - nur weil wir denken und argumentieren können, glauben wir, einen Ausweg oder eine Lösung zu finden. Wir glauben auch Fragen auf unsere Antworten zu bekommen. Aber die menschliche Intelligenz gibt uns lediglich die Fähigkeit unser Schicksal zu begreifen, ohne die Macht zu besitzen es kontrollieren zu können. Es ist eine sehr traurige Geschichte, die Bresson uns erzählt. Aber ein kleiner Hoffnungsschimmer ist mit dabei, er lässt uns nicht mit leeren Händen zurück - sein Vorschlag heißt "Liebe deinen Nächsten (und damit ist auch das Tier mit eingeschlossen) wie Dich selbst. Sei empathisch. Wenn es gelingt sich auf diesen Vorschlag einzugehen Mitgefühl zu erlangen, können wir vielleicht den Trost finden sie mit anderen Gleichgesinnten zu teilen.
Die Geschichte ereignet sich in den frühen 60er Jahren und spielt auf dem französischen Land in der Nähe der Pryrenäen. Dort wird ein Eselbaby von dem kleinen Jacques und seinen Schwestern, die auf einem Bauernhof leben, adoptiert. Sie taufen das Eselkind auf den Namen Balthazar und das Tier hat eine schöne Zeit, es wird sehr oft gestreichelt. Der kleine Jacques verliebt sich in dieser Zeit in die etwa gleichaltrige Marie, deren Vater (Philippe Asselin)  Lehrer an der kleinen Schule nebenan ist. Als eine von Jacques Schwestern stirbt, gibt die Familie den Hof auf und Maries Eltern (die Mutter wird von Nathalie Joyaut gespielt)  übernimmt den Hof. Balthazar wird an einheimische Landarbeiter verschenkt, die ihn nicht gut behandeln. Die Jahre vergehen bis der Esel in einen Unfall verwickelt wird, davonläuft und zu der inzwischen erwachsenen Marie (Anne Wiazemsky) zurück findet. Die Familien von Marie und von Jacques sind inzwischen zerstritten und stehe sich in einem Gerichtsverfahren als Kontrahenten gegenüber. So wird Balthazar an die örtliche Bäckerei verkauft, wo er für Lieferdienste gebraucht werden kann.
Der junge Gerard (Francois Lafarge) ist dort als Lieferjunge angestellt und er ist auch gleiczzeitig der Anführer einer Jugendbande, die allerlei Unsinn und Böses im Sinn hat. Auch Schmuggel und Diebstähle sind an der Tagesordnung. Gerard behandelt Balthazar grausam, vermutlich aus Eifersucht, weil Marie den Esel sehr liebt. Der junge Mann lässt aber bei Marie nicht locker und tatsächlich gehen die beiden eine sexuelle Beziehung ein. Als in der Nähe ein Mord geschieht, werden auch Gerard und seine Kumpane bei der Polizei vorgeladen. Ebenso verdächtig gilt der Alkoholiker Arnold (Jean Claude Guilbert), der kurze Zeit später zum Besitzer des inzwischen sehr kranken und schwachen Tiers wird, sonst hätte ihn der Bäcker eingeschläfert. Doch Balthazar erholt sich, doch die Besitzer wechseln. Nach Arnold kommt der Esel zum Zirkus, um später wieder bei Arnold landen. Nach dessen Tod wird er von einem Müller in Besitz genommen. Auch dort wird das arme Tier drangsaliert und gequält. Am Ende erhalten die Eltern von Marie vom Müller Balthazar als Geschenk. Jetzt könnte alles gut werden. Der erwachsene Jacques (Walter Green) kann sich mit Maries Familie aussöhnen und macht ihr einen Heiratsantrag. Sie will mit Gerard Schluß machen, doch er und seine Kumpels vergewaltigen die junge Frau. Auch der Esel wird für eine gefährliche Mission einfach in der Nacht vom Hof "ausgeliehen". Er soll helfen die Schmuggelware über die Grenze schaffen. Dann fallen Schüsse. Die Bad Boys verschwinden und lassen Balthazar auf einem Hügel zurück. Ein Bild zeigt eine Wunde des Tiers, er wurde angeschossen. Am frühen Morgen kommen Schafe auf die Weide und sie umringen den verletzten Esel. Der legt sich hin und stirbt...





Bresson hat das Ende wieder wie eine Passionsgeschichte inszeniert und trifft dabei mitten ins Herz. Jean Luc Gdoard war begeistert und schrieb damals "Jeder, der diesen Film sieht, wird absolut erstaunt sein. Denn dieser Film ist wirklich die Welt in anderthalb Stunden. Es gibt Filme mit einer Menge Spannung, es gibt richtig gute Unterhaltungsfilme. "Au hazard Balthazar" gehört zu einer ganz anderen Liga. Der Film über die Herzlosigkeit der Menschen wurde in einem sehr asketischen Stil inszeniert, was aber die Tiefe und Intensität der Geschichte noch zusätzlich steigert. Nicht umsonst rangiert "Au hazard Balthazar" - er rangiert bei den wichtigen Umfragen über die besten Filme aller Zeiten immer auf einem der vorderen Ränge. 






Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Montag, 19. Dezember 2022

Mouchette


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Bresson

Leidvolles Dasein...

Robert Bressons Filme beschäftigen sich mit dem Leid der Menschen, er schließt dabei auch die Tiere nicht aus wie beispielsweise in seinem Meisterwerk "Zum Beispiel Balthazar", auch in dem 1967 gedrehten Film "Mouchette" sieht man einige Jäger, die wie wild auf Hasen schießen und am Anfang wird man Beobachter wie ein kleines Rebhuhn versucht aus einer Falle zu gelangen. Neben der Existenz ist auch der Tod selbst ein Thema. Wir werden Zeuge wie eine betagte Frau sich beklagt, dass man früher ganz anders mit dem Tod und den Toten umgegangen sei "Ich liebe die Toten, ich habe sogar als Kind mit Ihnen gesprochen. Damals zu meiner Jugendzeit hat man die Toten wie Götter verehrt". Damit kann Mouchette, die Hauptfigur des Films und gespielt von Nadine Nortier, gar nicht umgehen. Das Mädchen ist 14 Jahre alt und gerade erwacht in ihr die sexuelle Neugier, eigentlich will sie leben - aber durch die Lieblosigkeit der Umgebung und durch eine Anhäufung von Niedertracht, Gemeinheit und Kälte, die von allen Menschen ihrer Umgebung ausgeht, wird das Mädchen die Möglichkeit in Betracht ziehen sich diesem Dasein zu verweigern.
Bressons Film sind Geschichten einer Passion. Als Gegensatz erscheint dazu eine oberflächlich betrachtet heile Welt, die alles inzwischen tabuisiert, was einmal als heilig galt. Das Leiden wird heute konsumiert durch die täglichen Nachrichten aus aller Welt. Der Regisseur taucht dieses unerträgliche Schicksal in karge und kühle Bilder, die dafür sorgen, dass der Leidensweg irgendwie erträglich bleibt, ohne ihn jedoch in seiner Schwere abzumildern.
Die 14jährige Mouchette (Nadine Nortier) wächst in einer Atmosphäre der Gewalt und Armut auf, sie fühlt sich einsam und verlassen. Zu Hause muß sie die kranke Mutter (Marie Cardinal) pflegen, alle Arbeiten verrichten und wird vom betrunkenen Vater (Paul Hebert) verprügelt. Sie lebt in einem abgelegenen Dorf und muss durch die schwere Krankheit der Mutter das kleine Baby versorgen, ausserdem führt sie den Haushalt. Sie unterscheidet sich von ihren Mitschülerinnen durch eine schmuddeligen Kleidung und wird auch dementsprechend behandelt als Aussenseiterin. Die Mädchen wollen mit ihr nichts zu tun haben und auch die Lehrerin wendet Züchtigung an, wenn sich Mouchette weigert ein schönes Lied mitzusingen.
Der Nachhauseweg führt sie durch den Wald in der Nähe des Ortes. Manchmal kommt etwas Sonne in den ansonsten tristen Alltag: Beim Jahrmarkt kauft ihr eine freundliche Frau eine Eintrittskarte und so wird ein etwas älterer Junge beim Autoscooter fahren auf Mouchette aufmerksam. Doch bevor sie miteinander reden können, hat der Vater schon ein Auge darauf geworfen und unterbindet die Begegnung.
Im Dorf selbst wissen alle von dem Konflikt, den der Jäger Mathieu (Jean Vimenet) mit dem Wilderer Arsene (Jean-Claude Guilbert) hat. Obwohl der Jäger verheiratet ist, agiert er eifersüchtig wegen dessen Bemühungen um die Bedienung Louisa (Marine Trichet). Eines Tages nach der Schule bleibt Mouchette länger im Wald, es fängt auch stark an zu regnen und sie bekommt den Streit zwischen den beiden Männern mit. Später begegnet ihr Arsene, der manchmal Gedächtnislücken hat und an Epilespie leidet. Dieser glaubt, dass er Mathieu umgebracht hat. Er versucht Mouchette als Alibi zu benutzen. Das Mädchen willigt ein. Als sie gehen will, versperrt Arsene ihr den Weg und vergewaltigt sie. Sie kommt mitten in der Nacht heim. Der Vater ist noch unterwegs und die Mutter befindet sich schon im Sterben....



Was muss noch zusammen kommen. Die Grenze des Erträglichen ist erreicht. Die einzige Person, mit der das Mädchen über die letzte Nacht sprechen konnte, stirbt. Mouchette bleibt allein zurück und erntet am Morgen nach dem Tod der Mutter misstrauische und kalte Blicke der Dorfbevölkerung. Möglicherweise hat sich die Begegnung mit Arsene schon herumgesprochen, vielleicht liegt es auch am ungekämmten Haar und an den etwas zerrissenen Kleidern, aber schon erntet das Mädchen allerlei Beschimpfungen.
Bressons Metier sind die verhalten-grausamen Filme, keiner dreht bessere als der französische Regisseur, von dem es leider nur sehr wenige deutschsprachige DVD Veröffentlichungen gibt. Der strenge und spröde Stil seiner Filme ist einzigartig und auch die Kameraeinstellungen (Kameramann war Ghislain Cloquet, der für "Tess" einen Oscar bekam) fügen sich dieser Darstellungsweise. Weder Sentimentalität noch Sadismus findet sich in der Darstellung des Leids.
Bresson arbeitete gerne mit unverbrauchten Gesichtern zusammen. Die Laiendarstellerin Nadine Nortier spielt jedoch hervorragend. "Mouchette" taucht wie auch Bressons "Zum Beispiel Bathazar" und "Pickpocket" regelmässig in den Listen der besten Filme aller Zeiten auf.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Freitag, 18. November 2022

Die fünfte Kolonne


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sheldon Reynolds

Doppelleben...

Leider wurde der Hollywoodstar Robert Mitchum nie mit einem Oscar geehrt. Er konnte in seiner aktiven Laufbahn nur einmal eine Oscarnominierung für "Schlachtgewisser am Monte Cassino" als bester Nebendarsteller erlangen, trotz seiner perfekten Leistungen in klassikern wie "Crossfire", "Verfolgt", "Goldenes Gift", "Kap der Angst" oder "Die Nacht des Jägers" - immerhin wählte in das American Film Institute auf Platz 23 der größten Filmstars aller Zeiten. Der kurz nach Charles Laughtons "Die Nacht des Jägers" realiserte Thriller "Die fünfte Kolonne" zählt leider zu den weniger bekannten Filmen von Mitchum, obwohl Regisseur Sheldon Reyonolds einen großartigen Politkrimi aus der Zeit des kalten Krieges schuf. Unterstrichen wird die glänzende Dramaturgie mit einem einzigartigen Soundtrack, der die düstere Atmosphäre des Films noch zusätzlich unterstreicht. Nicht nur durch den Schauplatz "Wien" erinnert Sheldons Film an den Klassiker "Der dritte Mann" von Carol Reed. "Die fünfte Kolonne" ist zwar ein Farbfilm, hat aber einen starken Film Noir Touch und zeigt Wiens dunkle Gassen dennoch sehr ähnlich wie Reeds Film.
Auch die Kameraarbeit von Bertil Palmgren ist sehr gut.
Mitchum spielt den Presseagent Dave Bishop, der 1953 an der französischen Riviera bei dem Millionär Victor Danemore (Jean Galland) als Sekretär und Ghostwriter angestellt ist. Er wird von dem wohlhabenden Mann dafür bezahlt, dass er falsche Pressemeldungen über Danemores Leben verfasst. Danemores Frau Dominiique (Geraldine Page) macht sich nicht viel um ihren gealterten Gatten, da gefällt ihr Dave schon viel besser. Sie wurde ja auch von dem Egozentriker bezahlt ihn zu heiraten. Als Danemore plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt, gerät Dave - ohne es zu wollen - in eine Welt voll Erpressung, in eine Welt der Spionage und der Politik. Schon am Begräbnis von Danemore wird Bishop, der ihn zuerst sterbend auf dem Fußboden fand, nach den letzten Worten des Mllionärs gefragt. "Hat er vor seinem Tod noch etwas gesagt ?" - diese Frage scheint einigen Menschen sehr wichtig zu sein, denn Dave wird danach noch drei weitere Male dieselbe Frage gestellt. Ausserdem meldet sich ein Rechtsanwalt aus Wien, der erfahren möchte, ob Danemore eines natürlichen Todes gestorben sei. Dave fliegt dorthin, denn er ist misstrauisch geworden und ausserdem will er wissen wer sein verstorbener Arbeitgeber wirklich war. Dave half ihm seine Vergangenheit im Dunkel zu halten. Vor allem der große Reichtum ist ein Rätsel. In Wien erfährt er von einer Concierge den Namen eines schwedischen Mannes. Er findet heraus, dass dieser Herr Lindquist in Stockholm lebt. Dort erfährt er, dass der Mann bereits verstorben ist - aber er lernt dessen Frau (Inga Tidblad) und dessen Tochter Brita (Ingrid Thulin) kennen, in die er sich verliebt...



Eine eigenartige Melancholie begleitet die interessante Story, die den Zuschauer an verschiedene Schauplätze in Europa der Nachkriegsjahre führt. Mitchum spielt seine Rolle gewohnt mit seiner Coolness. Die Aufdeckung könnte in fiese Abgründe führen, was Dave lange Zeit nicht klar zu sein scheint. Neben "Niagara", "Tokio Story" oder "23 Schritte zum Abgrund" zählt auch Reynolds Film, der im Original "Foreign Intrigue" heißt, zu den ersten Noirs, die in Farbe gedreht wurden.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Insel der verlorenen Seelen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Erle C. Kenton

Dr. Moreaus Experimente...

Wie in "King Kong und die weiße Frau" und "The most dangerous game" landet auch in Erle C. Kentons "Island of Lost Souls" (Deutscher Titel: Insel der verlorenen Sselen) eine oder mehrere unbeiligte Personen auf einer einsamen Insel, die sich bald als gefährlich herausstellt. In "King Kong" traf man auf den riesigen Affenmenschen und auf jede Menge Urzeitechsen, in "The Most Dangerous Game" war es der Großwildjäger Graf Zaroff, der in seinem Reich Menschen jagt. In Kentons Film landet der schiffbrüchige Edward Parker (Richard Arlen) auf einer Südseeinsel, dem Herrschaftsgebiet des mysteriösen Dr. Moreau (Charles Laughton). Zur Herstellungszeit dieses Horrorfilms gab es den Hays Code noch nicht zwingend, die Filmleute wollten sich lediglich an die Vorgaben halten. Aber zum Glück schätzten sie die künsterlischen Freiheiten mehr als die auferlegte Zensur von sexuellen und kriminellen Inhalten sowie politisch brisanten Themen. So kam "Island of Lost Souls" durch die Zensurvorschriften. Zwei Jahre später war der politische Druck auf die Motion Pictures Producers and Distributors of America so hoch, dass sie diesen berüchtigten Code zwingend einführte und erst 1967 wieder abschaffte.
Bis heute wirkt der Film ein bisschen wie eine verstaubte Schatztruhe, deren Gold darauf wartet, vom Filmfan geborgen zu werden - und tatsächlich gelang es dem Film nach dem Roman "Die Insel des Dr. Moreau" von H.G. Wells mehr und mehr Kultstatus zu erreichen, selbst wenn die Kostüme der Mensch-Tier Wesen aus heutiger Sicht etwas zum Schmunzeln anregen.
Zweifelsohne gehört der Film aber zwingend in die Hall of Fame des Horrorgenres der 30er Jahre.
Edward Parker, gespielt von Richard Arlen, ist schiffbrüchig - wird aber auf dem offenen Meer treibend von einem Frachter gerettet. Dieses Schiff transportiert eine ganze Menge Tiere zu einer abgelegenen Insel, die von einem Dr. Moreau bewohnt wird. Nachdem Parker sich mit dem betrunkenen Kapitän des Frachters streitet, weil dieser einen Passagier mit bestialischem Aussehen (Tetsu Komai in der Rolle des M´ling) misshandelt hat, wirft der cholerische Captain Parker (Stanley Fields) wieder über Bord. Der landet im Boot von Mr. Montgomery (Arthur Hohl), einem von Dr. Moreaus Mitarbeitern. Nun muss er zwangsläufig ein paar Tage auf der Insel bleiben. Dort zeigt ihm der egozentrische Wissenschaftler seine Experimente, so auch das Haus der Schmerzen. Moreau führt sich auf der Insel wie ein gottgleicher Herrscher auf, seine Untertanen sind alle - mit Ausnahme von Montgomery - seltsame Geschöpfe, die wie eine Mischung aus Affe und Mensch aussehen. Es lebt auf der Insel auch nur eine Frau. Diese Lota (Kathleen Burke) sei aus Polynesien. Immer wieder hört Parker schreckliche Schreie aus Dr. Moreaus Behandlungsraum. Parker wird von Moreau auch immer wieder vertröstet, was seine baldige Heimreise betrifft - aber Parkers Verlobte Ruth (Leila Hyams) macht sich bereits auf der Suche nach ihrem Liebsten...





Der schwebt natürlich bald in höchster Gefahr und erkennt auch die Bosheit seines Gastgebers, der seit Jahren Versuche mit Tieren macht, die sie menschenähnlicher machen soll. Um sie zu bändigen nimmt er die Peitsche und befiehlt ihnen drei Gesetze gebetsmühlenartig aufzusagen: 1. kein Fleisch essen 2. Nicht auf allen Vieren gehen und 3. Kein Blut vergießen. Wenn nicht gespurt wird, gibts Konsequenzen. Die Grundatmosphäre auf der Insel ist bedrohlich, bedrückend und angsteinflößend. Gedreht wurde auf Catalina Island vor San Pedro, südlich von Los Angeles. Und es kam wie es kommen musste: Schon alleine durch die Filmfigur des Dr. Moreau, der Mensch, der sich in seiner Hybris Gott gleichsieht - dazu der Eingriff in die Natur und der angedeutete Kannibalismus. Das musste die Zensurbehörde alarmieren. Es führte dazu, dass der Film in einigen Ländern jahrzehntelang auf dem Index verbrachte.
 




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 10. November 2022

Die schwarze Katze


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Edgar G. Ulmer

Ein Haus, auf einem Massengrab gebaut...

Der Name Edgar G. Ulmer ist sehr stark mit dem deutschen Stummfilm der Weimarer Republik verbunden. Ulmer wurde am 17. September 1904 in Olmütz, im damaligen Österreich-Ungarn, geboren. Bereits ab 1920 war er beim deutschen Film beschäftigt. Dies war nur deshalb möglich, weil Ulmer sich 4 Jahre älter gemacht hatte. Er arbeitet als Szenenbildner für Klassiker wie "Der Golem", "Die Nibelungen" oder "Der letzte Mann".
Wie Friedrich Wilhelm Murnau kehrte Ulmer auch Deutschland den Rücken um in Hollywood arbeiten zu können. Das Risiko gelang. Er war der Art Director in Murnaus US-Meisterwerk "Sunrise". Danach arbeitete er noch einmal in Deutschland - in Zusammenarbeit mit Curd und Robert Siodmak, Billy Wilder und Fred Zinnemann wurde "Menschen am Sonntag" realisiert. Einer der besten deutschen Filme überhaupt. Dort musste er sich nach dem tragischen Unfalltod seines Freundes Murnau mit der Herstellung von B-Pictures zufrieden geben. Er hatte niedrige Budget, machte aber das Beste daraus. Erst rückblickend kam die Wertschätzung von Filmjournalisten und Filmhistorikern. Mit dem Film Noir "Umleitung" und dem Horrorfilm "Die schwarze Katze" schuf er zwei Filme, die inzwischen als Meisterwerke angesehen werden.
Der Film basiert auf einer Geschichte von Edgar Allan Poe und stammt aus der damals erfolgreichen Horrorfilmproduktion von Carl Laemmle.
Während ihrer Flitterwochen in Ungarn erfahren der amerikanische Krimiautor Peter Alison (David Manners) und seine Frau Joan (Jacqueline Wells), dass sie aufgrund eines Fehlers ein Zugabteil mit einem gewissen Dr. Vitus Werdegast (Bela Lugosi), einem ungarischen Psychiater, teilen müssen, der behauptet, einen alten Freund besuchen zu wollen. Im Laufe der Nacht erfährt das Paar, dass Werdegast 18 Jahre zuvor seine Heimat verlassen hat, um im Ersten Weltkrieg zu kämpfen, und seine Frau seitdem nicht mehr gesehen hat, da er die letzten 15 Jahre in einem berüchtigten Gefangenenlager in Sibirien verbracht hat. Nach der Zugfahrt geht es weiter mit einem kleinen Bus. Der kommt bedingt durch ein Unwetter von der Straße ab. Der Fahrer stirbt bei diesem Unfall. Dies passiert alles in der Nähe von Werdegasts Ziel - dem abgelegenen Haus des Architekten Hjalmar Poelzig (Boris Karloff). Dieses Haus wurde auf den Ruinen von Fort Marmorus erbaut. Mit dieser Tatsache offenbart sich auch das Motiv von Werdegasts Besuch bei seinem alten Freund. Werdegast will sich rächen, denn durch Poelzigs einstigem Verrat starben tausende von österreichisch-ungarischen Soldaten durch die Russen...





Es war der erste gemeinsamen Filme der beiden großen Horrordarsteller der 30er Jahre. Und gleichzeitig inhaltlich eher pervers und abrgründ, aber dennoch sehr anspruchsvoll gestaltet. Die Universal Studios konnte mit "Die schwarze Katze" einmal mehr einen riesigen Kassenerfolg verbuchen. Der düstere und auch dialoglastige Film wirkt wie der letzte deutsche expressionistische Grusler. Die Geschichte handlet von Rache, Nekrophilie und Teufelskult. Schauplatz bildet ein altes geheimnisvolles Schloß, dass über einem Massengrab erbaut wurde. Die beiden zuerst unbeteiligten Flitterwöchner haben sicherlich die Macher der Rocky Horror Picture Show inspiriert - Brad und Janet, die unfreiwilligen Gäste des Frank N. Further sind sicherlich filmische Verwandte) Lucille Lund ist als Karen zu sehen. Diese Schlüsselfigur entlarvt auch die schicksalhafte Zusammengehörigkeit der beiden Kontrahenten.







Bewertung: 8 von 10 Punkten.