Sonntag, 26. Dezember 2021

El Cid


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Anthony Mann

Spaniens Held...

Anthony Mann wurde vor allem durch seine großen Westernklassiker mit James Stewart berühmt. Er drehte jedoch auch sehr beachtenswerte Beiträge im Film Noir Genre wie "Schritte in der Nacht", "Der parfümierte Killer" oder "Geheimagent T". In den 60er Jahren inszenierte er auch zwei opulente Monumentalfilme: "El Cid" aus dem Jahre 1961 wurde ein riesiger Erfolg und spielte insgesamt fast 27 Millionen Dollar ein. Er war damit nach "West Side Story" und "Die Kanonen von Navarone" der dritterfolgreichste Filme des Jahres und wurde auch für drei Oscars (Bester Originalsong, Beste Musik von Miklos Rosza und Bestes Szenenbild) nominiert.
Mann erzählt die Geschichte von Rodrigo Diaz de Vivar (ca. 10433 bis 10. Juli 1099). Der kastillische Ritter und Kriegsherr lebte in mittelalterlischen Spanien und kämpfte sowohl mit christlichen als auch mit muslimischen Armeen gegen den Feind Yusuf, der Anführer der Almoraviden. Seine Verdienste brachten ihm schon zu Lebzeiten den Ehrentitel "El Cid" (der Herr) ein. Nach seinem Tod wurde er Spaniens gefeierter Nationalheld und damit auch Protagonist des bedeutendsten mittelalterlichen spanischen Epos "El Cantar de Mio Cid". Dort werden seine herausragenden Eigenschaften wie Stärke, Tapferkeit, Loyalität, Gerechtigkeit und Gottesglaube hervorgehoben.
Im klasse fotografierten Historienepos (Kamera: Robert Krasker) von Mann wird er von Charlton Heston gespielt. Während "El Cid" riesigen Gewinn machte, floppte allerdings Anthony Manns ebenso monumentaler Nachfolger "Der Untergang des römischen Imperiums" mit einem Verlust von 14 Millionen Dollar und dem Bankrott des Produzenten Samuel Bronston.
General Ibn Yusuf (Herbert Lom) der Almoraviden-Dynastie hat alle Emire aus Andalusien nach Nordafrika berufen. Er tadelt seine Glaubensbrüder, weil sie so friedlich mit den christlichen Nachbarn zusammenleben können. Sein Traum ist die islamische Weltherrschaft. So kehren die Emire zurück nach Spanien, sie sollen wieder gegen die Christen kämpfen und dieser Befehl wird tatsächlich ausgeführt. Viele Dörfer und Städte werden von maurischen Kriegern regelrecht zerstört. Don Rodrigo Diaz de Vivar (Charlton Heston) ist zu dieser Zeit auf dem Weg zu seiner Hochzeit mit Dona Ximena (Sophia Loren). Er sieht zerstörte und brennende Ortschaften und nimmt tatsächlich die Emire Al Mu`tamin (Douglas Wilmer) aus Zaragossa und Al-Kadir (Frank Thring) von Valencia gefangen. Die aufgebrachte Meute fordert den Tod der Feinde, doch Don Rodrigo entscheidet sich für einen friedlichen Weg und lässt die beiden Gefangenen frei, nachdem sie ihm versprochen haben nie wieder Ländereien anzugreifen, die König Ferdinand von Kastillien (Ralph Truman) gehören. Damit fängt für Don Rodrigo der Ärger erst an, denn er wird von Graf Ordonez (Raf Vallone) des Hochverrats bezichtigt und Ximenans Vater Graf Gormaz (Andrew Cruckshank) will keinen Verräter als Schwiegersohn, verbietet die Hochzeit und stattdessen fordert er Don Rodrigo zum Duell heraus....







Der Film schildert dann die Hassliebe von Ximena, die nach wie vor liebt, aber den Tod des Vatermörders fordert. Als der alte König stirbt, streiten sich seine drei Kinder Prinzessin Uraca (Genevieve Page), Prinz Alfonso (John Fraser) und Prinz Sancho (Gary Raymond) um die Macht. Manns Film ist wunderbar in Szene gesetzt und die spanische Geschichtsstunden von Anthony Mann sind enorm spannend, auch die Schauspielerleistungen sind perfekt. Man merkt gar nicht, dass zwischen Heston und der Loren während der Dreharbeiten eine regelrechte Eiszeit bestand, weil Heston es nicht fair fand, dass sein Co-Star mit der Gage von 1 Millionen Dollar seine eigene als Hauptdarsteller überstieg. Viele Jahre später bezeichnete er seinen Ärger von damals als sehr unprofessionell. Dem Sehvergnüngen tut dies allerdings keinerlei Abbruch.







Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

Drei Männer im Schnee


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Kurt Hoffmann

Inkognito im Grand Hotel....

Den Roman "Drei Männer im Schnee" schrieb Erich Kästner bereits im Jahr 1934 - zu dieser Zeit war er bereits bei den Nazis in Ungnade gefallen. Das Publikum liebte jedoch die Geschichte von dem exzentrischen Millionär, der einmal einen armen Mann spielen will und daher wurde der Stoff immer wieder verfilmt. So gibt es frühe Filmversionen des Stoffes aus Frankreich, Schweden, den USA und aus der Tschechoslowakei. Eine deutschsprachige Verfilmung wurde erstmalig 1955 in Österreich realisiert. Erich Kästner schrieb auch das Drehbuch und als Regisseur wurde der Komödienspezialist Kurt Hoffmann engagiert. Hoffmann drehte während seiner aktiven Laufbahn Erfolgsfilme wie "Quax, der Bruchpilot" (1941), nach dem Krieg vornehmlich eher düstere Filme wie "Das verlorene Gesicht", "Der Fall Rabanser" oder "Fünf unter Verdacht". Erst ab den 50er Jahren wurden seine Filme wieder fröhlicher und er feierte riesige Erfolge mit "Ich denke oft an Piroschka", "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", "Das Wirtshaus im Spessart" oder "Das fliegende Klassenzimmer". Von der Kritik sehr geliebt wurde sein 1959 entstandener Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung "Wir Wunderkinder" - damit gewann er den Golden Globe als bester Auslandsfilm des Jahres 1960 und das Filmband in Silber.
"Drei Männer im Schnee" aus dem Jahr 1955 ist die schönste Verfilmung des Romans, obwohl Kästner die düsteren Elemente seines erstes Entwurfes aus dem Jahr 1927 entfernte. Diese erste Veröffentlichung erschien unter dem Namen "Inferno im Hotel" im Berliner Tageblatt. Der später geschriebene Roman ist eher eine Feel Good Fassung der Erzählung.
Hauptfigur der Geschichte ist der exzentrische, aber gutmütige Geheimrat Schlüter (Paul Dahlke), dessen Hobby es ist seine Mitmenschen zu studieren. Schlüter ist millionenschwer, hat mit seinem Angestellten Johann Kesselhuth (Günther Lüders) einen äusserst treuen Diener und mit der betagten Frau Kunkel (Margarethe Haagen) eine stets um sein Wohl besorgte Hausdame. Schlüter ist Witwer und hat eine schöne Tochter (Nicole Heesters). Er hat vor kurzem einen großen Wettbewerb gestartet, bei dem er selbst unter dem Falschnamen "Schulze" mitgemacht hat. Tatsächlich gewinnt er unter dem Pseudonym den 2. Preis - einen zehntägigen Aufenthalt im Grand Hotel im schneeverschneiten Bruckbeuren in den Alpen. Der stellungslose Dr. Hagedorn (Claus Biederstaed), der nur zu gerne eine Arbeitsstelle bei den Schlüter Werken hätte, ist der 1. Sieger des Wettbewerbs und hat den gleichen Preis gewonnen. So treffen sich die beiden Männer im Grand Hotel, wo die Creme de la Creme und die Schönen Reichen verkehren. Töchterchen Hildegard will den Plan des Vaters 10 Tage den armen Mann zu spielen vereiteln und daher ruft sie im Grand Hotel an und bereitet den Hoteldirektor Kühne (Hans Olden) und Portier Polter (Fritz Imhoff) auf die Ankunft eines Millionärs vor, der im Preisausschreiben gewonnen hat, aber total auf arm macht. Zu dumm, dass sowohl Direktor als auch Portier den anreisenden armen Hagedorn als "Mllionär" sehen und ihm den Aufenthalt so schön wie möglich bereiten wollen, denn schließlich soll der Millionär alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten des guten Hauses genießen, auch wenn er vorgibt arm wie eine Kirchenmaus zu sein. Der gleichzeitig anreisende Schulte jedoch ist den Hotelleuten sofort ein echtes Dorn im Auge. Er wird in eine eiskalte Dachkammer einquartiert, während sich im Hotel herumspricht - auch bei der Damenwelt - das ein Millionär angereist ist...



Kurt Hoffmanns Film ist von Anfang bis Ende sehr vergnüglich, wenn auch harmlos und die Kritik am System "Arm und reich" bricht nur ganz leise und harmonisch durch. Der Film soll einfach gut unterhalten und das tut er auch heute noch. Paul Dahlke spielt eine seiner besten Rollen, am Ende steht die Liebe als Happy End.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Samstag, 25. Dezember 2021

Nachts auf den Straßen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Rudolf Jugert

Gefährliche Begegnung.... 

Der deutsche Filmpreis wird seit 1951 vergeben. Erster Preisträger war Josef von Bakys Verfilmung von Erich Kästners "Das doppelte Lottchen". Bei der zweiten Vergabe 1953 konnte sich Rudolf Jugerts Film "Nachts auf den Straßen". Er wurde nicht nur als bester Film des Jahres ausgezeichnet, auch die beiden Drehbuchautoren Helmut Käutner und Fritz Rotter konnten sich als Sieger durchsetzen. Rudolf Jugert bekam den Preis als bester Regisseur des Jahres. Der Film im Noir Stil zählt bis heute zu den herausragenden deutschen Filmen der frühen 50er Jahre - leider wird die Qualität durch den sehr konventionellen Schluß etwas gemindert. Die Hauptdarsteller sind aber Hans Albers und Hildegard Knef und beide liefern eine der besten Vorstellungen ihrer Karriere ab. Und Kameramann Vaclav Vich (bebilderte auch Peter Lorres verkanntes Meisterwerk "Der Verlorene") hat eine klare Vorstellung wie man aus dieser Geschichte optisch einen Vertreter der schwarzen Serie machen kann. Erstmalig im Nachkriegskino wird ein Mann gezeigt, der durch Marihuana extrem stoned ist, zumindest ist mir kein einziger Film (auch kein amerikanischer) dieser Zeit bekannt, der den Konsum von Drogen gezeigt hat. Marius Goring ist der Darsteller des kriminellen Musikers Kurt Willbrand. Mit diesem Tabubruch stellt "Nachts auf den Straßen" auch ein Gegengewicht zu der damaligen deutschen Heilewelt-Kinos her. "Grün ist die Heide" oder "Der Förster vom Silberwald" waren die Tophits in den deutschen Lichtspielhäusern. Er ist "Nachts auf den Straßen unterwegs", der 55jährige Fernfahrer Werner Schlüer (Hans Albers) aus München-Grünwald. Er hat es nach dem Krieg geschafft sich als Fernfahrer selbständig zu machen und auch ganz gut damit zu verdienen. Er ist beinahe schon ein Kind des Wirtschaftswunders und auch privat kann er mit Anna (Lucie Mannheim) auf 25 Jahre Ehe zurückblicken. Die Tochter Lieschen (Karin Andersen) hat gerade Hochzeit mit Hans Brunnhuber (Peter Martin Urteil)  gefeiert und verlässt das Haus, weil sie Flitterwochen am Bodensee machen wollen. Nach dem Fest steigt Schlüter in den Lastwagen und will nach Frankfurt für eine Tour. Unterwegs wird er von einem Raser überholt. Kurze Zeit später kommt Schlüter zu einer Unfallstelle, der Raser liegt tot auf der Straße. Sein Wagen hat einen Totalschaden. An der Unfallstelle findet der Fernfahrer ein Bündel Geldscheine, die dem Toten gehört haben. Dieses Geld - insgesamt 20.000 DM - steckt er ein und verschweigt auch der Polizei, die kurze Zeit später am Unfallort eintrifft, von seinem Fund. Er fährt weiter und träumt, dass er nun endlich Geld hat seiner Frau einen Pelz zu kaufen oder die Schulden auf einen Schlag abzubezahlen. Er nimmt in dieser Nacht noch die 24jährige Anhalterin Inge (Hildegard Knef) mit. In Frankfurt trennen sie sich. Doch Inges Freund Kurt (Marius Goring) hätte da Verwendung für einen Fernfahrer, der bei einem Schmuggel von Pelzen mitmachen soll. Daher setzt er seine Freundin auf den Mann an und tatsächlich kommt es nach vorsichtigem Flirt zu einer heimlichen Liebesbeziehung zwischen Werner und Inge...





Die Frau ahnt natürlich etwas und der Film zeigt den Zwiespalt, in dem der 55jährige Mann steckt. Er liebt seine Frau, die Verlässlichkeit, die Kameradschaft - aber auch das Gefühl zu Inge, dass ihn wieder jung werden lässt. Zudem hat er Geld und er kann verschenken. Die kriminellen Pläne entwickeln sich aber anders, da Inge sich in den älteren Verehrer verliebt. "Nachts auf den Straßen" zeigt einerseits eine deutsche Gesellschaft, die wieder positiv in die Zukunft blickt, andererseits werden aber auch die Verlierer dieser Zeit gezeigt. Marcus und seine Freunde, sie verdienen ihren Lebensunterhalt mit krummen Dingern und Freundin Inge erscheint auch wenig gefestigt. Der Halt, den ihr der reife Mann bietet, gefällt ihr jedenfalls - es ist eine Alternative zum unsteten Leben mit ihrem Freund. Jugerts Inszenierungsstil setzt auf Realismus und Schnörkellosigkeit. Der Alltag in Frankfurt wirkt sehr realistisch.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Sonntag, 12. Dezember 2021

Massai - der große Apache


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Aldrich

Der letzte Krieger der Apachen...

Robert Aldrich hatte seinen Durchbruch mit zwei hochkarätigen Western im Verleih der United Artists: Der erste war "Apache" (deutsch: Massai - der große Apache) und der zweite hieß "Vera Cruz" - beide enstanden im Jahr 1954 und beide wurden Riesenerfolge. "Apache" kam auf ein tolles Einspielergebnis von 6 Millionen Dollar und "Vera Cruz" war mit 11 Millionen Dollar sogar ein Top Ten Hit des Jahres. Legendär ist auch die Geschichte mit den zwei verschiedenen Versionen für den Schluß, die der damals noch unerfahrene Regisseur drehen musste. Es muss wohl zwei oder drei Tage nach Drehschluß gewesen sein, dass die United Artists und Produzent Harold Hecht darauf drangen, dass Aldrich noch diesen anderen Schluß drehen sollte. Einen mit einem HappyEnd für den verfolgten Indianer. Der andere war viel düsterer, denn da wird Massai als er auf die Hütte zugeht völlig sinnlos in den Rücken geschossen. Tatsächlich wirkt auch für mich der Schluß in "Massai" extrem aufgesetzt, denn in den vorherigen 85 Minuten führt eigentlich kein Weg an der Unausweichlichkeit von Massais Tod vorbei - er bleibt unbeugsam und die Jagd der Weißen auf den Rebellen entsprach den historischen Tatsachen und so steht dieses HappyEnd auch für die Rechtfertigung der amerikanischen Indianerpolitik. Ok, das Publikum war vielleicht froh, dass das indianische Paar mit ihrem Baby doch noch glücklich werden konnte. Aber realistisch war dies nicht. Die Geschichte fängt an mit der Kapitulation von Geronimo (Monte Blue). Die Aufwiegler sollen aber nach Florida deportiert werden und werden so ihre Heimat in Arizona nie wieder sehen. Massai (Burt Lancaster) hat aber vor den Kampf weiterzuführen und auch die jungen Krieger der Apachen auf seine Seite zu ziehen. Im San Carlos Apache Indianerreservat wird nun der labile Santos (Paul Guifoyle) zum Häuptling ernannt, dessen Tochter Nalinle (Jean Peters) liebt Massai, wird aber vom Apachen Hondo (Charles Bronson als er noch Buchinsky hieß) umworben, der Armeescout ist. Tatsächlich kann Massai fliehen und auf seiner Flucht in Richtung Heimat wird er mit den Errungenschaften der Zivilisation konfrontiert. Eine Stadt mit viel Lärm, Verkehr, vielen Geschäften und er erregt dort Hohn und Spott. Er trifft auch auf Dawson (Morris Ankrum), einen Cherokee-Indianer, der inzwischen zum Farmer wurde und in einem Haus wohnt. Zum Abschied schenkt dieser Massai einen Beutel voll Korn. Obwohl Massai ein Krieger sein möchte und kein Bauer, nimmt er das Geschenk mit. Als er wieder zu seinem Stamm kommt, wird er von Santos verraten. Und wieder kann er entfliehen...r erregt dort Hohn und Spott. Er trifft auch auf Dawson (Morris Ankrum), einen Cherokee-Indianer, der inzwischen zum Farmer wurde und in einem Haus wohnt. Zum Abschied schenkt dieser Massai einen Beutel voll Korn. Obwohl Massai ein Krieger sein möchte und kein Bauer, nimmt er das Geschenk mit. Als er wieder zu seinem Stamm kommt, wird er von Santos verraten. Und wieder kann er entfliehen...

Abgesehen von diesem nicht stimmigen Alternativschluß, der dem Regisseur aufgedrängt wurde ist "Massai" dennoch ein sehr guter Western. Sogar der erste in Hollywood, der ein Paar präsentiert, dass rein indianisch ist. In den vorherigen indianerfreundlicheren Hollywoodfilmen kam es immer wieder zu einer Liebe zwischen Weißem Mann und Indianerin (Der gebrochene Pfeil), oder zwischen Indianer und einer weißen Frau (Fluch des Blutes). Herausragend ist auf alle Fälle die Kameraarbeit von Ernest Laszlo (Das Narrenschiff, El Perdito, Die Phantastische Reise, Airport) , der sehr oft mit Robert Aldrich zusammengearbeitet hat. Hervorragend auch die Sequenz vom regen Treiben in St. Louis am Abend.

 Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Sonntag, 28. November 2021

Das Musikzimmer


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Satyajit Ray

Palast der Vergangenheit...

Wenn man einen Film sucht, der vom Abgesang des Adels handelt, dann fällt sofort "Der Leopard" von Luchino Visconti ein. Daher ist "Das Musikzimmer" des indischen Filmemacher Satyajit Ray ein naher Verwandter des italienischen Meisterwerks. "Das Musikzimmer" heißt im Original "Jalsaghar" und wird von den Filmkritikern ähnlich hoch angesehen wie Rays "Apu Trilogie", die das Leben eines armen bengalischen Dorfjungen von der Geburt bis zum Erwachsenenalter verfolgt. Ray offenbarte damit ein anderes Bild von Indien, jenseits von Bollywood und sehr nahe im traditionellen Dorf mit den vielen Entbehrungen wie Hunger und Dürre. Diese Filme sind stark vom italienischen Neorealismus geprägt. "Das Musikzimmer" ist da ganz anders. Hier geht es um eine feudale Lebensweise, die am Verschwinden ist. Hauptfigur ist der Großgrundbeseitzer Huzr Roy (Chabi Biswas) , der inzwischen verarmt ist. Er lebt aber immer noch in seinem inzwischen schon fast verfallenen Palast. Sein Diener Ananta (Kali Sarkar) ist ihm immer noch treu ergeben und erfüllt seinem Herrn jeden Wunsch. Auch der Verwalter Tulsi Lahiri) lebt im Palast, hat aber schon seit langer Zeit nicht mehr viel zu tun. Roys Leidenschaft gilt der bengalischen Musik und obwohl er beinahe alle noch vorhandenen finanziellen Mittel bereits ausgeschöpft hat, schwelgt er immer noch in der Erinnerung an glanzvollere Zeiten. Auf seinem Dach sitzend schaut er auf die öde Landschaft oder aufs Haus des Nachbars. Dieser Mahim Ganguly (Gangapada Basu) ist in seinen Augen ein Emporkömmling. Mahim ist auch Geldverleiher, hat eher derbe Manieren - aber er ist der Mann der Stunde. Er hat die Macht, die Roy verloren hat und auch einen gehobenen Status. Keine Frage: Roy ist voller Neid, weil der Andere all das inzwischen besitzt, was Roy verloren hat. Im Musikzimmer von Roy lädt er aber nach wie vor Gäste ein. Vor allem ab dem Zeitpunkt als er Musik aus dem Nachbarhaus wahrnahm. Sein Diener wusste, dass dort ein Fest wegen der Heimkehr des Sohnes gefeiert wird. Mit großer Wehmut denkt er an die schöne Zeit mit seiner Frau (Padma Devi) und seinem Sohn Khoka (Pinaki Sen Gupta) nach. Die beiden fehlen ihm - die beiden Tiere des Palastes, ein Pferd und ein Elefant, erinnern ihn besonders an Khoka, weil dieser diese beiden Tiere über alles liebte . Mutter und Sohn starben beide bei einem Unwetter, als ihr Boot kenterte. Noch einmal trotzt er am Ende der Geschichte seinem Untergang, indem er ein prächtiges Fest im Musikzimmer organisiert und seinem Konkurrenten zeigt, dass er es immer noch mit dem Neureichen aufnehmen kann. Roys Tod am Ende ist unausweichlich...




Die Handlung wird durch drei musikalische Veranstaltungen im Musikzimmer zusammengehalten. Die erste wird von der Sängerin Durga Bei (Begum Akhtar) bestritten. Beim zweiten Abend darf den Gesängen von Ustad Ujir Khan (Ustad Waheed Khan) gelauscht werden. Die letzte Vorstellung wird von der Tänzerin Krishna Bai (Roshan Kumar) gestaltet. Diese Sequenz ist gleichzeitig auch Höhepunkt, dieser Tanz wird begeisternd dargeboten und versetzt nicht nur die Zuschauer des Grundbesitzers in eine gewisse magische Stimmung. Sie ist auch auf den Zuschauer äusserst faszinierend und runden das unbekannte Filmmeisterwerk vergangener Tage aus Indien perfekt ab.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.