Donnerstag, 31. Mai 2018

Die Enttäuschten

























Regie: Claude Chabrol

Der schöne Serge...

Claude Chabrols "Die Enttäuschten" gilt als der erste Filme der Nouvelle Vague. Von Chabrols Mut beflügelt, drehten bald auch andere junge Cinephile wie Truffaut, Godard oder Rivette ihren ersten Langfilm. Sein erster Film ist eine eher pessimistische Milieuschilderung - natürlich fernab von dem Glamour der Traumfabrik. Chabrol schildert den Dreck und die Beschränktheit der franzöisischen Provinz äusserst eindrucksvoll, das ländliche Milieu verliert den Status der Idylle. "Die Enttäuschten" spielt sogar im Dorf Sardent im Departement Creuze, dort ist Chabrol bei seinen Großeltern aufgewachsen und in der Mitte der Geschichte erscheint der Regisseur Chabrol sogar in einer Kurzrolle als La Truffe, ein Mann, der ziemlich viel Geld geerbt hat. Tatsächlich konnte Chabrol aufgrund einer Erbschaft seiner damaligen Ehefrau Agnes Goute den Sprung ins Filmgeschäft wagen, die Drehbarbeiten fanden vom 4. Dezember 1957 bis zum 4. Februar 1958 statt. Das Budget betrug 85.000 Dollar.
Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Francois (Jean-Claude Brialy) in seiner Heimatstadt. Nach 12 Jahren in Paris und zuletzt in der Schweiz hat sich einiges verändert. Francois ist gesundheitlich angeschlagen und muss seine Tuberkulose auskurieren. Seine besten Freund Serge (Gerard Blain) erkennt er aber sofort, doch der ist so betrunken, dass er Francois gar nicht registriert. Erst ein paar Stunden später kommt es zur ersten Begrüßung der beiden Freunde. Im Wirtshaus hat Serge mit seinem Stiefvater Glomaud (Edmond Beauchamps) noch mehr getrunken und die beiden Trunkenbolde werden von Serges schwangerer Frau Yvonne (Michele Meritz) und Glomauds Tochter Marie (Bernadette Lafont) dort abgeholt und heimgebracht. Francois hat sich ein Zimmer im Gasthaus gemietet und erfährt von der Wirtin Madame Chaunier (Jeanne Perez) was sich in seiner langjährigen Abwesenheit so alles ereignet hat. Die Ankunft seines Freundes verstärkt aber die chronische Lebenskrise seines Freundes. Der Pfarrer (Claude Cerval) rät Francois wieder abzureisen, da Serge immer mehr trinkt. Francois erfährt, dass Serges Frau ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt gebracht hat, dieses aber gleich nach der Geburt verstorben ist. Serge glaubt, dass auch die jetzige Schwangerschaft mit genau diesen tragischen Ergebnis enden wird. Inzwischen beginnt Francois ein Verhältnis mit Marie, von der man sagt, dass sie einen immensen Männerverschleiß hat....




"Die Enttäuschten" ist mit den späteren Chabrol Filmen nicht unbedingt zu vergleichen, denn es fehlt die kriminalistischen Note. Das Augenmerk gilt vor allem der lähmenden Atmosphäre des kleinen Dorfes und dies hat Kameramann Henri Decae in exzellente und stimmungsvolle Bilder gepackt. Ein ganz starke Authentizität ist gegeben und gelegentlich fühlt man sich sogar an den Neorealismus Italiens erinnert. Gerard Blain erinnert an bisschen an den rebellischen James Dean, er weigert sich der Realität un dem Erwachsenenalter ins Auge zu sehen. Die Schlußeinstellung suggeriert zwar einen Hoffnungsschimmer, aber wer weiß das schon. Jean-Claude Brialy ist der Gegenpart des gescheiterten schönen Serge (Originaltitel des Films "Le beau Serge), der versucht durch positive Akzente den moralischen Sumpf seines Heimatdorfes etwas zu durchbrechen.
Sein Regiedebüt beschreibt sehr genau die Zerfallserscheinungen einer Provinzgesellschaft und entwickelt hauptsächlich durch die perfekt gelungene Figurenzeichnung eine knisternde Spannung zwischen den Protagonisten.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Montag, 28. Mai 2018

Eiskalt in Alexandrien
















Regie: J. Lee Thompson

Abenteuer durch die Wüste...

Der britische Regisseur J. Lee Thompson drehte ab den 70ern vornehmlich in den USA seine Filme. Er war verantworlich für "Die Eroberung vom Planet der Affen" und für "Die Schlacht um den Planet der Affen" und mit der Regie von "Tag der Abrechnung" zum Lieblingsregisseur des Stars Charles Bronson. Ihre Zusammenarbeit umfasst die Filme "Der weiße Büffel", "Caboblanco", "Ein Mann wie Dynamit", "Der Liquidator", "Der Ambassdador", "Murphys Gesetz", "Das Gesetz ist der Tod" und "Kinjite".
In den frühen 60er Jahren war er aber viel mehr angesehener Regisseur anspruchsvoller Stoffe und weit weniger der Macher kommerzieller Auftragsarbeiten. Besonders die Filme "Ein Köder für die Bestie" , Tiger Bay" und "Eiskalt in Alexandrien" waren ausgesprochene Kiritkerlieblinge. Letzterer wurde 1958 gedreht und ist zwar weniger bekannt als sein größter Erfolg "Die Kanonen von Navarone" - aber im Kriegsfilmgenre sind beide Filme von gleicher guter Qualität. "Eiskalt im Alexandrien - Feuersturm über Afrika" bezieht sich auf ein eiskaltes Bier, dass von den Soldaten hoch geschätzt wird und das man in einer Bar in Alexandria trinken kann.
Wie viele britische Kriegsfilme dieser Zeit basiert auch J. Lee Thompson 1958 entstandener schwarz-weiß Film auf tatsächlichen Begebenheiten und stellten im höheren Maße die durch den Krieg entstandenen Traumata in den Mittelpunkt der Handlung.
Die Geschichte spielt im umkämpften Nordafrika im Jahr 1942. Tobruk fällt, die Briten ziehen ab und Captain Anson (John Mills) bekommt den Auftrag zwei Krankenschwestern (Sylvia Syms, Diane Clare) aus dem Kriegsgebiet ins sichere Alexandria zu bringen. Der Weg führt natürlich mitten durch die Wüste und mitten durchs die von den Deutschen besetzten Gebiete. Durch Minenfelder, durch Salzsumpfgebiet. Feldwebel Tom Pugh (Harry Andrews) ist als Fahrer mit dabei und er hat Sorge, dass sein Vorgesetzter wieder mal zuviel trinkt. Anson leidet tatsächlich an Kampfmüdigkeit und ist Alkoholiker.
Die Fahrt im Krankenwagen, der auch schon seine Mucken hat, ist eine echte Tortur und für alle Beteiligten wird der Wüstentrip zur größten Herausforderung. Unterwegs treffen sie auf den gestrandeten südafrikanischen Offizier Van der Poel (Anthony Quayle), der zu Ansons Freude auch Spritiuosen in seinem Gepäck dabei hat. Als die Deutschen auftauchen, begeht Anson den Fehler mit dem Krankenwagen die Flucht zu versuchen. Die Schüsse der Deutschen treffen die junge Schwester Denis Morton tödlich, was noch mehr Schuldgefühle bei dem Offizier auslöst. Er schwört erst wieder in Alexandria das eiskalte Bier in der angesagten Bar zu trinken. Doch Ruhe gibts nach wie vor nicht. Bald verdächtigen Anson, Pugh und Schwester Diane Murdoch den Südafrikaner der Spionage. Ist er sogar ein Deutscher ? Bei seinen Toilettenpausen in der Wüste nimmt er immer seine große Gepäcktasche mit. Doch der Verdächtige erweist sich auch als Retter vieler brenzliger Situationen. In der Salzwüste geht es dann um Leben und Tod...



Dazwischen baut Thompson noch eine zarte Romanze zwischen dem Alkoholiker Anson und der hübschen Krankenschwester ein und am Ende sitzt die zusammengewürfelte Gruppe tatsächlich an der Bar und genießt das kühle geniale Bier. Sehr interessant ist auch die Figur von Anson im Vergleich zu anderen britischen Kriegsfilmen dieser Zeit: Er ist niemals der strahlende Held, sondern ein Mann, der Fehler macht und dem man die Neurosen und das Ausgebranntsein sofort anmerkt. Die Odyssee durch das Wüstengebiet ist atmosphärisch dicht inszeniert und erinnert in seinen besten Szenen sogar an den Weltklassefilm "Lohn der Angst" von Henri-Georges Clouzot.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Ich war eine männliche Kriegsbraut

























Regie: Howard Hawks

Screwball in Nachkriegsdeutschland...

Howard Hawks teilte in seiner aktiven Zeit als Filmregisseur das gleiche Schicksal wie Alfred Hitchcock. Die Kritiker stempelten ihn als viel zu kommerziellen Regisseur ab und daher wurde er bei den Oscar-Nominierungen auch nur einmal in der Kategorie "Bester Regisseur" berücksichtigt, dies gelang ihm 1942 mit dem patriotischen Epos "Sergeant York". Erst nachdem ihm in den 60er Jahren wichtige Vertreter der Nouvelle Vague als großen amerikanischen Filmemacher den größten Respekt zollten, verschwand nach und nach der Vorwurf, dass er lediglich ein begnadeter Handwerker in seinem Metier sei. Jean Luc Godard bezeichnete Hawks sgoar als den größten amerikanischen Künstler. Ein Blick auf die abwechslungsreiche Filmographie von Hawks beweist dies auch eindrücklich: Er schuf in seiner aktiven Zeit von beinahe 50 Jahren großartige und unsterbliche kinoklassiker wie "Tote schlafen fest", "Haben und Nichthaben", "Red River", "Rio Bravo", "SOS - Feuer an Bord" oder "Das Ding aus der anderen Welt". Aber nicht nur im Action- und Westernfach schuf er Film-Evergreens, er verstand sich auch als exzellenter Macher von Komödie. Die bekanntesten sind sicherlich "Leoparden küßt man nicht", "Sein Mädchen für besondere Fälle" oder "Blondinen bevorzugt". Im Jahr 1949 arbeitete in diesem Genre einmal mehr mit Cary Grant zusammen und aus dem Tatsachenbericht eines gewissen Henri Rochard, einem Belgier, entstand der Film "Ich war eine männliche Kriegsbraut". Das Abenteuer des Belgiers erschien als Zeitungsbericht und war so sonderbar, dass eine Verfilmung zwingend logisch erschien. Und wer wenn nicht der exzellente Komödiant Cary Grant konnte es sich erlauben als eine Art Charleys Tante gegen Ende des Films in Frauenklamotten aufzutreten und als "Flora" für diverse Lacher zu sorgen.
Wie kam es aber zu dieser Verkleidung ? Alles nur wegen der Überdosis an Bürokratie, die es erfordert in die USA einzureisen und auch dort zu bleiben.
Aber der Reihe nach: Der Franzose Henri Clochard (für die Amis wurde aus dem Belgier eine Franzose, vermutlich deshalb, weil der Durchschnittsami auch nur 5 europäische Länder kennt) ist Armeehauptmann im besetzten Nachkriegsdeutschland.  Er kommt nach Heidelberg, denn er hat einen schwierigen Auftrag bekommen, bei dem ihm der amerikanische Leutnant Catherine Gates (Ann Sheridan) als Fahrer zugeteilt wird. Mit dieser Frau hatte er schon einmal einen Auftrag und das Miteinander lief irgendwie mächtig aus dem Ruder nach dem Motto "Was sich liebt, das neckt sich". Nun fahren die beiden - sie fährt das Motorrad und er muss im Seitenwagen sitzen mit dem Ziel Bad Nauheim. Unterwegs zanken sie sich wieder, aber es gibt ein Happyend, in dem beide ihre Liebe erkennen und so wird auch geheiratet. Doch das ist erst der Anfang der Geschichte.
Bevor die beiden in den USA ein gemeinsames Leben glücklich verbringen können, steht die Hürde "Einreise" im Weg. Obwohl verheiratet gibt es keine Möglichkeit, dass ein mit einer US-Bürgerin verheirateter ausländischer Mann so einfach in die Staaten reisen kann. Es gibt da allerdings ein Gesetz, dass es mit viel Formular immerhin erlaubt ausländischen Ehefrauen von amerikanischen Soldaten, "Kriegsbräute" genannt, die Einreise zu ermöglichen. Was bleibt da Henri anderes möglich, als sich als Frau zu verkleiden, damit er ohne Probleme aufs Schiff kommt...



Hawks hat natürlich das perfekte Gespür für das Timing einer solchen Geschichte und er erzählt sie als Screwball-Comedy, bei der die Frau den starken Part hat und ihren Henri sowohl beim Auftrag hilft und auch beim Kampf mit der Bürokratie die zündende Idee hat. Cary Grant und Ann Sheridan haben das Talent, dass der anfängliche Geschlechterkampf total zum Lachen ist und der Film richtig kurzweilig bleibt. Etwas besonderes ist auch der Schauplatz Nachkriegsdeutschland, gedreht wurde an Originalschauplätzen Heidelberg, Mannheim, Frankfurt und und und. Da Hawks nicht ganz so zufrieden war mit den Dialogen aus dem Drehbuch. ließ er Sheridan und Grant sehr oft improvisieren, das gibt dem Film tatsächlich sehr viel Esprit und Unterhaltung.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

In die Falle gelockt

























Regie: William Wyler

Der Westerner....

Roy Bean, der selbsternannte Richter, der seine Verhandlungen in seinem eigenen Saloon "The Jersey Lilly" abhielt und nahe vom Pecos in Texas lebte - er gehört zu den legendären Gestalten dieser Zeit. Zweimal wurde seine Geschichte verfilmt. 1972 spielte Paul Newman den umstrittenen Mann des Gesetzes in  John Hustons "Das war Roy Bean", aber bereits 1940 gab es ebenfalls eine sehr erfolgreiche Kinoversion durch den aus dem elsässischen Mülhausen stammenden Weltklasseregisseur William Wyler.  In Deutschland bekam der Film den Verleihtitel "In die Falle gelockt" - der Originalfilm heißt "The Westerner" und Wyler geht im Gegensatz zu Huston ein bisschen anders vor, der Roy Bean als Hauptfigur offeriert. In "The Westerner" wird der Richter von Walter Brennan gespielt - dieser legendäre Nebendarsteller, der dreimal den Oscar erhielt und damit gleichauf mit Jack Nicholson und Daniel Day Lewis an der Spitze der Schauspieler mit den meisten gewonnen Academy Awards steht.  Für "The Westerner" bekam er diese Auszeichnung - allerdings wie bereits angedeutet als bester Nebendarsteller. Siegreich war Brennan auch 1937 für Howard Hawks "Nimm was du kriegen kannst" und den Erfolg wiederholte er zwei Jahre später in "Die goldene Peitsche" von David Butler.
Schon in sehr frühen Jahren wurde Walter Brennan gerne als "kauziger Alter" - vor allem im Western - eingesetzt. Wyler stellte ihm aber den Superstar Gary Cooper zur Seite, der als herumziehender Cowboy Cole Hardin gleich am Anfang der Story sehr unschön die Bekanntschaft des Richters macht. Roy Bean lässt jeden Pferdedieb sofort aufhängen und genau das wirft man dem Fremden vor. Der bemerkt auch gleich während der Gerichtsverhandlung, dass das Urteil eigentlich schon gefällt scheint, aber die Farmerin Jane Ellen Matthews (Doris Davenport) verteidigt ihn. Die Farmer, die sich hier niederließen und Mais anbauen wollen, sind für die Viehrancher ein Dorn im Auge und die haben mit Roy Bean einen Gesetzesmann an ihrer Spitze, der es zulässt, dass die Farmer immer wieder mit Gewalt und Aggression konfrontiert werden - man will sie so zur Aufgabe zwingen. Obwohl der wahre Pferdedieb ermittelt wird, rettet Coles glühendes Statement für die Sängerin Lillie Langtry (Lilian Bond) das Leben. Ausserdem erwähnt Cole, dass er eine Haarsträhne von der Frau besitzt und dies stimmt den Richter, der von sich behauptet der größte Langtry Fan zu sein, milde. Es kommt vorübergehend sogar dazu, dass beide ziemlich beste Freunde werden. Doch der Richter spielt falsch und am Ende kommt es zur Konfrontation der beiden Männer...



Walter Brennan bekam zu Recht seinen Oscar und die Schlußszene des Films ist berühmt geworden. Der Richter hat das ganze Theater von Fort Davis für sich alleine gemietet, da er alle vorhandenen Karten selbst gekauft hat. Endlich ist die Möglichkeit gegeben, dass er sein Idol persönlich kennenlernen könnte. Doch als sich der Vorhang hebt, ist die Überraschung sehr groß.
Auch heute noch überzeugt Wylers Western. Während der Stummfilmzeit drehte der Regisseur viele Western, als der Tonfilm aufkam machte er sich vor allem als Filmemacher einen Namen, der in vielen Genres Meisterwerke abliefern konnte. Erst 1956 ging es wieder in die Richtung. "Lockende Versuchung" war zwar kein echter Western, aber er spielte immerhin schon zur Zeit des Sezessionskrieges und dessen Nachfolgefilm "Weites Land" war dann wieder Wilder Westen in Reinform. "The Westerner" besicht auch die wunderbare Kamera-Arbeit von Gregg Toland und wurde für zwei weitere Academy Awards nominiert: Bestes Szenenbild und beste Originalgeschichte.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Freitag, 18. Mai 2018

Engel der Gejagten

























Regie: Fritz Lang

Die verrufene Ranch...

Fritz Lang hat in den USA drei Western gedreht. Nach "Rache für Jesse James" und "Überfall der Ogalalla", die er in den frühen 40er Jahren drehte, dauerte es mehr als 10 Jahre bis zum dritten Genrebeitrag, der durch die Hauptrolle von Marlene Dietrich deutlich aus dem Rahmen der üblichen Wild-West Storys fiel. Zuerst sollte der Film - angelehnt an das populäre Roulette Spiel in den amerikanischen Saloons - "Chuck-a-Luck" heißen, doch Howard Hughes, der Chef der RKO, entschied sich am Ende für die verrufene Ranch: Rancho Notorious, in Deutschland erhielt der 1952 entstandene Western den Titel "Engel der Gejagten". Für die Diva und Weltstar Marlene Dietrich war es auch nicht der erste Western, denn bereits 1939 arbeitete sie in "Destry rides again" (Der große Bluff) in einem Westernsaloon als Hure. Und auch 13 Jahre später ist sie immer noch die Frau, die die Männer nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Eine Szene bleibt besonders in Erinnerung: Eine Art Pferderennen im Saloon ausgetragen, bei dem die Männer die Gäule sein müsen und die Frauen auf ihnen ins Ziel reiten müssen. Das Siegergespann bekommt einen Preis. Und Fritz Lang fand vor allem das Motiv interessant ein Pärchen zu zeigen, die sich gefunden haben und die in die Jahre gekommen sind. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Barsängerin (Marlene Dietrich) und der Revolverheld an ihrer Seite (Mel Ferrer) damit, dass sie Outlaws Schutz vor dem Zugriff durch die Gesetzeshüter auf ihrer Ranch bieten. Natürlich nur gegen gute Bezahlung. 10 % von der Beute kassiert die Chefin.
Doch bevor der Zuschauer die verrufene Ranch zu Gesicht bekommt, geschieht ein grausames Verbrechen in einer Kleinstadt. Zwei Banditen rauben einen Krämerladen aus und vergewaltigen und ermorden Beth Forbes (Gloria Henry), das Mädchen, das im Laden arbeitet und mit dem Cowboy Vern Haskell (Arthur Kennedy) verlobt ist. Die Täter flüchten, Verns Verlobungsgeschenk - eine wertvolle Brosche - haben sie als Trophäe mitgenommen.
Der Cowboy nimmt die Verfolgung auf und sinnt auf Rache. Unterwegs entdeckt er einen der beiden Männer, der vom anderen niedergeschossen wurde. Seine letzten Worte sind "Chuck-a-luck", was Vern schließlich auf die Spur des Glücksspiels und damit auch auf die Ranch der Prostituierten Cora Kean führt. Er freundet sich voher mit Frenchy Fairmonts (Mel Ferrer) an, der im Knast sitzt, weil er für seine Cora ein Parfüm klauen wollte. Ausserdem lässt er sich in der gleichen Zelle einsperren und durch Zufall können die beiden Männer schnell entkommen. Der Weg führt natürlich auf die Ranch und zu Cora, die bald auch eine gewisse Sympathie für den jungen Vern empfindet...



"Engel der Gejagten" wurde im satten Technicolor gedreht, es ist aber auch ein Studiofilm der alten Garde und oftmals sind die Wildwestaufnahmen als Studiokulissen erkennbar. 
Marlene Dietrichs Rollentypus als starke Frau des Westens mit einer tragischen Vergangenheit hat ein paar Jahre später Nicholas Ray in seinem Klassiker "Johnny Guitar" mit der Figur von Joan Crawfords "Vienna" perfektioniert. Und er lässt dabei auch seine Heldin am Leben - dieses Glück hat Marlene bei Fritz Lang leider nicht. Denn sie wird tödlich verletzt, als sie sich schützend vor ihren alten Lover Frenchy stellt. Die Bande, die sich am Ende gegen ihre Wohltäter stellen, die ihnen Unterschlupf gaben, erinnert ein bisschen an die Mabuse Bande aus Fritz Langs Stummfilmen. Noch vor "Zwölf Uhr Mittags" gedreht, der einen Song "Do  not forsake me, oh my darling" als Leitmotiv anbot, nimmt das Lied "The Legend of Chuck-a-Luck" einen hohen Stellenwert in der Dramatugie des Films ein. Sänger des Songs war William Lee. Auch Marlene Dietrich durfte singen - "Gipysy" Davey" und "Get away, young man". Obwohl seine Stummfilme und seine Noirs bei den Cineasten viel höher geschätzt werden, schaffte es Lang alle drei Ausflüge in den Wilden Westen zu Klassikern zu machen.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Dienstag, 15. Mai 2018

Schweigen ist Gold

























Regie: Rene Clair

Von den Anfängen des Films...

Der am 11. November 1898 geborene Rene Chomette war zunächst Journalist und träumte vom literarischen Ruhm. Das Kino interessierte ihn aber auch und so wählte er den Namen "Rene Clair" als Pseudonym, um seinen Manen für die zukünftige Schriftstellerkarriere nicht zu vermasseln. Als Schauspieler fing er dann beim neuen Medium an und drehte als ersten eigenen Film im Alter von 25 Jahren "Paris qui dort" (Paris schläft). Großen Erfolg feierte 1928 mit "Der Florentiner Hut" und fand damit auch seinen Stil einer beschwingten, tänzerisch-musikalischen Komödie. Sein erster Tonfilm "Unter den Dächern von Paris" wurde ein riesiger Erfolg und gilt auch heute noch als einer der großen Klassiker des frühen europäischen Tonfilms. Nach dem Mißerfolg seines sozialkritischen Film "Der letzte Milliardär" ging er aber verbittert nach England und drehte dort seine Filme. Während der Kriegsjahre war er Emmigrant und arbeitete in Hollywood. Dort entstanden Klassiker wie "Meine Frau, die Hexe", "Es geschah Morgen" und "Das letzte Wochende". Nach 1945 ging er zurück in die Heimat, wo ihm mit "Schweigen ist Gold" ein glänzendes Comeback gelang.
Die Geschichte in in Paris um die Jahrhundertwende angesiedelt und ist auch eine sehr schöne Hommage an die Pioniere des französischen Films.
Der alternde Frauenheld Emile (Maurice Chevalier) lebt in dieser Zeit der Belle Epoque. Der Film ist im Kommen und einige Wagemutige sind begeistert davon ihre kleinen Geschichten auf Zelluloid zu bannen. Emile ist einer dieser ersten Filmregisseure. Die Crew ist wie eine Familie, man ist mit Herzblut dabei. Sein Assistent ist sein Adoptivsohn Jacquet Francet (Francois Perier), der nicht so leicht wie Emile mit dem anderen Geschlecht flirten kann. Er ist irgendwie schüchtern und nimmt gerne die Ratschläge seines Adoptivvaters an, der einen Schlag bei den Frauen hat. Eines Tages wird Emile von dem Theaterschauspieler Celestin (Roland Armotel) gebeten, auf dessen Tochter Madeleine (Marcelle Derien) eine Zeit aufzupassen. Emile kann die Bitte nicht abschlagen, denn die Mutter von Madeleine war seine große Liebe, die er leider an Celestin verlor. So ist er nun der Aufpasser eines sehr attraktiven jungen Mädchens, die im sündigen Paris vor den großen Gefahren beschützt werden soll. Doch es kommt anders: Emile verguckt sich seinen Schützling und lebt extrem auf. Und auch Jacques gelingt es das Mädchen in der Straßenbahn anzusprechen. Die beiden jungen Leute verlieben sich. Er weiß natürlich noch nicht, dass es sich bei seinem Schwarm um den Schützling seines Adoptivvaters handelt und beide sind sogar die Hauptakteure in Emiles Film, der gedreht wird. Am Ende kommt Emile zur Erkenntnis, dass die beiden Liebenden ein HappyEnd verdient haben....



Nach seiner Rückkehr aus dem Exil kommt Clair dort anknüpfen, wo er Anfang der 30er aufgehört hatte. Seine Stärke war die liebenswürdige und leichte, komödienhafte Schilderung aus dem Alltag einfacher Menschen. Für den berühmten Maurice Chevalier wurde die Hauptrolle ebenfalls zum Erfolg. Er wurde nach dem Krieg von vielen Franzosen als "Kollaborateur" angesehen und bekam keine Filmrollen mehr. Chevalier wurde vorgeworfen, dass er während der deutschen Besatzungszeit auch bei deutschen Soldaten aufgetreten ist. Ganz böse Zungen nannten ihn zu dieser Zeit "Herr Moritz Reiter" - die deutsche Übersetzung seines französischen Namens. Clairs Faible für die Burleske ist auch hier in "Schweigen ist Gold" deutlich sichtbar. Trotz der Zeit in Hollywood gelang ihm hier in seinem Comeback ein typisch französischer Film mit großer Liebe zum Detail. Zu seiner Zeit waren die Produktionskosten mit 100 Millionen Francs sehr hoch. Vor allem Romantiker und auch Nostalgiker kommen hier total auf ihre Kosten


Bewertung: 7 von 10 Punkten.