Montag, 28. Mai 2018

Ich war eine männliche Kriegsbraut

























Regie: Howard Hawks

Screwball in Nachkriegsdeutschland...

Howard Hawks teilte in seiner aktiven Zeit als Filmregisseur das gleiche Schicksal wie Alfred Hitchcock. Die Kritiker stempelten ihn als viel zu kommerziellen Regisseur ab und daher wurde er bei den Oscar-Nominierungen auch nur einmal in der Kategorie "Bester Regisseur" berücksichtigt, dies gelang ihm 1942 mit dem patriotischen Epos "Sergeant York". Erst nachdem ihm in den 60er Jahren wichtige Vertreter der Nouvelle Vague als großen amerikanischen Filmemacher den größten Respekt zollten, verschwand nach und nach der Vorwurf, dass er lediglich ein begnadeter Handwerker in seinem Metier sei. Jean Luc Godard bezeichnete Hawks sgoar als den größten amerikanischen Künstler. Ein Blick auf die abwechslungsreiche Filmographie von Hawks beweist dies auch eindrücklich: Er schuf in seiner aktiven Zeit von beinahe 50 Jahren großartige und unsterbliche kinoklassiker wie "Tote schlafen fest", "Haben und Nichthaben", "Red River", "Rio Bravo", "SOS - Feuer an Bord" oder "Das Ding aus der anderen Welt". Aber nicht nur im Action- und Westernfach schuf er Film-Evergreens, er verstand sich auch als exzellenter Macher von Komödie. Die bekanntesten sind sicherlich "Leoparden küßt man nicht", "Sein Mädchen für besondere Fälle" oder "Blondinen bevorzugt". Im Jahr 1949 arbeitete in diesem Genre einmal mehr mit Cary Grant zusammen und aus dem Tatsachenbericht eines gewissen Henri Rochard, einem Belgier, entstand der Film "Ich war eine männliche Kriegsbraut". Das Abenteuer des Belgiers erschien als Zeitungsbericht und war so sonderbar, dass eine Verfilmung zwingend logisch erschien. Und wer wenn nicht der exzellente Komödiant Cary Grant konnte es sich erlauben als eine Art Charleys Tante gegen Ende des Films in Frauenklamotten aufzutreten und als "Flora" für diverse Lacher zu sorgen.
Wie kam es aber zu dieser Verkleidung ? Alles nur wegen der Überdosis an Bürokratie, die es erfordert in die USA einzureisen und auch dort zu bleiben.
Aber der Reihe nach: Der Franzose Henri Clochard (für die Amis wurde aus dem Belgier eine Franzose, vermutlich deshalb, weil der Durchschnittsami auch nur 5 europäische Länder kennt) ist Armeehauptmann im besetzten Nachkriegsdeutschland.  Er kommt nach Heidelberg, denn er hat einen schwierigen Auftrag bekommen, bei dem ihm der amerikanische Leutnant Catherine Gates (Ann Sheridan) als Fahrer zugeteilt wird. Mit dieser Frau hatte er schon einmal einen Auftrag und das Miteinander lief irgendwie mächtig aus dem Ruder nach dem Motto "Was sich liebt, das neckt sich". Nun fahren die beiden - sie fährt das Motorrad und er muss im Seitenwagen sitzen mit dem Ziel Bad Nauheim. Unterwegs zanken sie sich wieder, aber es gibt ein Happyend, in dem beide ihre Liebe erkennen und so wird auch geheiratet. Doch das ist erst der Anfang der Geschichte.
Bevor die beiden in den USA ein gemeinsames Leben glücklich verbringen können, steht die Hürde "Einreise" im Weg. Obwohl verheiratet gibt es keine Möglichkeit, dass ein mit einer US-Bürgerin verheirateter ausländischer Mann so einfach in die Staaten reisen kann. Es gibt da allerdings ein Gesetz, dass es mit viel Formular immerhin erlaubt ausländischen Ehefrauen von amerikanischen Soldaten, "Kriegsbräute" genannt, die Einreise zu ermöglichen. Was bleibt da Henri anderes möglich, als sich als Frau zu verkleiden, damit er ohne Probleme aufs Schiff kommt...



Hawks hat natürlich das perfekte Gespür für das Timing einer solchen Geschichte und er erzählt sie als Screwball-Comedy, bei der die Frau den starken Part hat und ihren Henri sowohl beim Auftrag hilft und auch beim Kampf mit der Bürokratie die zündende Idee hat. Cary Grant und Ann Sheridan haben das Talent, dass der anfängliche Geschlechterkampf total zum Lachen ist und der Film richtig kurzweilig bleibt. Etwas besonderes ist auch der Schauplatz Nachkriegsdeutschland, gedreht wurde an Originalschauplätzen Heidelberg, Mannheim, Frankfurt und und und. Da Hawks nicht ganz so zufrieden war mit den Dialogen aus dem Drehbuch. ließ er Sheridan und Grant sehr oft improvisieren, das gibt dem Film tatsächlich sehr viel Esprit und Unterhaltung.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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